Читать книгу Sonnenwarm und Regensanft - Band 4 - Agnes M. Holdborg - Страница 10
Leere
Оглавление»Also wirklich, Anna. Sag mal, wie alt bist du eigentlich, he?«
Viktoria schaute ungläubig von der Staffelei auf. Dabei wischte sie sich mit der Hand, in der sie einen vor Farbe triefenden Pinsel hielt, über Stirn und Wange und platzierte dort zusätzlich zu dem gelbbraunen Tupfen ein paar leuchtend grüne Streifen.
Anna sagte nichts dazu, wusste sie doch, dass es Viktoria egal war, wenn sie sich beim Malen vollkleckerte. Außerdem hatte sie momentan keinen Kopf für so etwas. Sie wollte mit Viktoria über Viktor reden, obwohl die sie anscheinend gar nicht ernst nahm.
Sofort funkelte Viktoria sie an, während sie ungehalten antwortete: »Ich nehme dich durchaus ernst. Nur, du kannst doch nicht wirklich eifersüchtig auf irgendwelche Verflossenen von ihm sein. Das war doch alles vor deiner Zeit.«
»Aber er hat mir nie etwas davon erzählt«, protestierte Anna. »Warum?«
»Hast du ihn denn danach gefragt?«
Anna senkte die Lider und schenkte ihren schwarzen Chucks einen langen aufmerksamen Blick. »Nein, hab ich nicht«, gab sie schließlich zu, sah wieder auf und ließ Zorn in ihren Augen aufflackern. »Ich bin gar nicht auf so was gekommen.« Haare raufend stapfte sie in Viktorias Zimmer auf und ab. »Ich … Ich dachte … Ich meine … Ach, verflucht, er hätte es mir erzählen müssen!«, brachte sie endlich hervor.
»Hätte er eben nicht, Anna. Und das ist der springende Punkt, meine Liebe. Er hätte es dir eben nicht erzählen müssen. Und er hat es dir nicht erzählt, weil er es ganz einfach nicht für nötig erachtet hat.«
Anna sträubte sich zu spät dagegen, als Viktoria ihr die farbverschmierten Hände samt Pinsel an die Wangen legte und ihr auf diese Weise auch ein paar bunte Kleckse verpasste.
»Oh, entschuldige bitte«, kicherte Viktoria und stellte den Pinsel in ein Glas. Mit einem völlig farbverschmierten Lappen rieb sie in Annas Gesicht herum, was die Sache sicherlich nicht besser machte. »Nun ja, das wischen wir halt später richtig weg.«
Sie ließ von ihr ab und konzentrierte sich erneut auf das Gespräch. »Hör mir zu. Eigentlich ist es die Aufgabe meines Bruders, mit dir zu sprechen, dieser feige Hund. Schließlich kann ja jeder mitfühlen, wie mies du seit ein paar Tagen drauf bist.«
Sie seufzte schwer, ihre Augen blitzten bedrohlich. »Wenn ich den in die Finger kriege, kann der was erleben. Aber nun zurück zum Thema. Tatsächlich war Viktor früher ein bisschen so was wie ein, hhm, Schürzenjäger.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Und ich auch«, gab sie zu und kratzte sich am Kopf, womit sie dort eine weitere Farbspur hinterließ.
Gedankenverloren langte sie nach dem Lappen und rieb damit recht erfolglos ihre Hände ab. »Uns ging es wirklich gut bei Isinis und Estra. Sie hatten uns eine glückliche Kindheit beschert. Dennoch fehlte uns etwas. Wir hatten keine leibliche Mutter. Unseren leiblichen Vater sahen wir kaum. Er gab uns dauernd das Gefühl, nicht von ihm geliebt zu werden.« Sie warf den Lappen beiseite. »Das war zwar unbeabsichtigt, aber wir fühlten nun mal so. Wir vermissten unsere richtigen Eltern so sehr. Das erzeugte irgendwie eine gewisse Leere in uns, die auch Estra und Isinis nicht füllen konnten.«
Viktoria sah Anna offen an. »Ich weiß nicht, ob es daran lag, ich glaube allerdings schon. Ständig versuchten wir, diese innere Leere irgendwie auszustopfen oder aber einfach zu verdrängen. Tja, und seit unserer Pubertät half es uns, der vermeintlichen Liebe sozusagen hinterherzulaufen. Wobei, na ja, hinterherlaufen mussten wir eigentlich nie.«
Sie lächelte schwach. »Sieh uns doch an. Wir sind hübsch. Wir sind aufgrund unserer halbmenschlichen Seite für viele Elfen ziemlich interessant. Und wir sind die Kinder des Königs. Es war natürlich kein Problem für uns, immer wieder jemanden zu finden, der unsere Sehnsucht stillen sollte. Aber es war bei mir genauso wie bei Viktor. Die Sehnsucht ließ sich einfach nicht stillen. Wir hatten beide das Gefühl, dass diese Leere ein großes Loch in uns hineinriss, welches unaufhörlich auseinanderklaffte. Deshalb suchten wir weiter.«
Viktorias Blick wurde weich und verträumt. »Bei mir endete die Suche in dem Augenblick, als ich vor fast drei Jahren Ketu zum ersten Mal begegnete. Ich war damals furchtbar unglücklich, weil er meine Gefühle nicht zu erwidern schien. Dennoch wollte ich niemand anderen mehr. Ich wollte bloß noch ihn und wusste gleich, dass er derjenige wäre, der meine Leere füllen könnte.« Sie seufzte erneut. »Es hat dann zwar noch mehr als zwei Jahre gedauert, bis er sich endlich getraut hat, der Tochter des Königs seine Liebe zu gestehen. Na ja, besser spät als nie, nicht wahr?«
Wieder legte sie ihre Hände an Annas Gesicht und die ließ es resigniert geschehen. Die Farbe bekäme sie schon noch weg. Viel wichtiger waren ihr Viktorias faszinierende Worte:
»Bei Viktor hat es länger gedauert. Als er dich das erste Mal im Wald erblickte, Anna, da wusste er, dass seine Suche beendet war. Er hat sich vom ersten Augenblick an in dich verliebt. Und das weißt du. Das weißt du ganz genau. Nur du bist dazu in der Lage, seine innere Leere zu füllen und seine Sehnsucht zu stillen. Nur du zählst für ihn. All die anderen Frauen hatte er in dem Moment vergessen, in dem du in sein Leben getreten bist. Und genau das ist der Grund, warum er dir nie etwas davon erzählt hat.«
Viktoria liefen dicke Tränen über das farbverschmierte Gesicht. »Ich weiß das, Anna. Nicht nur, weil ich seine Schwester bin, sondern weil ich haargenau dasselbe bei Ketu empfunden habe. Alle Jungen, alle Männer, die ich vor ihm kannte, waren von einer Sekunde zur anderen völlig egal, total unwichtig. Sie waren vergessen. Allein Ketu zählte. So wie du für Viktor.«
Auch Anna weinte. Ungeachtet der Tatsache, dass sie damit ihre neue Bluse endgültig ruinierte, fiel sie Viktoria in die Arme.
»Ach, Viktoria, was bin ich doch für eine blöde Kuh?«, schluchzte sie. »Es tut mir leid. Es tut mir ja so furchtbar leid. Ich war so dumm.«
***
Viktoria hielt Anna tröstend in den Armen und fühlte sich dabei auf sonderbare Weise selbst getröstet. Die Erinnerungen an die Zeit, in der sie sich der Liebe ihres Vaters nicht sicher gewesen war, in der sie sich deshalb umso mehr nach der Liebe ihrer Mutter gesehnt hatte, trafen sie vollkommen unvorbereitet. Die Emotionen überfluteten ihr Herz, erschütterten es in seinen Grundfesten. Niemals hätte Viktoria angenommen, dass diese Sehnsucht in einer derart gnadenlos brutalen Weise wieder in ihr aufsteigen und sie komplett aus der Fassung bringen könnte. Von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt wollte sie sich von Anna lösen, doch die hielt sie fest.
»Nicht, Viktoria! Wende dich nicht ab. Lass es raus.«
Froh darüber, dass sie sich gegenseitig hielten, standen die beiden eine ganze Weile in Viktorias Zimmer und gaben sich ihren Tränen hemmungslos hin. Dabei hatten sie die Zeit vollkommen aus dem Blick verloren und zuckten beide überrascht zusammen, als Viktor, Ketu und auch Vitus zur Tür hereinplatzten.
»Was, um alles in der Menschen- und Elfenwelt, ist denn hier los?«, wollte Vitus wissen, obwohl er die Gefühle der Frauen eindeutig wahrgenommen hatte.
Für eine Sekunde blieb sein Gesicht absolut ausdruckslos, ehe es sich zu einer schmerzerfüllten Miene verzog. Er riss Viktoria in seine Arme und hielt sie einfach nur fest. Unterdessen sah er zu Anna und Ketu.
»Würdet ihr Viktoria, Viktor und mich bitte kurz allein lassen?«
Die beiden nickten stumm und gingen schweigend hinunter in die Küche.
***
Anna konnte sich nicht beruhigen. Sie war fassungslos. Was hatte sie da mit ihrer blödsinnigen, egoistischen Eifersucht angerichtet? Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Dumm und anmaßend, wie sie war, hatte sie doch tatsächlich geglaubt, das Seelenleben der Zwillinge inzwischen zu kennen, insbesondere Viktors. Doch das war ein gewaltiger Irrtum. Dass er ihr einen derart wichtigen Teil eben dieses Seelenlebens verschwiegen hatte, schmerzte sie vielmehr, als dass es sie verwirrte. Sie konnte sich einfach nicht erklären, warum Viktor ihr von diesen anderen Frauen rein gar nichts erzählt hatte. Nun wurde ihr bewusst, dass es ihr niemals gelingen würde, ihn vollends zu verstehen, und das tat ihr weh.
Sie hatte schließlich immer ihre eigenen Eltern um sich gehabt, war sich deren Liebe und Fürsorge stets gewiss. Solch schlimmer Verlust, innere Leere oder quälende Sehnsucht, wie Viktoria sie beschrieben hatte, waren ihr unbekannt. Doch anstatt sich Gedanken darüber zu machen, war sie über Viktoria hergefallen und hatte sie quasi dazu genötigt, sich dieser Gefühle erneut zu erinnern.
Anna war sauer auf sich selbst. Was war sie doch für eine bescheuerte Ziege?, dachte sie grimmig. Dumm, egoistisch, unsensibel!
»Anna, hör auf damit!«, befahl ihr Ketu mit einem Mal und hielt ihre Hände fest.
Erst jetzt bemerkte sie, dass sie eigentlich dabei gewesen war, Kaffee zu kochen, was zu dieser Uhrzeit blanker Unsinn war. Außerdem hatte sie, statt Wasser in die Kaffeemaschine zu füllen, damit begonnen, ihre Hände zu schrubben. So, als wollte sie alles von sich abwaschen. Nicht nur die Farbe, sondern alles: all den Trübsinn, die Trauer, ihr schlechtes Gewissen, ihre Zweifel. Alles! Das Ganze war in ihr hochgekocht und sollte einfach nur weg, weg, weg!
Ehe sie sich versah, begann Ketu, ihr mit einem Küchentuch die Hände abzutrocknen. Als er sie währenddessen näher betrachtete, huschte ihm ein Lächeln über die Lippen.
»Du hast Viktoria beim Malen gestört«, stellte er leise fest, nahm ein Papiertuch, befeuchtete es unter dem Wasserhahn und begann, vorsichtig ihr Gesicht abzuwischen. Dabei schüttelte er weiterhin lächelnd den Kopf. »Wie oft sie mich schon mit Farbe bekleckert hat. Ich habe mir deshalb sogar in einem Drogeriemarkt der Menschenwelt solche Nagellackentferner-Tücher besorgt. Damit bekommt man das Zeug am besten runter. Leider habe ich die letzten Tücher bereits verbraucht.«
Er besah sich Anna noch einmal genauer. »Na ja, ein bisschen besser ist es schon. Aber deine Bluse ist leider hin, Anna. Tut mir leid.«
Ketu war so lieb zu ihr. Viel zu lieb, das hatte sie gar nicht verdient, fand Anna und konnte ihr Schluchzen nicht zurückhalten
»Hey, nicht wieder weinen«, flüsterte er. »Du hast doch gar nichts falsch gemacht.«
Ketu schob sie am Arm Richtung Wohnzimmer, um sie dort auf einen Sessel zu drücken. Danach eilte er zur Küche zurück und brachte ihr ein Glas Mineralwasser. »Trink einen Schluck. Du wirst wieder so blass.«
Sie setzte das Glas mechanisch an die Lippen und war erstaunt, wie gut ihr das Wasser tat.
»So, und jetzt hörst du mir mal zu, kleine Frau.« Ketu hatte sich vor sie hingehockt, ihr seine Hände auf die Knie gelegt und blickte sie mit ernsten Augen an. »Diese Sache werden die drei dort oben unter sich aushandeln. Vitus ist aus allen Wolken gefallen, als er Viktorias Gefühle erkannt hat. Sie werden sich besprechen und alles klären.«
»Schscht, sei still«, raunzte er Anna an, als sie etwas sagen wollte. »Ich weiß es schon lange, Anna, und ich habe Viktoria oft gebeten, sich Vitus endlich anzuvertrauen. Es ist nur zu verständlich, dass die beiden sich als Teenager in einer solchen Situation mit Zweifeln, Ängsten und Sehnsüchten herumschlagen mussten.«
Scheinbar dachte Ketu darüber nach, wie er weitererzählen sollte. »Ich kenne Vitus seit über zehn Jahren und weiß daher, wie sehr er unter der Trennung von seinen Kindern gelitten hat. Dabei wussten er und wir allerdings überhaupt nicht …«, er schüttelte leicht den Kopf, »… in keinster Weise, wie schlecht es auch den Zwillingen damit ging.«
Seine Augen änderten den Ausdruck, wurden weich und liebevoll. »Einzig Sistra hatte wohl so eine leise Ahnung. Er war damals derjenige, der seinem König am liebsten in den Hintern getreten hätte. Ja, Sistra wollte ihn bitten, Estras Hilfe wegen Kana in Anspruch zu nehmen, damit Vitus sich endlich seinen Kindern zuwenden könnte. Letztlich hat aber auch Sistra kalte Füße gekriegt und sich – genau wie wir alle – nicht getraut. Irgendwie konnten wir unseren König ja verstehen. Er sorgte sich einfach zu sehr, um sich mehr um seine Kinder zu kümmern. Das hört sich total verrückt an, nicht wahr? Aber du weißt, dass es so war.«
Anna hatte Ketu aufmerksam zugehört und nickte nun eifrig. Ihre Tränen waren abrupt versiegt. »Du hast es gewusst? Du hast damals bereits gewusst, dass Kana an allem schuld war?«
»Ich bin einer seiner sechs Wachmänner, Anna. Wir wissen – fast! – immer über alle Dinge Bescheid, die Vitus tut und denkt. Aber damals kannte ich Viktoria noch nicht persönlich. Ich bin ihr erst erheblich später begegnet. Hätte Vitus seinerzeit jedoch gewusst, wie sehr diese ganzen widrigen Umstände seinen Kindern zu schaffen machten, dann hätte er bestimmt so manches Mal anders gehandelt, dessen bin ich mir sicher.«
Er atmete kräftig durch. »Doch er hat es nicht gesehen, genau wie wir oder Estra und Isinis. Glaub mir, Anna, keiner von uns wusste davon. Dabei hatte Vitus uns gebeten, besonders auf die Emotionen seiner Kinder zu achten. Die waren allerdings weitaus besser in ihren empathischen Fähigkeiten, als wir angenommen hatten«, gab Ketu zerknirscht zu.
Nach wie vor hockte er vor Anna und bedachte sie mit einem warmen Blick. »Na ja, Viktor und Viktoria haben ja nicht gelitten wie die Hunde. Ähm, sagt man das so: leiden wie ein Hund? Ach, egal. Jedenfalls wäre das reichlich übertrieben, denn sie hatten es schließlich sehr gut bei Estra und Isinis. Aber die Trennung von Vitus hat ihnen wehgetan. Sie hatten das alles völlig missverstanden, was durchaus nachvollziehbar ist. Sie fühlten sich halb, unvollständig, haben aus diesem Grunde verzweifelt nach ihren fehlenden Teilen gesucht, was ja nun wirklich nichts Schlimmes ist. Sie haben also nur nach Liebe gesucht. Eventuell waren manche enttäuscht, hatten sich womöglich mehr erhofft, das mag sein. Aber beide, Viktor wie Viktoria, waren damals nicht zu festen Bindungen fähig. Dazu sind sie erst in der Lage, seit sie uns kennen. – Schau mich bitte an, Anna«, bat Ketu sie, da sie den Kopf hatte sinken lassen. »Sie brauchen uns. Viel, viel mehr, als sie meinen. Verstehst du das?«
Anna nickte. Natürlich verstand sie. Wenn es um Viktor und ihre Liebe zu ihm ging, würde sie immer verstehen.
Sie sah in Ketus Augen. Zum ersten Mal verspürte sie tiefe Zuneigung für ihn. Sie hatte den Wachmann von Anfang an gemocht, für seine ruhige, besonnene Art bewundert. Jetzt empfand sie urplötzlich Liebe – wie für einen Bruder und das war er ja auch in gewisser Hinsicht für sie.
»Danke, dass du mir das alles erklärt hast, Ketu. Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel mir das bedeutet.«
»Das musst du nicht. Ich weiß es ja. Du liebst Viktor und ich liebe seine Zwillingsschwester. Du und ich, wir sind deshalb miteinander verbunden.«
Ketu erhob sich. Trotz der unzähligen verworrenen Gedankenknoten in ihrem Kopf wunderte sich Anna darüber, dass ihm die Knie von der langen unbequemen Hockerei nicht wehzutun schienen. Und trotz ihres Zwiespalts, Zweifels und Ketus vieler tröstender Worte, die sich bei Anna erst noch den richtigen Platz in ihren Hirnwindungen suchen mussten, kicherte sie. Ihr war nämlich etwas Bestimmtes eingefallen, das Ketu zuvor über Sistra gesagt hatte. In der ihm so eigentümlichen Weise hob Ketu fragend seine Brauen.
»Sistra wollte Vitus in den Hintern treten?«, erkundigte sie sich ungläubig.
Ketus Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus wie ein warmer Sommerwind. »Sistra hat unserem König so einige Male in den Hintern getreten, Anna. Gerade die beiden haben sich sehr geliebt. Wir alle sechs halten eine tiefe, innige Bindung zu unserem König, empfinden große Zuneigung für ihn und er für uns. Aber diese beiden hatten eine ganz besondere Beziehung zueinander. Vitus legte größten Wert auf Sistras Meinung.«
Trauer umflorte seine schönen Goldaugen. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr wir ihn vermissen, jeden verdammten Tag.«
»Nein, das kann ich wohl nicht, nicht so richtig jedenfalls. Ich kann dir nur sagen, dass ich deinen Bruder klasse fand und sehr gemocht habe. Sistra war lustig, clever und mutig. Er hat mich – gemeinsam mit dir, Viktor, Vitus und den anderen – vor diesem Monster Zitt gerettet. Er hat Jens vor den Nuurtma beschützt. Außerdem konnte er dich so herrlich auf die Palme bringen. – Und er hat dich unglaublich geliebt.« Schon wieder kämpfte sie mit den Tränen. »Er müsste noch bei uns sein, Ketu. Er fehlt mir so sehr. Und das zeigt mir, um wie viel mehr er dir fehlen muss.«
Nun war es doch geschehen. Aufs Neue kullerten ihr Tränen über die Wangen.
»Komm her, kleine Fee.« Ketu hob sie behutsam auf und setzte sich mit ihr auf dem Schoß in den Sessel. »Jetzt wird nicht mehr geweint. Bis Viktor und Viktoria sich mit Vitus ausgesprochen haben, lehnst du dich einfach ein bisschen an mich, machst die Augen zu und schläfst. Schließlich musst du morgen früh wieder zur Schule.«
Er zog sie ganz sanft zu sich heran. Anna konnte sich tatsächlich ein wenig entspannen. Während sie langsam in dämmrigen Schlaf sank, spürte sie noch, wie er ihren Bruder Jens mental kontaktierte. Sie empfand Ketus Fürsorge als so tröstlich, dass sie sich enger bei ihm ankuschelte, bevor sie endgültig ins Land der Träume glitt.
***
»Wieso wusste ich nichts davon? Wieso erfahre ich es erst heute und auf diese Weise?« Während Vitus seine Tochter weiterhin fest im Arm hielt, sah er Viktor an. Seine Miene war aber nicht missbilligend, sondern immer noch geprägt von Schmerz und Selbstvorwürfen.
»Papa, das ist doch schon so lange her. Bitte, lass es gut sein.«
»Gut sein? Ich soll es gut sein lassen?« Vitus‘ Stimme klang mittlerweile schneidend.
Der Tonfall seines Vaters signalisierte Viktor, dass sie sich gefährlich nah am Rande eines heftigen Streits befanden. Daher suchte er sorgsam nach den richtigen Worten, ehe er sich und damit auch Viktoria erklärte:
»Viktoria und ich, wir haben damals unsere Gefühle für uns behalten und nur unter uns ausgetauscht, weil wir befürchteten, man könnte uns vielleicht falsch verstehen. Wir fühlten uns allein, wollten jedoch Estra und Isinis nicht damit belasten oder gar kränken. Schließlich lieben wir die beiden und sie uns. Sie haben alles für uns getan. Wir wollten sie nicht enttäuschen und ihnen auf keinen Fall wehtun. Von dir dachten wir, dass du nicht sonderlich viel für uns übrig hättest, Papa.«
Jetzt sah Viktor seinen Vater mit schmerzvollem Gesicht an. »Wir wussten es nicht besser. Wir waren doch noch halbe Kinder und stellten uns Fragen. Fragen, die in dieser Entwicklungsphase nun mal auftreten. Diese Fragen blieben unbeantwortet. Das hat uns natürlich nicht gefallen.«
Er ging zu Vitus und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Papa, wir waren doch nur ein wenig rastlos in unserer Suche nach Liebe, zudem dumm und unerfahren. Trotz dieser Rastlosigkeit ging es uns gut. Wir waren gern bei Isinis und Estra, wirklich. Allerdings haben wir dich vermisst und wir haben unsere Mutter vermisst, trotz allem.«
Als er seine Hand wieder herunternahm, schaute er Vitus mit flehendem Blick an. »Kannst du denn nicht verstehen, dass wir das lieber für uns behalten wollten – dass wir Estra und Isinis auf keinen Fall wehtun wollten, später auch dir nicht? Du siehst das als Vertrauensbruch an, aber das war es nicht, ganz bestimmt nicht. Für uns ist das alles Vergangenheit, nicht mehr wichtig. Du bist jetzt für uns da und wir wissen, dass wir uns seinerzeit geirrt hatten. Wir haben doch schon so oft darüber gesprochen, Papa, wollten einen Schlussstrich ziehen und uns nur noch auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Deshalb bleib ich dabei: Lass es bitte gut sein.«
***
Vitus sah seinen Sohn lange an. Danach blickte er zu Viktoria, die er nach wie vor festhielt. Als er nun die zahlreichen Farbkleckse auf ihrem Gesicht und Haar wahrnahm, konnte er ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Liebevoll strich er über die bunten Tupfen und Linien. Dann wischte er mit den Daumen ihre Tränen fort, atmete tief durch und betrachtete seine beiden Kinder.
»In Ordnung. Ich lass es gut sein. Kein Wort mehr darüber, auch nicht zu Isinis und Estra. Allerdings liebe ich euch zu sehr, um meine unterschwellige Angst, euch erneut zu verlieren, gänzlich verdrängen zu können.« Seine Mundwinkel zuckten kaum merklich. »Es könnte also sein, dass ich immer mal wieder einen Rückfall erleide.« Nun musste er grinsen, weil er Ketus Gespräch mit Anna, also auch Ketus Bemerkung über Sistra, gedanklich vernommen hatte. »Ihr habt die Erlaubnis, mir dann kräftig in den Hintern zu treten.«
Er küsste Viktoria auf den Mund, bedachte sie noch einmal mit väterlich warmem Blick. »Viktor und ich gehen runter und schicken dir Ketu rauf. Er bleibt heute bei dir.«
Unten angekommen fand er Ketu mit der schlafenden Anna im Arm vor. »Viktor soll noch schnell Johannes anrufen, damit der weiß, dass Anna heute Nacht hierbleibt. Danach kann er sie nach oben tragen und du kannst zu Viktoria gehen.«
»Ein Anruf wird nicht nötig sein, mein König, weil ich Jens bereits kontaktiert habe. Er sagt den Eltern Bescheid.«
Anerkennend zog Vitus eine Braue hoch. »Da werde ich hier ja nicht mehr gebraucht und ich kann mich um Loana kümmern. Ich glaube, sie hatte heute Abend mal wieder ein kleines Scharmützel mit unserem Gärtner Bitris.«
»Hast du eigentlich keine Angst, dass Bitris, Wonu oder Etita oder sonst wer von den Bediensteten irgendwann völlig entnervt davonläuft?«, fragte Viktor in amüsiertem Ton.
Vitus musste sich daraufhin ein lautes Lachen verkneifen, weil er Anna nicht aufwecken wollte. »Nein, nein, das passiert niemals. Ich werde nämlich das Gefühl nicht los, dass alle Beteiligten ihre kleinen Kabbeleien durchaus genießen. Es ist wie ein Spiel. Wäre Loana mit einem Mal lammfromm, würden sie diese Spielchen alle furchtbar vermissen. Und ich obendrein.«
Bevor Viktor seine Freundin zu Bett bringen konnte, zog sein Vater ihn in die Arme, um ihn genauso herzlich zu küssen wie Viktoria. »Danke, dass du so ehrlich zu mir warst. Es tat zwar weh, aber es ist gut, dass ich es nun weiß.« Mit diesen Worten nickte er noch einmal Ketu zu und machte sich auf den Weg ins Schloss.
***
Eine Welt aus kaltem Stein schloss sie ein. Es gab keinen Ausweg. Die grauen Massen drohten sie zu zermalmen, weshalb sie ihre Hände fest dagegen stemmte. Tatsächlich wichen die glatten Felsen zurück. Doch nun wurde ihr Blick von etwas anderem angezogen:
Eiskalte dunkelblaue Augen stierten sie an, viele dunkelblaue Augen – kühl, vorwurfsvoll, hasserfüllt. Augen in ansonsten leeren Gesichtern. Diese schmalen Gesichter besaßen weder Münder noch Nasen und Ohren. Sie thronten auf hochgewachsenen schlanken Frauenkörpern mit langen dünnen Hälsen und trugen allesamt hüftlanges dunkelblondes Haar. Eingehüllt in hauchzarte schwarze Gewänder schwebten sie auf sie zu, wobei diese Augen sie immer eindringlicher und abschätziger anstarrten. Furchteinflößend!
»Die anderen Frauen! Ich muss hier weg! Ich muss hier schnellstens weg!«
Voller Panik ergriff sie die Flucht und rannte los. Sie lief und lief, wie der Wind. Unterdessen erahnte sie den Duft von Blumen und Gras, von einer schöneren Welt mit Licht und Farben. Dort wollte sie hin.
Mit einem Mal überkam sie das berauschende Gefühl, fliegen zu können. Die schrecklichen Augen waren vergessen, denn nun strebte sie hinauf, genoss die Macht, die sie den Himmel stürmen ließ. Ja, wahrhaftig, sie flog! Die Luft unter ihr trug sie wie ein weiches Kissen davon. Sie glitt immer höher und fühlte sich großartig dabei. Der samtene Wind hauchte über ihren nackten Leib, streichelte sie mit milder Zartheit. Unter sich vernahm sie das Rauschen herrlich grüner Bäume. Das Wasser eines eisblauen Sees glitzerte wie ein leuchtender Smaragd. Vor ihr näherten sich die Berge. Hochaufragende Giganten von faszinierender Schönheit im Licht der aufgehenden Sonne.
Sie sollte noch höher fliegen, um nicht gegen eine Felswand zu prallen, überlegte sie, während sie sich den Bergen näherte. Sie sollte höher fliegen oder bald umkehren. Doch noch war Zeit. Bis dahin wollte sie diesen atemberaubenden Flug genießen. Es war wie ein Rausch, den es in Gänze auszukosten galt.
Der Berg zog sie magisch an. Es schien, als strebte er ihr entgegen und zöge sie unaufhaltsam zu sich heran.
Ihr Glücksgefühl schwand so jäh, dass Herz und Sinne bleischwer wurden und ihre Kräfte spürbar nachließen. Wie sollte sie sich seiner bedrohlichen Anziehungskraft widersetzen? Bald würde sie mit ihm zusammenstoßen, könnte sich am schroffen Stein nicht festhalten. Dann würde sie fallen. Tiefer und tiefer.
Neue Panik schlich sich ein. Nun wollte sie endlich das Tempo drosseln und umkehren. Aber es fühlte sich an, als hätte der Berg seine Hände nach ihr ausgestreckt, als wollte er nach ihr greifen. Sie konnte sich seinem Bann nicht entziehen. Hektisch sah sie sich um. Voller Entsetzen erkannte sie die messerscharfen Kanten des Felsmassivs. Sie begann zu straucheln, versuchte mit aller Kraft, den Flug zu verlangsamen, um kehrtzumachen. Es wollte ihr einfach nicht gelingen.
Mit ungebremster Wucht prallte sie gegen den spitzen, scharfkantigen Stein, der ihr tief ins Fleisch schnitt und sie Blut schmecken ließ. Der Schmerz war grausam, wollte nicht abreißen, bevor sie in die Tiefe stürzte – und fiel und fiel. …
Anna schreckte hoch und blinzelte in das Licht, das Viktor eingeschaltet haben musste. Sie erblickte seine dunkelblauen Augen. Diese Augen schauten sie Gott sei Dank nicht kalt, sondern warm und nachdenklich an.
***
»Alles in Ordnung, Anna?«, frage Viktor besorgt.
»Hhm?« Sie schüttelte sich, so, als wäre sie noch nicht richtig wach. »Ja … Hhm … Ja, ich hab geträumt. Hab ich dich geweckt? Hab ich etwa geschrien?«
»Nein, ich hab noch gar nicht geschlafen. Du warst furchtbar unruhig. Es wirkte fast so, als wolltest du vor etwas davonlaufen. Ist denn wirklich alles in Ordnung?«
… Viktor fand seine Sorge durchaus berechtigt. Anna hatte ihm erzählt, dass sie früher niemals Albträume gehabt hätte. Erst seit sie nächtelang von Kana mit fürchterlichen Träumen gequält worden war, wurde sie immer wieder davon heimgesucht, selbst nach Kanas Tod. Weiterhin schlichen sich in vielen Nächten fiese, hässliche Szenarien und Figuren in Annas Schlaf, die ihr große Furcht bereiteten. Oft hatte Viktor sie nur vorsichtig in seinen Armen zu wiegen brauchen, um sie davon zu befreien.
Jens hatte ihm vor Kurzem berichtet, dass auch er mitbekam, wie Anna häufig schlecht träumte, wenn sie zu Hause war. Dann holte er sie, meist gemeinsam mit Lena, behutsam aus ihren Ängsten, ohne dass Anna etwas davon bemerkte. …
»Was hast du geträumt?«, wollte Viktor wissen. »Erzähl‘s mir.«
»Nichts.«
»Anna.«
Sie seufzte schwer und brachte ihn damit zum Lachen, da er wusste, dass sie gar nicht dazu in der Lage war, ihren Traum vor ihm zu verbergen, selbst wenn sie es versuchen würde. Wie erwartet ließ sie ihn kurzerhand mental daran teilhaben. Allerdings spürte Viktor immer häufiger, wie sie Teile ihres Geistes vor ihm verbarg, was ihr gutes Recht war, so meinte er.
»Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat, Viktor. – Lauter blödsinniges Zeug. Mein Kopf hat manchmal eine wirklich komische Art, mir den Schlaf zu verderben.«
»Tja, und weil das deinen Schlaf seit so langer Zeit regelmäßig stört, werden wir mit Loana und Vitus darüber reden müssen. Vielleicht kann Loana was tun, um solche Träume abzuwenden. Vielleicht hat sie ja ein Kraut dagegen. So was wie Jectam, oder so.«
»Mit Jectam finde ich bestimmt überhaupt keinen Schlaf«, kicherte Anna und kuschelte sich an Viktor.
»Kannst du denn schlafen?«
»Ich muss jetzt schlafen, Viktor. Ich muss morgen früh raus. Selbst wenn du mich fährst, dauert es eine ganze Weile, bis ich in Kaiserswerth bin, weil wir ja vorher noch bei mir zu Hause vorbeimüssen, um meine Schulsachen zu holen. Und nach der Schule hab ich Fahrstunde und …«
Anna kniff argwöhnisch die Augen zusammen. »Du denkst bei dem Gedanken an Jectam gleich wieder an das Eine, stimmt‘s?«
Viktor schüttelte lachend den Kopf. »Ich denke natürlich immer an das Eine. Dazu brauche ich nun wirklich kein Jectam. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich das Eine auch die ganze Zeit tun will, Kleines.«
Schlagartig wurde er ernst. »Nein, ich wollte mit dir über heute Abend sprechen. Es brennt mir auf der Seele und raubt mir den Schlaf.«
»Viktor, nicht.«
»Es ist mir wichtig, Anna. Ich möchte es dir erklären. Du bist in Ketus Armen eingeschlafen. Er konnte dich trösten und beruhigen. Dafür bin ich ihm zwar äußerst dankbar, trotzdem wäre das meine Aufgabe gewesen. Genauso, wie ich dir das alles hätte erzählen müssen, anstatt Viktoria.«
»Okay, dann schieß los. Aber ich will dir zuerst sagen, dass ich überreagiert habe, als Estra von anderen Frauen gesprochen hat. Das war alles vor unserer gemeinsamen Zeit und geht mich eigentlich gar nichts an. Stattdessen habe ich Viktoria, Vitus und dir wehgetan. Das wollte ich nicht.«
»Natürlich wolltest du das nicht. Du konntest das ja gar nicht wissen. Keiner macht dir einen Vorwurf. Ich werde dir jetzt auch nicht jeden Winkel meiner Vergangenheit offenbaren, denn ich bin dir tatsächlich keine Rechenschaft schuldig. Dennoch will ich dir unbedingt erklären, warum ich dir so gar nichts darüber erzählt habe.«
»Das hat Viktoria doch schon getan.«
»Sicher hat sie das. Nur für mich gibt es noch einen Grund, warum ich dir nichts gesagt habe, Anna. Ich hatte nämlich Angst, du könntest mich wegen der Sache verurteilen. Ich hatte Angst, du könntest schlecht über mich denken. Ich bin schließlich dein erster Freund. Du warst noch Jungfrau, als wir zusammenkamen. Und ich … Also versteh mich bitte nicht falsch. Ich habe nicht pausenlos irgendwelche Mädels verführt. Allerdings hatte ich so einige kurzweilige Bekanntschaften. Mit manchen war ich auch im Bett.« Viktor schaute Anna in die Augen.
»Aber ich habe keiner etwas vorgemacht, von wegen Liebe oder so, glaub mir bitte. Das ist nicht meine Art, niemals. Ich habe immer von vornherein zu verstehen gegeben, dass ich kein Typ für eine feste Beziehung bin. Außer bei dir. Bei dir ist alles ganz anders. Bei dir ist es haargenau so, wie Viktoria es dir erzählt hat. Haargenau.«
Anna sah ihn liebevoll an. »Es ist mir sowieso nie in den Sinn gekommen, dass du ein fieser Aufreißer gewesen sein könntest. Mehr will ich darüber gar nicht wissen, Viktor. Ich denke niemals schlecht von dir, keine Bange.«
Etwas Grimmiges schlich sich in ihren Blick. »Im Nachhinein bin ich eher auf mich selber sauer. Du warst achtzehn, als wir uns kennengelernt haben. Für Elfen und wohl auch für Halbelfen ist das schließlich ein reifes Alter. Ich komme mir so blöd vor, weil ich mir keine Gedanken über Vorgängerinnen gemacht und tatsächlich gedacht habe, ich sei deine erste Freundin. Das …«
»Stopp!«, unterbrach Viktor sie schnell. »Du hast immer noch nicht richtig begriffen, Kleines. Es gab zwar Frauen vor dir, ja. Aber du hattest mit Sicherheit keine Vorgängerinnen, denn du bist meine erste Freundin. Nur du und sonst keine. Das musst du unbedingt verstehen.«
Er zog sie nah zu sich heran. »So, und jetzt schlaf, meine Süße.« Viktor löschte das Licht. Nun würde er endlich selbst Schlaf finden.
»Ich liebe dich, erster und einziger Freund.«
»Ich liebe dich, meine erste und einzige Freundin, für immer.«