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6. Kapitel

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Als es etwa eine halbe Stunde zuvor an der Tür der Villa Fontenay, dem Domizil von Serafina Moor, klingelte, schaute Anna Eichhorn mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihr hinüber. Beide saßen auf der weitläufigen, von Bambussträuchern eingerahmten Terrasse und waren gerade dabei, hochkonzentriert mehrere alte Fotoalben durchzublättern.

»Wer kann das bloß …?«, flüsterte Anna Eichhorn, doch Serafina Moor brachte sie mit einem schnellen Wink zum Schweigen. Sie warteten einen Moment. Dann klingelte es erneut. Melzick war wieder einmal kurz davor, die Geduld zu verlieren. Sie drückte energisch ein drittes Mal und außerdem deutlich länger auf den Messingknopf unter dem reich verzierten, quadratischen Messingschild, auf dem in schwungvoller Schrift der Name der alten Villa prangte. Serafina Moor warf einen strengen Blick auf Anna Eichhorn.

»Ich kann mir schon denken, wer das ist. Diese Impertinenz!« Sie schnaubte mit wohldosierter Verachtung durch die Nase. Dann erhob sie sich. »Du weißt was wir besprochen haben. Die Zeit …« Sie hielt es für überflüssig, den Satz zu beenden und hob stattdessen vielsagend ihre rechte Augenbraue. Anna Eichhorn erwiderte den Blick mit einem nervösen Zwinkern. Dann ging Serafina Moor, um Melzick selbst die Tür zu öffnen. Für irgendwelches Personal hatte sie keinen Nerv, noch nie gehabt. Melzick bemerkte einen Schatten hinter dem schmalen Streifen aus farbigem Bleiglas, der rechts von der pompösen Mahagonitür bis zum dunklen Granitboden reichte. »Halleluja«, dachte sie und atmete tief durch. Die Tür ging auf und Serafina Moor stand vor ihr, einen schwarzen Haarreif in der graublonden Mähne, die Herablassung in Person.

»Oh!«, mehr sagte die Moor nicht zur Begrüßung.

»Guten Tag. Ist Frau Eichhorn hier?« Serafina Moor nahm sich die Zeit, verschränkte ihre Arme und warf einen langen Blick auf die zu einem kleinen Turm verschlungenen hennaroten Dreadlocks auf Melzicks Kopf.

»Sagen Sie, muss man das eigentlich regelmäßig gießen, oder wie behält das die Form?« Melzick vereiste augenblicklich.

»Das ist reine Körperbeherrschung. Mehr braucht es nicht«, antwortete sie betont langsam, als würde sie einer senilen Seniorin den Weg erklären. Die Fronten waren also geklärt. Serafina Moor machte einen Schritt zur Seite und Melzick trat ein. Ein irritierend starker Lavendelduft beherrschte die dunkle Eingangshalle.

»Geradeaus durch, wenn ich bitten darf!« Melzick folgte ihr durch einen schmalen Flur, der zu einem großzügig geschnittenen, hellen Raum führte. Eine bestimmt vier Meter hohe Decke mit zarten, verblassten Fresken, lediglich zwei ausladende Ohrensessel, cremeweiß bezogen, auf dem edel in der Farbe alten Cognacs schimmernden Parkett, ein einziger flacher Couchtisch im Kolonialstil von sehr dunklem Braun zwischen ihnen, zart gelbe, duftige Volants an den weit geöffneten Terrassentüren, die Wände in honigfarbenem Holz getäfelt, keine Bücher, keine Bilder, keinerlei Nippes. Melzick konnte nur mit Mühe bewundernde Blicke vermeiden. »Der Salon also«, dachte sie grimmig. Serafina Moor war, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, vorausgegangen und hatte sich an einen riesigen ovalen Rattantisch gesetzt, auf dessen Glasplatte ein halbes Dutzend dicker Fotoalben verteilt waren. Dazwischen standen zwei Kaffeetassen, eine silberne Kanne, die antik aussah und ein geflochtener Korb, in dem ein angebissenes Croissant lag. Als Anna Eichhorn Melzick erblickte, griff sie gleich danach. Melzick übersah dies, sie wollte keine Zeit verlieren.

»Schön, dass ich Sie hier treffe, Frau Eichhorn, ich habe noch …«

»Leider können wir Ihnen nichts anbieten«, unterbrach sie die alte Dame und biss mit Wonne in das Croissant.

»Das macht nichts. Ich habe noch ein paar Fragen an …«

»Oder haben wir noch etwas Kaffee drinnen?«, fragte Anna Eichhorn ihre Freundin. Serafina Moor hob mit einem sehr schmalen Lächeln die Schultern und schüttelte den Kopf.

»Ich bin nicht zum Frühstücken hergekommen!«, entfuhr es Melzick in einem forschen Ton.

»Ach«, sagte Anna Eichhorn, »und worum geht es bitte?« Melzick atmete zum zweiten Mal tief durch.

»Sie haben heute Morgen von einem merkwürdigen Geräusch berichtet.«

»Hab ich das?«

»Ja und ich möchte wissen, wann genau Sie es gehört haben.« Anna Eichhorn starrte sie gedankenverloren an. Serafina Moor lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte erneut die Arme.

»Wann ich es gehört habe«, wiederholte Anna Eichhorn zögerlich. »Hab’ ich das nicht heute Morgen schon gesagt?« Melzick seufzte im Stillen.

»Ja das haben Sie. Aber es gibt da einen gewissen Widerspruch in Ihrer Aussage.«

»So, gibt es den?« Anna Eichhorn reckte ihr kurzes Kinn in die Höhe. »Normalerweise geht die Sonne auf und ich bereite mich auf meinen Morgenspaziergang vor. Das ist so meine Gewohnheit um diese Jahreszeit. Bei mir geht alles etwas langsamer daher brauche ich dafür etwa eine Dreiviertelstunde.«

»Demnach wären Sie etwa um sechs Uhr losgelaufen.«

»Wenn Sie das sagen. Kann wohl sein.« Sie machte eine kurze Pause. »Und da hab’ ich das Gebläse, oder was es auch war, gehört. Ich war gerade um die Ecke gebogen. Ich wohne ja ganz in der Nähe vom Kurpark.«

»Heute Morgen sagten Sie, Sie hätten es gehört kurz bevor Sie die beiden Männer fanden, was ungefähr um 6 Uhr 50 gewesen sein dürfte.«

»Ach was, das kann nicht sein. Nein, nein, das war viel früher.«

»Sind Sie sicher?«

»Aber ja.«

»So sicher wie heute Morgen?«

»Natürlich, was denken Sie? Das heißt …, also eigentlich …« Sie brach ab. Melzick heftete ihren Blick auf sie. Die alte Dame machte einen ganz anderen Eindruck als noch am Morgen im Kurpark. Sie griff etwas verlegen in ihren gelben Schal. »Ich meine, was kann ich denn …?«

»Schon gut, Frau Eichhorn, ich werde mir das genauso notieren.« Melzick holte ihr kleines blaues Notizbuch aus ihrer hinteren Hosentasche. Während sie mit einem Bleistiftstummel etwas hinein kritzelte, fiel ihr noch etwas ein.

»Was haben sie eigentlich gemacht, als sie die beiden Männer fanden?« Anna Eichhorn räusperte sich leise.

»Wie meinen Sie das?«

»Na ja – sind Sie erschrocken? Haben Sie geschrien? Konnten Sie sich nicht vom Fleck rühren? Oder sind Sie vielleicht näher rangegangen? Vielleicht ganz nahe? Haben Sie die beiden berührt? Lag außer den beiden sonst noch etwas auf dem Boden? Etwas, das Sie aufgehoben haben?« Melzick hielt inne. Sie hatte sich wieder einmal hinreißen lassen. So fragte man nicht. Sie wusste es, sie hatte es gelernt und oft genug geübt. Aber diese dämlichen Rollenspiele auf der Polizeiakademie hatten mit dem wirklichen Leben absolut nichts zu tun. Sie schaute von ihrem Notizbuch auf. Anna Eichhorn war tatsächlich blass geworden. Ein Croissantkrümel hing in ihrem Mundwinkel. Sie schien unfähig, zu antworten. Das übernahm Serafina Moor, die mit einem Ruck aufstand.

»Das reicht Frau …«

»Zick.«

»Frau Zick! Meine Freundin Anna hat es nicht nötig, etwas vom Boden aufzuheben, das ihr nicht gehört! Wissen Sie noch, wie Sie hereingekommen sind?« Melzick schaute sie wortlos an. »Dann finden Sie auch wieder hinaus!« Anna Eichhorn saß zusammengesunken mit leerem Blick in ihrem Sessel. Serafina Moor hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt und fixierte die junge Frau. Melzick steckte ihr Notizbuch wieder ein. Sie schluckte ein paar Mal, um etwas Zeit zu gewinnen. Dann kehrte sie den Rest Höflichkeit, den sie finden konnte, zusammen.

»Vielen Dank für Ihre Kooperationsbereitschaft. Wir werden sicher noch einmal darauf zurückkommen.« Damit drehte sie sich um, durchquerte den Salon und verließ das Haus wie sie gekommen war. Die Tür ließ sie etwas lauter als nötig ins Schloss fallen. Tief durchatmen – zum dritten Mal. Einer plötzlichen Eingebung folgend wandte sie sich suchend nach beiden Seiten. Rechts und links des mächtigen Baus aus roten Ziegelsteinen erstreckten sich dichte Hecken, jedoch kein Zaun aus Holz oder Metall. Melzick spähte die Straße in beide Richtungen entlang. Niemand war zu sehen. Sie probierte es mit der rechten Seite und untersuchte die grüne, nach Kräutern duftende Barriere. »Bingo«, murmelte sie nach ein paar Metern. Sie hatte eine schmale Lücke entdeckt und zwängte sich an vertrockneten Ästen und Zweigen vorbei. Ein tiefer Kratzer unter ihrem linken Auge sollte sie noch längere Zeit an diese Aktion erinnern. Auf der anderen Seite der Hecke brauchte sie nur ein, zwei Sekunden, um sich zu orientieren. Der Garten war verwildert und bot ihr mit einer Vielzahl von Sträuchern, Zierbäumen und hohem Schilfgras, das mehrere Teiche einfasste, ausreichenden Sichtschutz. Sie näherte sich leicht gebückt der Terrasse, die mit Bambussträuchern umgeben war. In der Nachbarschaft war ein Rasenmäher am Werk, so dass sie sich vollkommen unbemerkt heranpirschen konnte. Bald war sie nahe genug, um die Unterhaltung der beiden Damen verstehen zu können.

» … nicht, was du von mir willst, Serafina«, sagte Anna Eichhorn gerade mit Trotz in der Stimme. »Die hat mir doch alles abgenommen, oder nicht?«

»Ha!«, schnaubte Serafina Moor, »allerdings! Du warst sehr überzeugend unsicher, das muss ich zugeben. Trotzdem. Wir müssen unbedingt nochmal über …«. Der Rest ging im näherkommenden Lärm des Rasenmähers unter. Melzick hatte für dieses Mal genug gehört und machte sich aus dem Staub.

Zweifel nahm gerade seine letzte Gabel, als er von Weitem den leuchtenden Haarschopf seiner Assistentin sah. Er winkte Stavros, den Wirt, zu sich.

»Bringen Sie bitte nochmal einen Teller voll von diesem hier«, sagte er zu ihm, »und ein neues Besteck.« Stavros nickte erfreut und verschwand.

»Hallo Chef«, sagte Melzick etwas außer Atem. »Schon fertig? Sind Sie satt geworden? Hat’s geschmeckt?« Zweifel setzte sein Glas ab.

»Sie können sich gleich selbst davon überzeugen. Ist übrigens vegan.« Er musterte aufmerksam ihr Gesicht. »Waren die Damen so kratzbürstig?«

»Wieso?« Er deutete mit dem Finger auf ihren Kratzer.

»Ganz schöne Schramme, die Sie dort haben.« Melzick grinste.

»Tja, das war eine versteckte Ermittlung.«

»Ist sowas erlaubt, Melzick?« Sie zuckte gleichmütig mit den Schultern und drehte sich nach dem Wirt um. Stavros brachte gerade einen nach Knoblauch duftenden, reichlich gefüllten Teller und strahlte Melzick an. Diese nahm ihm das Besteck aus der Hand und berichtete Zweifel mit zumeist vollem Mund von ihrem Besuch in der Villa Fontenay samt anschließender Lauschaktion.

»Was halten Sie davon?«, fragte Zweifel schließlich. Sie zuckte wieder mit den Schultern.

»Die halten sich für besonders clever. Diese Frau Eichhorn weiß genau, was sie sagt. Und diese«, sie machte eine bedeutsame Pause, »Moor! Also die kommt eindeutig vom Planeten Ego.«

»Vom Planeten Ego, aha.« Melzick kaute auf beiden Backen.

»Ja, die muss da ein ganz hohes Tier sein.«

»Und was denken Sie, ist der Grund, warum die beiden uns was vorspielen?«

»Na, in erster Linie, um als unzuverlässige Zeugen zu gelten. Die spekulieren darauf, dass sie dann eben nicht ernst genommen werden und eher an den Rand unseres Radarschirmes wandern. Das hätte dann schon seine Vorteile.«

»Na, dann werden wir ihr Verhalten mal sehr ernst nehmen. Konnten Sie eigentlich erkennen, was für Fotos da auf dem Tisch herumlagen?«

»Nein, die Alben waren alle geschlossen. Sahen ganz abgegriffen aus. Müssen sehr alte Fotos gewesen sein.« Sie stockte. Dasselbe hatte sie heute doch schon mal gesagt.

»Gut, wenn Sie fertig sind, werden wir uns mal um die Ballonfahrer kümmern.«

»Fgib mur eimem.«

»Wie bitte? Und würden Sie bitte langsam kauen.« Melzick hob ergeben die Hand und wurde deutlicher.

»Valentin Lindberg. Das ist der Einzige weit und breit. Lebt außerhalb der Stadt.«

»Gut, sobald ihr Teller leer ist fahren wir zu ihm. Und vorher versuchen Sie bitte, Dr. Wollmaus anzurufen. Ich hab’ seine Nummer nicht.« Melzick zog ihr Smartphone heraus und legte es auf den Tisch.

»Ist in diesem Fall wohl ganz nützlich.«

»Das hab’ ich nie bestritten. Sie haben da ein falsches Bild von mir.«

»Ach ja – und was ist mit den Beschwerden? Ich bin sicher, Sie haben heute schon wieder zugeschlagen. Dieser zufriedene Ausdruck in ihren Augen …«

»Das geht Sie gar nichts an, Melzick. Außerdem waren das absolut notwendige Maßnahmen.« Melzick verdrehte die Augen.

»Sicher haben die Betroffenen da auch volles Verständnis.« Zweifel trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte.

»Haben Sie die Nummer?«

»Moment.« Sie warf einen kurzen Blick auf das Display. Ihr Bruder hatte ein paar Mal versucht, sie anzurufen. Kurz hintereinander. Mit einem Stirnrunzeln wischte sie ihn beiseite. Sie würde später bei ihm anrufen. Sie suchte die Nummer von Dr. Wollmaus. Nach wenigen Sekunden war sie sichtbar. Zweifel nahm das Smartphone, wählte und hatte wieder keinen Erfolg. Er gab es Melzick zurück, die ihren Teller überraschend schnell leer gefuttert hatte.

»Immer noch nichts. Der Herr Doktor ist sehr schwer zu erreichen. Das gefällt mir nicht. Stavros!« Zweifel zahlte und belohnte den jungen Griechen für die äußerst schmackhaften Oliven und für sein Strahlen mit einem großzügigen Trinkgeld.

»Wir nehmen meine Mary«, sagte er dann. Mary war, wie Melzick wusste, der Spitzname von Zweifels amerikanischem Haifischflossencabrio. Sie hatte die Kollegen schon darüber reden hören. Gesehen hatte sie es noch nicht. Ins Büro kam der Kommissar immer mit einem ziemlich verbeulten Kleinwagen von asiatischem Geblüt.

»Ihre Mary?«

»Ja, mein amerikanischer …«

»Ich weiß schon, Chef. Ich wusste nur nicht, dass Sie es hier versteckt haben. Sie wohnen doch gar nicht hier.« Sie standen jetzt wieder in der prallen Sonne in der Fußgängerzone. Zweifel setzte seine Sonnenbrille auf.

»Kommen Sie, ist hier gleich um die Ecke.« Sie bogen in eine ruhige Seitenstraße ab. Nach ein paar Metern standen sie vor einem niedrigen, heruntergekommenen Bau aus den siebziger Jahren. Ein Schuppen, der lange Zeit als Motorradwerkstatt gedient hatte. Glasbausteine in der Seitenwand, abbröckelnder Putz in graubrauner Farbe, verwitterte Ziegel auf dem Flachdach, ein ausgebleichtes Tor aus früher einmal dunkel gebeiztem Holz. Ein unscheinbarer Riegel mit einem rostigen Vorhängeschloss. Melzick schaute ihren Chef skeptisch an.

»Das ideale Versteck«, meinte der und holte einen Schlüssel hervor. Schloss und Riegel ließen sich leicht öffnen. Für das schwere Holztor galt das nicht. Zweifel wuchtete es auf. Melzick stellte sich neugierig neben ihn. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihre Augen sich an das trübe Licht im Innern des Schuppens gewöhnt hatten. Es roch nach Benzin, Gummi und Katze. Nach und nach erkannte sie im Hintergrund ein Fahrzeug, das, bis auf die Reifen, fast vollständig unter alten Pferdedecken verborgen war.

»Warten Sie hier«, sagte Zweifel und machte sich daran, die Decken zu entfernen und auf einer Tonne, die in der Ecke stand aufzustapeln.

»Das ist Mary«, sagte er schließlich. Für kurze Zeit verschlug es Melzick die Sprache. Vor ihr stand ein Auto, wie sie es nur aus den alten Doris Day-Filmen kannte, die sie früher immer mit ihrer Mutter angesehen hatte. Ein Cadillac-Cabrio aus den fünfziger Jahren, türkisfarben wie die Karibik, mit großen Doppelscheinwerfern, Weißwandreifen und cremeweißem Verdeck. Natürlich Lenkradschaltung, natürlich durchgehende Sitzbank vorne, natürlich im selben Cremeweiß.

»Und was ist das jetzt genau, Chef?«

»Cadillac Eldorado 1959!«

»Aha«. Ganz langsam trottete eine fette Katze mit mürrischem Gesicht unter dem Automobil hervor, würdigte sie keines Blickes und bewegte sich mit geradezu königlicher Gelassenheit an ihnen vorbei.«

»Und das ist wohl Garfield.«

»Keine Ahnung, wie er heißt. Er kümmert sich jedenfalls um die Mäuse und Marder«, sagte Zweifel und setzte sich hinter das große dünne Lenkrad. Melzick öffnete nach kurzem Zögern die schwere Wagentür und nahm neben ihm Platz.

»Man sitzt ja wie auf einem Sofa«, sagte sie und rutschte auf dem Sitz hin und her. »Und Sie wollen jetzt wirklich damit fahren?«

»Wonach sieht’s denn aus?«

»Kein Sicherheitsgurt, keine Kopfstützen, kein Airbag.«

»Und kein Navi, genau Melzick. Aus all diesen Gründen fahr ich damit herum.«

»Wir werden unauffällig sein wie die Feuerwehr«, meinte sie. Er deutete auf ihre Haarpracht.

»Seit wann legen Sie denn Wert darauf, nicht aufzufallen?« Darauf wusste sie erst einmal keine Antwort. Er startete den Wagen. Ein tiefes Blubbern erfüllte den Schuppen. Langsam, wie auf weichen Pfoten glitt der Wagen ins Freie hinaus. Von dem Kater war nichts mehr zu sehen.

Mord aus heiterem Himmel

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