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Sie fuhren auf der LaSalle Street eine Viertelstunde lang geradeaus nach Norden. Dann steuerte Shrimpton den Buick nach links in die Eugene Street, dann wieder rechts und noch einmal rechts.

Das Grundstück St. Paul Street Nummer sechsundvierzig wurde zur Straße hin von einer übermannshohen weißen Mauer begrenzt. Der geschwungene Torbogen über der Einfahrt und die kunstvoll geschmiedeten Gitterstäbe verliehen dem Anwesen etwas Arabisch-Vorderasiatisches.

Wippend kam die Schnauze des Buick eine Handbreit vor dem Tor zum Stehen. Dusty Darnell drückte auf einen Knopf, der sich vor dem Beifahrersitz unter dem Armaturenbrett befand. Ein elektronisches Signal wurde ausgelöst. Wie auf Kommando erschien hinter dem Tor ein Mann im grauen Overall. Er baute sich links neben der Einfahrt auf, öffnete einen Metallkasten, der an der weißen Mauer befestigt war, und betätigte einen Schalter.

Lautlos glitt das Tor auf gut geölten Lagern zur Seite. Shrimpton ließ den Buick anrollen. Im Vorbeifahren winkte er dem Toröffner zu.

Die Limousine knirschte über einen breiten Weg, der mit feinem Kies ausgestreut war. Der Garten zu beiden Seiten war mit Blicken nicht zu durchdringen und schien völlig verwildert zu sein. Nur der Fachmann konnte erkennen, dass hier ein Gartenbauarchitekt viel Mühe darauf verwendet hatte, ein dschungelähnliches Gelände mit heimischen Zierpflanzen verschiedenster Größen anzulegen.

Die Villa war flach, eingeschossig und ebenso weiß wie die Außenmauer an der Straße. Das langgestreckte Gebäude, das aus zwei Trakten bestand, die einen rechten Winkel bildeten, kam erst in Sicht, als der Buick eine scharfe Linkskurve des Kiesweges hinter sich gelassen hatte.

Auf dem betonierten Vorplatz der Villa standen zwei schwere Limousinen. Ein schneeweißer Cadillac Eldorado und ein cremefarbener Mercedes 6,3 – frisch aus Deutschland importiert.

Dusty Darnell stieg aus. „Bring den Wagen in die Garage“, ordnete er an und schlug die Beifahrertür zu. Sam Shrimpton reagierte prompt.

Zwischen zwei kitschig verschnörkelten Marmorsäulen befand sich der Eingang der Villa. Mittelpunkt des aufwendigen Portals war eine schwere Eichentür mit handgeschmiedeten Beschlägen. Etwa in Kopfhöhe befand sich in beiden Türflügeln je ein kreisrundes Ornament, in dessen Mitte bei näherem Hinsehen ein Objektiv zu erkennen war.

Darnell trat vor das rechte Ornament und betätigte den Klingelknopf. Geduldig ließ er die Gesichtskontrolle über sich ergehen, die von drinnen aus vorgenommen wurde. Der Boss hatte seine Anordnungen getroffen. Und die musste man befolgen.

Die optische Kontrolle fiel zur Zufriedenheit aus. Mit saugendem Geräusch wurde die Tür geöffnet, und ein hagerer Typ in stilechter Butlerkluft ließ Darnell eintreten. Der Boss hatte eine Vorliebe für orientalischen Baustil und britische Traditionen. Er konnte es sich leisten. Beides.

Sie waren in der Bibliothek versammelt. Drei Yards Bücher an drei Wänden, in Regalen bis zur Decke.

Eine vierte Wand gab es nicht. Statt dessen eine Fensterfront aus sonnen schutzgetöntem Doppelglas. Der Blick fiel auf einen nierenförmigen Swimmingpool, üppig wuchernde Dschungelgewächse und drei nicht mehr üppige Bikinigirls. Sie räkelten sich am Rand des himmelblauen Badewassers und warteten geduldig auf ihre Gönner, die sich zwischen prall vollen Bücherwänden aufhielten.

„Hallo“, sagte Darnell leicht verlegen. Die Anwesenheit von gleich drei großen Bossen machte ihn etwas unsicher.

„Setz dich“, sagte Mike Feldman, der Boss des Hauses. Feldman hatte eine super kurze Haarbürste auf dem schmalen, sonnengebräunten Schädel. Seine Augen waren eisgrau und unangenehm herrisch. Der hagere Körper des Mannes, von Lederhaut umgeben, steckte in einem orangefarbenen Polohemd und blauen Badeshorts. Feldmans Eltern waren deutsche Einwanderer gewesen. Er selbst war in New York geboren und später nach Chicago übergesiedelt.

Dusty Darnell ließ sich in den noch freien Sessel vor dem flachen Glastisch sinken. Links und rechts von Feldman saßen Tony „Fats“ Corelli und Serge Kovacz.

Corelli hieß „Fats“, wie alle Leute seiner Körpergröße, die nicht anders als fett genannt werden konnten. Er hatte einen schweißglänzenden Kugelkopf, der übergangslos auf breiten Schultern ruhte. Corellis komplette Fülle verbarg sich unter einem weißen Sommeranzug. Sein dunkles Haar deutete auf die italienische Abstammung hin.

Serge Kovacz war erst vor zehn Jahren nach Amerika gekommen. Aus politischen Gründen, wie er es motiviert hatte. Keiner hatte je erfahren, welches die wirklichen Gründe gewesen waren, die ihn aus seinem Heimatland Jugoslawien getrieben hatten. Tatsache war, dass er es in Chicago ziemlich schnell geschafft hatte, zu den tonangebenden Leuten der Unterwelt zu zählen.

Kovacz konnte sitzen, stehen oder liegen – in jeder Lebenslage machte er den Eindruck eines sprungbereiten Tigers. Alles an ihm war geballte Energie. Unter seinem dünnen Hemd aus hellgrauem Feincord wölbten sich ansehnliche Muskelpakete. Die hautenge schwarze Samthose zeigte, dass Kovacz viel von Herrenmode hielt. Bei seinem athletischen Körperbau konnte er es sich leisten, solche Produkte der Modeindustrie spazieren zu tragen, die bei weniger imposanten Typen unweigerlich zur Erheiterung der Umwelt beitrugen.

„Schieß los!“, forderte Mike Feldman. Er reichte eine randvolle Zigarettendose aus gehämmertem Silber herum.

„Keine Probleme“, begann Dusty Darnell mit schiefem Grinsen, „die Kleine hat ihren Käfer in ’nem Autosilo. Hundert Yards von ihrem Büro entfernt, gleich um die Ecke.“

„Die Nebenstraße, parallel zum Jackson Boulevard?“ Kovacz sah den Staubigen fragend an. Sein Amerikanisch war fast akzentfrei.

„Stimmt genau. Allerdings ist es ’ne Einbahnstraße. Man kann von der LaSalle Street ’reinfahren. Hinaus geht es nur zur Quincy Street. Aber von dort aus kommt man Ja nach allen Seiten weg.“

„Sehr gut“, nickte Feldman, „das war gute Arbeit, Dusty. Was meint ihr?“ Er blickte seine Nebenmänner an.

„Okay, okay“, winkte Corelli ab. Seine Stimme klang schnarrend und ölig. „Wir wissen, dass du gute Leute hast.“

„Soweit ist die Geschichte all right“, fügte Kovacz hinzu, „wir müssen nur noch die genauen Zeiten festlegen.“

„Richtig, Serge.“ Feldman lächelte dünn. „Dusty kann es uns auf die Minute genau sagen. Und dann lassen wir das Ganze gleich morgen abrollen. Je eher, desto wirkungsvoller.“

Die anderen stimmten in Feldmans meckerndes Lachen mit ein.

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