Читать книгу Kampf der Welten - Adrian Plass - Страница 12
In guter Gesellschaft
ОглавлениеFür die Jünger Jesu muss der Samstag nach seinem grauenhaften Tod ein dichter Nebel der Enttäuschung und Dunkelheit gewesen sein. Ich kenne den Schmerz, Menschen zu verlieren, die ich sehr liebe. Aber was die Jünger damals durchmachten, habe ich wohl beim Tod meiner Großmutter am besten verstanden, als ich sechs Jahre alt war.
Wie war es möglich, dass ein so helles Licht ausgelöscht wurde? Was bedeutete das überhaupt, dieses Ding, das Tod genannt wurde? Warum war mir ein so wichtiger Teil meines Lebens entrissen worden, ohne dass ich einen guten Grund dafür erkennen konnte? Wie sollte ich den schweren schwarzen Schatten, der sich in meinem Bauch eingenistet hatte, kaum dass ich die Nachricht hörte, je wieder vertreiben? Manchmal in den folgenden Wochen war es kein Schatten. Es war ein grausames Geheimnis mit scharfen Kanten, die sich erbarmungslos in die Normalität hineingefressen hatten. Noch heute, über fünfzig Jahre später, gibt es Momente, in denen sich diese Wunde öffnet. Der Hass gegen den Tod und das Grauen vor ihm gehören zu dem, was ich bin, und so wird es wohl für den Rest meines Lebens bleiben. Freilich kämpfen in dieser Frage keine Welten gegeneinander, soweit es mich betrifft. Ich brauche keine Seelsorge, um mir darüber hinwegzuhelfen, vielen Dank. Wie wir gesehen haben, besteht kaum ein Zweifel, dass auch Jesus den Tod hasste. Ich bin also in guter Gesellschaft.
Hier ist einer jener trauernden, seelenkranken Jünger, der sich im Nebel jenes schrecklichen Wochenendes verirrt hat.