Читать книгу 7 Kriminalromane für lange Dezember-Nächte - A. F. Morland - Страница 69

Оглавление

17



Windböen fegten durch die Straßen. Laub tanzte an den Hausfassaden und über den Autodächern. Jimmy Houston steuerte den Lieferwagen über die Greenwich Street Richtung Norden. Einen grauen Mercedes Sprinter. Neben ihm auf dem Beifahrersitz saß sein Bruder Kirk. Kopfhörer eines Discmans steckten in seinen Ohren. Sein Oberkörper schaukelte im Rhythmus der Musik, die nur er hören konnte.

Die Straßenbeleuchtung flammte auf. Es dämmerte bereits. Jimmy bog nach rechts in die Morton Street ein, kurz darauf in die Hudson Street und Schließlich in die Leroy Street Richtung Hudson River. Er unterquerte die West Street und fuhr an einigen Anlegestellen vorbei bis zum Pier 45.

Dort ging er vom Gas und beäugte die rechts vorbeigleitenden Hallen und Firmengelände. Das Tor zu Wizzard Heathrocks Speditionshof stand offen. Jimmy setzte den Blinker und bog auf den großen Parkplatz ein. Drei Zugmaschinen standen dort und Wizzards silbergrauer Ford Mustang und ein roter Dodge Pickup.

Jimmy stoppte den Sprinter vor dem flachen Bürogebäude. Er stieg aus und ging zum Eingang. Abgeschlossen. Jimmy klopfte. Keine Reaktion.

»Arschloch! Wo steckst du?« Er sah sich um. Rechts von ihm befand sich eine Reparaturhalle für Trucks. Das große Tor war geschlossen. Trotzdem lief Jimmy hin. Eine Tür war darin eingelassen. Ebenfalls abgeschlossen. Er klopfte an’s graue Metall.

»Hey, Wizzard, bist du da?«

Keine Antwort.

Er wandte sich um und blickte zur großen Lagerhalle, die sich auf der anderen Seite des Hofes befand.

Kirk war ausgestiegen. Er deutete auf die Lagerhalle. Jetzt sah es auch Jimmy: Eine der Türen bei der Verladerampe stand halb offen.

Jimmy ging wieder quer über den Hof, vorbei an den Zugmaschinen. Sein Bruder schloss sich ihm an. »Scheiß Service hier, was?«, grinste er.

Sie stiegen auf die Verladerampe. »Wizzard?«

Jimmy erreichte die offene Tür als Erster. »Hey, Wizzard! Wo steckst du?«

Keine Antwort.

Gemeinsam betraten sie die Halle. Nach ein paar Schritten blieben sie stehen. Es roch nach Pappe und Öl. Die Konturen von Kisten, vollgestapelten Paletten und Fässern waren mehr zu erahnen als zu sehen.

»Wo, zum Henker, ist hier der Lichtschalter?«, knurrte Jimmy. Er fühlte sich plötzlich beklommen. Seine Rechte tastete über die Betonwand neben der Tür. Und erwischte einen Kippschalter. Er legte ihn um.

Licht flammte auf. Jedenfalls in dem Hallensegment, in dem sie sich befanden.

»Wizzard, verflucht!« An vollgeladenen Paletten, Ölfässern und Kisten mit Maschinenteilen vorbei schritt Jimmy tiefer in die Halle hinein. »Hey, Wizzard! Wir sind da! Meld dich endlich!«

»Irgendwas ist hier faul«, sagte sein Bruder hinter ihm. »Lass uns verschwinden.«

»Blödsinn!« Jimmy entdeckte eine kleine Lichtquelle im anschließenden Hallensegment. Die Schreibtischlampe im Büro des Lagerverwalters. Er lief darauf zu. Kirk folgte ihm zögernd.

Auf dem Schreibtisch hinter der Glasscheibe sahen sie die brennende Lampe.

Und einen 21-Zoll-Monitor. Und einen Mann mit dunkler Hautfarbe - er hatte den Kopf auf beide Arme gelegt und entsprach von Weitem genau dem Bild, das man vom seligen Büroschläfer hat.

An der langen schwarzen Haarpracht meinte Jimmy Wizzard zu erkennen. »Pennt der Typ«, zischte er. »Oder zugekifft.«

»Der schläft nicht ...« Kirks Stimme klang irgendwie heiser.

Jimmy riss die Tür des Büros auf. »Aufwachen! Kundschaft! Wir wollen ...«

Sein Körper wurde steif, die Worte blieben ihm in der Kehle stecken, er hielt den Atem an.

Kopf und Arme des vermeintlichen Schläfers lagen in einer Blutlache.

»Oh Scheiße.« Jimmy trat hinter Wizzard, packte sein Kraushaar, zog den Kopf hoch. Kirk, noch immer an der Tür, schnitt eine angewiderte Grimasse und wandte sich ab.

Ein feucht roter Spalt klaffte in der Kehle des Toten.

Jimmy ließ den Kopf zurück auf die Arme des Töten fallen. Erschrocken starrte er seine Hand an – sie war blutig. Jetzt erst bemerkte er das viele Blut in Wizzards Haaren.

»Scheiße, Scheiße ...«, flüsterte er. Rückwärts bewegte er sich aus dem Büro.

Draußen in der Halle stieß er gegen seinen Bruder. »Lass uns verschwinden!«, zischte Kirk. »Lass uns ganz schnell verschwinden ...!«

Dann ein metallener Schlag. Hundertfach brach er sich in den Hallensegmenten. Irgendwo war eine Tür zugefallen ...


7 Kriminalromane für lange Dezember-Nächte

Подняться наверх