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Kapitel 5 Cole

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„Na, sieh mal einer an, wer sich in meine bescheidene Gegend verirrt hat.“

Ich versperre Lilly den Eingang zu meinem Apartment. Mein Unterarm hält die Zwischentür vor dem Fliegengitter fest, damit sie nicht sieht, wie es bei mir aussieht und wer den Lärm darin verursacht. Denn das geht sie nicht das Geringste an.

„Ich hatte erwartet, dass du bald hier aufkreuzt, aber ich muss zugeben, dass ich nicht so bald mit dir gerechnet habe, Prinzessin.“ Zufrieden grinse ich auf sie hinab. Sie reicht mir gerade mal bis zur Brust. Ich muss aber zugeben, dass sie heute viel besser aussieht. Das schwarze T-Shirt und die schlichte Jeans stehen ihr und die Kurven, die in den total langweiligen Klamotten neulich Abend kaum zu erkennen waren, treten nun deutlicher hervor. Nicht, dass das eine Rolle spielt, aber es fällt mir eben auf. Ich habe eine Schwäche für klasse Titten. Daher erkenne ich welche, wenn ich sie vor mir habe.

Als hätte es ihr die Sprache verschlagen, starrt Lilly mich mit ihren veilchenblauen Augen immer noch an. Sie hat nichts gesagt, seit sie geklopft und ich ihr aufgemacht habe.

„Du hast dir anscheinend vorgenommen, es mir so schwer wie möglich zu machen.“ Es ist keine Frage und ja, es ist wahr. Ich muss schmunzeln, weil sie sich gewählter ausdrückt, als ich es gewohnt bin. Die Frauen, mit denen ich die meiste Zeit abseits der Arbeit verbringe, sprechen in kurzen Sätzen mit mir und meistens in Befehlsform: „Mach’s mir“ oder „Noch mehr. Ich will es fester!“ So etwas in der Art. Jemand, der weiblich und jung ist und sich dazu noch gewählt ausdrückt, wenn er den Mund aufbringt, ist eine neue Erfahrung.

„Kann sein. Immerhin bist du hier, um mir meinen Job wegzunehmen, für den ich hart gearbeitet habe.“

Finster starre ich ihr in die Augen. Ich kann sehen, wie sie schluckt. Lilly hat möglicherweise Angst vor mir und ich mache sie nervös. Es könnte nicht besser für mich laufen.

Sie fummelt an ihrem Pferdeschwanz herum, wobei mir auffällt, dass sie schokoladenbraunes Haar hat. Im dunklen Licht der Bar konnte man das nicht erkennen.

„Ähm, ich denke, du weißt, warum ich dich aufgesucht habe?“

Weil ich sie ärgern will, ahme ich ihre Ausdrucksweise nach und komme dabei näher. Veilchenaugen und Veilchenduft. Interessant.

„Du, Collegeprinzessin, hast mich aufgesucht, weil du vor mir zu Kreuze kriechen musst, denn du brauchst meine Hilfe … Ist es nicht so?“ Ich genieße das hier viel zu sehr. Es macht Spaß, dieses reiche New Yorker Mädchen aufzuziehen.

Lilly drückt die Schultern durch, als könnte sie damit den Eindruck erwecken, größer zu sein. Sie erinnert mich an ein kleines, stolzes Kätzchen, das sich mit einem Löwen anlegt.

„Nun gut. Ja, ich bin gekommen, um vor dir zu Kreuze zu kriechen. Du hast recht, Cole. Ich brauche deine Hilfe.“ Sie schluckt wieder und fummelt nervös an ihrem Nacken herum.

„Dieser Typ, Joe, der wollte mir nicht mal die Getränke liefern, und ich habe gestern Abend versucht, Gina und Lisa zu helfen.“ Ich unterbreche ihr nervöses Gebrabbel und halte eine Hand hoch. „Moment! Wie hast du versucht, zu helfen?“

„Ich habe gekellnert“, sagt sie und ihr Gesichtsausdruck sagt mir alles.

„Bist wohl auf die Nase gefallen.“ Ernst sehe ich sie an.

„Ich habe mich bemüht, aber ja, ich bin … ich habe versagt … Zu meiner Verteidigung.“ Sie hebt belehrend einen Finger und zieht ihn ein, als ich ihn finster anfunkle. „Es war mein erstes Mal, und ich hatte keine Ahnung, dass es wirklich so anstrengend ist.“

„Hast die Mädels also gestern um ihre fetten Trinkgelder gebracht. Das ist nicht gut.“ Tadelnd schüttle ich den Kopf. Für eine Kellnerin ist das Trinkgeld überlebenswichtig. Interessant ist, dass Gina und Lisa Lilly geholfen haben.

Sie sieht zerknirscht drein und blickt auf ihre Schuhe. Wenigstens fühlt sie sich schuldig. Das bedeutet wohl, dass sie nicht reich und arrogant ist. Ich gebe zu, da nervt mich ihre Existenz gleich ein kleines bisschen weniger.

„Deswegen bin ich hier. Ich möchte, dass der Laden läuft, und ich möchte nicht, dass die anderen Probleme mit ihrem Job bekommen … meinetwegen.“ Sie sieht von unten zu mir auf und beobachtet meine Reaktion, genau wie ich sie studiere.

„Tja, und ich möchte, dass die Bar mir gehört, aber das ist wohl keine Option, da ich nicht das Geld habe, sie dir abzukaufen … Jeder will etwas, Lilly Blaze. Die Frage ist nur, wie man es bekommt.“

Ich klinge wie ein abgebrühter Bastard und vielleicht bin ich das auch. So oder so ist es gut, wenn sie das glaubt.

„Bitte, Cole! Komm zurück in die Bar, von mir aus als Geschäftsführer. Du verdienst natürlich das Gleiche.“ Sie fleht mich an und setzt ihre unschuldigen Augen dabei ein. Sie ist gut. Richtig gut, aber ich habe vor, nicht darauf hereinzufallen. Was weiß sie schon davon, nicht zu bekommen, was man will? Ich wette, Miss Upper Eastside hatte noch nie einen unerfüllten Wunsch in ihrem privilegierten Leben.

„Und wie, glaubst du, willst du mich bezahlen und die anderen und noch genug Gewinn dabei machen, dass du dich selbst auch auszahlen kannst?“

„Das weiß ich noch nicht. Ich überlege mir etwas. Später. Erst mal muss ich dafür sorgen, dass du wiederkommst, damit wir heute unsere Getränkelieferung bekommen. Ohne sie können wir heute Abend nicht aufmachen, und wenn wir keine Einnahmen haben, stehen wir doch alle schlecht da. So viel weiß ich.“ Sie verschränkt ihre Arme vor der Brust, um ihren Standpunkt zu verdeutlichen. Dass sie damit auch ihre Brüste betont, scheint ihr nicht klar zu sein. Die Dinger dringen förmlich aus dem Ausschnitt. Was für ein Anblick! Nicht ablenken lassen, Cole. Sie ist nur ein Mädchen. Eine auf unschuldig machende Göre aus reichem Haus. Und damit nicht mein Typ.

„Tja, das ist das erste Vernünftige, das aus deinem Mund kommt. Okay, sagen wir mal, ich organisiere die Getränke und komme zurück in die Bar. Wie geht es dann weiter? Wer wird das Sagen haben, Kleine? Du oder ich?“

Ich dränge sie an die Veranda. Ich kann ihre Nervosität förmlich auf meiner Zunge schmecken, und kurz machen mich ihr blumiger Duft und ihre hochroten Wangen etwas an, also konzentriere ich mich mehr darauf, sie einzuschüchtern.

„Ähm“, gibt sie von sich und atmet schnell ein. „Wie wäre es, wenn wir uns darauf einigen, dass du vorerst das Sagen hast, aber alles, was eine rechtliche Unterschrift benötigt, von mir unterzeichnet werden muss, und wir sehen weiter, wenn wir uns etwas besser kennengelernt haben. Das ist doch vernünftig.“ Lilly lächelt bemüht.

„Hast du etwa Jura studiert?“

„Nein, wieso?“

„Weil du fast wie ein Rechtsverdreher klingst, Shortcake.“

„Shortcake?“ Mit zusammengezogenen Brauen sieht sie mir verwirrt ins Gesicht.

„Ist das kleinste Gebäck, das mir gerade eingefallen ist.“

„Du könntest mich auch einfach nur Lilly nennen, denn das ist mein Name, Cole!“

„Ich lasse es mir durch den Kopf gehen“, lüge ich sie an.

„Na, wenigstens etwas“, sagt sie erleichtert, als ich mich ein wenig zurückziehe. Die Nähe einer gut riechenden Frau mit großen Brüsten ist immer gefährlich, denn mein Körper hört in dieser Situation nur selten auf meinen Verstand. In Lilly Blaze’ Fall ist das keine Option. Sie ist nichts für mich. Viel zu klein, zu reich, zu unerfahren und zu sehr Miss Perfect. Ich stehe nicht auf Good Girls.

„Tja, dann sehen wir uns am Nachmittag in der Bar.“ Ich wende mich ab, aber Lilly packt mich unerwartet am Arm. Auf eine Berührung von ihr war ich nicht gefasst, schon gar nicht darauf, dass sie sich irgendwie gut anfühlen würde, was mich seltsam nervt. Als ich ihr deshalb einen warnenden Blick zuwerfe, zieht sie ihre Hand schnell wieder zurück.

„Ich bin noch nicht fertig mit Betteln.“

Amüsiert, das zu hören, ziehe ich die Augenbrauen hoch.

„Und worum möchtest du mich noch anbetteln?“

Verlegen windet sich Lilly und räuspert sich zweimal.

„Ich bitte dich darum, mir alles beizubringen, was ich über das Geschäft wissen muss.“

„Damit ich mich entbehrlich mache und du alles übernehmen kannst? Das wäre aber nicht clever von mir, Harvard. Außerdem ist das ein Haufen Arbeit nebenbei.“ Es hat sie sichtlich Überwindung gekostet, mich darum zu bitten, aber meine Hilfe bekommt sie nicht so leicht.

„Okay, was möchtest du dafür haben?“ Sie kaut nervös auf ihrer Wange herum.

„Verhandeln wir hier gerade?“

„Ja, genau wie ich es auf der Columbia gelernt habe.“

Touché. Aber Elitecollege ist Elitecollege.

„Ich möchte die Sicherheit, dass du mir meinen Job und meine Stellung im Blaze nicht einfach wegnehmen kannst, wenn dir gerade wieder einfällt, dass das hier langweilig wird und du dir einen New Yorker Typen holst, der die nette Bar in den Hamptons an meiner Stelle für dich führen soll.“

Lilly blickt unruhig zwischen meinen Augen hin und her, als erkenne sie darin etwas, was ihr zuvor nicht aufgefallen ist, dann atmet sie entschlossen aus und kommt einen Schritt auf mich zu.

„Wenn du mir bis zum Ende der Saison alles beigebracht hast und die Bar weiterhin gut läuft, bekommst du einen Anteil von fünfundzwanzig Prozent an Bill’s Blaze.“

Erstaunt starre ich sie an. Das habe ich nicht erwartet. Ich würde tatsächlich etwas besitzen. Es würde mir gehören. Cole Cortez. Barbesitzer. Wie gut sich das anhört.

„Dreißig Prozent.“

„Jetzt werde nicht unverschämt … Fünfundzwanzig Prozent.“

Lilly streckt mir ihre Hand hin und ich schlage ein.

„Das wirst du nicht bereuen, Prinzessin.“

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