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Kapitel 6 Lilly

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Eingezwängt im Lagerraum zusammen mit Cole bereue ich meinen Vorschlag schon jetzt.

„Heineken, Heineken Light, Guinness, Guinness Extra Stout, Corona, Stella Artois, Session IPA, Montauk Summer Ale, Montauk IPA, Brooklyn Lager, Brooklyn Local One, Samuel Adams, Budweiser und Bud Light. Das sind unsere Biersorten. Lerne sie auswendig und auch die Preise dazu!“

In diesem Befehlston geht Cole mit mir seit zwei Uhr nachmittags durch die Bar und füllt mein Hirn mit mehr Information an, als ich je verarbeiten könnte.

„Was war noch mal IPA?“

Er atmet geräuschvoll aus und sieht mich genervt an. Zwischenfragen mag er gar nicht. Außerdem geht mir seine Art langsam mächtig auf den Zeiger, egal, wie heiß er ist. Selbst in dieser engen, schwarzen Jeans.

„IPA“, wiederholt er überdeutlich. „Indian Pale Ale.“

„Ach ja, genau. Ich habe mir nie viel aus Bier gemacht.“ Ich zucke leicht mit der Schulter und sehe mir die Labels der Bierflaschen an. Wenn ich mir die Logos einpräge, merke ich sie mir besser. Namen sagen mir meist nichts, wenn ich nicht einen bildhaften Bezug dazu habe. Daher fiel es mir anfangs auch schwer, die Sache mit Moms Medis auf die Reihe zu bekommen. Die vielen langen und komplizierten Namen, Verpackungen und Dosen, die alle gleich ausgesehen haben. Wenn ich das lernen konnte, sollte die Bierkarte doch kein Problem darstellen.

„Ich kriege das hin. Vielleicht nicht bis heute Abend, aber spätestens bis Montag.“

„Da wird es dir allerdings nicht besonders viel nützen. Denn montags haben wir geschlossen. Der einzig freie Tag. Merk dir das!“

Genau das meine ich. Dieser Kommandoton reizt mich bis aufs Blut.

„Ja, mein Master und Commander“, murmele ich vor mich hin, während ich mich umdrehe.

Ich zucke zusammen, als er plötzlich hinter mir steht und mir über die Schulter blickt. „Für die Chefin genügt Cole, aber du darfst mich auch gerne Master nennen. Das überlasse ich ganz dir.“

Cole grinst mich schief an und geht in Richtung Bartheke. Der Vorratsraum kam mir sehr beengt vor. Keine Ahnung, ob das von seiner unmittelbaren Nähe kam oder von dem schiefen Grinsen, das eindeutig verboten gehört, so heiß wie es ist. Ich hasse es, dass ich nicht immun gegen seinen Charme bin. Mal ehrlich, was sagt das denn über mich aus, wenn ich ihn heiß finde, obwohl er mich ständig behandelt wie die tranige Praktikantin? Hab’s mir überlegt. Ich will es lieber gar nicht erst wissen.

Zurück an der Bar möchte ich ihm gerne Paroli bieten und ihm sagen, dass ich ihn Master nur dann nenne, wenn Trump den Weltklimagipfel leitet, als es an der Vordertür klopft.

„Das wird Joe mit der Lieferung sein. Na endlich! Wird auch Zeit … Was ist? Kommst du?“ Cole sieht mich auffordernd an.

Mein Wunsch, Joe wiederzusehen, hält sich eher in Grenzen. Mutwillig folge ich Cole zur Tür. Ein sichtlich gut gelaunter Joe steht mit seiner Sackkarre vor unserer Tür.

„Hey, Cole! Na, was geht? Ich habe deine Getränke dabei.“

„Wunderbar. Dann komm mal rein!“ Cole hält ihm die Tür auf. Beim Reinfahren bemerkt er mich. Ich nicke ihm steif zu.

„Heute gar nicht im Lolly-Pyjama?“

Cole sieht zwischen Joe und mir hin und her. Nicht gerade erfolgreich verbeißt er sich ein fieses, breites Grinsen.

„Es waren Kuchenstücke und ich hatte verschlafen.“

„Ja, ja.“ Joe bringt die Kisten in den Lagerraum, während Cole den Lieferschein kontrolliert.

„Der Gin und das Stella sind wieder mal teurer geworden“, ruft er nach hinten. „Willst du mich ausnehmen, Joe?“

„Sei froh, dass du den Preis gekriegt hast“, raunt Joe abfällig. „Was denkst du, was ich ihr abgeknöpft hätte?“ Er zeigt lachend mit dem Daumen auf mich. Sexistischer Arsch!

„Das sind ja nette Leute, mit denen wir Geschäfte machen.“

Auch wenn ich es leise murmle, hat Joe meinen giftigen Tonfall bemerkt. Cole packt mich am Oberarm und zieht mich ein Stück von ihm weg. Er sieht angepisst aus.

„Pass besser auf, was du sagst. Joe hat beinahe so was wie ein Monopol. Wenn wir es uns mit ihm verscherzen, bleiben uns nur noch die großen Lieferanten der Hamptons und die machen keine guten Geschäfte mit Läden wie uns. Kapiert?“

„Verstehe.“ Das ist das erste Mal, dass ich Cole ernst und aufrichtig besorgt erlebe. So langsam wird mir klar, warum sich jeder von Joe dem Getränkekerl an der Nase herumführen lässt. Wenn man keine Wahl hat, hat man keine Wahl. Eine Lektion, die ich in meinem Leben viel zu oft lernen musste.

Joe liefert den Rest und Cole zeichnet ihm den Lieferschein ab. Ich bin froh, als der Kerl wieder zur Tür raus ist.

„So ein Arsch!“

„Yup! Ist er immer gewesen. Er würde für ein bisschen mehr Profit seine eigene Mutter verkaufen.“

Cole geht zurück ins Lager und winkt mir, mitzukommen. Ich folge ihm und bin erleichtert, als ich die vielen Kisten auf dem Boden unter den leeren Regalen sehe.

„Wir räumen jetzt die Lieferung ein und zeichnen dabei den Bestand auf. Hier!“ Er deutet auf ein Klemmbrett, das neben der Tür hängt. Oldschool, aber es funktioniert anscheinend.

„Du räumst ein und ich zähle mit.“

Wieso wundert mich das nicht? Lässig hält er mir ein Teppichmesser entgegen. Ich schneide die Verpackungen damit auf. Wir arbeiten uns Karton für Karton vor. Ich habe die ganze Zeit über seine monotone Stimme im Ohr.

„Hundertvierundvierzig, hundertfünfundvierzig … hundertfünfundsechzig Heineken. Gut. Das passt.“ Cole hat eine angenehme Stimme, wenn er eine Pause macht und keine Befehle damit ausgibt. Während ich einräume und er zählt, beobachte ich ihn. Sein kurz geschorenes Haar ist dunkel, genau wie seine Augen. Wenn er murmelt, leckt er dabei immer wieder über die Unterlippe. Das wirkt beinahe unanständig. Ich weiß nicht, ob es an seinen festen, vollen Lippen liegt oder an meiner totalen Abstinenz seit dem letzten Semester auf der Uni, aber ich bin schlicht und einfach ausgehungert, was menschliche Nähe und Sex betrifft, deshalb reagiere ich dermaßen stark auf seine männlichen Reize. Das ist alles. Ich frage mich, wie alt er wohl ist.

„Wenn du dann mit Starren fertig bist, können wir den Rest erledigen.“

Ich spüre, wie meine Wangen brennen, sogar meine Brust wird heiß vor Scham. Als ich die Gin-Flaschen einräume, sehe ich kein einziges Mal mehr zu ihm. Zum Glück sind wir fertig.

„Tja, die Lagerarbeiten haben wir erfolgreich hinter uns gebracht, und ich muss zugeben, dass du dich halbwegs gut angestellt hast. Obwohl es nicht nötig gewesen wäre, die Flaschen im Lager mit dem Label vorne aufzustellen. Sieht schließlich keiner.“ Irritiert beäugt er meine Reihen, die ich alle sorgfältig eingeschlichtet und nach den Klebeschildern ausgerichtet habe.

„Ich finde es so ordentlicher, und wenn ich Nachschub holen muss, erkenne ich schneller die richtige Sorte, weil ich das Label gleich im Blick habe.“

Nachdenklich fährt Cole sich über das unrasierte Kinn. „Du denkst mit. Das ist gut. Aber du hast entweder einen echten Sortierungs-Tick oder einen Kontrollzwang. Das ist … weniger gut.“

Kaum zu glauben, dass ausgerechnet er mir vorwirft, einen Kontrollzwang zu haben. Wer von uns ist hier herrisch und bestimmend?

„Es ist drei Uhr. Wir haben noch eine Stunde, ehe wir aufmachen. Wir sollten klären, was ich heute zu tun habe.“ Ich habe beschlossen, seine Stichelei zu ignorieren und mich der Arbeit zu widmen, damit die Bar weiterhin gut läuft. Vernünftig sein liegt mir viel besser, als mich mit viel zu gut aussehenden Typen mexikanischer Herkunft anzulegen.

„Krieg das jetzt nicht in den falschen Hals, Kleine, aber am besten stehst du den Mädels heute nicht im Weg. Es war nett gemeint, dass du ihnen helfen wolltest, aber entweder man ist eine Kellnerin oder man behindert bloß diejenigen, die es wirklich können.“

„Lass mich raten, zu welcher Sorte du mich zählst.“ Frustriert verschränke ich die Arme vor der Brust. Er sieht wieder so komisch auf mein Logo-Shirt. Habe ich etwa ein falsches Top an? Auf seinem schwarzen Hemd mit den kurzen Ärmeln ist doch derselbe Bill’s Blaze-Aufdruck abgebildet.

„Es ist eben, wie es ist. Für heute Abend wäre es gut, wenn du hinter der Bar bleiben könntest und mich beobachtest. Und ich meine mich, den Barkeeper, und nicht mich, den Besitzer dieses Prachthinterns, der dir nicht entgangen ist.“

Immer muss er mich in Verlegenheit bringen. Das nervt.

„Träum weiter, Cole! Alles, was ich mir heute ansehen werde, ist dein Talent als Barkeeper und Cocktail-Mixer.“ Mit seinem schiefen Grinsen will er mir wohl sagen, dass er mir nicht glaubt. Was für ein arroganter, selbstverliebter Kerl.

„Geh mir zur Hand, wenn ich es dir sage, und sieh zu, dass du dabei was lernst.“ Er lehnt sich gebieterisch an den Tresen, als gehöre ihm alles hier bereits, auch wenn mein Name auf der Besitzurkunde steht.

„Und was genau soll ich deiner Meinung nach lernen?“

„Den Umgang mit den Gästen und das Einmaleins des Barkeepings.“ Er ist so was von sich überzeugt.

„Na los, gib mir ein Beispiel. Ich brenne vor Neugier.“

„Bring sie zum Reden, bring sie zum Lachen, aber vor allem bring sie zum Trinken!“ Selbstzufrieden grinst er mich an und verschränkt dabei lässig die Beine übereinander.

„Und das ist das große Geheimnis? Klingt recht banal.“ Je entspannter er sich gibt, desto verkrampfter werde ich.

„Du bist die erste Braut, die ich kenne, die tatsächlich Wörter wie ‚recht‘ und ‚banal‘ benutzt. Reden die Leute in Manhattan etwa alle so oder ist das nur in deinen Kreisen üblich?“

„Meinen Kreisen?“ Irritiert sehe ich ihn an. „Wie ist das denn gemeint?“

„Ach nichts. Vergiss es! Die anderen kommen.“ Ich drehe mich um und entdecke Gina, die tratschend und beschwingt mit einer dunkelhaarigen, jungen Frau die Bar betritt.

„Hey, Leute!“

„Gina. Lola.“ Cole begrüßt die zwei Frauen und widmet sich wieder den Vorbereitungen hinter der Theke. Gina kommt freudig auf mich zu und zieht die fremde Frau an der Hand mit.

„Lilly, darf ich dir Lola vorstellen. Sie ist die zweite Kellnerin.“ Lola reicht mir die Hand und lächelt vorsichtig.

„Hallo, Chefin. Freut mich.“

„Mich auch, Lola. Aber nenn mich bitte Lilly.“ Bevor Cole noch einen Anfall bekommt.

„Okay, mach ich … Du siehst Bill übrigens nicht ähnlich.“ Sie starrt mir suchend ins Gesicht.

„Das sagen alle.“

„Wir gehen uns dann umziehen!“ Gina deutet in Richtung Hinterzimmer, wo ein Aufenthaltsraum für die Angestellten eingerichtet ist. Er ist karg, und außer den Spinden steht dort nur alter Krempel herum, der irgendwann aus der Bar dorthin verbannt wurde. Wie ein singender Fisch. Ich gehe an die Theke und tippe Cole auf die Schulter. „Gibt es sonst noch jemanden von der Belegschaft, den ich kennen sollte?“

„Den zweiten Koch, Harry Salzmann, und dann ist da noch Andy Smith, der zweite Barmann. Das wären alle. Eine kleine, feine Truppe.“

Als die Leute langsam die Bar füllen, läuft es eigentlich ganz gut. Ich halte mich im Hintergrund und sehe dabei zu, wie Cole den Bartresen im Griff hat. Er mixt komplizierte Cocktails im Schlaf und zieht seine Show ab. Besonders bei den Frauen. Für die Kerle ist er der Kumpel, der pfiffige Typ, der ihnen das Bier reicht, und für die Frauen ist er das Objekt der Begierde, das mit ihnen flirtet und köstliche Drinks mit süßem Aroma und hartem Stoff zaubert. Je nuttiger das Mädchen rüberkommt, desto heftiger flirtet Cole mit ihr, und seine Augen wandern von Beinen zu Schenkeln, von Schenkeln zu Hintern und immer wieder zu gut ausgestellten Brüsten. Er sieht ihnen schon auch ins Gesicht, das ja, aber dennoch checkt er jede halbwegs gut aussehende Frau ab, sobald sie die Bar betritt. Wie ein Hai, der Blut wittert. Cole ist ein Eins-a-Player, und ich wette, er lässt nichts anbrennen. Sehr professionell finde ich das nicht gerade.

„Hey, Lilly, schneid ein paar Zitronenspalten. Ich hab kaum noch welche.“ Er spricht zwar mit mir, sieht dabei aber eine Blondine mit sehr dunklen Haarwurzeln an, die dermaßen viel Gloss auf ihren Lippen hat, dass sie mich damit beinahe blendet. Wenigstens bemerkt er deshalb nicht, dass ich die Augen verdrehe.

„Ich brauch etwas Saures zum Abschluss, um meine süßen Köstlichkeiten im Zaum zu halten“, raunt er ihr zu. Der Stuss, den er da verzapft, ergibt nicht den geringsten Sinn, aber sie schmilzt dahin. Ihre Schlauchbootlippen bringen beinahe ein Lächeln zustande. Vorsicht, sonst landet der halbe Liter Gloss dabei noch auf den Zähnen!

„Du weißt doch, dass ich es total süß mag, Cole, und auf das Saure lieber verzichte.“ Die Blondine zwinkert ihm zu. Cole leckt sich über die Lippen und schiebt den Sex on the Beach über die Theke, bis er knapp vor ihrem Ausschnitt landet.

Lasziv saugt sie am Strohhalm, ehe sie vom Hocker springt.

„Man sieht sich!“

„Jederzeit!“ Cole wischt über die Kondensspuren, die das kalte Glas auf der Holztheke hinterlassen hat. Es ist gerade mal halb sieben Uhr am Abend und er hatte bereits unzähliger solcher Begegnungen an der Bar. Mir ist vom Zuschauen allein übel geworden.

„Bei dir könnte man meinen, wir verkaufen dich und nicht die Getränke hinter der Bar.“ Die Augen verdrehend blicke ich Cole an. Er mustert mich scharf.

„Es würde dir nicht schaden, ein bisschen zugänglicher zu sein. Ist gut fürs Geschäft, Prinzessin.“

„Nein, danke.“ Mein Tonfall macht mehr als deutlich, was ich davon halte.

„Hast du wohl nicht nötig, Upper East Side, hm?“

Dieser ganze Mist wird mir zu dumm. Da kellnere ich lieber wieder einen Abend lang allein mit Gina, als mir das anzusehen und auch noch selbst so eine Show abzuziehen. Ich würde mich so was von lächerlich machen. Flirten? Ich? Ha!

„Ich hole mal Nachschub aus dem Lager“, sage ich.

Als ich mit den Flaschen retour komme, sehe ich, dass der Eingang zur Bar von einem Lastwagen verstellt wird. Cole ist bereits vor der Tür und redet mit einem Kerl in Uniform.

Neugierig gehe ich weiter in die Bar hinein und warte darauf, dass Cole zurückkommt. Doch er steckt bloß den Kopf in die Tür und ruft nach mir. Natürlich nennt er mich nicht Lilly. Da würde ihm ja ein Zacken aus der Krone fallen.

„Hey, Prinzessin! Dein Reichenkram aus New York wartet draußen auf dich!“ Er brüllt es durch die ganze Bar. Alle starren mich neugierig oder verhalten musternd an. Wie ich das hasse. Wenn ich jetzt noch meinen Kuchenpyjama anhätte, würde ich im Erdboden versinken.

Wie konnte ich nur vergessen, dass heute die Lieferung mit meinen Sachen eintreffen sollte? Eigentlich hätte sie schon am Nachmittag hier sein sollen. Der Fahrer sagt, er wäre ewig im Stau gesteckt und hätte es nicht früher schaffen können. Dummerweise habe ich nur eine Zustellung gebucht und keine Möbelpacker. Wozu auch? Die Lieferung umfasst bloß ein paar Stücke, die mir noch von Mom geblieben sind, und der Rest sind Kartons mit Kleidung, Krimskrams und Erinnerungen.

Der Fahrer stellt alles auf die Straße. Zwei Kommoden, ein Beistelltisch, Moms Ohrensessel und der Hocker stehen nun direkt vor der Bar. Die Leute, die ein und aus gehen, beäugen meine Sachen neugierig. Manche schütteln die Köpfe. Sie amüsieren sich darüber, wie die Neue aus der Bar ein Dutzend Kisten herumschiebt, um nicht die Promenade zu verstellen. Gott, sind die Dinger schwer. Ich kann mich nicht daran erinnern, sie dermaßen vollgepackt zu haben. In einem Anfall von Selbstüberschätzung packe ich die kleinere der beiden Kommoden und hebe sie an. Toll! Jetzt ist ein Teil des Möbels in der Luft. Und nun? Wie soll ich die Sachen je rauf in die Wohnung schaffen? Ich sollte es bald machen, denn vor der Bar können sie wirklich nicht stehen bleiben. Selbst wenn ich morgen Möbelpacker finde, könnten meine Sachen über Nacht gestohlen werden. Verzweifelt schiebe ich den Sessel ein gutes Stück weiter Richtung Bar. Ich muss sie zumindest zur Hintertür bringen. Bei laufendem Betrieb kann ich doch unmöglich durch den Laden.

„Das ist nicht dein Ernst.“

Ich wirble herum. Cole steht mit verschränkten Händen da und blickt mich ungläubig an.

„Hey, ich versuche das Zeug ja wegzuschaffen, wie du siehst!“

Er seufzt und kommt näher. Ich schwitze. Es ist warm und meine fruchtlosen Anstrengungen zeigen Wirkung. Zumindest unter meinen Achseln.

„Ich meinte eher, dass du wirklich denkst, du könntest die Sachen tragen.“

Wütend knurre ich und schreie ihn mit ausgestreckten Armen an: „Und wie soll ich das Zeug sonst hier wegschaffen?“

„Wie wär’s mit Fragen?“

Verständnislos starre ich ihm ins Gesicht.

„Sprich mir nach: Cole, würdest du mir bitte helfen?“

Als mir dämmert, was er mir da anbietet, bin ich total überrascht und weiß nicht, was ich sagen soll.

„Cole, bitte hilf mir mit den Sachen.“ Ich zwinge die Worte förmlich über meine Lippen. Ich bin es nicht gewohnt, um Hilfe zu bitten.

Er scheucht mich zur Seite und nimmt den Sessel, als wöge er nichts. „Der soll doch bestimmt nach oben, richtig?“

„Ja“, sage ich erleichtert. Cole nickt und trägt ihn rauf.

„Warte!“ Ich laufe ihm hinterher, um die Tür aufzuhalten. „Wer kümmert sich um die Bar?“

„Gina.“

„Okay, gut.“

Cole und ich schleppen Kiste um Kiste nach oben, nachdem er die wenigen Möbelstücke, die ich besitze, in die Wohnung gebracht hat.

„Das war’s.“ Er sieht sich um und wirft einen längeren Blick auf den legendären Kuchenpyjama, der immer noch auf der Couch liegt, neben Kissen und Bettdecke.

„Warum schläfst du nicht im Bett? Stimmt was nicht damit?“

„Ich kann nicht in seinem Bett schlafen. Noch nicht.“

Er kaut nachdenklich auf seiner Unterlippe herum. „Schätze, es ist schon etwas merkwürdig, im Bett eines toten Verwandten schlafen zu müssen. Warum kaufst du dir nicht ein neues Bett?“

Als ob ich mir das leisten könnte.

„Die Couch reicht mir vorerst. Vielleicht besorge ich neue Bettwäsche. Wer weiß? Dann fühlt es sich eher wie mein Bett an.“ Ich zucke mit den Achseln.

„Ich muss wieder runter in die Bar, um nach dem Rechten zu sehen.“ Er deutet die Treppe runter.

„Ja, klar. Ich komme auch gleich … Und danke, Cole.“

„Hey, dafür durfte ich deinen berüchtigten Kuchenpyjama sehen.“ Seinen Mund überzieht ein feines Grinsen, bei dem mir warm im Bauch wird. Ich grinse zurück und bringe ihn zur Tür. Wer hätte gedacht, dass Cole Cortez noch eine ganz andere Seite hat: hilfsbereit und stark.

Interessant.

Lilly Blaze - In Love

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