Читать книгу Dicke morden erstaunlich schnell Berlin 1968 Kriminalroman Band 51 - A. F. Morland - Страница 9
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Ein Mann wie Winter, der sich auf das Knacken von Schlössern verstand, hätte wissen müssen, dass es nicht schwierig war, das Schloss an seiner Tür aufzukriegen. Er hätte dieser Tatsache Rechnung tragen müssen, dann wäre ihm das, was nun auf ihn zukam, möglicherweise erspart geblieben. Doch dem Einbrecher wäre im Traum nicht eingefallen, dass bei ihm eingebrochen werden würde. Genau das passierte aber. Peter Stein verschaffte sich Einlass in das Apartment des Ganoven. Nicht einmal die Sicherheitskette war vorgelegt.
Stein grinste.
‚Beinahe Tag der offenen Tür‘, dachte er.
Im Wohnzimmer stand eine leere Champagnerflasche und zwei Gläser auf dem Tisch. In Steins Augen hatten Winter und dessen Geliebte Abschied vom Leben gefeiert. Alles, was schön war, hatten sie noch einmal genossen. Sie hatten gut gespeist, gut getrunken – und jetzt befanden sie sich im Schlafzimmer.
Stein hörte sie.
Auf dem Teppich lagen Hannah Schumachers Kleidungsstücke verstreut.
Sie hatten wirklich noch einmal alles konsumiert, was das Leben zu bieten hatte. Nichts hatten sie ausgelassen. Der Tod nahm ihnen eigentlich nichts weg – außer ihrem Leben.
Hannah kicherte. „Genug!“, sagte sie. „Es ist genug, Liebling!“
Carlo Winter knurrte wie ein hungriger Wolf. „Ich könnte dich auffressen.“
Peter Stein trat an die Tür.
Sie stand einen Spalt breit offen. Im Schlafzimmer sagte Winter, der Todeskandidat: „Hawaii. Warst du schon mal da, Baby?“
„Nein. Ich war überhaupt noch nirgends“, antwortete Hannah Schumacher.
„Dann wird es Zeit, dass du mal etwas von der Welt siehst“, sagte Winter. „Hawaii ist das Paradies auf Erden. Man muss es gesehen haben. Blaues Meer. Klares Wasser. Hohe Wellen. Goldener Sandstrand. Palmen. Freundliche Menschen. Hula ...“ Der Ganove konnte mit seiner Schwärmerei kein Ende finden.
„Und nur wir beide – in einer einsamen Bucht“, seufzte Hannah Schumacher. „Oh, Carlo, das würde mir schon gefallen.“
„Übermorgen besorge ich die Tickets. Es wird traumhaft, Baby.“
Peter Stein versetzte der Tür in diesem Moment einen kraftvollen Tritt. Sie schwang zur Seite und knallte gegen die Wand. Der dicke Mann schob sich vorwärts. Die Lupara lag in seinen fleischigen Händen. Hannah Schumacher stieß einen heiseren Schrei aus, und Carlo Winter erstarrte. Er begriff, dass der Traum von Hawaii zu Ende war. Er brauchte nur einen Blick in Steins seelenlose Augen zu tun, um zu erfahren, dass seine letzte Stunde geschlagen hatte.
Hannah hörte nicht auf zu schreien.
Da krachte die Schrotflinte, und Hannah war still.
Winter wollte entsetzt aus dem Bett springen. Stein richtete die Schrotflinte auf ihn und drückte noch einmal ab.
Blut! Das ganze Bett war voll Blut. Es machte Stein nichts aus. Er suchte Winters Beute, fand sie im Schlafzimmerschrank, nahm alles, was Winter aus Manfred Seeligers Safe geholt hatte, an sich und verließ die Wohnung, ehe die Nachbarn auf die Schüsse reagierten.