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Vorziehen

Damit Pflanzen stark werden und viel Ertrag liefern, ist es wichtig, dass sie gut vorgezogen werden, bevor sie ins Freiland kommen. Viele Dinge spielen dabei eine Rolle: die Jahreszeit, die verwendete Erde, was Sie wo anbauen, wie Sie gießen, die Temperatur und so weiter.

Zeit

In Nord- und Mitteleuropa haben wir nur eine begrenzte Zeit im Jahr, um Gemüse anzubauen. Die Planung der Anzucht hängt davon ab, wann wahrscheinlich der erste und der letzte Frost kommen. Das variiert sehr stark. Wenn Sie in einer Gegend leben, wo es ab dem zeitigen Frühjahr keinen Frost mehr gibt, können Sie viel früher damit beginnen als in nördlicheren Lagen.

Sie können recherchieren, wann die Frostgefahr in der Regel vorbei ist. Aber vertrauen Sie diesen Informationen nicht völlig, sondern behalten Sie den Wetterbericht genau im Auge. Jeder Ort hat zudem sein eigenes Mikroklima, kann geschützter oder exponierter liegen. Es gibt wohl niemanden, der so oft nach dem Wetter schaut wie Landwirte und Gärtner.

Wenn Sie Setzlinge vorziehen, können Sie diese viel früher auspflanzen, als wenn Sie direkt ins Freiland aussäen. In der Sicherheit eines Gewächshauses oder auf der Fensterbank kann eine Pflanze kräftig werden, während draußen die letzte frostige Nacht die Beete auskühlt. Ist nach einigen Wochen die Zeit zum Auspflanzen gekommen, ist Ihre Pflanze schon weiter, als wenn sie ins Beet gesät worden wäre. Frühere Anzucht verspricht meist frühere Ernte.

Kraft

Das Auspflanzen ins Freiland ist immer ein großes Ereignis. Die Pflanzen kommen aus der sicheren und kontrollierten Umgebung in Gewächshäusern und Frühbeeten auf eine große, offene Fläche, die Unkraut und Ungeziefer, Wetter und Wind ausgesetzt ist. Als Gärtner geben Sie sozusagen einen Teil der Kontrolle ab. Da ist es ein gutes Gefühl zu wissen, dass Sie eine starke und gesunde Pflanze auspflanzen. Dass sie bereits ein Stück gewachsen ist, ist sehr hilfreich, um gut auf sie achtgeben zu können. Denn es ist einfacher, Unkraut fernzuhalten, wenn schon deutlich zu erkennen ist, was die eigentliche Pflanze und was Unkraut ist. Wenn Sie mit dem Unkrautjäten in Rückstand geraten – was immer mal passiert, egal, ob Sie Profi sind oder nicht –, kann die Pflanze sich trotzdem behaupten, da sie größer und stärker ist als das Unkraut um sie herum.


Salatpflanze


Thymian in der Anzuchtschale

Eine kräftige und gesunde Pflanze mit gut ausgebildeten Wurzeln etabliert sich zudem schneller im neuen Boden und ist witterungs- und windstabiler. Je größer sie ist, desto besser kann sie auch Angriffen von Schädlingen standhalten, da es deutlich mehr Ungeziefer braucht, um eine große Pflanze zu vernichten, als für eine kleine.

Planung

Durch das Vorziehen können Sie sichergehen, dass Sie so viele Pflanzen bekommen, wie Sie möchten. Mit ein paar zusätzlichen Samen garantieren Sie, dass die Menge ausreicht, und können die besten, stärksten Exemplare auswählen. Meist bleiben ein paar schöne Pflanzen übrig, die Sie verschenken oder gegen andere interessante Pflanzen tauschen können.

Abstand & Menge

Vorgezogene Setzlinge können Sie sofort im richtigen Abstand pflanzen. Auf diese Weise sparen Sie das Ausdünnen, falls Pflanzen zu eng stehen, und vermeiden zu weite Abstände, falls die Saat schlecht aufgegangen ist. Sie sparen zudem Saatgut, da Sie beim Vorziehen eine genauere Anzahl einbringen können als beim Aussäen.

Bessere Voraussetzungen

In einer kontrollierten Umgebung mit der richtigen Temperatur, dem richtigen Boden, der richtigen Bewässerung und so weiter hat ein Samen größere Chancen zu keimen als im Freien unter wechselnden Bedingungen.


Anzuchtschalen, Töpfe, Ausdrücker und Pikierstab

Zubehör

Anzuchtschalen & Töpfe

Da wir pro Jahr sehr viele Pflanzen vorziehen, verwenden wir Anzuchtschalen aus Kunststoff mit vielen kleineren Einzelzellen und Löchern im Boden. Sie sind in verschiedenen Größen und Ausführungen erhältlich und können über Saatgutunternehmen bestellt werden. Unser Favorit sind die sogenannten 96er. Sie verfügen über 96 Zellen pro Schale. Je mehr Zellen eine Schale hat, desto kleiner ist die einzelne Zelle und umgekehrt.

Für uns und sicherlich für die meisten Hobbygärtner mutet es wie ein großes Tetris-Spiel an, im Gewächshaus ständig Platz für neue Setzlinge zu schaffen. Daher sind einheitliche Anzuchtschalen, die sich leicht aneinanderreihen und herumtragen lassen, am praktischsten. Abgesehen davon eignen sich zum Vorziehen beliebige Gefäße von Toilettenpapierrollen und Milchpackungen über Konservendosen bis hin zu Töpfen in allen Größen. Das Wichtigste ist, dass das Behältnis mit Erde befüllt werden kann und Löcher im Boden hat. Gerade Pflanzen wie Kürbis und Zucchini ziehen wir gerne in Töpfen vor, weil sie schnell wachsen und gedeihen.


Erde

Erde

Erde bildet die Grundlage für das Pflanzenwachstum. Sie sollte alle Voraussetzungen bieten, damit der Setzling wächst und kräftig wird. Je höher die Bodenqualität, desto besser für die Pflanze. Daher legen wir beim Vorziehen Wert auf Bio-Erde. Diese basiert auf viel Naturdünger und steckt voller Nährstoffe und Leben.

Es gibt jede Menge verschiedener Erden für unterschiedliche Anwendungsgebiete, was verwirrend sein kann. Wir machen es uns leicht und verwenden für alle unsere Kulturen grundsätzlich die gleiche Pflanzenerde, die wir in großen Säcken kaufen. Es handelt sich dabei um gut kompostierte Erde, die über viele Nährstoffe verfügt, ohne für kleine Wurzeln zu kräftig zu sein. Sie weist eine gröbere Struktur als Anzuchterde auf und bleibt dadurch luftig, auch wenn sie dicht gepackt ist. Mit Anzuchterde, die oft viel Sand enthält, bestreuen wir die Saat, da kleine Sprossen sie leicht durchdringen können. Anzuchterde wird gern für Samen verwendet, die in weniger nährstoffreichen Böden besser keimen.

Ausdrücker & Pikierstab

Da wir sehr viele Samen aussäen, müssen wir so effektiv wie möglich sein. Deshalb besitzen wir ein spezielles Werkzeug dafür: eine Kunststoffscheibe mit vielen Spitzen, die man auf die mit Erde gefüllte Anzuchtschale legt und hineindrückt, um kleine Löcher für die Aussaat zu erhalten. Es gibt verschiedene Scheiben für unterschiedliche Zellengrößen zu kaufen. Mithilfe derselben Scheibe können Sie später auf der Unterseite der Schale die fertigen Setzlinge herausdrücken, wenn es Zeit zum Auspflanzen ist. Natürlich können Sie die Löcher auch mit den Fingern oder einem Stock bohren.


1. Erde sieben


2. Andrücker

Erde sieben

Ein Holzrahmen, an dem ein feines Metallnetz befestigt ist, lässt sich leicht selbst bauen. Damit sieben wir nach dem Säen die Anzuchterde über die Anzuchtschalen und stellen so sicher, dass kein großer Erdklumpen oder Ähnliches einen Keim daran hindert, nach oben zu wachsen.

Andrücker

Dieses Werkzeug haben wir selbst gebaut. Wir haben ein Brett mit einem Holzstück als Griff versehen – eine ganz einfache Konstruktion. Sie können alles verwenden, was flach ist und worauf sich leicht drücken lässt. Damit drücken Sie bei der Aussaat die Erdoberfläche glatt, damit das Saatgut und die Erde miteinander in Kontakt kommen.


3. Pikierstab und Löffel


4. Vermiculit

Pikierstab & Löffel

Dieser Stab sieht wie ein dickerer Stift aus und dient zum Pikieren von Pflänzchen. Sie können damit kleine Löcher in die Erde bohren und ihn als Hilfe bei der Aussaat nutzen.

Wir verwenden einen normalen Esslöffel. Er ist das beste Werkzeug für winzige Saaten wie beispielsweise Salatsamen. Anstatt zu versuchen, die Samen aus einer verschwitzten Handfläche mit Daumen und Zeigefinger zu fassen – was bei solch kleinen Größen fast unmöglich ist –, geben wir einige Samen auf den Löffel. Dann gehen wir von Loch zu Loch und schieben mit einem Bleistift oder einem Pikierstab einen kleinen Sämling in jede Zelle. Eine mühsame Arbeit, aber immer noch einfacher als mit der Hand.

Vermiculit

Mit diesem Pulver bestreuen wir die fertigen Anzuchtschalen. Es besteht aus einem glimmerähnlichen Gestein und zeichnet sich durch ein sehr gutes Wasserhaltevermögen aus. Dadurch trocknet die Bodenoberfläche nach dem Gießen nicht so schnell aus. Das ist eine Voraussetzung dafür, dass die Samen keimen können. Zudem reflektiert die Einstreu das Licht und wirkt Moos- und Schimmelbildung auf der Bodenoberfläche entgegen. Und es glitzert wunderschön!

Etiketten

Sie sind nützlich, um den Überblick darüber zu behalten, was Sie gesät haben. Pflanzen derselben Familie sehen sich oft verwirrend ähnlich, wenn sie noch jung sind. Ohne Etiketten mit Namen kann es schwierig werden, zwischen den verschiedenen Tomaten- oder Kohlsorten zu unterscheiden. Außerdem merkt man sich auf diese Weise spezielle Sortennamen besser, zum Beispiel von einem leckeren Salat, den man wieder anbauen möchte.

Auf das Etikett schreiben wir zudem das Datum der Aussaat. Das ist praktisch, wenn wir zu unterschiedlichen Zeitpunkten säen. Und wer die Anzucht genau dokumentiert, kann am Saisonende auswerten, was gut und was schlecht funktioniert hat.

Da wir viele verschiedene Arten anbauen, verwenden wir kleine weiße Plastiketiketten, die wir in größeren Mengen kaufen. Wir befestigen an jeder Anzuchtschale eines und beschriften alle mit Bleistift, sodass sie wiederverwendet werden können. Ansonsten muss man sie im Anschluss sorgfältig einsammeln und recyceln, damit sie nicht in der Natur landen.

Natürlich können Sie auch Ihre eigenen Etiketten herstellen. Alte Speiseeis- oder Milchpackungen eignen sich hervorragend zum Ausschneiden solcher Namensschildchen, die in die Erde gesteckt werden können.

Notizbuch/Tagebuch

Die Daten von Aussaat und Pflanzung, Temperatur, Arbeiten an bestimmten Tagen usw. zu notieren ist wertvoll. Und es macht Spaß, auf das vergangene Jahr zurückzublicken und zu vergleichen mit dem, was Sie aktuell tun. Das Schwierigste am Aufschreiben ist, es nicht zu vergessen. Bei uns läuft das meistens zu Beginn der Saison noch sehr gut …


Blumen, Kräuter und Salat

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