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Der schnittige Kajütkreuzer pflügte mit schnurrbartförmiger Bugwelle durch die hellblauen Fluten des Lake Michigan. In der schäumenden Hecksee ließen sich Möwen nieder, um geduldig auf nahrhafte Brocken zu warten, die nicht kamen.

Die Männer an Bord hatten andere Sorgen. Jack O’Reilly hatte die Windschutzscheibe des Kommandostandes nach vorn geklappt. Eine leichte Brise fächerte seinen flachsblonden Haarschopf. Die harten Fäuste des breitschultrigen Hünen hielten das Ruder mit der Sicherheit eines routinierten Seebären.

Tony Cantrell und Morton Philby beobachteten die Wasserfläche aus der rundum verglasten Kajüte. Cantrell trug das enganliegende Trikot.

„Es ist reichlich riskant, Sir“, murmelte Philby, ohne den Kopf zu wenden.

„Du siehst zu schwarz, Silk“, erwiderte der Gangsterjäger mit hintergründigem Lächeln. Er hatte die Gesichtsmaske noch nicht aufgesetzt. Um seine Augen zog sich ein Kranz winziger, kaum erkennbarer Narben. Die ständige Erinnerung an das Attentat heimtückischer Verbrecher, die glaubten, ihrem gefährlichsten Widersacher für immer das Augenlicht genommen zu haben. Nur wenige Menschen kannten das Geheimnis von Rechtsanwalt und Privatdetektiv Tony Cantrell, der in der Öffentlichkeit tatsächlich die Rolle des Blinden spielte. Er hatte seine Gründe dafür.

Philby runzelte unzufrieden die Stirn. Eine Vorliebe für seine Krawatten hatte dem schlanken Detektiv den Spitznamen „Silk“ eingetragen. „Wir hätten den Trip bei Dunkelheit machen sollen“, widersprach er, „die Sache ist es nicht wert, bei Tageslicht den Ruf der Schwarzen Maske aufs Spiel zu setzen.“

„Ich bin anderer Meinung“, konterte Cantrell ruhig, „der Ruf der Schwarzen Maske wird dadurch eher gefestigt. Erstens rechnet bei Tageslicht niemand mit mir. Außerdem ist es gerade fünf Uhr morgens, und die Sonne ist eben erst aufgegangen. Neunzig Prozent aller Bürger Chicagos horchen zu diesem Zeitpunkt noch ihre Matratzen ab. Nachts sieht es im Übrigen kaum anders aus. Eine hundertprozentige Menschenleere kann es nur geben, wenn man die Stadt evakuieren würde.“

„Zugegeben, Sir, aber …“

„Außerdem“, unterbrach ihn sein Chef, „ist die Uhrzeit für unser Vorhaben noch aus einem anderen Grund günstig. Wenn unser Freund Coughlin seine Gewohnheiten nicht geändert hat, dürfte er bestenfalls erst vor zwei oder drei Stunden nach Hause gekommen sein.“

„Okay“, seufzte Silk ergeben, „ich gebe mich geschlagen. Sie sind nicht zu belehren, Sir.“ Er sah Cantrell sekundenlang verschmitzt an.

„Alter schützt vor Torheit nicht, Silk. Vielleicht werde ich eines Tages vernünftig, um auf deinen Rat zu hören.“

Jack O’Reilly machte sich lautstark bemerkbar. „Backbord voraus!“, brüllte er aus dem Kommandostand in die Kajüte. Der Motorenlärm des dreihundert PS starken Innenborders war an seinem luftigen Standort lauter als bei Cantrell und Philby.

Zum Zeichen, dass er verstanden hatte, hob Cantrell kurz die Hand. Gemeinsam mit Philby blickte er in die angegebene Richtung, wo zwei grüne Landzungen in Sicht kamen, die sich gegenüberlagen. Zwischen den Endpunkten der beiden Halbinseln lag eine etwa dreihundert Yard breite Einfahrt, die in einen der zahlreichen Häfen am Lake Michigan führte.

Belmont Harbor. Domizil des exklusiven Chicago Yacht Club im Süden. Die nördlichen Ufer des Belmont Harbor sahen weniger aufgeräumt aus. Ein nahezu unübersehbares Gewirr von Wasserfahrzeugen aller Schattierungen erstreckte sich auf eine Gesamtfläche, die mehr als zwei Quadratmeilen ausmachte.

Und irgendwo in diesem Gewirr lag das Hausboot von Slim Coughlin.

Mit langsamer Fahrt tuckerte der Kajütkreuzer durch die Enge zwischen den spitzen Nasen der beiden Halbinseln. Wachsam beobachtete Butch die ausgedehnte Wasserfläche des natürlichen Hafenbeckens.

Die Aufbauten luxuriöser Segeljachten waren zur Linken zu erkennen. Mehrere Clubhäuser lagen am Ufer, weißgetüncht und in der Form moderner Bungalows.

Die Landzunge zur Rechten hatte eine Ausbuchtung in Richtung zum Häusermeer von Chicago City. Unmittelbar dahinter begannen die Liegeplätze der Motorboote, Segeljollen, plumpen Motorsegler und Hausboote.

Butch, so wurde der blonde Hüne O’Reilly genannt, hatte die Information mit nach Hause gebracht. Er wusste daher am besten Bescheid. In etwa kannte er den Kurs, den er einschlagen musste. Langsam legte er den Kajütkreuzer in einem langgezogenen Bogen auf Nordkurs.

Von Norden nach Süden dehnte sich die Wasserfläche von Belmont Harbor auf einer Länge von etwa einer Meile aus. Von Osten nach Westen schwankte der Abstand von Ufer zu Ufer zwischen vierhundert und sechshundert Yards.

Die Wasserfläche wirkte wie ausgestorben. Sanft dümpelten die zahllosen Boote im leichten Wellengang. Das Licht der frühen Morgensonne zauberte kleine Reflexe auf das Wasser.

Butch ließ den Kajütkreuzer im Schatten der Boote am Ostufer von Belmont Harbor entlangrauschen. Nirgends war eine Menschenseele zu sehen. Die langgezogenen Bootsstege und die einfachen Holzbaracken am Ufer waren ohne jede Betriebsamkeit.

Knapp zweihundert Yards nördlich der Ausbuchtung der Landzunge drosselte Butch den Motor, um ihn schließlich ganz abzustellen. Er brachte das Ruder in Ruhestellung und verließ seinen Posten im Kommandostand. An den Füßen trug er leichte Leinenschuhe mit dicken Gummisohlen. Mit wenigen raschen Schritten war Butch auf dem Vorderdeck. Er packte den Anker, warf ihn in die hellblauen Fluten und ließ das Nylontau durch seine Hände gleiten. Es dauerte nur wenige Sekunden. Er zurrte das Tau fest und eilte zu Cantrell und Silk in die Kajüte.

„Coughlins Quartier kann nicht mehr weit entfernt sein“, meinte der blonde Hüne etwas außer Atem.

„Gut“, nickte Team-Chef Cantrell, „auf hundert Yards mehr oder weniger kommt es ohnehin nicht an. Ich kann mich auf die Beschreibung verlassen?“

„Sicherlich, Sir.“ Butch zuckte die Achseln. „Wenn unser V-Mann mir etwas vorgeflunkert hat, wird er die längste Zeit in unserem Schutz gestanden haben.“

Die drei Männer verloren keine Zeit mehr. Spätestens in einer Stunde würde vermutlich Belmont Harbor zu erstem Leben erwachen. Und dann konnte der Einsatz der Schwarzen Maske tatsächlich riskant werden.

Mit wenigen Handgriffen lockerten Butch und Silk das Zweimann-Schlauchboot, das auf dem Achterdeck des Kajütkreuzers befestigt war. Lautlos ließen sie die Gummi-Nussschale zu Wasser. Der Gangsterjäger stieg als erster ein. Dann half er Silk, in dem winzigen Boot nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Butch reichte die beiden Paddel und ein Walkie-Talkie hinterher, das Silk mit eingefahrener Antenne vor seinen Füßen deponierte. Das tragbare Funkgerät war nur für den Notfall gedacht. Butch verfügte über ein zweites, das sich in der Kajüte befand.

Möglichst geräuschlos tauchten Silk und sein Chef die Paddel ein. Leise schob sich das Schlauchboot durch die winzigen Wellen. Die Geschwindigkeit, die die beiden Kriminalisten auf diese Weise erreichten, war naturgemäß nur gering. Dennoch waren sie innerhalb von fünf Minuten bereits einen guten Steinwurf weit vom Kajütkreuzer entfernt.

Cantrell und Philby sprachen kein Wort. Sie verständigten sich nur durch Handzeichen. Am Rand der vertäut liegenden Boote nutzten sie jede Deckung aus, die sich ihnen bei ihrer unbemerkten Annäherung an das Ziel bot.

Nach weiteren fünf Minuten kamen die ersten Hausboote in Sicht. Der Gangsterjäger legte für einen Moment das Paddel weg und streifte die schwarze Gesichtsmaske über, die bislang in seiner Brusttasche gesteckt hatte. Nur seine Augenpartie sowie Mund und Nase waren jetzt noch frei. Unmöglich, in ihm den blinden Rechtsanwalt Tony Cantrell zu erkennen.

Die Hausboote lagen wahllos verstreut zwischen Segeljollen und kleineren Motorbooten an verschiedenen Stegen. Bei einigen handelte es sich offensichtlich um Eigenbauten, kleineren Fahrzeugen, die von ihren Besitzern nur zu Wochenendausflügen oder im Urlaub benutzt wurden.

Slim Coughlins Hausboot war größer und ständig bewohnt. Der Gangsterjäger entdeckte es plötzlich in einer kleinen Bucht, die zum Land hin von dichtem grünen Buschwerk abgeschirmt wurde. Auch Silk bemerkte es fast im gleichen Augenblick.

Cantrell stellte fest, dass sie eine freie Fläche von etwa zwanzig Yards überwinden mussten, wenn sie sich Coughlins schwimmender Behausung nähern wollten. Es ließ sich nicht vermeiden. Sie mussten es riskieren.

Am Heck des Bootes war ein Ruderboot festgemacht. Der Gangsterjäger schloss daraus, dass Slim Coughlin zu Hause sein musste. Denn vom Ufer der Landzunge aus war das Hausboot nicht mit dem Wagen zu erreichen. Coughlin benutzte daher vermutlich das Boot, um vom gegenüberliegenden westlichen Ufer aus zu seiner schäbigen Wohnung zu kommen.

Das Hausboot machte einen heruntergekommenen Eindruck. Der kastenförmige Aufbau war grau gestrichen, doch der Lack blätterte bereits an verschiedenen Stellen ab. Die Fensterrahmen waren schief. Auf dem etwa zwei Quadratyard großen überdachten Achterdeck waren Wäscheleinen gezogen, an denen bunte Baumwollhemden in der Brise wehten. Auf Sauberkeit schien Coughlin immerhin etwas zu halten.

Nichts rührte sich an Bord.

Wie gebannt beobachteten Silk und der Gangsterjäger den schwimmenden Kasten, während sie sich mit vorsichtigen Paddelschlägen heranwagten.

Unbehelligt erreichten sie nach wenigen Minuten das Heck des Hausbootes.

Der Gangsterjäger nickte seinem Mitarbeiter zu. Dann packte er die hölzerne Reling des Achterdecks. Behände enterte er Coughlins Wäschetrockenplatz. Silk blieb im Schlauchboot und zog vorsichtshalber die Antenne des Walkie-Talkies heraus.

Auf dicken Kreppsohlen schlich der Gangsterjäger lautlos zu der fast farblosen Tür, die ins Innere des Hausbootes führte. Vorsichtig ergriff er die Türklinke und drückte sie langsam herunter.

Er brauchte sein Spezialwerkzeug nicht zu Hilfe zu nehmen. Die Tür war unverschlossen. Blitzschnell trat der Gangsterjäger ein und schob die Tür hinter sich ins Schloss. Er stand in einem schmalen, dunklen Korridor, in dem es nach kaltem Rauch und abgestandenem Bier roch. Links befanden sich drei Räume, rechts offenbar zwei. Der Maskierte schloss es aus der Zahl der Türen, die er erblicken konnte.

Geräuschlos setzte er seinen Weg fort. Seine ungewöhnlich scharfen Augen konnten in dem fast völlig dunklen Korridor jede Einzelheit erkennen. Seit ihm ein junger Chirurg nach dem Attentat mit einer gewagten Netzhauttransplantation das Augenlicht gerettet hatte, konnte er nicht nur wieder sehen. Er hatte zusätzlich eine Fähigkeit, die man als Nachtsichtigkeit bezeichnet.

An der zweiten Tür auf der linken Seite blieb der Gangsterjäger wie auf ein Signal stehen. Die Geräusche, die an sein Ohr drangen, waren nicht zu verkennen. Jemand schien im Schlaf gewaltige Hickorys zu zersägen.

Der Maskierte zögerte nicht lange. Wieder drückte er langsam die Türklinke herunter. Und wieder hatte er Glück. Slim Coughlin schien sich auf seinem Hausboot so sicher wie in Abrahams Schoß zu fühlen.

Der Gangsterjäger wusste, dass dies in Coughlins Fall kein Zeichen für Leichtsinn war. Der Mann galt als äußerst gefährlich. Es war kein Fall bekannt, in dem es jemand gewagt hatte, sich freiwillig mit dem eiskalten Gangster anzulegen, von dem sich die Unterwelt erzählte, dass er das war, was man einen bezahlten Killer nennt.

Mit der Rechten zog der Gangsterjäger einen seiner beiden 38er Smith and Wesson Special Revolver aus der Schulterhalfter. Mit der Linken stieß er ruckartig die Tür auf. Sie knallte krachend gegen einen Schrank.

Die Schwarze Maske machte zwei Schritte und stand mitten im Zimmer. Jetzt war auch der zweite kurzläufige Revolver in Bereitstellung.

Slim Coughlin fuhr wie angestochen von einer zerwühlten Schlafcouch hoch. Seine Rechte zuckte unter das Kopfkissen.

„Lass es bleiben, Coughlin!“, stoppte ihn der Gangsterjäger schneidend. „Ich würde mir nichts dabei denken, dir die Hand zu zerschießen.“

Coughlin sackte zurück. Er wischte sich über die Augen und kratzte mit den Fingern zwischen seiner verfilzten dunkelblonden Mähne. Sein schmales, faltiges Gesicht wirkte grau und ungesund. Die dunklen Augen waren zusammengekniffen und funkelten heimtückisch.

„Hm“, brummte Coughlin verschlafen, „muss wohl ’n Traum sein. Die Schwarze Maske in meinen heiligen Hallen – kann eigentlich nicht sein.“

Der Gangsterjäger wusste, dass Coughlin ihn täuschen, seine Aufmerksamkeit ablenken wollte. Jede Muskelfaser in ihm war auf einen Angriff vorbereitet.

Die Schwarze Maske hatte sich nicht getäuscht.

Slim Coughlin wirbelte los wie ein Mini-Tornado. Seine Bettdecke flog dorthin, wo sich vor einem Sekundenbruchteil noch die Schwarze Maske in sein Blickfeld geschoben hatte. Er selbst rollte blitzschnell zur anderen Seite von seiner Bettcouch. Aus dieser Deckung heraus wagte er erneut den Griff unter das Kopfkissen.

Coughlin hatte den geschickten Sidestep seines Besuchers nicht mitbekommen. Als seine Finger auf den kalten Stahl seiner Beretta trafen, zuckte im gleichen Moment ein wilder Schmerz durch sein Handgelenk bis hinauf in die Schulter. Coughlin schrie auf und wich zurück.

Der Gangsterjäger fegte mit dem Knauf seines Revolvers das Kopfkissen zur Seite. Den linken Revolver steckte er in die Schulterhalfter. Dann packte er die Beretta und warf sie kaltblütig durch das Fenster, dessen ungeputzte Scheiben in tausend Scherben zersprangen. Draußen klatschte die Pistole ins Wasser.

Slim Coughlin gab es neuen Auftrieb. Wutschnaubend sprang er auf und stürmte auf den Maskierten los. Die drohende Mündung des 38ers schien ihn nicht zu interessieren. „Dir reiß ich den Kopf ab!“, brüllte er und machte einen Satz auf seinen unheimlichen Gegner, der gelassen auswich und ihm mit einem knallharten Fußtritt die Beine unter dem Körper weg hieb.

Coughlin ging klanglos zu Boden. Erst als sein Gesicht auf das scharfkantige Leder seiner ausgezogenen Schuhe prallte, entrang sich ein Schmerzensschrei seiner Kehle. Sekundenlang rührte Coughlin keinen Finger. Fast schien es, als hätte er das Bewusstsein verloren.

Der Gangsterjäger steckte auch den zweiten Revolver wieder ein. Viel erwartete er nicht mehr von Coughlin. Ein paar hinterhältige Tricks vielleicht. Aber die waren leicht zu vermasseln, wenn man von vornherein darauf gefasst war.

Vorsichtig näherte sich der Maskierte dem scheinbar Bewusstlosen. Coughlin rührte sich noch immer nicht. Er wartete auf seine Chance. Und er ahnte nicht, dass ihm sein Gegner diese Chance absichtlich gab, um ihn aus der Reserve zu locken.

Als Coughlin die Hand an seinem Rücken spürte, die ihn herumdrehen wollte, reagierte er. Sein Körper zuckte zusammen, wollte wie von einer Feder abgeschnellt zur Seite schießen, um dann das Überraschungsmoment zu nutzen und den Maskierten zu überwältigen.

Nur der Gedanke daran blieb Coughlin. Er kam zehn Inches hoch, dann fällte ihn ein Handkantenhieb, der ihn sekundenlang lähmte. Coughlin fiel auf die Seite. Seine aufgerissenen Augen starrten auf die schwarzen Schuhe mit den dicken Kreppsohlen.

Cantrell hatte wenig Freude daran, den Gangster auf diese Weise gefügig zu machen. Doch er wusste, dass er Coughlin anders nicht kleinkriegen konnte. Der Mann musste seelisch zermürbt werden, musste den Glauben an seine kämpferischen Fähigkeiten verlieren, wenn man überhaupt ein Wort aus ihm herausholen wollte.

Mit beiden Fäusten packte der Maskierte den Gangster am Hemd und zog ihn in die Höhe. Coughlins Gesicht war dicht vor dem seinen. „Du bist ein verdammt kleines Licht, Slim Coughlin!“, zischte er gefährlich leise. „Ich würde dich wie einen Wurm zertreten, wenn es darauf ankäme.“

„Warum tust du es dann nicht?“, ächzte Coughlin schmerzerfüllt. „Worauf wartest du noch?“

„Ich habe Zeit. Vorher möchte ich mit dir über einige Dinge plaudern.“

Slim Coughlin schien ein Stichwort bekommen zu haben. Plötzlich kam Bewegung in ihn. Er wand sich im Griff seines Gegners. Der Maskierte musste einen Tritt gegen das linke Schienbein hinnehmen. Er verkniff sich den Schmerz und feuerte reaktionsschnell zwei Ohrfeigen ab, die es in sich hatten.

Coughlins Schädel wurde hin und her gerissen. Seine Wangen färbten sich unter der Wucht der Schläge glühend rot. Im nächsten Moment spürte er einen Dampfhammer, der ihm vor die Brust klopfte und ihn gegen die Holzwand katapultierte. Kraftlos und mit schmerzverzerrtem Gesicht sank Coughlin. in sich zusammen. Vor seinen Augen tanzten tausend feurige Sterne.

„Ich denke, damit hätten wir eine brauchbare Verhandlungsbasis geschaffen“, stellte der Gangsterjäger ruhig fest. Breitbeinig und drohend stand er vor dem Häufchen Elend, das in der Unterwelt als gefürchteter Killer galt.

„Was willst du, zum Teufel!“, wimmerte Coughlin, der sich nicht mehr bezwingen und seine Schmerzen unterdrücken konnte.

„Nicht viel“, erwiderte der Maskierte knapp, „ich will nicht mehr wissen als den Namen deines derzeitigen Arbeitgebers.“

„Spaßvogel!“, ächzte Coughlin, „du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dir den verrate!“

„Du wirst es mir sagen, Slim Coughlin. Du stehst so oder so auf meiner Liste. Machst du auch nur den geringsten Schnitzer, bist du geliefert. Und glaub mir, ich werde verdammt gut auf jeden deiner Schritte aufpassen!“

Die Schmerzen standen immer noch überdeutlich in Coughlins Gesicht. Er dachte nicht mehr an eine Gegenwehr. Instinktiv hatte er erkannt, dass er der Schwarzen Maske, die er bislang nur vom Hörensagen gekannt hatte, einfach nicht gewachsen war. „Woher willst du wissen, dass ich ’nen Job habe?“, stöhnte er gequält. „Kein Wort davon ist wahr.“

„Ich bin über ziemlich viel unterrichtet, was in deinen Kreisen vor sich geht, Coughlin. Und meine Informationen sind noch stets brauchbar gewesen. Also, heraus mit der Sprache!“

„Von mir erfährst du nichts, verdammter Schnüffler! Und wenn du mich totschlägst, kein Sterbenswörtchen wirst du von mir hören.“

Der Gangsterjäger nickte. „Danke“, meinte er mit freundlichem Lächeln. „Das genügt, Coughlin. Mehr wollte ich nicht wissen.“ Er wandte sich ab, um zu gehen.

Slim Coughlin erwachte plötzlich zu neuem Leben. „He! Moment mal!“, schrie er. „Was soll das heißen? Ich hab doch überhaupt nichts gesagt!“

„Mir genügt es, Coughlin.“ Der Maskierte lächelte immer noch.

Der Gangster wurde sichtlich nervös. Er biss sich auf die Lippen. Deutlich war zu erkennen, wie er überlegte. War ihm ein unbeabsichtigtes Wort herausgerutscht? Zum Teufel, er wusste es nicht. Sein Schädel schmerzte ihn zu sehr. Dieser Maskierte trieb ihn zum Wahnsinn mit seinem überheblichen Grinsen!

Statt die Tür zu öffnen, machte die Schwarze Maske plötzlich zwei rasche Schritte auf Coughlin zu. Der Gangster wollte zurückweichen. Er kam nicht mehr dazu. Ein millimetergenau berechneter Karatehieb schickte ihn ins Land der Träume. Die Bewusstlosigkeit würde etwa zehn Minuten dauern.

Cantrell wusste es. „Sorry, Coughlin“, murmelte er, „leider ging es nicht anders. Es ist nämlich schon hell, und du hättest mir nachspionieren können.“

Wie ein Schatten, huschte der Gangsterjäger aus dem Zimmer. Silk schob beruhigt die Antenne wieder in das Walkie-Talkie, als sein Chef erschien.

Den Rückweg legten sie mit rascherem Paddelschlag zurück. Genau sieben Minuten brauchten sie bis zum Kajütkreuzer, auf dem Butch bereits in wachsender Nervosität seine achte Zigarette rauchte.

Auf dem Rückweg zum Segelhafen, wo Butch den Kajütkreuzer geliehen hatte, tauschte Cantrell sein Kostüm gegen den bequemen grauen Tweedanzug und die dunkle Hornbrille aus.

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