Читать книгу Der Finanzwesir - Was Sie über Vermögensaufbau wirklich wissen müssen. Intelligent Geld anlegen und finanzielle Freiheit erlangen mit ETF und Index-Fonds - Albert Warnecke - Страница 38
ОглавлениеOffensive versus Defensive
Die Anlagepolitik umfasst nicht nur Finanzprodukte wie Tagesgeld, Aktien, Anleihen oder Gold, sondern auch Versicherungen. Wenn Sie Ihr eigener Finanzcoach sind, müssen Sie denken wie ein Fußballtrainer: Sie brauchen eine Defensive, die das Tor schützt, und eine Offensive, die vorne punktet.
Die Defensive
Die Finanzverteidigung nennt sich Versicherung. Diese Versicherungen sind Ihre Leibwache. Deren Job ist es, sich zwischen Sie und alle existenziellen Risiken zu werfen. Das sind Risiken, die Ihnen einen Schlafplatz unter der örtlichen Brücke bescheren können.
Die drei apokalyptischen Reiter heißen:
1 Ruinöse finanzielle Haftungsforderungen: Hier kontern Sie mit der passenden Haftpflichtversicherung (Familienhaftpflicht, Kfz-Haftpflicht).
2 Extremer Vermögensschaden: Gemeint ist beispielsweise der Verlust einer Immobilie, auf der womöglich noch Schulden lasten. Hier wäre z. B. eine Feuerversicherung sinnvoll.
3 Gesundheitliche Probleme, die eine Erwerbstätigkeit ganz oder teilweise unmöglich machen. Hier greift das Duo aus Kranken- und Berufsunfähigkeitsversicherung. Bei Familien mit einem Haupternährer kann eine Risikolebensversicherung als Ergänzung sinnvoll sein. Wie gesagt: kann, muss aber nicht.
Das war’s. Größer muss die Leibwache nicht werden. Eine große Leibwache zu unterhalten ist nämlich kostspielig. Dieses Geld fehlt dann in der Offensive. Der Bund der Versicherten bietet auf seiner Website einen Bedarfscheck an:
https://www.bundderversicherten.de/mein-versicherungsbedarf/bedarfscheck
Die Offensive
Hier soll Ihr Geld mehr Geld verdienen. Am Start sind die sogenannten Finanzprodukte. Hier ist die Situation noch übersichtlicher als bei den Versicherungen. Es gibt nur drei echte – seit Jahrhunderten bewährte – Finanzprodukte, von denen zwei für Privatanleger relevant sind. Dazu kommen noch die Derivate, eine Erfindung unserer Tage, die Warren Buffett bereits 2003 als finanzielle Massenvernichtungswaffen bezeichnet hat.
1 Die Beteiligung: Jemand hat eine Geschäftsidee, aber zu wenig Geld, diese alleine umzusetzen, also sucht er sich Partner. Diese Partner gehen mit ins Risiko, partizipieren aber auch an allen Gewinnen. Prominente Vertreter: die Aktie und der geschlossene Fonds (diese Dinger, bei denen man sich an Immobilien, Schiffen oder Windkraftanlagen beteiligt).
2 Die Anleihe: Jemand braucht – aus welchen Gründen auch immer – Geld, also leiht er sich welches. Der Deal: Geld gegen Zinsen. Egal, ob der Kreditnehmer mit dem Geld einen grandiosen Erfolg erwirtschaftet oder es auf den Kopf haut: dem Kreditgeber kann das egal sein, er bekommt seine Zinsen und am Ende sein eingesetztes Kapital zurück. Sollte sich der Kreditnehmer als Luftikus entpuppen, ist aber auch ein Totalverlust möglich. Dieses Ausfallrisiko berücksichtigt der Kreditgeber durch die Höhe der Zinsen: topsolvente Kreditnehmer zahlen geringere Zinsen als Habenichtse. Prominente Vertreter: Tages- und Festgeld, Pfandbriefe und Anleihen.
3 Der Terminkontrakt: Hier verspricht der Verkäufer dem Käufer die Lieferung einer Ware (beispielsweise ein Doppelzentner Weizen in Premiumqualität) zu einem bestimmten zukünftigen Termin (beispielsweise in 9 Monaten) zu einem bestimmten Preis (beispielsweise 100 €). Der Käufer verpflichtet sich, diese Ware dann auch zu diesem Preis abzunehmen. Der Vorteil: Der Produzent kann schon vor der Aussaat abschätzen, mit welchen Ernteerlösen er rechnen kann. Der Käufer weiß, was ihn seine Rohstoffe kosten werden und kann seine Kalkulation entsprechend aufbauen. Für Privatanleger sind Terminkontrakte nicht relevant.
4 Wettscheine: Optionen und Derivate wie beispielsweise Optionsscheine sind nichts für Privatanleger, denn wie heißt es so schön: Bei Derivaten ist die Möglichkeit einer asymmetrischen Leistungsverteilung aufgrund der dargestellten Risiken jedoch besonders hoch. Mit anderen Worten: Die Bank gewinnt immer. Das sind keine Produkte, mit denen man seine Altersvorsorge aufbaut.
Die Bastardprodukte
Die Finanzindustrie kreuzt gerne Defensiv-Produkte (wie Versicherungen) mit Offensiv-Produkten (wie Aktienfonds).
Besonders bösartige Vertreter der Bastardprodukte sind die politischen Bastardprodukte wie Rürup und Riester. Diese Burschen kombinieren eine durch horrende Gebühren kastrierte Ertragskraft mit einem Stapel Kleingedrucktem. Diese Produkte sind überreguliert. Viele Regeln sind politisch motiviert und können in der Zukunft geändert werden, ohne dass man als Einzahler etwas dagegen tun kann.