Читать книгу Gegenkräfte - Aldivan Teixeira Torres, Daniele Giuffre' - Страница 16

Das Beben

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Ein neuer Tag bricht an. Licht taucht auf, die Briese des Morgens streichelt mein Haar, Vögel und Insekten feiern und die Pflanzenwelt scheint wiedergeboren zu sein. Es passiert jeden Tag. Ich reibe meine Augen, wasche mein Gesicht, bürste meine Zähne und nehme ein Bad. Das ist meine Routine vor dem Frühstück. Der Wald bietet weder Vorteile noch Optionen an. Ich bin das nicht gewohnt. Meine Mutter verwöhnte mich bis zum Kaffeeservieren. Ich esse schweigend mein Frühstück, aber irgendetwas wuchtet auf meinem Verstand. Was wird die dritte und letzte Aufgabe sein? Was wird in der Höhle mit mir Geschehen? Es gibt so viele Fragen ohne Antwort, dass es mich schwindelig macht. Der Morgen schreitet weiter und mit ihm mein Herzklopfen, meine Angst und meine Entmutigung. Wer bin ich jetzt? Sicherlich nicht derselbe. Ich kletterte auf einen heiligen Berg, nach meiner Bestimmung Ausschau haltend über die ich nicht mal Bescheid wusste. Ich fand die Beschützerin und entdeckte neue Werte und eine Welt, die größer war als ich sie mir je vorstellen konnte. Ich gewann zwei Aufgaben und musste nur noch die dritte bezwingen. Eine kühle dritte Aufgabe die distanziert und unbekannt war. Die Blätter um die Hütte bewegten sich ein kleinwenig. Ich habe gelernt die Natur und ihre Signale zu verstehen. Jemand nähert sich.

—Hallo! Bist du da?

Ich sprang, änderte die Richtung meines Blickes und betrachtete die mystische Figur der Beschützerin. Sie schien glücklicher und rosarot, trotz ihres anscheinenden Alters.

—Ich bin hier, wie du siehst. Was für Neuigkeiten hast du für mich?

—Wie du weißt bin ich heute hier, um die dritte und letzte Aufgabe anzukündigen. Sie wird an deinem siebten Tag hier in den Bergen abgehalten, weil das die maximale Zeit ist, die ein Sterblicher hier verweilen kann. Sie ist einfach und enthält das folgende: Töte den ersten Mensch oder Tier dem du begegnest wenn du die die Hütte an diesem Tag verlässt. Wenn nicht, wirst du nicht dazu berechtigt die Höhle zu betreten, die dir deine tiefsten Wünsche bewilligt. Was sagst du? Ist das nicht einfach?

—Wie das? Töten? Schaue ich wie ein Assassine aus?

—Es ist der einzige Weg für dich in die Höhle zu kommen. Bereite dich vor, denn es sind nur noch zwei Tage und…

Ein Erdbeben mit einer Stärke von 3,7 auf der Richterskala schüttelt die gesamte Spitze des Berges. Das Beben lässt mich schwindelig zurück und ich glaube, dass ich schwach werde. Immer mehr und mehr Gedanken kommen in meinen Kopf. Ich merke wie meine Kraft weniger wird und spüre Handschellen die zwingend meine Hände und meine Füße sichern. In einem Aufblitzen sehe ich mich selbst als Sklave auf einem Feld arbeiten und von Herren dominiert. Ich sehe die Fesseln, das Blut und höre das Weinen meiner Kollegen. Ich sehe die Besitztümer, den Stolz und die Heimtückigkeit des Obersts. Ich sehe auch den Schrei nach Freiheit und Gerechtigkeit der Unterdrückten. Oh, wie unfair die Welt ist! Während die einen Gewinnen werden die anderen zurückgelassen um zu verrotten und vergessen zu werden. Die Handschellen zerbrechen. Ich bin fast frei. Ich werde immer noch diskriminiert, gehasst und geschädigt. Ich sehe noch immer das böse der weißen Männer die mich Nigger nennen. Ich fühle mich noch immer minderwertig. Noch einmal höre ich die tobenden Schreie, nur ist die Stimme nun klar, scharf und bekannt. Das Beben verschwand und Schritt für Schritt kommt mein Bewusstsein zurück. Jemand hebt mich auf. Noch immer duselig frage ich:

—Was passierte?

Die Beschützerin, in Tränen, scheint keine Antwort finden zu können.

—Mein Sohn, die Höhle hat eine weitere Seele zerstört. Bitte siege in der dritten Aufgabe und zerbreche den Fluch. Das Universum verschwört sich auf deinen Sieg.

—Ich weiß nicht wie ich gewinnen soll. Nur das Licht des Erschaffers kann meine Gedanken und meine Taten erleuchten

—Ich vertraue auf dich und die Ausbildung die du bekamst. Viel Glück, Kind Gottes! Bis bald!

Das gesagt, verschwand die seltsame Frau wieder und löste sich in einer Wolke Rauch auf. Jetzt war ich allein und musste mich auf die letzte Aufgabe vorbereiten.

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