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1. Kapitel

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Mord aus heiterem Himmel

23. Juli

Melinda Zick knallte ihren halb vollen Kaffeebecher auf den Frühstückstisch. Sie war wütend auf ihre Mutter, die ihr diesen bescheuerten Namen gegeben hatte. Sie war wütend auf ihre Nachbarn, die jeden, aber auch wirklich jeden Abend auf dem Balkon unten grillten und die sie im Treppenhaus immer so unverschämt musterten. Sie war wütend auf ihren Chef, der eisern darauf bestand, jeden Morgen um halb neun eine Besprechung abzuhalten. Sie war wütend auf die letzte Nacht, wütend auf diesen elenden, immer wiederkehrenden Albtraum, wütend auf das verdammte Messer in diesem Albtraum. Sie war wütend auf sich. Mit geschlossenen Augen atmete sie tief durch, sprang, immer noch wütend, vom Tisch auf, riss ihre Jacke von der Stuhllehne und floh aus ihrer Wohnung, nicht ohne die Eingangstür ordentlich krachen zu lassen. Als sie das Treppenhaus hinunterrannte verhallte das Echo ihrer Tür allmählich, was ihr ein gutes Gefühl gab. »Für eine Veganerin bin ich ganz schön aggressiv«, dachte sie und musste beinahe schmunzeln.

Zwei Stunden davor betrat Ferdinand Alba den Kurpark. »Ein fabelhafter Morgen«, dachte er. Der Himmel blank gefegt, die frische Morgenluft Balsam für seine Seele. Kein Ton war zu hören im Kurpark. Die Pfauen und Goldfasane träumten in ihrer Voliere von fernen Ländern. Die große Wiese, eingerahmt von gewaltigen Platanen, Ahorn- und Mammutbäumen, lag unberührt vor ihm. Zu dieser frühen Stunde war das nicht anders zu erwarten. Sechs Uhr war eine gute Zeit für ihn, um sich unbeobachtet seinen Qi-Gong-Übungen widmen zu können. Nur flüchtig erklang ein entferntes Fauchen, ein merkwürdiges Geräusch, welches er nicht einordnen konnte. Er zog seine Leinenschuhe aus und lief barfuß über das feuchte Gras, bis er einen geeigneten Platz gefunden hatte. Dort stellte er sich locker hin, fokussierte einen größeren Ast am Rand der Wiese, vermutlich ein Opfer des nächtlichen Gewittersturmes, holte tief und langsam Atem und begann mit den Atemöffnern. Die gleichmäßigen und konzentrierten Bewegungen ließen ihn zur Ruhe kommen. Nachdem er anschließend die acht edlen Übungen jeweils fünf Mal wiederholt hatte, verbeugte er sich. Er warf einen Blick zu dem dunklen Ast hinüber. Etwas hatte seine Neugier geweckt. Er schien nun anders dazuliegen als zuvor. Aus der Entfernung von etwa sechzig Metern war das schwer zu beurteilen. Er näherte sich dem Schatten am Wiesenrand. Was er nun zu sehen glaubte, konnte nicht wahr sein. Seine Schritte verlangsamten sich, wurden kleiner. Schließlich stand er vor dem vermeintlichen Ast und blickte fassungslos in das starre Gesicht Professor Mindelburgs. Ihm wurde schwindlig, seine Knie gaben nach. Er schwankte und gleich darauf lag er neben der Leiche.

»Zweifel, jetzt reicht es allmählich«, sagte Alois Klopfer. Der Chef des Kommissars redete wie immer, wenn er sich aufregen musste, besonders leise. Kommissar Adam Zweifel lehnte sich bequem in seinem Stuhl zurück und streckte die langen Beine aus. Die Arme hinter seinem kahlen Kopf verschränkend musterte er seinen Vorgesetzten mit der ganzen Gelassenheit seiner 48 Jahre.

»Wie viele sind es diesmal?«, fragte er mit müdem Unterton. Sein Chef, der einige Jährchen jünger war, warf ihm einen scharfen Seitenblick zu.

»Sie könnten die Angelegenheit ruhig ein bisschen ernster nehmen.«

»Als ob wir sonst keine Probleme hätten.«

»Sie sind es, der unnötig Probleme produziert, mein Lieber. Wenn schon die Presse ihre Messer wetzt, dann – und darauf können sie ihre Riesterrente verwetten – wird mir morgen der Polizeipräsident mit ein paar deutlich ausgesprochenen Verhaltensmaßregeln behilflich sein.«

»Wegen ein paar Smartphones, die zufällig Bekanntschaft mit Newtons Gesetz gemacht haben? Abgesehen davon hab’ ich keine Riesterrente.«

»Zweifel, sie sind zwar Gesetzeshüter, aber die Naturgesetze sind davon nicht betroffen.«

»Sie lassen sich aber so leicht anwenden.«

»Ich wiederhole mich äußerst ungern, Zweifel, es reicht! Ich verbiete Ihnen hiermit ein für alle Mal, unschuldigen Passanten die Handys aus der Hand zu schlagen.«

»Ich kann nun mal den Anblick nicht ertragen. Den Kopf permanent über so ein dämliches Teil gesenkt mitten durch die Menschenmassen latschen, ohne auf andere zu achten. Das ist krankhaft. Die sind alle wie ferngesteuert. Sie müssen die mal beobachten, wenn …«

»Mir ist ihr gestörtes Verhältnis zur modernen Kommunikationstechnik hinreichend bekannt, mein Lieber. Vielleicht können wir uns jetzt über – ja, was ist denn?«

Die Bürovorsteherin, Frau Lucy, kam, wie immer ohne anzuklopfen, herein. Sie wedelte lässig mit einem Blatt Papier.

»Arbeit für den Kommissar«, flötete sie.

Melinda Zick fuhr gerade mit ihrem Fahrrad, das gegen mindestens fünf verkehrstechnische Vorschriften verstieß, auf den Hof der Polizeiinspektion, als ihr Handy klingelte.

»Mel, du musst mir helfen.« Es war ihr Bruder Zacharias. Ihre Mutter hatte ein eigenartiges Talent bei der Namensfindung ihrer Kinder bewiesen. Nach Mels fester Überzeugung war sie damals komplett unzurechnungsfähig gewesen. Und objektiv betrachtet, bestanden berechtigte Zweifel daran, dass ihr Geisteszustand sich seither geändert hatte. Ihre Mutter war und blieb eine Spinnerin. Leider schien ihr Bruder einiges von ihr geerbt zu haben.

»Zack«, sie wusste, dass er diese Abkürzung hasste, »was glaubst du wohl, was ich heute den ganzen Tag zu tun habe?«

»Du musst mir helfen, Mel.« Pause. »Und nenn’ mich nicht Zack, verdammt.«

»Wieso bist du überhaupt schon wach? Ist doch gerade mal halb neun.«

»Das ist ja der Punkt. In einer halben Stunde stehen die Typen von der Bank bei mir auf der Matte.«

»Seit wann kommen die persönlich vorbei? Dein Kontostand muss ja unterirdisch sein.«

»Mel, du hörst mir einfach nie zu. Die kommen doch wegen meines Projektes.« Schlagartig fiel ihr ein, dass ihr Bruder ja einen Laden aufmachen wollte. »DESSERT INN – vegane Desserts vom Allerfeinsten«. Sie stieg vom Rad. »Ich hab’ doch keine Ahnung, wie ich mit denen reden soll.«

»Sei einfach höflich und beantworte alle Fragen. Aber phantasier’ nicht rum.«

»Mel, das würd’ echt viel bringen, wenn du, also wenn eine von der Polizei, mit dabei …«

»Ich kann nicht!«, fiel sie ihm ins Wort und schloss gleichzeitig ihr Rad ab. Gerade kam Zweifel um die Ecke und winkte sie zu sich. »Du packst das schon allein. Bis dann.« Sie legte auf und packte ihr Handy weg.

»Morgen Melzick«. Adam Zweifel war der Einzige, der sie so nannte. Sie hatte sich nie darüber beschwert. Insgeheim gefiel ihr diese Anrede ganz gut. Hatte für sie irgendetwas Straßenkämpferisches.

»Zweifellos ein guter Morgen«, war ihre Standardantwort darauf.

»Wir haben einen Kunden.«

»Wer ist es?«

»Steigen Sie ein, ist nicht weit. Kurpark.«

»Jemand im Kneipp-Becken ersoffen?«

»Melzick – nicht in diesem Ton!«

Einige Minuten später waren sie dort.

Alles an dem imposanten Gebäudekomplex atmete Reichtum: die edlen, in Kaisergelb gehaltenen Fassaden mit den raumhohen, doppelflügeligen, strahlend weiß gerahmten Sprossenfenstern, die säulenverzierten, weitläufigen Terrassen, die smaragdgrünen, kunstvoll geschmiedeten Balkonbrüstungen, die großzügig und erhaben geschwungenen Kuppeln aus hellem Marmor, welche die beiden Penthäuser krönten, sowie der reichlich prätentiöse Fahnenmast, der für jedes der Gebäude anzeigen mochte, ob die jeweilige Königin anwesend war. Die wimmelnden Blätterschatten der hochherrschaftlichen, altehrwürdigen Baumsenioren spielten millionenfach auf den kostbaren Mauern, die speziell für das Morgenlicht entworfen zu sein schienen. In der Ferne, in blassem Blau schimmernd, die Diamanten der Alpenkette. Reine Luft wie aus Seide. Ein trügerisch friedlicher Anblick. Zwei eisgraue Augen blickten aus einem der Panoramafenster des südlich gelegenen Penthauses und nahmen den feinen Schleier wahr, der sich über die Stadt zu senken begann.

»Wer ist das?«, fragte Kommissar Adam Zweifel den Mann in der dunkelblauen Uniform. Dieser bemühte sich, ruhig und sachlich zu schildern, was er wusste. Es gelang ihm nicht.

»Wahnsinn, das ist einfach der Wahnsinn!«

»Nein, ich meine die alte Dame dort auf der Bank und den jungen bleichen Herrn daneben«, versuchte Zweifel die Aufregung mit ernstem Ton zu dämpfen. Es gelang ihm. Max Kater, so hieß der junge Mitarbeiter des Wachdienstes, riss sich zusammen.

»Natürlich, selbstverständlich, sie haben recht. Äh, Augenblick.« Er holte ein Notizbuch aus seiner hinteren Hosentasche und schlug es hastig auf.

»Das ist Frau Eichhorn, Anna Eichhorn, 82 Jahre«, sagte er nach kurzem Blättern. »Sie hat die beiden gefunden.«

»Wie jetzt – gibt es zwei Leichen?«, fragte Melzick.

»Was, äh, nein, nein …«

»Junger Mann, wie lange muss ich denn noch hier rumsitzen? Es wird langsam Zeit für mein Frühstück«, meldete sich die alte Dame zu Wort. Kater schaute sie mit großen Augen an.

»Das äh, das müssen Sie, äh, ich glaube der Herr Kommissar kann …«

»Nur ein paar Minuten Geduld, wenn ich Sie darum bitten dürfte.« Der Kommissar hatte den richtigen Ton getroffen. Sie musterte ihn aus hellblauen Augen. Dann lehnte sie sich schweigend zurück und verschränkte die Arme über einer dezenten, sündhaft teuren Perlenkette.

»Also«, wandte sich Zweifel an den etwas unbeholfen wirkenden Wachdienstler und nahm ihn für ein paar Schritte zur Seite, »wer sitzt da neben Frau …, Frau …«

»Eichhorn. Ja.« Wieder blätterte er in seinem Notizbuch. »Da handelt es sich um Ferdinand Alba«, sagte er. »Frau Eichhorn hat ihn und den Toten gefunden. Angeblich lag er bewusstlos neben ihm.« Er kratzte sich heftig am Kopf und fuhr sich mit der flachen Hand übers Gesicht, als könnte er immer noch nicht fassen, womit er es hier zu tun hatte.

»Was ist mit ihm?«, fragte Zweifel, »klappt der uns zusammen? Haben Sie einen Arzt gerufen?«

»Ja, ja, hab’ ich. Der Doktor war schon vor Ihnen da und hat ihn sich angesehen. Und ihm eine Spritze gegeben.«

»Und wo ist der Doktor jetzt?«

»Da drüben, bei dem Toten.« Er zeigte mit dem Finger kurz in die Richtung.

»Gut. Tun Sie mir bitte den Gefallen und bleiben Sie bei unseren beiden Hübschen hier.« Kater nickte eifrig und Zweifel überquerte das Gras, gefolgt von Melzick.

»Ist die Spurensicherung schon verständigt?«, wandte er sich an sie.

»Keine Ahnung, aber ich ruf gleich mal an«, erwiderte sie und zückte ihr Smartphone. Sie blieben kurz stehen. »Hallo Penny, hier ist Mel. Wir haben Arbeit für dich. Im Kurpark. Die große Wiese. Gut, bis gleich.« Sie steckte das Smartphone wieder in die Gesäßtasche Ihrer schwarzen Jeans.

»Wer ist Penny?«, fragte Zweifel.

»Ach, das wissen Sie noch gar nicht? Wir haben eine Urlaubsvertretung bekommen. Penelope Stock. War mit mir auf der Polizeiakademie und hat sich dann spezialisiert. Sie kümmert sich jetzt lieber um Leute, die nicht mehr vor ihr davonlaufen können.«

»Verstehe«, sagte Zweifel. Zwanzig Meter entfernt saß ein Mann, etwa Mitte sechzig, von äußerst umfangreicher Gestalt auf einer Bank. Seine für sein Alter erstaunlich dichten, hellgrauen Haare hatte er zu einem Pferdeschwanz gebändigt. Die Bank lag im Morgenschatten einiger mächtiger Koniferen. Er bewegte sich nicht, als der Kommissar und seine Assistentin auf ihn zukamen. Sein Blick war seitlich auf eine orangefarbene Decke gerichtet, die nicht weit entfernt von ihm auf dem noch feuchten Gras lag. Darunter zeichnete sich undeutlich ein menschlicher Körper ab. Zwei Beamte sicherten den Fundort. Als Zweifel und Melzick vor dem dicken Grauhaarigen stehen blieben, wandte er sein Gesicht mit den großen dunklen Augen ihnen zu und stand schwerfällig auf.

»Dr. Wollmaus«, sagte er. Er reichte ihnen nicht die Hand.

»Kommissar Zweifel, meine Assistentin Zick.« Er nickte.

»Sie kennen den Toten?« Abermals nickte er.

»Professor Abraham Mindelburg.« Zweifel ging zu der orangefarbenen Decke und schlug sie zurück. Professor Mindelburg lag auf der Seite, wobei »liegen« nicht ganz der richtige Ausdruck ist. Sein Körper hatte sich einige Zentimeter tief in den weichen Untergrund eingegraben.

»Plötzlicher Herztod«, sagte Dr. Wollmaus. »Dürfte vor schätzungsweise drei Stunden passiert sein.« Zweifel betrachtete die Lage des Körpers genauer. Melzick stand daneben. Die ganze rechte Seite war in der lockeren Erde verschwunden, so dass der Kopf flach auf dem Boden lag. Es war ein rätselhafter Anblick, so als läge der Professor halb versunken in einem Moor. Auf den ersten Blick waren keinerlei Verletzungen zu erkennen.

»Er war bereits bei den Engeln, als sein Körper aufschlug. Er hat sich im Fallen zu Tode erschreckt«, sagte Dr. Wollmaus.

»Was meinen Sie damit?«, fragte Melzick und schaute in den Morgenhimmel. »Er kann ja wohl nicht aus heiterem Himmel heruntergefallen sein.«

»Nein«, sagte Dr. Wollmaus bedächtig in seiner tiefen Stimme, »von so hoch oben wohl nicht. Ich schätze aber, ein paar hundert Meter werden es gewesen sein.« Zweifel sah ihn fragend an. Dr. Wollmaus erwiderte den Blick. »Nur so lässt sich seine Lage erklären. Oder haben Sie eine andere Idee?«

Zweifel kratzte nachdenklich sich an der Nase. »Der Boden ist durch das Unwetter heute Nacht sehr aufgeweicht. Sie könnten richtigliegen, Doktor.«

»Natürlich liege ich richtig.«

»Fragt sich allerdings, von wo er herabfiel«, sagte Zweifel, »und vor allem ob mit oder ohne Absicht.« Abermals nickte Dr. Wollmaus und starrte vor sich hin.

»Er war über achtzig und hatte ein schwaches Herz. Im Übrigen habe ich meinen besten Schachpartner verloren. Er machte überaus unterhaltsame Fehler. Auf hohem Niveau natürlich. Er liebte es, seine Figuren zu opfern.«

»Und Sie, Doktor?«

»Nun, ich ziehe es vor, die Figuren meiner Gegner zu opfern.« Zweifel nickte.

»Ganz nach Tartakowers Devise.« Dr. Wollmaus griff nach seinem Arztkoffer und schaute Zweifel überrascht an.

»Sie spielen Schach, Herr Kommissar?«

»Sagen wir, mich interessieren Menschen, die ihre geistigen Fähigkeiten auf die Spitze treiben.«

»Ich verstehe.« Er warf noch einen Blick auf die orangefarbene Decke, die der Kommissar wieder sorgfältig über den Toten gebreitet hatte. Dann räusperte er sich.

»Ich weiß, es ist ungewöhnlich, aber wenn es für Sie in Ordnung ist, dann möchte ich die Obduktion durchführen.« Zweifel blinzelte verblüfft zu ihm hinüber.

»Sie sind Gerichtsmediziner?«

»Ich war es, mehr als zwanzig Jahre lang.«

»Und danach?«

»Das tut nichts zur Sache. Ich kenne übrigens Ihren zuständigen Kollegen, Dr. Kälberer. Und mir ist klar, dass er die Leiche zu untersuchen hat.« Er machte eine Pause, um Zweifel Zeit zum Nachdenken zu geben. »Ich kann mit ihm reden.« Zweifel winkte ab.

»Nicht nötig. Ich denke, das geht in Ordnung.«

»Gut. Den ausführlichen Bericht haben Sie gestern. So ist doch immer noch die Zeitvorgabe, stimmt’s? Bis dann also.«

»Ach Doktor«, rief ihm Zweifel nach«, Sie wissen sicher, ob der Professor Angehörige hat und wo er wohnt.«

»Ja, das weiß ich natürlich.« Zweifel notierte Namen und Adressen. Dr. Wollmaus entfernte sich und der Kommissar warf seiner Assistentin einen Blick zu.

»Muss ich mir diesen Namen, Tarta-irgendwas, merken?«, fragte Melzick, nachdem der Arzt außer Hörweite war.

»Nein, müssen Sie nicht. Dieser Tartakower war mal ein außergewöhnlicher Schachgroßmeister, berühmt für seine geistreichen Attacken und Aphorismen. Ist lange her, irgendwann in den Zwanzigerjahren. Damals gab es noch kein Internet.« Melzick schaute ihn an.

»Kann man sich gar nicht vorstellen, wie die Leute damals kommunizierten.«

»Auf die primitive Art, würde ich sagen. Frontal. Von Angesicht zu Angesicht. Die harte Tour eben.«

»Also völlig ungeschützt. Schreckliche Vorstellung.« Zweifel schloss ergeben die Augen und sagte nur: »Melzick!« Sie grinste. Dann sprach sie kurz mit den beiden Beamten. Sie würden sich um den Abtransport kümmern, sobald Penny Stock, die mit ihren Leuten von der Spurensicherung jeden Moment auftauchen musste, mit ihrer Arbeit fertig sein würde.

Mord aus heiterem Himmel

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