Читать книгу Sonnenwarm und Regensanft - Band 3 - Agnes M. Holdborg - Страница 9

El­fen­tem­po

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An­na war ge­ra­de auf dem Weg zur Tür, als Le­na zur Kü­che her­ein­kam. »Ich war noch drau­ßen«, mein­te Le­na ver­le­gen.

»Ich weiß«, ant­wor­te­te An­na staub­tro­cken.

»Wir ha­ben nur …«

»Ich weiß.«

»Sen­tran küm­mert sich noch …«

»… um Pan. Ich weiß.«

»Um Him­mels Wil­len, An­na, wür­dest du bit­te nicht so selbst­ge­fäl­lig grin­sen und mal kurz mit mir raus­kom­men?«

An­na sah Vik­tor an.

»Du hältst dich ge­fäl­ligst aus un­se­ren Köp­fen raus. Ist das klar?«

Vik­tor nick­te wohl­wol­lend, wo­bei sei­ne Lip­pen al­ler­dings ver­däch­tig zuck­ten, so, als ob er tap­fer ver­such­te, ernst zu blei­ben. Nach ei­nem kur­z­en miss­bil­li­gen­den Kopf­schüt­teln in sei­ne Rich­tung führ­te An­na ih­re Schwes­ter zur Bi­blio­thek.

Sie be­ob­ach­te­te Le­na, wie die sich mit stau­nen­dem Ge­sicht in dem gro­ßen Raum mit den ho­hen Re­gal­wän­den vol­ler Bü­cher um­schau­te und da­bei fast ver­gaß, war­um sie ei­gent­lich her­ge­kom­men wa­ren. An­na er­in­ner­te sich, wie sie selbst zum ers­ten Mal die Bi­blio­thek be­wun­dert hat­te. Die rie­si­gen Fens­ter und Ober­lich­ter, aus de­nen das Licht ge­ra­de­zu her­ein­zu­stür­zen schien. Sie konn­te nach­voll­zie­hen, wie be­ein­druckt Le­na da­von war, be­sann sich al­ler­dings dar­auf, dass sie mit­ein­an­der re­den woll­ten, und sah ih­re Schwes­ter auf­for­dernd an. Trotz der vie­len be­que­men Ses­sel blie­ben sie ste­hen.

»Wir ha­ben uns ge­küsst.«

»Ich weiß, Le­na.«

»An­na, ich weiß aber nicht! Ich weiß nicht, was mit mir los ist!«, platz­te es mit ei­nem Mal aus ihr her­aus. »Ich bin kom­plett ver­wirrt. Ich woll­te das doch gar nicht. Und dann … Es kam so über­ra­schend, war so be­rau­schend, un­glaub­lich! Es kann doch nicht sein, dass ich mich in ihn ver­liebt ha­be, oder? Ich hab ihn ge­ra­de erst ken­nen­ge­lernt. Das ist doch to­tal ver­rückt!«

»Ist es das?«

»An­na!« Le­na ver­schränk­te die Ar­me vor der Brust, lös­te sie aber so­fort wie­der und tipp­te mit dem Zei­ge­fin­ger ge­gen An­nas Schul­ter. »Wür­dest du mich jetzt bit­te ernst neh­men? Ich bin to­tal kon­fus und du machst dich auch noch lus­tig über mich.« Sie fass­te sich an die Stirn. »Was tue ich hier ei­gent­lich? Ich knut­sche drau­ßen in ei­nem el­fi­schen Schloss­park bei ei­si­ger Käl­te mit ei­nem rie­si­gen El­fen­mann her­um, bis ich nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht, und dann frag ich auch noch mei­ne klei­ne Schwes­ter um Rat.« Sie sah An­na an. »Das ist wirk­lich to­tal ver­rückt. Ich muss to­tal ver­rückt ge­wor­den sein. An­ders kann man das ja wohl nicht er­klä­ren.«

»Na dan­ke«, gab An­na pat­zig zu­rück. »Dan­ke da­für, dass dir mein Rat viel­leicht ein­zig des­halb nicht ge­fal­len wird, weil ich nur dei­ne klei­ne Schwes­ter bin.« Mit in den Hüf­ten ge­stemm­ten Fäus­ten und be­lei­dig­ter Mie­ne blick­te sie Le­na er­bost an.

»Ach, so war das doch gar nicht ge­meint. Ich will dei­nen Rat ja«, be­schwich­tig­te die sie. »Al­so, bit­te ant­wor­te mir. Kann es sein, dass ich mich in ihn ver­liebt ha­be? Denn ich füh­le mich ein­deu­tig so.« Sie lief to­ma­ten­rot an und schluck­te schwer. »Am liebs­ten wür­de ich jetzt gleich mit ihm … Na ja, du weißt schon.«

»Ja, ich weiß. Und ich ver­ste­he dich.« An­na leg­te die Ar­me um Le­n­as Schul­tern. Da­bei schau­te sie ihr tief in die Au­gen. »Das liegt an ih­nen, Le­na, an den El­fen. Ver­steh mich bit­te nicht falsch. Du hast dich na­tür­lich nicht in Sen­tran ver­liebt, weil er ein El­fe ist. Aber die Ge­schwin­dig­keit, mit der das al­les pas­siert, das liegt ein­deu­tig dar­an, dass er ein El­fe ist. Bei El­fen geht näm­lich Al­les viel schnel­ler und ist noch da­zu in­ten­si­ver. Sen­tran hat dich so­zu­sa­gen mit sei­nem Tem­po an­ge­steckt. Jetzt musst du dich ent­schei­den, ob du die­ses Tem­po mit­ge­hen willst.«

***

Er hat­te den Stall­bur­schen weg­ge­schickt. Der hat­te sich be­reits um Ari­el­la ge­küm­mert. Doch Sen­tran woll­te Pan nun selbst ver­sor­gen. Er moch­te die­ses Pferd und freu­te sich schon dar­auf, bald selbst ein solch ed­les kö­nig­li­ches Tier zu er­hal­ten. Das war al­ler­dings nicht der Grund, wes­halb er statt mit Le­na in die Schloss­kü­che lie­ber erst ein­mal in den Stall ge­gan­gen war. Nein, er muss­te sich un­be­dingt be­ru­hi­gen und ab­len­ken.

Er füll­te Pans Fut­ter­trog und be­gann da­nach, das Pferd ab­zu­rei­ben und zu strie­geln, wäh­rend es fraß.

»Sie ist viel zu zer­brech­lich für mich«, sprach er lei­se und strich über das schwa­r­ze Fell. »Ein Mensch.«

Dann schwieg er. Ihm gin­gen die ver­gan­ge­nen wun­der­vol­len Mo­men­te, Le­n­as Küs­se, durch den Kopf. Er spür­te, wie sehr er sich zu Le­na hin­ge­zo­gen fühl­te, wie sehr er sich nach ihr ver­zehr­te.

Sei­ne Stim­mung ver­düs­ter­te sich.

… Er hat­te schon ein­mal so be­gehrt. Doch Kir­sa hat­te sich für die Ehe auf­spa­ren wol­len. Fünf lan­ge Jah­re! Fünf Jah­re lang hat­te die­se Frau ihn seit der Ver­lo­bung hin­ge­hal­ten. Sie hat­te den Hoch­zeits­ter­min im­mer und im­mer wie­der ver­scho­ben, bis zu sei­nem end­gül­ti­gen Ul­ti­ma­tum. Und dann war sie nicht ge­kom­men. Sie war zu ih­rer ei­ge­nen Hoch­zeit ein­fach nicht er­schie­nen. …

Sen­tran lehn­te die Stirn an Pans Hals. Das Pferd schnaub­te zärt­lich.

»Sie hat mir nicht ge­sagt, war­um sie das ge­tan hat, Pan. Sie hat nur mit den Ach­seln ge­zuckt und ge­meint, ich sei wohl doch nicht der Rich­ti­ge für sie.« Sen­tran strie­gel­te wei­ter Pans Fell.

»Ich kann Le­na un­mög­lich noch nä­her­kom­men. Ich glau­be, ich wür­de über sie her­fal­len, so sehr will ich sie. Nach die­sen fünf Jah­ren weiß ich ein­fach nicht, ob es mei­ne Ab­sti­nenz oder mein Ver­lan­gen oder mei­ne Lie­be ist, die mich treibt.«

»Ich wür­de sa­gen, dass du trotz fünf Jah­ren Ent­halt­sam­keit kein Wüst­ling bist, der über ei­ne wehr­lo­se Men­schen­frau her­fällt, Sen­tran.«

Er­schro­cken wir­bel­te er her­um und blick­te ge­ra­de­wegs in Ke­tus ru­hi­ge hell­brau­ne Au­gen. Sen­tran hat­te ihn nicht kom­men ge­hört, ihn nicht ge­spürt, sich selbst nicht ver­schlos­sen, noch da­zu laut mit sich und ei­nem Pferd ge­spro­chen.

»Wie hat Vi­tus das so tref­fend ge­sagt?: Es sind die Frau­en. Sie ma­chen uns schwach. Und wir kön­nen nichts da­ge­gen tun. Du bist auch nur ein Mann, der sei­nen Geist auf­grund der Lie­be zu ei­ner Frau nicht mehr im Griff hat.« Ke­tu trat ein Stück nä­her. »Und du bist kein lüs­ter­nes Mons­ter, Sen­tran. Du hast dich ein­fach nur ver­liebt.«

Ke­tu schien Sen­trans Re­ak­ti­on sehr ge­nau zu be­ob­ach­ten. »Ich hat­te ei­gent­lich gar nicht vor hier­her­zu­kom­men, aber als ich vor ein paar Mi­nu­ten mei­ne Schicht an­trat, ha­be ich un­be­ab­sich­tigt dei­ne Ge­füh­le und Ge­dan­ken wahr­ge­nom­men.« Er sah Sen­tran in sei­ner ty­pisch be­son­ne­n­en Art an. »Ich woll­te es nicht, doch es hat mich an­ge­rührt, wie sehr du ver­letzt wor­den bist und wie du über Le­na denkst.«

»Dan­ke, für dein Mit­ge­fühl, aber das ist nicht nö­tig«, gab Sen­tran schroff zu­rück.

Es är­ger­te ihn, dass aus­ge­rech­net Ke­tu ihn er­spürt hat­te. Aus­ge­rech­net der Mann, der ihm von An­fang an so arg­wöh­nisch ge­gen­über­ge­tre­ten war, weil er in der Trau­er um sei­nen Bru­der im­mer noch glaub­te, Sen­tran wür­de als Si­stras Nach­fol­ger des­sen An­den­ken scha­den.

»Nein, das glau­be ich nicht, nicht mehr. Du scha­dest Si­stras An­den­ken nicht. Nie­mand kann das. Du scha­dest nicht, ganz im Ge­gen­teil, denn wir brau­chen dich als sechs­ten Mann, Sen­tran. Des­sen bin ich mir be­wusst. Mein Schmerz um den Tod mei­nes Bru­ders hat nichts mit dir zu tun.«

»Wie kommt es zu dem Sin­nes­wan­del?«

»Wir sind El­fen. Zwi­sche­nel­fi­sche Ein­drü­cke und Emp­fin­dun­gen ent­ste­hen bei uns nun mal häu­fig ex­trem schnell und kom­pro­miss­los, im El­fen­tem­po halt. Soll hei­ßen, ich kann mei­ne freund­schaft­li­chen Ge­füh­le für dich nicht län­ger ver­heh­len.«

Sen­tran lä­chel­te, als er be­merk­te, dass Ke­tu eher zer­knirscht denn froh über die­se »freund­schaft­li­chen Ge­füh­le« drein­schau­te.

»Al­so gut, das freut mich na­tür­lich, denn mir geht es nicht an­ders. Ein Wort noch und dann soll­ten wir nie mehr dar­über re­den, Ke­tu: Ich ha­be dei­nen Bru­der nicht ge­kannt, je­doch viel Gu­tes über ihn ge­hört. Wo und wann im­mer sich mir dir Ge­le­gen­heit bie­tet, wer­de ich ihm Eh­re er­wei­sen. Das ver­spre­che ich dir.«

Ke­tus Blick blieb ver­schlos­sen. Sen­tran sah trotz­dem sei­ne Freu­de. »Dan­ke, Sen­tran. Lass mich jetzt Pan wei­ter ver­sor­gen und geh du zu Le­na.« Ke­tu nahm ihm den Strie­gel aus der Hand. »Ach, üb­ri­gens, ich ha­be Le­n­as Emo­ti­o­nen deut­lich wahr­ge­nom­men. Sie und auch An­na wer­den viel­leicht bö­se sein, weil ich es dir er­zäh­le. Aber, ich den­ke, das ist wich­tig. Ich ha­be es ge­se­hen, Sen­tran. Le­na be­gehrt dich ge­nau­so wie du sie. Geh zu ihr und tra­ge sie in dein Bett. Dei­ne Schicht ist schließ­lich seit ein paar Mi­nu­ten vor­bei.«

Für einen Mo­ment schwieg Sen­tran, be­vor er ant­wor­te­te: »Ich weiß nicht, ob ich sie in mein Bett tra­gen wer­de, doch wer­de ich jetzt mit ihr spre­chen. Auch ich dan­ke.«

So­bald er den Stall ver­las­sen hat­te, ras­te Sen­tran mit El­fen­schnel­lig­keit ins Schloss und er­spür­te Le­n­as Auf­ent­halts­ort. Oh­ne an­zu­klop­fen, be­trat er die Bi­blio­thek und sah Le­na ge­ra­de­wegs in die Au­gen.

»Könn­te ich dich spre­chen, Le­na? Bit­te. Un­ter vier Au­gen.«

»Tja, ich geh dann mal.« An­na husch­te schmun­zelnd an ihm vor­bei durch die Tür und schloss sie lei­se hin­ter sich.

Er schluck­te schwer, ver­such­te, sich zu sam­meln, um die rich­ti­gen Wor­te zu fin­den. Es ha­lf ihm nicht, dass Le­n­as Au­gen sich kurz­zei­tig wei­te­ten. Die­ser grü­ne Schim­mer dar­in ver­ri­et ihm ih­re gan­ze Auf­re­gung und spie­gel­te da­mit sei­ne ei­ge­ne wie­der. Doch er muss­te ein­fach mit ihr re­den.

»Ich bin nun mal ein El­fe«, be­gann er. »Ich weiß nicht, was dar­aus wer­den wird. Aber ich weiß, dass du mir sehr viel be­deu­test, Le­na, sehr viel. Wirk­lich sehr viel.«

Sie ging ein paar Schrit­te auf ihn zu und er wich ge­nau die­se Schrit­te zu­rück.

»Le­na, du musst wis­sen, wer, was und wie ich bin.«

Als Re­ak­ti­on trat sie noch nä­her zu ihm. Nun konn­te er nicht wei­ter zu­rück­wei­chen, da er schon mit dem Rü­cken an der Tür stand.

»Du bist ein ziem­lich gro­ßer El­fen­mann, Sen­tran. Das se­he und das weiß ich. Mehr in­ter­es­siert mich der­zeit nicht.« Sie kam noch et­was nä­her. »Wür­dest du mich bit­te noch ein­mal küs­sen, an­statt von wer, was und wie zu re­den?« Jetzt stand sie so dicht vor ihm, dass sie sich be­rühr­ten.

Er­neut schluck­te Sen­tran, die­ses Mal so schwer und so laut, dass Le­na es se­hen und hö­ren konn­te. »Aber, Le­na, ich … Ähm … Ich woll­te ei­gent­lich nur mit dir … Ich woll­te dir nur er­klä­ren, dass …« Völ­lig auf­ge­wühlt fuhr er sich mit den Hän­den durchs hel­le Haar. »Ach …« End­lich gab er sich einen Ruck. »Ach, was soll’s?«

Wie schon drau­ßen im Park riss er sie an sich und ver­schmolz sei­ne Lip­pen mit ih­ren. Sei­ne Lei­den­schaft raub­te Le­na kurz­zei­tig die Sin­ne, so­dass Sen­tran sie er­schro­cken wie­der losließ.

»Nicht«, stieß sie keu­chend aus. »Nicht auf­hö­ren. Bist du ver­rückt?«

Lä­chelnd nahm Sen­tran sie bei der Hand. »Doch, Le­na, ganz kurz nur. Komm mit.«

***

Sen­tran brach­te sie in sein Zim­mer, ei­nem spar­ta­nisch ein­ge­rich­te­ten Raum mit ei­nem Stuhl, ei­nem Tisch und ei­nem gro­ßen, brei­ten Bett. »Ich bin erst kur­ze Zeit hier. Es ist noch et­was un­ge­müt­lich«, ent­schul­dig­te er sich lei­se und schau­te sie da­bei an, als hät­te er flüs­si­ges Sil­ber in den Au­gen.

Er hob ih­re Hän­de an sei­ne Lip­pen und küss­te zärt­lich ih­re Fin­ger­knö­chel, wo­bei er ihr wei­ter­hin der­art tief in die Au­gen blick­te, dass sie ei­ne wun­der­ba­re Gän­se­haut über­lief. »Bist du dir si­cher, Le­na?«

»Nein, aber ich will es«, ant­wor­te­te sie auf­rich­tig. »Ich hal­te es nicht mehr aus, Sen­tran. So et­was ha­be ich noch nie er­lebt.« Sei­ne Au­gen fun­kel­ten re­gel­recht. Le­na stell­te sich vor, wie sein Sil­ber ih­rem grü­nen Glanz be­geg­ne­te

Sanft strich er ihr mit sei­nen Fin­gern durchs Haar. »So et­was ha­be ich auch noch nie er­lebt.« Nun sah er ver­le­gen aus. »Le­na, ich ken­ne dich so gut wie gar nicht. Ähm, hast du schon mal …? Nimmst du ir­gend­was? Es tut mir leid, dass ich dich das fra­ge, aber …«

Sei­ne Ver­le­gen­heit mil­der­te ih­re ei­ge­ne und ließ sie schmun­zeln. »Ja, Sen­tran, ich ha­be schon mal und ich neh­me die Pil­le. Au­ßer­dem es ist mit Si­cher­heit bes­ser, vor­her als nach­her zu fra­gen. Nur wä­re es mir lieb, wenn du jetzt mit den Fra­gen auf­hö­ren könn­test. Schau mich auch bit­te nicht so an, als wä­re ich ein win­zi­ges, emp­find­li­ches We­sen, das du ka­putt­ma­chen könn­test.«

Sen­tran lä­chel­te. Sie konn­te viel­leicht doch se­hen, was er dach­te. Den­noch wür­de er be­hut­sam sein, sehr be­hut­sam.

Er trat an sie her­an, ganz nah, ganz dicht und schau­te zu ihr hin­ab, wäh­rend sie er­war­tungs­voll zu ihm auf­sah. Be­wusst lang­sam öff­ne­te er ih­re Blu­se, Knopf für Knopf, und schob sie sanft über ih­re Schul­tern, bis sie zu Bo­den fiel. Er at­me­te tief durch, denn beim An­blick ih­rer sanf­ten Run­dun­gen in dem Spit­zen-BH muss­te er um Be­herr­schung rin­gen. Am liebs­ten hät­te er das zart­ro­sa Ding vor lau­ter Un­ge­duld von ih­rem Wahn­sinn­kör­per ge­ris­sen. Statt­des­sen strich er ein­mal über die wei­chen Spit­zen­bö­gen, griff da­nach hin­ter Le­n­as Rü­cken, öff­ne­te be­hut­sam den Ver­schluss und streif­te die Trä­ger ab, so­dass auch die­ses Klei­dungs­tück zu Bo­den ging. Dann leg­te er sei­ne Hand auf ih­re Brust und spür­te dar­un­ter ihr kräf­tig klop­fen­des Herz.

»Du bist aber nun mal klein, zart und zer­brech­lich, Le­na, und wun­der­schön.«

Er hob sie hoch, leg­te sie auf sein Bett. Ihr hel­les Haar er­goss sich wie ein Was­ser­fall auf dem dun­kel­blau­en Kis­sen und weck­te in ihm das ver­zwei­fel­te Be­dürf­nis, sie ein­fach zu ver­schlin­gen. Wie­der rief er sich ins Ge­dächt­nis, acht­sam mit ihr um­zu­ge­hen. Al­so küss­te er sie zu­nächst zärt­lich.

Doch Le­na stell­te ihn auf ei­ne har­te Pro­be, in­dem sie die Hän­de an sei­nem Kör­per ent­lang­glei­ten ließ und sie dann for­dernd in sei­nem Haar ver­grub. Sie war nicht zu­rück­hal­tend. Sie war wie von Sin­nen.

Als er end­lich sei­nen Mund auf ih­re Brust senk­te und mit den Zäh­nen an de­ren Spit­zen zog, ver­setz­te es Le­na einen der­art sü­ßen Stich in den Un­ter­leib, dass sie vor Ver­lan­gen laut auf­schrie.

Sie zerr­te an sei­nem Shirt, da­mit er ihr sei­ne Haut schenk­te, woll­te ihn auf sich spü­ren, war au­ßer sich vor Won­ne, als sie mit den Fin­gern erst lang­sam, dann aber wild über sei­ne un­glaub­li­che Rü­cken­par­tie strich. Die an­ge­spann­ten Mus­keln un­ter sei­ner glat­ten Haut ver­lei­te­ten sie da­zu, sei­nen Kopf zu sich her­un­ter­zu­zie­hen, um ihn wie­der stür­misch zu küs­sen und zu schme­cken.

Un­ter­des­sen nes­tel­te Sen­tran am Knopf und Reiß­ver­schluss ih­rer Jeans. Sie hob die Hüf­ten, da­mit er ihr die Ho­se vom Lei­be zer­ren konn­te. Wäh­rend sei­ner lei­den­schaft­li­chen Küs­se glit­ten sei­ne Fin­ger un­ter das win­zi­ge ro­sa Spit­zen­drei­eck, so­dass ihr Herz einen Mo­ment aus­setz­te und sie hilf­los ih­rem Hö­he­punkt ent­ge­gen­trieb, der sie sich auf­bäu­men und ei­nem Schüt­tel­frost gleich un­kon­trol­liert zu­cken ließ, bis sie mit zit­tern­den Lip­pen sei­nen Na­men wis­per­te und sich er­gab.

Schnell rich­te­te er sich auf, streif­te ihr den Tan­ga und sich selbst die Ho­se her­un­ter und leg­te sich so­fort wie­der zu ihr.

Le­na war halb wahn­sin­nig vor wei­te­rem Ver­lan­gen nach ihm. Un­ge­dul­dig reck­te sie sich ihm ent­ge­gen und schloss ver­zückt die Au­gen, als er sich end­lich mit ihr ver­band.

»Schau mich an, Le­na«, flüs­ter­te er und beug­te sich zu ihr. »Schau mir in die Au­gen. Ich will, dass du mich an­siehst.«

Ge­hor­sam folg­te sie, ver­sank in sei­nem Sil­ber. Es fiel ihr schwer, den Blick nicht ab­zu­wen­den, nicht mit dem Kopf hin- und her­zu­schla­gen, als sie ein zwei­tes Mal die Kon­trol­le ver­lor.

Das ist noch nicht ge­nug, dach­te er. »Sieh mich wei­ter an, Le­na«, for­der­te er sie auf, wo­bei er sein Tem­po er­höh­te. »Komm schon, sieh mich an.«

Ih­re und sei­ne Glück­s­e­lig­keit be­rausch­ten ihn. Sie zu er­fül­len und sie so zu se­hen – nur er al­lein – trieb ihn an, zur Zärt­lich­keit und zur Ra­se­rei glei­cher­ma­ßen.

Sie be­gann zu stöh­nen, konn­te sei­nem Blick nicht mehr stand­hal­ten. »Sen­tran!«

Er hör­te ih­re Stim­me durch das Rau­schen sei­nes Blu­tes hin­durch, bäum­te sich auf und folg­te ihr in einen ge­wal­ti­gen, erup­ti­ven Or­gas­mus. Auch er rief ih­ren Na­men, mehr­mals, be­vor er reg­los un­ter­ging.

Das war nicht das ein­zi­ge Mal, dass sie an die­sem frü­hen Abend mit­ein­an­der schlie­fen. Sie konn­ten nicht ge­nug von­ein­an­der be­kom­men und lieb­ten sich im­mer wie­der. Und im­mer wie­der ver­san­ken sie da­nach fest um­schlun­gen in tie­fen Schlaf, wur­den dann aber er­neut von ih­rem un­bän­di­gen Ver­lan­gen ge­weckt.

So war es be­reits frü­her Mor­gen und noch dun­kel, als sie schweiß­ge­ba­det von sich ablie­ßen. Fast!

»Ich kann mich nie wie­der be­we­gen«, ächz­te Le­na, lä­chel­te aber da­bei. »Mir tut al­les weh. Je­der Mus­kel, je­der Kno­chen in mei­nem Kör­per schreit nach Ru­he.« Sie streck­te sich auf ihm aus und be­gann, genüss­lich an sei­nem Kinn zu knab­bern. »Falls ich nicht bald ei­ne Du­sche und dann was zu es­sen be­kom­me, muss ich dich ver­spei­sen. Es wä­re äu­ßerst scha­de, wenn du nicht mehr da wärst.«

Er be­gann sei­ner­seits aus­gie­big an ihr her­um­zu­knab­bern, bis ih­re Au­gen er­neut gla­sig wur­den. Wäh­rend­des­sen brach­te er sie mit ei­ner blitz­schnel­len Be­we­gung un­ter sich. Dann aber zog er sie la­chend hoch und trug sie ins an­gren­zen­de Bad.

»Du­sche?«, frag­te er fröh­lich. »Kommt so­fort.«

***

Als sie spä­ter zur Kü­che gin­gen, hoff­te Le­na in­stän­dig, dort al­lein mit Sen­tran früh­stü­cken zu kön­nen, wur­de je­doch über­ra­schend ei­nes Bes­se­ren be­lehrt: Al­le sa­ßen an dem rie­si­gen Tisch und feix­ten sie breit an. Vi­tus und Lo­a­na, die fünf Wach­kol­le­gen, Vik­to­ria und so­gar die ver­meint­li­chen Lang­schä­fer An­na und Vik­tor.

Le­na spür­te, wie sie rot an­lief. Des­halb mach­te sie An­stal­ten, die Kü­che flucht­ar­tig zu ver­las­sen. Doch Sen­tran hielt sie fest, strich ihr be­ru­hi­gend übers Haar und beug­te sich zu ihr hin­un­ter.

»Bleib bei mir«, hauch­te er ihr ins Ohr. »Ich möch­te nicht oh­ne dich hier sein. Ich brau­che dich.«

Sei­ne Bit­te brach­te Le­na zum Strah­len. Er küss­te sie auf den Schei­tel und führ­te sie dann zum Tisch.

»Gu­ten Mor­gen.« Sen­tran sprach be­tont mun­ter und er­wi­der­te kurz das brei­te Grin­sen der an­de­ren, ins­be­son­de­re das des Kö­nigs. Er drück­te Le­na zärt­lich auf einen Stuhl und schlen­der­te dar­auf­hin zur An­rich­te, um für sie bei­de in al­ler Ru­he ein reich­li­ches Früh­stück samt Kaf­fee und Oran­gen­saft zu­sam­men­zu­stel­len.

Vi­tus schien je­de sei­ner Be­we­gun­gen mit­zu­ver­fol­gen, hat­te bis­lang al­ler­dings noch nichts ge­sagt, wes­halb wohl auch die an­de­ren schwie­gen, über­leg­te Le­na.

»Du hast dich schnell ein­ge­lebt, Sen­tran. Das ist sehr er­freu­lich.«

Jetzt schau­te Vi­tus zu Le­na, die so­fort die Li­der senk­te.

An­schei­nend woll­te An­na et­was da­zu sa­gen, doch Vik­tor hielt sie zu­rück.

Vi­tus rich­te­te sich er­neut an sei­nen Wach­mann. »Jaa, ich kom­me zu dem Schluss, dass die ver­gan­ge­ne Nacht ei­ne an­ge­neh­me und er­freu­li­che Nacht für euch bei­de ge­we­sen sein muss. Und ich glau­be, du warst des­we­gen in den letz­ten Stun­den ein klein we­nig ab­ge­lenkt«, sprach Vi­tus mil­de lä­chelnd wei­ter. »Aus die­sem Grun­de hast du wohl nichts von den fan­tas­ti­schen Neu­ig­kei­ten im Schloss mit­be­kom­men.«

Nun war es an Sen­tran, in glei­cher Ma­nier wie sein Kö­nig zu lä­cheln. »Wenn du meinst, ich hät­te nicht mit­be­kom­men, wie dich die Nach­richt, dass du wie­der Va­ter wirst, er­reicht und um­ge­hau­en hat, muss ich dich lei­der ent­täu­schen, mein Kö­nig. Viel­leicht bin ich der­zeit wirk­lich et­was ab­ge­lenkt und kann mei­nen Geist nicht so sorg­fäl­tig ver­schlie­ßen wie sonst. Doch bin ich we­der blind noch taub.« Sen­tran sah Lo­a­na und den schein­bar ehr­lich er­staun­ten Vi­tus an. »Das ist ei­ne Nach­richt, die mich mit Freu­de er­füllt. Ich gra­tu­lie­re.«

Vi­tus seufz­te an­er­ken­nend. Er sprach nun zu sei­nen an­de­ren fünf Wach­leu­ten: »Tja, Män­ner, ich glau­be, wir ha­ben un­se­ren sechs­ten Mann tat­säch­lich ge­fun­den.«

»Siehst du, An­na«, kom­men­tier­te Vik­tor grin­send. »Mein Va­ter bringt an­de­re zwar nur zu ger­ne in Ver­le­gen­heit, aber heu­te Mor­gen brann­te ihm ein­deu­tig et­was viel Wich­ti­ge­res auf der See­le als Le­n­as und Sen­trans Bett­ge­flüs­ter.« Da­für han­del­te er sich einen Rip­pen­stoß von An­na ein.

Le­na fühl­te schon wie­der die Rö­te in sich auf­stei­gen. Ihr wä­re es lieb ge­we­sen, man wür­de nicht der­art leb­haf­ten An­teil an ih­rem Lie­bes­le­ben neh­men.

Of­fen­bar war für Vi­tus das The­ma ab­ge­schlos­sen. Er wand­te sich an Vik­to­ria. »Schön, dass du mit­ge­kom­men bist und das, ob­schon Ke­tu Dienst hat.«

»Och, ich kann mich zwi­schen­durch ganz gut al­lei­ne be­schäf­ti­gen, Va­ter. Ich bin ger­ne hier im Schloss. Au­ßer­dem wür­de ich mich freu­en, wenn wir uns die Sa­chen von un­se­rer Mut­ter an­schau­en könn­ten.«

»Das ist ei­ne her­vor­ra­gen­de Idee.« Vi­tus lä­chel­te, wur­de aber wie­der ernst, als er be­merk­te, wie Lo­a­na un­ru­hig auf ih­rem Stuhl hin und her rutsch­te.

»Schon wie­der?«, frag­te er be­sorgt. Sie nick­te stumm, sprang auf und rann­te hin­aus – und Vi­tus hin­ter­her.

»Du mei­ne Gü­te!«, rief An­na aus. »Hof­fent­lich hört das bald auf. Lo­a­na tut mir schreck­lich leid.«

Vik­to­ria blick­te nach­denk­lich zur of­fen­ste­hen­den Kü­chen­tür. »Ja, das ist wirk­lich schlimm. Aber ich glau­be, das ist ihr egal. Sie ist so über­g­lü­ck­lich. Schließ­lich hat sie jah­re­lang ge­glaubt, kei­ne Kin­der be­kom­men zu kön­nen. Ich neh­me an, da nimmt sie das biss­chen Kot­ze­rei ger­ne in Kauf.« Sie sah zu Le­na, die ge­ra­de herz­haft in ihr Kä­se­bröt­chen biss, und mach­te gro­ße Au­gen. »Ach du Schreck, ent­schul­di­ge bit­te, Le­na. Das war takt­los von mir. Das ist nun wirk­lich kein The­ma fürs Früh­stück.«

Le­na war schlicht­weg am Ver­hun­gern, wes­halb sie nur mit hal­b­en Ohr zu­ge­hört hat­te, und schluck­te nun den so genüss­lich ein­ver­leib­ten Bis­sen ih­res Bröt­chens has­tig run­ter. »Hm?« Erst jetzt wur­de ihr rich­tig be­wusst, dass Vik­to­ria sie ge­meint hat­te. »Oh, ähm, nein, schon gut. Ich bin nicht so emp­find­lich. Au­ßer­dem ist Lo­a­na ja raus­ge­gan­gen, um zu …«

Was re­de­te sie denn da? Er­neut wur­de sie rot. Doch als sie die be­lus­tig­ten Ge­sich­ter er­blick­te, auch das von Sen­tran, fiel sie er­leich­tert ins Ge­läch­ter ein und setz­te dann fröh­lich ihr Früh­stück fort. Kur­ze Zeit spä­ter aber hielt sie sich stöh­nend den Bauch. »Ich kann nicht mehr«, jam­mer­te sie.

»Du kannst mit dei­nen ge­ra­de mal zwei Bröt­chen un­mög­lich schon satt sein«, pro­tes­tier­te Sen­tran. »Au­ßer­dem bist du ein­deu­tig zu dünn, ge­nau wie dei­ne Schwes­ter.«

»Hey, lass mich da ge­fäl­ligst raus, Sen­tran. Mir reicht es schon, wenn Vik­tor und Vi­tus mich stän­dig mit dem Es­sen gän­geln.« An­na guck­te be­lei­digt drein. »Und über­haupt, was heißt hier: zu dünn? An uns Nell-Schwes­tern ist al­les dran, was dran zu sein hat.«

Le­na lach­te, als sie Sen­trans be­tre­te­nes Ge­sicht sah. An ihr war in der ver­gan­ge­nen Nacht ganz be­stimmt ge­nü­gend dran ge­we­sen. Das hat­te er ihr aus­gie­big ge­zeigt. Des­we­gen nahm sie sei­ne Hand und drück­te sie zart.

»Schon gut, An­na, wir sind mit al­lem be­stückt, was wir zum Le­ben brau­chen.« Sie ließ Sen­tran los und hielt sich aufs Neue den Bauch. »Aber jetzt bin ich der­ma­ßen satt, dass ich das Ge­fühl ha­be, es wä­re viel zu viel an mir dran.«

Sie er­wi­der­te Sen­trans em­pör­ten Blick. »Zwei Bröt­chen, ei­ne Rie­sen­por­ti­on Rührei und Müs­li. Ich bit­te dich, Sen­tran, das kannst du doch nie und nim­mer zu we­nig nen­nen? Ich bin nicht mal die Hälf­te von dir. Du hast aber nicht dop­pelt so viel ge­ges­sen wie ich.«

»Ver­giss es, Schwes­ter­herz!«, rief An­na ei­lig da­zwi­schen. »Wenn es ums Es­sen geht, sind El­fen und auch Hal­bel­fen äu­ßerst starr­sin­nig. Das scheint de­ren Le­bens­phi­lo­so­phie zu sein.«

»Es sind die Men­schen, die sa­gen: Es­sen hält Leib und See­le zu­sam­men«, schal­te­te Ke­tu sich ein.

Le­na hat­te von ih­rer Schwes­ter al­ler­hand An­ek­do­ten und Ge­schich­ten über den El­fen­kö­nig, sei­ne Ver­lob­te und auch über sei­ne sechs Wa­chen ge­hört. Je­den­falls ge­nug, um zu wis­sen, dass Ke­tu zwar zu der zu­rück­hal­ten­den Sor­te Mann ge­hör­te, aber nicht zur gänz­lich stil­len. Of­fen­kun­dig hat­te er sich an ein Sprich­wort aus dem reich­hal­ti­gen Re­per­toire sei­nes ver­stor­be­nen Bru­ders Si­stra er­in­nert und es nun zum Bes­ten ge­ge­ben.

»Eben, Ke­tu, Es­sen – aber nicht Fres­sen«, kon­ter­te An­na la­chend, wäh­rend vier der Wa­chen als Kom­men­tar ein­mal kurz nick­ten, dann auf­stan­den und hin­aus­gin­gen.

Ke­tu gab Vik­to­ria einen sanf­ten Kuss. »Kommst du noch mit raus?«, bat er sie.

»Aber si­cher doch, Ke­tu. Schließ­lich muss ich bis heu­te Abend oh­ne dich aus­kom­men.« Vik­to­ria folg­te ihm nach drau­ßen.

»Tja, wir soll­ten in die Bi­blio­thek ge­hen, Vik­tor, da­mit sich Sen­tran und Le­na auch un­ge­stört von­ein­an­der ver­ab­schie­den kön­nen.« An­na zog ihn hin­ter sich her. Dann dreh­te sie sich um und sprach Le­na noch ein­mal an, ehe bei­de hin­aus­gin­gen. »Komm doch gleich nach.«

»Was?«, frag­te Le­na völ­lig über­rum­pelt. »Du musst weg?«

»Ja, ein Ein­satz im Nor­den«, ent­geg­ne­te Sen­tran und wirk­te nie­der­ge­schla­gen. »Aber heu­te Abend bin ich zu­rück, Le­na, be­stimmt. Wirst du auf mich war­ten?« Sei­ne sil­ber­grau­en Au­gen blick­ten sie so ein­dring­lich an, dass sich ihr Herz au­gen­blick­lich zu­sam­men­zog.

»Ger­ne«, flüs­ter­te sie und ließ sich noch ein­mal aus­gie­big von ihm küs­sen, be­vor auch er zur Kü­che hin­aus­ging.

Nach­dem sie al­lein war, be­fand sich Le­na wie in Tran­ce. Sie räum­te den Tisch ab und sta­pel­te al­les auf die An­rich­te. Da­bei war sie der­art tief in ih­ren Er­in­ne­run­gen an die ver­gan­ge­ne Nacht, aber auch den über­ra­schen­den Ab­schied von Sen­tran ver­sun­ken, dass ihr gar nicht auf­ge­fal­len war, wie ei­ne gro­ße jun­ge El­fe den Raum be­tre­ten hat­te und Le­na nun un­ge­dul­dig an­starr­te.

»Du brauchst das nicht zu tun. Das ist näm­lich mei­ne Auf­ga­be.«

Er­schro­cken fuhr Le­na her­um und ließ ei­ne Ga­bel fal­len.

»Mein Na­me ist Eti­ta. Du woll­test doch zu dei­ner Schwes­ter in die Bi­blio­thek.« Eti­ta mach­te mit den Hän­den ei­ne scheu­chen­de Be­we­gung. »Sie er­war­tet dich schon.«

Le­na war es nicht ge­wohnt, dass an­de­re hin­ter ihr her­räum­ten und noch da­zu in ih­ren Kopf her­um­stö­bern konn­ten. Doch die­se Eti­ta mach­te auf sie den Ein­druck, ihr bes­ser nicht zu wi­der­spre­chen. Al­so er­griff sie die Flucht und mach­te sich has­tig auf den Weg zur Bi­blio­thek.

Sonnenwarm und Regensanft - Band 3

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