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Vierundzwanzig Stunden später saßen Bernd Schuster und Inspektor Horst Südermann, der Leiter des Dezernats für Gewalt an Menschen in dem netten italienischen Restaurant im Europa-Center, und Horst verdrückte soeben seine dritte Pizza. Bernd schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich möchte wissen, wo du das alles hinisst. Du musst doch jeden Augenblick platzen.“

„Aha“, tönte Horst. „Jetzt tut es dir schon leid, mich zum Essen eingeladen zu haben.“

„Nicht im mindesten. Aber ich darf mich doch wundern.“

„Natürlich, das steht dir frei. Ich habe es dir schon mal gesagt, aber wahrscheinlich kannst du dich nicht mehr erinnern: Ein Mann ohne Bauch ist ein Krüppel.“

„Und da du kein Krüppel sein möchtest ...“

„Richtig. Deswegen schaufle ich in mich hinein, was reingeht.“

„Vor allem dann, wenn es nichts kostet“, stichelte Bernd Schuster.

Horst sah ihn schief an. „Ich habe den Verdacht, du möchtest mir den Appetit verderben.“

„Aber nein, iss nur. Wer weiß, wann ich wieder mal die Spendierhosen anziehe.“

„Das kommt ohnedies viel zu selten vor.“

„Weil ich mir deinen Heißhunger nicht oft leisten kann.“

„Mir kommen gleich die Tränen“, sagte der Inspektor, schob sich das letzte Pizzastück in den Mund und spülte mit einer kühlen Pepsi nach.

„Wie geht das Geschäft?“, fragte er anschließend.

Bernd zuckte mit den Schultern. „Endlich ist es ein bisschen ruhiger geworden. Eine Wohltat nach der Hektik der vergangenen Tage. Ich kann direkt beobachten, wie Franziska aufblüht.“

„Gesunder Stress hat noch keinem geschadet.“

„Da pflichte ich dir bei, aber was zu viel ist, ist zu viel. Und wie läuft‘s bei dir?“, wollte Bernd Schuster hören.

Horst winkte ab. Seine Brauen zogen sich zusammen. „Die Unterwelt hält uns wieder mal ganz schön auf Trab. Zuerst der Einbruch bei Manfred Seeliger ... Ich weiß nicht, ob du davon gelesen hast.“

„Ich lese die Zeitung von vorn bis hinten. Nicht bloß die Witze. Es ist wichtig für mich, stets auf dem Laufenden zu sein und zu wissen, was in der Stadt vorgeht“, erwiderte Bernd. „Aber seit wann kümmerst du dich um Einbrüche? Leitest du nicht mehr die Mordkommission?“

„Doch, und zunächst war es auch nicht mein Fall. Erst mal hatten ihn die Kollegen vom Einbruchsdezernat am Hals. Es gelang ihnen, herauszufinden, wer bei Seeliger abgesahnt hat: Carlo Winter hieß der Kerl.“

„Hieß?“

Horst nickte. „Als sie ihn abholen wollten, lebte er nicht mehr. Jemand hat ihn mit einer Schrotflinte umgelegt. Ihn und seine Geliebte. Ich habe die beiden gesehen. Kein schöner Anblick, das kann ich dir sagen. Winters Beute ist natürlich verschwunden. Die befindet sich jetzt im Besitz des unbekannten Killers, und ich habe einen Fall am Hals.“

Bernd erfuhr Einzelheiten, aus denen hervorging, dass der Inspektor zurzeit einen steinigen, beschwerlichen Weg beschritt und nur sehr schleppend vorwärtskam.

„Wenn ich dir irgendwie helfen kann ...“, sagte Schuster.

Horst schüttelte den Kopf. „Vielen Dank für das Angebot, aber ich werde es nicht annehmen.“

„Warum nicht?“

„Wo kämen wir denn hin, wenn wir uns nicht allein helfen könnten?“

„Ich würde es aus reiner Freundschaft tun.“

„Daran ist nicht zu denken. Wenn die Polizei mal auf die Hilfe von Privatdetektiven angewiesen ist, kannst du sie abschreiben.“

„Dann eben nicht“, sagte Bernd und zündete sich eine Roth Händle an.

Fünfzehn Minuten später verlangte Bernd Schuster die Rechnung. Die Freunde verließen das Restaurant und stiegen in Bernds silbermetallic-färbenden Mercedes 450 SEL. Sie fuhren zur Keithstraße. Bernd Schuster setzte den Inspektor da vor dem Polizeigebäude ab.

Horst stieg aus.

„Wir hören wieder voneinander“, sagte Bernd. Er ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er es schon sehr bald sein würde.

Dicke morden erstaunlich schnell Berlin 1968 Kriminalroman Band 51

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