Читать книгу Varius - Adina Wohlfarth - Страница 6
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Nell
Meine Lust auf diesen Tag schwand zusehends. Und als sich May auch noch bei Luan einhakte, wurde es mir endgültig zu viel.
„Ich geh wieder zurück“, flüsterte ich Liam ins Ohr, als Nara gerade versuchte, einen Schmetterling auf einer von ihr erschaffenen Efeupflanze landen zu lassen.
Er drehte sich zu mir um und seine Stirn lag in Falten. „Ich komme mit.“
Ich winkte ab. „Lass dir von mir nicht den Tag verderben.“
Er umfasste meine Handgelenke und beugte sich vor. „Hast du eigentlich vergessen, dass das dein Geburtstag ist und nicht Mays?“
Ich spürte seinen Atem an meiner Wange und schloss die Augen.
„Aber alle sehen sie an“, brach es plötzlich aus mir heraus. Liam gegenüber hatte ich mich immer geöffnet. Bei ihm waren selbst die verworrensten Geheimnisse in Sicherheit. „Sie ist der Mittelpunkt – sie war es schon immer. Ich bin nicht mal ihr Schatten. Alle sehen …“
„Schhh“, machte Liam und zog mich an sich. Ich spürte sein Herz unter meiner Wange schlagen und entspannte mich etwas.
„Es stimmt, alle sehen sie an, aber nur, weil sie sich in den Vordergrund schiebt. Und das tut sie, weil sie gegen dich sonst keine Chance hätte. Du hast nämlich einen gewaltigen Vorteil ihr gegenüber und dafür beneidet sie dich sogar im Schlaf“, redete er leise auf mich ein.
Ich schnaubte in seine Brust hinein. „Und welcher sollte das sein?“
Ich spürte seine Lippen, die sich neben meinem Ohr zu einem Grinsen formten. „Du bist die Tochter des Anführers unseres Volkes. Du bist Nell Ivy. Du bist nicht nur unter den Green Eyes, sondern auch unter allen anderen Völkern bekannt. Und das macht sie so wütend.“
Ich biss mir auf die Lippe und löste mich von ihm. „Und was soll mir das nützen?“, fragte ich skeptisch.
Er legte den Kopf schief. „Du musst diesen Vorteil nutzen. Versuche deine Eltern davon zu überzeugen, dass du mit uns in die Ausbildung gehst. Mit allen anderen Green Eyes zusammen. Wenn sie es nicht erlauben, was höchstwahrscheinlich der Fall sein wird, versuche sie wenigstens für das gemeinsame Training rumzukriegen.“
Ich seufzte und setzte mich in Bewegung. Liam folgte mir.
„Aber wie soll ich das anstellen?“, grübelte ich. Es war ja schließlich nicht so, als hätte ich das noch nie versucht. Da ich immer noch im Schloss unterrichtet wurde, ließ sich leicht schließen, dass meine Versuche nicht funktioniert hatten.
Liam legte mir einen Arm um die Schultern. „Darüber kannst du dir morgen den Kopf zerbrechen. Jetzt habe ich erstmal eine Überraschung für dich.“
Ich sah ihn von der Seite an und grinste, als ich seinen geheimnisvollen Blick bemerkte. Er wackelte mit den Brauen und wir fingen beide an zu lachen.
Als wir den Waldrand fast erreicht hatten, hörte ich hinter uns Stimmen, die stetig näherkamen. Ich drehte mich um und suchte mit den Augen die Bäume und Sträucher ab. Ich konnte deutlich Liz‘ und Brians Worte verstehen.
„Sie suchen uns“, bemerkte Liam trocken. Er sah mich an. Ich sah ihn an.
Wir brauchten uns nicht mit Worten zu verständigen und verließen zeitgleich den Pfad. Zusammen krochen wir durch das dichte Unterholz und gingen schließlich hinter einem breiten Brombeerstrauch in Deckung. Ich konnte mir nur schwer ein Kichern verkneifen. Liam ging es nicht anders. Als die verwirrten Gesichter von Liz und Brian auf dem Pfad erschienen, musste ich mir die Hand auf den Mund pressen, um nicht laut loszulachen. Es war vielleicht kindisch, sich mit vierzehn noch im Wald zu verstecken, aber das war mir in dem Moment egal. Ich fühlte mich auf einmal wieder in meine Kindertage zurückversetzt, in denen ich mich wöchentlich mit den Zwillingen im Wald verkrochen hatte und Mom das gar nicht lustig fand.
Doch schließlich konnte Liam nicht anders und wir beide brachen in lautes Gelächter aus.
Liz schob sich zu uns durch und boxte zuerst mich, dann ihren Bruder in die Seite, doch dann fiel sie mit ein in unser Gelächter. Als wir uns wieder beruhigt hatten, stolperten wir auf den Pfad zurück, auf dem auch schon die anderen warteten. Nara zog mir ein Blatt aus dem Haar und ich befreite Liz von einem Spinnennetz, das sich an ihrer Hose verfangen hatte.
„Musstet ihr unbedingt weglaufen?“, fragte May und musterte mich kühl. Liam warf mir einen vielsagenden Blick zu und nickte kaum merklich.
„Das war ziemlich kindisch“, feuerte sie hinterher.
Ein böses Lächeln hob meine Mundwinkel und mein Blick wurde kalt. „Ich weise nur ungern darauf hin, aber ist es nicht viel peinlicher, beim Singen unter der Dusche vom Nachbarn darauf hingewiesen zu werden, dass man sich woanders duschen soll?“, fragte ich und setzte eine unschuldige Miene auf. „Weil der Gesang nicht so vielversprechend ist?“, fügte ich hinzu.
May schnappte nach Luft und rote Flecken bildeten sich auf ihren Wangen.
Ich wechselte einen triumphierenden Blick mit Liam.
„D… das ist nicht wahr! Das ist nie passiert!“, keuchte sie und ihre Stimme überschlug sich. Ich beugte mich vor und mein Blick wurde hart.
„Was spielt es denn für eine Rolle, ob es wirklich geschehen ist oder nicht? Es ist immerhin viel lustiger, ausgedachte Lügen weiterzuerzählen als die langweilige Wahrheit.“
May starrte mich einige Augenblicke sprachlos an, dann presste sie die Lippen aufeinander, drehte sich um und stapfte ohne ein weiteres Wort davon. Unbeeindruckt sah ich ihr hinterher. Ich war überrascht von mir selbst, dass ich in der Lage war, so gemein zu sein – gut zu wissen.
„Musste das jetzt sein?“, murmelte Jess und wandte sich ebenfalls zum Gehen. Ich sah sie irritiert an.
„Sie macht mich seit Jahren runter und hat noch nie dafür bezahlen müssen!“, konterte ich. Jess verdrehte die Augen und eilte May hinterher. Empört stieß ich die Luft aus und schaute zu Brian und Nara.
Beide wichen meinem Blick aus.
„Wollen wir nicht erstmal das Geschenk überreichen?“, mischte sich Liz ein.
„Gute Idee!“, rief Liam und trat neben sie.
„Ich habe meiner Mom versprochen, bald wieder zu Hause zu sein. Ich muss ihr noch beim Putzen helfen“, warf Nara kleinlaut ein.
Brian stolperte hinter ihr her, als sie sich in Bewegung setzte. „Bei mir ist es auch so, sorry Nell, wirklich.“
Ich starrte den beiden hinterher und fühlte mich plötzlich elender als zuvor.
Luan pfiff leise durch die Zähne und näherte sich mir vorsichtig. „Das ist wohl nach hinten losgegangen.“
Liam fuhr herum und funkelte ihn an. „Kannst du dich da bitte raushalten, das wäre besser für alle Beteiligten!“
Luan hob unbeeindruckt beide Hände, verschwand dann aber ebenfalls.
Ich wollte nicht, dass er ging, brachte es aber nicht auf, ihm hinterher zu laufen. Mit zitternder Unterlippe ließ ich mich langsam am Stamm einer alten Buche hinabgleiten. So endete es immer, wenn ich versuchte, irgendwie normal zu sein, oder mich wenigstens zu integrieren. Tief in mir wusste ich auch, warum meine Eltern es nicht zuließen, dass ich mit den anderen Kindern in meinem Alter in die Ausbildung ging. Ich war anders. Das hatte ich von Anfang an gespürt. Aber ich wusste nicht, was an mir nicht so war, wie es sein sollte. Ich sah vollkommen normal aus, hellblonde, schulterlange Haare und blassgrüne Augen. Dass meine Augen grün waren, war besonders wichtig.
Zwischen den acht Völkern herrschten strenge Regeln. Die wichtigste war, dass sich die Menschen nur mit Ihresgleichen fortpflanzen durften. Wenn gegen das Gesetz verstoßen wurde und ein Kind auf die Welt kam, das nicht die reine Augenfarbe seines Volkes hatte, sondern zwei gemischte Farben, wurden die Eltern umgebracht und das Kind verschwand meist auch von der Bildfläche. Dies kam zwar nicht oft vor, aber Ozea hatte mir davon erzählt, dass solche Kinder als Mutanten bezeichnet wurden und meist das gleiche Schicksal wie ihre Eltern erlitten. Sie hatten keine Chance, sich zu verstecken, denn ihre Augenfarbe verriet sie überall. Dazu kam, dass Mutanten stärkere Kräfte hatten als normale Menschen. Sie übernahmen die des Vaters und die der Mutter und das machte sie gefährlich. Denn meistens konnten sie ihre Kräfte nicht kontrollieren und dadurch erregten sie zusätzliche Aufmerksamkeit.
Aber das war bei mir ja nicht der Fall. Meine Augen waren aus reinem Grün.
Jemand legte mir einen Arm um die Schultern und holte mich somit aus meinen Gedanken. Es war Liam.
Er lächelte mich sanft an und strich mir mit dem Daumen über die Wange. „Sie werden es bereuen“, sagte er leise. „Eines Tages werden sie es bereuen.“
Ich seufzte und legte meinen Kopf an seine Brust.
„Willst du jetzt trotzdem deine Überraschung aufmachen?“, fragte Liz. Sie schien viel aufgeregter als ich, denn sie wippte vor und zurück und fuhr sich mehrfach mit den Fingern durchs Haar.
„Natürlich“, sagte ich und bemühte mich, meine wirren Gedanken zu ordnen, doch sie schweiften immer wieder zu den Mutanten ab und dann tauchte plötzlich Luans Gesicht vor meinem geistigen Auge auf. Ich erschrak, als ich ihn sah. Etwas an ihm war anders, als ich es in Erinnerung hatte. Seine Augen waren nicht dunkelblau, sondern blau und von mehreren grellgelben Streifen durchzogen. Plötzlich stand er auf einer kargen Ebene. Er hob die Arme und Licht schoss aus seinen Fingern. Wenige Sekunden später befand er sich am Ufer eines Flusses und mehrere Wasserfontänen schossen über ihm empor. Mir stockte der Atem. Luan war ein Mutant?
Das konnte nicht sein! Seine Augen waren doch dunkelblau.
Und warum lebte er dann noch? Warum war er hier?
Meine Gedanken rasten. Was war nur los mit mir? Warum konnte ich nicht einfach so sein wie alle anderen? Wieso sah ich jetzt auch noch diesen Blue Eye in meinem Kopf? Das ergab alles überhaupt keinen Sinn.
„Hey.“ Ich nahm Liams Stimme nur leise und gedämpft war. „Hey Nell, alles okay?“
Ich zuckte zusammen und Luans Gesicht verschwamm. „Ja, alles gut.“ Ich bemühte mich um ein Lächeln und löste mich von ihm.
Liz hatte plötzlich einen langen Gegenstand in der Hand, der unter einer robusten Decke verschwand. Sie grinste breit und reichte ihn mir.
„Wir haben uns mit den anderen zusammengetan und sie gekauft. Aber die Spitzen sind aus Diamanten, die Liam und ich persönlich aus dem Wald geschlagen haben und–
„Jetzt verrate doch nicht gleich alles!“, schimpfte Liam und setzte eine gespielt beleidigte Miene auf. Liz biss sich auf die Unterlippe und verstummte.
Er grinste, als er sich wieder mir zuwandte. Ich schluckte und blickte auf die Decke in meinen Händen. Ohne zu zögern riss ich sie herunter und mir blieb die Spucke weg. Fünf Pfeile kamen zum Vorschein. Sie waren aus dunklem Holz und fühlten sich wunderschön glatt in meinen Händen an. Hinten waren sie jeweils mit drei weißen Federn verziert und ins Holz waren ein großes N und ein I eingraviert. Und die Spitzen … ich konnte es kaum glauben. Es waren tatsächlich fein geschliffene Diamanten, die in der matten Sonne glitzerten.
Ich starrte erst die Pfeile, dann die Zwillinge an.
Den Bogen und die Pfeile, die ich schon besaß, hatte ich mir unter langer Arbeit selbst gebaut. Aber sie waren nichts im Vergleich zu diesen Prachtstücken.
„Was … was“, stotterte ich und senkte den Blick.
Behutsam fuhr ich mit der Fingerkuppe an dem scharfen Diamanten entlang. „Das kann ich nicht annehmen“, hauchte ich.
Liz boxte mir in die Seite. „Klar kannst du. Und ein schlechtes Gewissen brauchst du auch nicht zu haben, denn wie gesagt haben Nara, Brian und Jess auch was dazugelegt.“ Die Worte klangen aus ihrem Mund so leicht und einfach, dass sich die Enge in meiner Brust in Luft auflöste.
Dann hoben sich meine Mundwinkel und ich fiel erst ihr, dann Liam um den Hals. „Danke, danke, danke!“, rief ich und drückte beide fest an mich. Sie wussten genau, was mir diese Pfeile bedeuteten und ich war ihnen unglaublich dankbar dafür.
Als wir später zurück zum Schloss kamen, waren die meisten der Gäste schon wieder gegangen. Peroll stand mit meinem Vater und einem weiteren Mann in Uniform neben dem Eingang und unterhielt sich leise mit den beiden. Meine Mom prostete mit Mason und Taylor, den Eltern von Liz und Liam, und einige Angestellte bedienten die letzten Gäste. Ich hielt Ausschau nach Ozea, doch sie war nach wie vor nicht zu sehen. Enttäuscht folgte ich den Zwillingen zum Buffet und wählte gebratene Kartoffeln, Gemüse und einen schmalen Fleischstreifen aus, sowie eine kalte Schorle. Wir setzen uns etwas entfernt der Menge an eine lange Bank und machten uns über das Essen her.
„Wo hattest du so plötzlich die Pfeile her?“, wollte ich kauend wissen. Liz wackelte mit den Brauen.
„Ich habe sie schon gestern in den Wald gebracht und in der Nähe versteckt.“
Ich nickte und legte mein Besteck ab.
Peroll kam an unseren Tisch und reichte mir ebenfalls einen langen Gegenstand, der unter einer groben Decke verborgen war.
Ich merkte, wie meine Knie zu zittern begannen, als ich den Stoff zurückzog. Mir entwich ein leises Wimmern, als ich den Bogen sah, der zum Vorschein kam. Er war aus genau dem gleichen, dunklen Holz wie die Pfeile und in ihn waren ebenfalls ein N und ein I eingraviert. Die Sehne war hell und schimmerte leicht. Er war einfach nur wunderschön. Auch Mom, Dad, Taylor und Mason hatten sich zu uns gesellt. Ich fiel allen um den Hals und weinte ein bisschen.
Der Tag ging viel zu schnell herum und als die Zwillinge aufbrechen mussten, färbte die Sonne den Horizont bereits blutrot. Es war ein fantastisches Schauspiel, das ich in dem Moment nur zu gern auf der Lichtung beobachtet hätte. Sobald sie gegangen waren, verabschiedete sich auch Peroll. Die Angestellten begannen, die Tische und das Essen wegzuräumen und ich folgte meinen Eltern ins Schloss.
„Luan wurde bereits ein bisschen im Schloss herumgeführt und ist jetzt auf seinem Zimmer. Aber ich fände es toll, wenn du noch einmal bei ihm vorbeischauen würdest“, sagte Dad, während er durch die langen Flure lief.
Ich fände es toll, wenn du noch einmal bei ihm vorbeischauen würdest, ja sicher. Doch ich gehorchte und schlug den Weg zu seinem Zimmer ein, das, wie mir Mom vorhin mitgeteilt hatte, direkt neben meinem lag. Was für ein Zufall.
Vor seiner Tür blieb ich stehen und atmete tief durch. Dann strich ich meine Haare und das lange Shirt glatt und klopfte zaghaft. Um ehrlich zu sein, fand ich es schon ziemlich daneben von ihm, dass er die ganze Zeit mit May verbracht hatte. Immerhin war er in unserem Schloss zu Gast und hätte mir nicht gleich den Rücken zukehren und sich an meine Nicht-Freundin ranmachen müssen.
Die Tür wurde mit so viel Schwung geöffnet, dass ich instinktiv einen Schritt zurücktrat. Ich hob den Kopf und blickte in seine dunkelblauen Augen. Siehst du, sie sind ganz normal und haben keine gelben Streifen. Das vorhin musste reine Einbildung gewesen sein.
„Hi, Nell“, sagte Luan und lehnte sich lässig in den Türrahmen. Seine verwaschene Jeans saß ziemlich tief, sodass man einen Streifen gebräunter Haut zwischen dem Hosenbund und seinem T-Shirt sehen konnte. Ich starrte einige Augenblicke zu lang darauf, dann hob ich die Lider und zwang mich, ihn anzulächeln. Verdammt nochmal, warum brachte mich dieser Typ schon wieder aus der Fassung?
„Ich wollte … wollte nur mal kurz … vorbeischauen. Ob … ob alles okay ist“, stammelte ich und wurde rot. Mein T-Shirt schien auf einmal viel zu eng zu sein und ich konnte ihm nicht in die Augen sehen.
„Aha.“ Luan zog das Wort elend lang hin. Dann stieß er sich vom Rahmen ab und trat einen Schritt vor. Ich spürte seinen Atem auf meiner Stirn und biss mir auf die Lippe. Fest.
„Ich würde dich ja gerne hereinbeten“, fing er an.
Ich hob den Kopf.
Luan verzog gespielt das Gesicht. „Aber ich habe leider schon Besuch.“
Er trat wieder einen Schritt zurück und hinter ihm löste sich eine zierliche Gestalt aus den Schatten. Sie hatte hüftlanges, blondes Haar und eine unschuldige Miene aufgesetzt. Mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus. Die Luft wurde mir aus den Lungen gepresst und ich konnte sie nur anstarren. May verzog die vollen Lippen zu einem feinen Lächeln.
„Da war ich wohl schneller“, säuselte sie süßlich und legte einen ihrer dünnen Arme auf Luans breite Schulter. „Du weißt ja gar nicht, wobei du uns –.“
Ich lachte auf. Es klang irgendwie hysterisch und ich unterbrach sie damit. Heiße Tränen brannten mir in den Augenwinkeln und ich wandte mich schnell ab. Auf keinen Fall würde ich ihr gönnen, mich heulend wegrennen zu sehen.
„Sorry für die Störung, ich bin schon weg“, presste ich hervor und eilte an den beiden vorbei. Der Gang verschwamm vor meinen Augen und sobald ich meine Zimmertür hinter mir zugeknallt hatte, konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Heiß rannen sie mir übers Gesicht, obwohl ich nicht einmal wusste, warum ich überhaupt weinte. Ich ließ mich mit dem Rücken an der Tür zu Boden sinken und verharrte dort.