Читать книгу MISTY DEW 2 - Agnete C. Greeley - Страница 14
6. Kapitel
ОглавлениеStormy Mills - Darkstone Inn
Irenes Herzschlag beschleunigte sich und ihre Knie fühlten sich mit einem Mal wie Pudding an.
Aus Angst, sie könnte umfallen, drehte sie sich langsam um. Das Blut rauschte in ihren Ohren und sie hatte das Gefühl, etwas würde ihr die Luft abschnüren.
»Jo – John, du, was – wieso – Ich meine, du bist hier?«
Er war es eindeutig. Sandfarbenes Haar, das ihm vorne in die Stirn fiel, dieses freche Aussehen, dass sie früher so geliebt hatte.
Er trug einen dunkelgrauen Anzug. Die gelbe Krawatte bot einen Kontrast zu dem blauen Hemd, das in etwa die gleiche Farbe wie seine Augen hatte, die sie im Moment verwirrt aus dem braungebrannten Gesicht anstrahlten.
Es gelang ihr nicht, den Blick von ihm abzuwenden.
»Äh, das ist wirklich eine Überraschung. Ich dachte nicht ...« Abrupt brach er ab und starrte sie nur ungläubig an.
Überraschung? Das war wohl noch untertrieben.
Irene brachte kein Wort hervor. Sie schluckte heftig. Damit hatte sie niemals gerechnet. Mehrere Gedanken schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf.
Wieso war er hier? Warum musste sie ausgerechnet in ihrer Stadt auf John treffen, weshalb konnte er sich nicht einfach wieder in Luft auflösen?
Wie betäubt starrte sie ihn an.
Vollkommen unerwartet nahm er ihre Hand zwischen seine perfekt manikürten Finger. Diese Berührung jagte kleine elektrische Schauer durch ihren Arm und ihr Puls beschleunigte sich. Die Wände schienen zu schwanken und das Stimmengewirr um sie herum verdichtete sich zu einem unerträglichen Brausen. Um nicht vollends die Kontrolle zu verlieren, schloss sie für einen Augenblick die Augen und presste ihre Lippen fest zusammen. Mit der ihr übriggebliebenen Kraft kämpfte sie gegen den erneuten Schwindel an.
Als sie die Augen wieder öffnete, bewegten sich zumindest die Wände nicht mehr.
»Irene, ich, ich weiß einfach nicht, was ich dir sagen soll.«
»Wieso bist du hier?«, fragte sie steif.
Ihre Gefühle schlugen Kapriolen und sie hatte das Bedürfnis, sich hinzusetzen, doch sie blieb wie angewurzelt stehen.
»Daran ist dieser Firmenausflug schuld. Ursprünglich hätten wir nach Shannon ins Wellness-Hotel sollen, doch dann kam der Schnee, irgendwas im Hotel lief schief, und wir wurden hier einquartiert. Also ...« Entschuldigend sah er sie an.
Irene rang um Fassung. Seit gestern war eine Menge passiert, wie sollte sie das hier auch noch verkraften?
»Alles in Ordnung?«
Irene schwankte. Das fragte er noch? Sie schluckte, ehe sie antwortete.
»J – ja, alles okay.«
Er legte seine Hand auf ihren Arm. Die Berührung brannte wie Feuer.
»Ähm, willst du dich hinsetzen?«
»Nein, ich muss, muss gehen.« Sie wich einen Schritt zurück und entkam so dem unangenehmen Kontakt seiner Hand.
Das Atmen fiel ihr mit einem Mal schwer. Gestern noch hatten sie über ihn gesprochen und jetzt stand er hier und starrte sie an.
»Ach, okay, ich – ich dachte nur, wir könnten vielleicht kurz mal reden.«
Meinte er das tatsächlich ernst? Schon der Streit zwischen Matt und John voriges Jahr hätte ihr die Augen öffnen sollen. Die drei Jahre, die sie zusammen gewesen waren, hatten ausgereicht, um ihm wieder und wieder zu vergeben. Bis zum vorigen Winter.
Alles hätte so schön sein können. Ein romantisches Essen, eine Kutschenfahrt durch den verschneiten Centralpark, all das hatte sich gut angefühlt, bis sie sein Angebot, zu ihm nach New York zu ziehen, abgelehnt hatte. Danach war er ausgerastet, hatte ihr unterstellt, mit Matt etwas am Laufen zu haben und sich mit Randy bei Rodeos zu vergnügen. Also hatte sie ihn, tief verletzt von seinen Anschuldigungen, einfach mitten im Centralpark stehengelassen und war gegangen. Sie hatte einen Flug gebucht und war, ohne ihn wiederzusehen, zurück nach Montana gekehrt. Die Grenze, die sich Irene damals gesetzt hatte, half ihr jetzt dabei, zurück in die Wirklichkeit zu finden.
Langsam nahm sie den Boden unter ihren Füßen wieder wahr. Es war an der Zeit, ein für alle Mal die Bremse zu ziehen.
»Es tut mir leid, aber ich – ich muss«, sie wies hinter sich und machte Anstalten, sich zu entfernen. Doch John ergriff ihren Arm erneut.
»Nur eine Minute.«
Eine Minute? Würde das reichen, um drei Jahre auszulöschen?
In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. All der Kummer, der Zorn, und der Schmerz, schlugen über sie zusammen wie eine gewaltige Tsunami welle. Aus Angst, die Schüssel zu verlieren, stellte Irene sie auf den Buffettisch neben sich ab. Im gleichen Moment ertönte eine weiche Frauenstimme.
»Da bist du ja, Liebling.«
Die weibliche Stimme riss Irene aus dem Gefühlsnebel. Sie sah hoch und erblickte eine wunderschöne Frau. Dunkle, lange Haare umrahmten ihr hübsches Gesicht, aus dem ihnen strahlend grüne Augen entgegenblickten.
Vertraulich legte die Frau ihre Hand auf Johns Arm und lächelte ihn an.
»Wir warten auf dich. Mein Vater möchte endlich seine Rede halten.«
»Oh, Susan, ähm, ja, ich, ich komme sofort.«
Da bemerkte sie endlich, dass er nicht alleine war. Ihr fragender Blick wechselte zwischen Irene und John hin und her.
»Oh, tut mir leid. Ähm, willst du mir deine Freundin nicht vorstellen?« Die Fremde lächelte sie zurückhaltend an.
Irene straffte die Schultern, ehe sie ihr die Hand reichte.
»Ich bin Irene.« Das aufgesetzte Lächeln tat ihr fast weh, dennoch schaffte sie es, die zierliche Hand der Fremden nicht zu zerquetschen.
»Oh, hallo, ich bin Susan, Susan Monroe.« Ihr Lächeln war freundlich. Der Name Monroe sagte Irene etwas, doch im Moment fiel es ihr nicht ein.
»Oh, Irene.« Eifrig wandte sich Susan zu John um.
»Ja, du hast mir schon von ihr erzählt. Ist das nicht deine Jugendfreundin aus den Bergen?«
»Ähm, ja.« Es sah aus, als ob ihm diese Unterhaltung unangenehm war.
Irene senkte den Kopf. Ihre Hände zitterten so sehr, dass sie sie hinter ihrem Rücken verbarg. Die Jugendfreundin, was auch sonst?
Ihr wurde schwindlig von all den Erkenntnissen, die gleichzeitig auf sie einstürmten.
Sie erinnerte sich an das Valentinstelefonat, als sie im Hintergrund lachende Stimmen vernommen hatte, und die vorige Nacht im Motelzimmer.
Nein, sie hatte nicht von John geträumt. Sie hatte ihn gehört, als er mit seiner Freundin zurück ins Motelzimmer gegangen war, und hatte es als Traum eingestuft. Das konnte passieren, wenn man sich im Halbschlaf befand.
»Susan, wenn du erlaubst, möchte ich gerne noch ein paar Minuten mit Irene plaudern.«
»Nein«, entfuhr es Irene ein wenig zu schroff, doch sie hatte Mühe damit, ihre Gefühle zu kontrollieren.
»Geh nur. Lass – die Geschäfte nicht warten.« Sie lächelte gezwungen.
Bitte, bitte geht ...
Doch Irenes stumme Bitte blieb ungehört, denn Susan machte ihr einen Strich durch die Rechnung.
»Ja, natürlich. Ich geh erstmal zurück zu Vater. Du kommst eben dann später nach. Er kann ja auch ohne dich mit seiner, zweifellos, stinklangweiligen Rede anfangen.« Sie verdrehte die Augen, ehe sie sich umwandte, und zu einem Tisch deutete, an dem etwa zehn Leute saßen, die sich fröhlich unterhielten.
»Ja, die Tochter eines Klimabosses zu sein, ist leider nicht immer ein Genuss.« Sie nickte Irene noch einmal freundlich zu.
»Es war wirklich nett, Sie kennenzulernen. Sie sollten uns einfach in Cedars besuchen, also wenn John es sich dort eingerichtet hat.«
»Ja, ähm, gerne. Hat mich auch gefreut Sie kennenzulernen, Miss Monroe.« Diese Susan war wirklich nett, und was konnte sie dafür, dass ihr Freund, oder was auch immer, ein solcher Arsch war. Irene war ja nur die Jugendfreundin.
Kaum hatte sich Susan zurück an den Tisch begeben, ergriff John erneut Irenes Arm und bugsierte sie zu einem kleinen Ecktisch.
»Setz dich erstmal. Ich finde, wir sollten reden.«
Obwohl er ihr einen Stuhl zurechtrückte, setzte sie sich nicht hin. Sie schüttelte den Kopf.
»Wozu? Hör mal, ich finde, du solltest wieder zurück zu Susan gehen. Sie wirkt sehr nett.« Es wäre am besten gewesen einfach zu gehen, stattdessen stand sie einfach nur da, hin- und hergerissen zwischen Aufgabe und Flucht.
»Bitte, Irene, nur für eine Sekunde.« Er klang flehend.
Seine blitzblauen Augen blickten sie an und sie konnte spüren, wie sie langsam einknickte. Verflucht noch mal ...
Genau das hatte sie verhindern wollen, aber sie war müde und es war soviel passiert.
Gegenüber dem, was sie gestern erlebt hatte, war diese Situation hier so absurd normal, unangenehm, aber normal. Konnte ein wenig Normalität schaden?
»Hey, ich finde, wir sollten einfach Frieden schließen, was hältst du davon?« Es klang aufrichtig.
Oh Mann ...
Sie seufzte schwer.
»John, ich hab keine Lust zu reden. Ich bin müde, ich warte darauf, dass die Straßen endlich wieder frei werden, damit ich zurück nach Eagleside kann. Wir sind erwachsen, haben uns getrennt, aus. So schwer ist es nicht.«
Erstaunt sah John sie an. Hatte seine Wirkung auf sie tatsächlich so eingebüßt? Das war er nicht gewohnt.
»Bitte bleib noch.«
Sie sah in seine strahlendblauen Augen, Augen, die sie einst wirklich geliebt hatte, doch jetzt konnte sie auch dahinter sehen. Seinen Stolz, seine aufgesetzte Selbstsicherheit. Ja, zweifellos war er ein attraktiver Mann, sportlich, gutaussehend, dennoch – das Prickeln blieb aus und mit einem Mal konnte sie lächeln.
»Nein, John. Ist schon okay. Ich geh – dann mal besser.« Sie machte Anstalten, zu gehen, doch er griff erneut nach ihrem Arm.
»Es tut mir leid, was damals passiert ist. Ich war - ich war verwirrt und eifersüchtig.«
Irene nickte.
»Okay, schon gut. Und jetzt lass mich bitte los.«
»Was? Mehr hast du nicht zu sagen? Das war‘s?« Er konnte es kaum fassen. Keine Entschuldigung, kein Wort darüber, wie sie ihm damals den Rücken gekehrt hatte. Nichts.
»Willst du dich nicht auch entschuldigen? Immerhin hast du mich sitzen lassen.«
»Nein, John, ich habe nichts zu entschuldigen, und jetzt lass mich bitte gehen. Ich muss weiter.« Ihre Stimme hatte an Schärfe zugenommen.
»Ich wünsche dir alles Gute mit Susan. Geh zurück in deine Welt des Business und Erfolges.«
»Aber ...«
»Nichts aber, lass es einfach gut sein.«
»Kann ich irgendwie helfen?«
Plötzlich stand Julian neben Irene. Er hatte eine Augenbraue hochgezogen und musterte John wachsam.
Johns Überraschung war unübersehbar.
»Ähm, nein, wir – wir kommen klar.« Dennoch ließ er Irenes Arm los.
Julians Augen bohrten sich in Irenes.
»Sicher?«
Sie nickte.
»Ich wollte gerade gehen.« Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme zitterte.
»Ach ja, Julian, darf ich vorstellen, John. John, das hier ist Julian, ein weiterer Mitbewohner auf Eagleside.« Sobald sie es ausgesprochen hatte, biss sie sich auf die Lippen. Das hatte sich jetzt angehört, als ob ...
Johns aufgesetztes Lächeln wirkte mit einem Mal berechnend.
»Oh, du hast also noch einen weiteren Kerl auf deiner Ranch.«
Irene schloss für einen Sekunde die Augen.
Da war er wieder, ganz der Alte. John in gewohnter Manier.
»Ja, hab ich.« Das genügte, um John vollends hinter seine aufgesetzte Maske hervorzulocken.
»So ist es also. Du teilst dein Haus inzwischen mit zwei Typen. Scheinbar reicht dir einer nicht – Matt. So hieß er doch.«
Johns Augen wirkten auf einmal wie klirrendes Eis. Irene zuckte zurück, als ob er sie geschlagen hätte.
»Wie bitte?«
»Siehst du, das ist der Grund, weshalb wir nicht miteinander ausgekommen sind. Du teilst dein Haus mit zwei Typen! Das genügt! Sieht doch ein Blinder, was da läuft!«
Die seelische Wucht seiner Worte traf sie härter, als damals.
»Ich führe eine Ranch, ich ...« stammelte sie betroffen, ehe sie sich unterbrach.
Das war zu viel. Sie erkannte, was sie schon die ganze Zeit über gewusst, aber geflissentlich ignoriert hatte. John hatte sich keine Spur geändert.
Julian legte Irene eine Hand auf den Rücken.
»Komm, lass uns gehen. Ich denke, wir sind hier fertig«, meinte er ruhig, ohne Johns Worte zu beachten. Irene nickte nur, während sie eine verräterische Träne wegblinzelte.
»Aber ich bin noch nicht fertig!«, entfuhr es John gereizt.
Kopfschüttelnd ergriff Julian Irenes Arm und zog sie an seine Seite.
»Doch, das bist du. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag, John.« Er wandte ihm demonstrativ den Rücken zu. Das hier war einfach zu lächerlich.
»Ach ja? Du kannst es wohl auch kaum abwarten, ihr Bett zu wärmen«, stichelte John bösartig weiter. »Oder vielleicht hattest du dieses Vergnügen schon?«
Wie angewurzelt blieb Irene stehen. Das hatte er doch nicht tatsächlich gesagt? Julian schüttelte nur den Kopf, allerdings ohne sich umzudrehen.
»Komm, gehen wir.«
Irene nickte verkrampft. Sie zwang sich dazu, einen Fuß vor dem anderen zu setzen. Das hier konnte nicht wahr sein. So viel Pech konnte sie doch nicht haben.
John sprang so heftig vom Sessel auf, dass die Lehne gegen die Wand knallte.
»Klar, wer würde dazu auch nein sagen. Leichtes Spiel, leichtes Mädchen«, höhnte er weiter.
Julian warf Irene von der Seite her einen erstaunten Blick zu.
»Ernsthaft? Dieser Typ hat dir schlaflose Nächte bereitet?« Er lächelte ungläubig.
Dann ging alles blitzschnell. Während Irene noch nach einer Antwort suchte, drehte Julian sich unvermittelt um und knallte John seine Faust ins Gesicht.
Erschrocken fuhr Irene herum und starrte sprachlos auf ihren Ex, der soeben zu Boden ging.
Eine Kellnerin schrie leise auf. Zwei der Gäste flüsterten verhalten miteinander, während sie den am Boden liegenden Mann anstarrten. Keiner machte Anstalten, einzugreifen oder John zu helfen.
Während das Blut aus seiner Nase und von der Lippe tropfte, gaffte er Irene und Julian verdattert an.
Vor Überraschung stand Irenes Mund offen. Se war nicht dazu imstande, sich zu rühren, geschweige denn etwas zu sagen, so verblüfft war sie über diesen unverhofften Anblick.
Ein Anblick, den sie wohl niemals wieder vergessen würde.
Als Julian sie am Arm ergriff, ließ sie sich widerstandslos wegführen. Tief seufzend geleitete er sie zum Ausgang.
»Und dabei wollte ich mich doch heute gar nicht um ein Mädchen prügeln.«
Erst als sie auf der Main Street standen, fand Irene ihre Worte wieder.
»Du – du hast ihm eine geknallt«, stotterte sie. Noch immer konnte sie es nicht fassen.
»Jep. Komm, lass uns irgendwo hingehen, wo es warm ist«, meinte er, einen bedauernden Blick zum Hotel zurückwerfend.
»Dort können wir wohl eher nicht mehr hin«, meinte er trocken, »Aber das Essen war spitzenmäßig.«
Irene starrte ihn fassungslos an. Wie konnte er bloß so ruhig sein?
»Lust auf einen Burger?« Abwartend musterte er sie.
Verwirrt sah sie ihn an.
»Einen – Burger?«
»Ja, im Hotel gab es sowas nicht, und ich hab noch Hunger«, behauptete er.
»Schlägereien machen scheinbar hungrig«, meinte Irene entgeistert. Wie konnte er nach dieser Aktion nur an Essen denken?
»Nun, das hier war nicht gerade eine Schlägerei. Komm, wir gehen zu Papa Joe.« Er machte eine Kopfbewegung zur Main Street hin.
Irene war zu perplex und auch viel zu erledigt um Julian darauf hinzuweisen, dass das was er getan hatte, absolut falsch gewesen war. Und wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass John das verdient hatte.
»Oh, ja – in, in die Fullerstreet.« Sie nickte abwesend.
»Ja, okay, ich wusste gar nicht, dass es schon wieder offen hat.« Stirnrunzelnd begriff Irene, dass sie sich schon lange nicht mehr mit ganzem Herzen in der Stadt aufgehalten hatte, dabei war sie früher oft hier gewesen.
Das Papa Joe hatte es schon gegeben, als ihr Onkel noch gelebt hatte. Außerdem mochte sie den Besitzer Joseph ‚Digger‘ O’Malley, oder auch einfach nur Digger Joe genannt, und seine mollige Frau Martha mit ihrem liebenswerten, wenn auch temperamentvollen Wesen.
Julian nickte.
»Doch, außen neu renoviert. Ist seit dem Sommer wieder geöffnet.«
»Okay.« Sie hatte nicht gewusst, dass Julian das Lokal überhaupt kannte, doch eigentlich hätte ihr das klar sein müssen. Immerhin war er in den letzten Wochen oft in der Stadt gewesen. Matt und er hatten sich zusammengerauft, um die Einteilung der Arbeiten effizient zu erledigen. Dadurch, dass Matt auf der Farm ein Routinier war, hatte Julian oftmals die Bestellungen abgeholt und die kleineren Ernteerträge der Ranch, wie Mais, Karotten und Obst im örtlichen Lagerverkaufshaus abgeliefert. Er war inzwischen auch zum Profi mutiert, wenn es um Fleisch und andere Dinge ging, die sie regelmäßig alle zwei bis drei Wochen in Cedars abholen mussten. Generell war er in letzter Zeit viel unterwegs gewesen, da war es kein Wunder, dass er bereits hier Fuß gefasst hatte.
Während sie durch den bereits tiefen Schnee stapften, herrschte einvernehmliches Schweigen. Die kalte Luft brannte wohltuend auf Irenes Wangen und half ihr dabei, ihre Gedanken zu klären. Langsam war es an der Zeit zuzugeben, dass Julian bereits genauso zu ihr gehörte, wie Matt und die Aushilfsjungs von der Ranch.
Erneut fiel ihr Johns blutige Nase ein. Diesmal fand sie es ganz okay und sämtliche Gewissensbisse hatten sich verflüchtigt.