Читать книгу Das Rätsel des toten Einhorns Kripow & Kripow Herr Doktor und die Polizei - A. F. Morland - Страница 12

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In Deutschland gibt es rund zweihundertfünfzigtausend Menschen, die von der Schüttellähmung betroffen sind. Ulrich Peschka, ein alter Patient von Doktor Kripow, war einer von ihnen. Ursache der parkinsonschen Krankheit ist ein Mangel an Dopamin. Dabei handelt es sich um einen wichtigen Botenstoff, der in den Gehirnzellen gebildet wird. Bei Parkinson-Patienten sind diese Zellen abgestorben. Der Erkrankte leidet unter lähmungsartigen Symptomen sowie unter unruhigen Schüttelbewegungen der Hände und ständigen Nickbewegungen des Kopfes. Im weiteren Verlauf kommt es zu vermehrtem Speichelfluss, Hitzewallungen und Schweißausbrüchen.

Charakteristisch ist das maskenhafte Gesicht der Kranken. Durch eine Überproduktion der Talgdrüsen sieht es so aus, als sei es mit Salbe eingerieben. Typisch ist auch der Gang mit kleinen Trippelschritten, wobei der Oberkörper weit nach vorn gebeugt ist. Durch diese Unsicherheit beim Gehen war Ulrich Peschka in seinem Haus gestürzt und hatte sich den Kopf an der Kante des Couchtisches gestoßen. Doktor Kriopow war gerade von der Visite in sein Büro zurückgekehrt, als er von Ulrich angerufen wurde.

„Bitte, entschuldigen Sie die Störung“, stöhnte er, nachdem Doktor Kripow den Anruf entgegengenommen hatte. „Aber ich bin gestürzt, und nun blute ich ... Es will einfach nicht aufhören ...“

„Ich komme sofort“, erwiderte der Chefarzt der Falkenberg-Klinik.

Wenige Minuten später traf er am Haus des Mannes ein. Ulrichs Gesicht war blutverschmiert.

„Keine Sorge, das kriegen wir sofort wieder hin.“

Doktor Kripow wusch dem sechzigjährigen Patienten das Gesicht, stillte die Blutung und nähte die Platzwunde.

„So, nun sieht es schon viel besser aus“, sagte er zufrieden, während er Ulrich den Kopfverband anlegte. „Ein Glück, das nicht mehr passiert ist.“

„Ich war nur einen Moment unvorsichtig.“

„Sie müssen in Zukunft beim Gehen besser aufpassen.“

Der Mann nickte.

Bislang galt die Krankheit, die zwischen dem fünfzigsten und sechzigsten Lebensjahr auftritt, als unheilbar. Doktor Kripow behandelte den Dopaminmangel medikamentös. Die größte Schwierigkeit lag in der genauen Dosierung. Zu wenig wirkte nicht. Zu viel rief genau die Reaktion hervor, die es zu bekämpfen galt. Deshalb versuchte Doktor Kripow, dem Mann mit einer Medikamentenkombination zu helfen. Zusätzlich musste Ulrich Peschka mit einer regelmäßigen Krankengymnastik der Steifheit der Glieder entgegenwirken, damit sein Gang und Bewegungsspiel etwas flüssiger wurde.

„Danke“, sagte er, nachdem der Verband saß. „Tut mir leid, dass ich Sie bei Ihrer Arbeit gestört habe.“

Der Arzt winkte ab. „Ach was. Hauptsache, ich konnte helfen.“

„Diese Krankheit macht mir sehr zu schaffen“, seufzte Ulrich Peschka. „Ich habe gelesen, dass man die schwierige Behandlung der Schüttellähmung in Schweden verbessert hat. Angeblich werden menschliche Zellen, die Dopamin produzieren, in das Gehirn von Parkinson-Kranken verpflanzt, wo sie körpereigenes Dopamin aufbauen und die Medikation damit erleichtern. Stimmt das?“

Doktor Kripow nickte. „Ja, ich habe ebenfalls davon gelesen. Aber im Augenblick ist noch nicht sicher, ob diese Therapie wirklich erfolgreich sein wird. Das wird erst die Zukunft zeigen. Vielleicht sollten Sie überlegen, in ein Pflegeheim zu gehen.“

„Auf keinen Fall“, wehrte der alte Mann ab. „Das können Sie vergessen. Nie im Leben werde ich in so ein Heim ziehen. Nächsten Monat kommt meine Tochter aus Amerika zurück. Sie wird hier wohnen und sich um mich kümmern. Dann brauche ich nicht in ein Heim zu gehen.“

„Das ist natürlich eine sehr gute Lösung“, meinte Doktor Kripow. „Vorausgesetzt, Ihre Tochter hat ausreichend Zeit für Sie.“

„Als Cartoon-Zeichnerin kann sie sich ihre Zeit frei einteilen.“

„Hatte Sie nicht ursprünglich vor, in den Staaten zu bleiben?“

„Das war ihr Plan. Aber dann ging ihre Beziehung mit diesem amerikanischen Piloten in die Brüche. Sie hatte Ärger mit ihrem Verleger und trennte sich von ihm. Hinzu kam das Heimweh. Und als ihr einer meiner Bekannten erzählte, wie es mir geht ... Ich wollte das vor ihr geheim halten. Sie sollte sich zu nichts verpflichtet fühlen. Kurz und gut, sie rief mich an, schimpfte mit mir und sagte, sie würde heimkommen und sich um mich kümmern.“

„Warum haben Sie ihr verschwiegen, wie es um Sie steht?“, wollte Doktor Kripow wissen.

Ulrich seufzte. „Ach, Sie wissen doch, wie das ist. Man möchte niemandem zur Last fallen. Und bisher kam ich auch einigermaßen zurecht.

„Seien Sie ein wenig vorsichtiger“, sagte der Arzt und zeigte auf den Kopfverband des Mannes.

„Natürlich, Doktor. Dieser eine Sturz reicht mir. Das können Sie mir glauben.“

„Ich sehe mir die Wunde in einer Woche an“, entgegnete Doktor Kripow. „Wahrscheinlich kann ich dann schon die Nähte entfernen.“

Er verabschiedete sich von dem Patienten und verließ das Haus. Als er zu seinem Wagen ging, rief jemand seinen Namen. Er blieb stehen, drehte sich um und sah Jana Lehnhoff, die neben ihrem Freund Thomas Hochfeldt stand.

„Na, wie geht es ihnen beiden?“, erkundigte er sich.

„Gut“, antworteten sie fast gleichzeitig.

„Haben Sie etwas Besonderes vor?“

„Ja, wir wollen eine Fahrt ins Grüne unternehmen“, entgegnete Jana.

„Wohin soll es denn gehen?“

Thomas zuckte mit den Schultern. „Das wissen wir noch nicht.“

Doktor Kripow schmunzelte. „Dann ist die Fahrt ins Grüne auch gleichzeitig eine Fahrt ins Blaue.“

Thomas nickte. „Könnte man so sagen.“

„Na, dann wünsche ich Ihnen einen schönen Tag.“

„Danke“, erwiderte Jana. „Wir Ihnen auch.“

Sie stiegen in Thomas‘ Cabrio, winkten ihm zu und fuhren los. Doktor Kripow winkte lächelnd zurück. Dann stieg er in seinen Wagen und startete den Motor.

Das Rätsel des toten Einhorns Kripow & Kripow Herr Doktor und die Polizei

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