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14 Jahre zuvor

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Eine vierundzwanzig Jahre alte Meren ritt in Begleitung zweier Schwertk ämpfer. Padhoro und Araneon. Meren und Araneon waren im gleichen Alter. Padhoro war ein Schwerenöter, der alles mit einer anzüglichen Bemerkung quittierte. Meren wusste nicht genau, wie alt er war, sie schätzte ihn auf Mitte dreißig. Sein streichholzkurzes Haar stand ab, wie die Stacheln eines Igels. Der gutaussehende Araneon hatte sein Haar mit dem Kopftuch der Schwertgesellen zurückgebunden. Das schwarze Band passte gut zu seinem dunklen Haar, das ihm bis auf die Schultern fiel.

Merens k örperliche Attribute waren ebenso Ziel von Padhoros Spott, wie ihre Beziehung zu Araneon, die sie offiziell nicht führen durfte. Er war ein Schwertbruder. Der Sohn Rethorns, des Leibwächters ihres Vaters. Gleichzeitig wurde er immer wieder von Meren zum persönlichen Schutz angefordert. Er sollte später in Rethorns Fußstapfen treten. Araneon verstieß gegen eine der Regeln des Schwertmeisterordens: Fange nie ein Verhältnis mit deinem Auftraggeber an.

Immer wieder stritt Araneon mit Padhoro. Verteidigte die Ehre Merens. “Siehst du, Araneon”, hob der Schwertmeister an, “Du bist in sie verliebt. Warum sonst sollte es dich stören, wenn ich auf ihren Hintern starre?” Meren wandte sich um. “Du alter Spanner. Kümmer dich um Frauen, die zu dir passen. Hafendirnen zum Beispiel.” “Wieso?”, Padhoro zwinkerte anzüglich, “du bist viel hübscher. Wenn wir angekommen sind, könntest du mir vielleicht...” Weiter kam er nicht, weil Araneon ihn mit einem Tritt von seinem Reitluchs beförderte. Der Kämpe stürzte sich auf den ranghöheren Mann. “Hört auf”, schrie Meren. “Gefahr!” Augenblicklich stellten die Beiden ihre Kampfhandlungen ein. Sie zogen ihre Schwerter und standen Rücken an Rücken. “Wo?”, fragten beide unisono. Meren zeigte auf den Horizont. Ihr Magen zog sich zusammen. Rauchwolken. Dort, wo sich der Fuchshof befand. Eine düstere Ahnung beschlich sie. Sie sollte sich bestätigen.


Meren hockte vor dem Bett ihrer besten Freundin. Sie war tot. Neben ihr lag ihr Mann. Merric. Seine Kehle war durchschnitten, ebenso wie die von A ëlan. Meren weinte hemmungslos, die Augen geschlossen. Sie hatte beide geliebt. Merric war ein aufrechter junger Mann. Ein gerechter Gutsverwalter an der Seite Aëlans. Sie hatten sich so sehr Kinder gewünscht. Doch es hatte nicht sein sollen. Manche hatten gemunkelt, die Ehe stünde nicht unter Borins Segen. Ein Medicus, der in den Diensten ihres Vaters stand, hatte Meren versichert, dass es Frauen gab, die unfruchtbar waren. Und auch Männer, die keine Kinder zeugen konnten. Es hatte ausgerechnet Aëlan getroffen. Die Frau, die ihrer Mutter geschworen hatte, dass sie in ihrem Schoß wiedergeboren würde. Aëlan war vierundzwanzig Jahre alt gewesen. Sie hätte sich einen anderen Mann nehmen können. Heimlich. Meren hatte es ihr geraten. Merric war einverstanden, als Meren ihm ihre Idee vorgestellt hatte. Er hätte alles getan, um seine Frau glücklich zu sehen. Auch wenn es schmerzhaft für ihn war. Doch Aëlan hatte abgelehnt. Hin- und hergerissen zwischen der Erfüllung ihres Schwurs und der Treue zu ihrem Mann. Letztlich hatte ihre Treue gesiegt. Meren, die Pragmatikerin, seufzte. Vermutlich waren die Ideale ihrer Freundin die weitaus bessere Lösung. Meren hatte sie immer beneidet. Sie wusste immer, was richtig war, und was falsch. Sie hatte Meren gedrängt, Araneon zu heiraten. Auch wenn dies bedeutete, dass ihr Vater sie vielleicht enterbte. Meren hatte einen anderen Weg gewählt. Den der Pflicht ihrem Vater und ihrer verstorbenen Mutter gegenüber. Dem Handelshaus treu ergeben. Sie wischte die Tränen weg und seufzte. “Ach Aëlan. Wenn ich den Schwur nur für dich übernehmen könnte. Wenn du eine Tochter hättest. Ich würde sie großziehen. Ich würde für sie sorgen. Ich würde mein Leben für sie geben.”

Dann sah Meren etwas schimmern. Gr ün. Zuvor hatte Meren das Leuchten nicht wahrgenommen. Es gewann an Intensität. Ein pulsierendes Licht drang aus den Ritzen einer Kommode. Sie öffnete eine der großen Schubladen. Helles grünes Licht strömte in die Schlafkammer. Ein grünes rundes Gebilde lag in einem Korb, der mit Stroh ausgepolstert war. Träge zogen dunkelgrüne und helle Schlieren durch das Oval, das aussah, wie grünes klares Eis. Oder grünes Glas. Eine zusammengekrümmte Gestalt zeichnete sich dunkel im Inneren des kristallartigen Gebildes ab.

Merens Sicht verschwamm. Sie stand auf einer Lichtung. Umgeben von hohen B äumen. Sie drehte sich einmal im Kreis. Ein junger Mann trat auf sie zu. Merric. Eine Frau. Aëlan. Eine Gestalt mit Schwingen, die wie Äste anmuteten, an denen statt Federn Herbstlaub prangte. Pheran. Der Urdrache des Holzes, der belebten Natur.

Chan muss wiedergeboren werden. Sie h örte die Stimme des Urdrachens in ihrem Kopf. Seine Stimme klang, wie das Rauschen von Blättern im Herbstwind. Sie k önnte die Eine sein, die Elestria rettet. Dunkle Tage werden heraufziehen. Jemand muss für sie sorgen.

Sollte sie sterben, Sollte sie verdorben werden, Sollte sie sich dunklen M ächten zuwenden, Dann ist alles verloren. Dann werden auch wir Urdrachen sterben. Und mit uns die Völker Elestrias.

Meren schluckte. War dies wirklich Pheran? Tr äumte sie? Aëlan trat vor. Berührte Chan am Arm. Sie hielt eine Scherbe in der Hand. Die Scherbe einer weißen Porzellankanne. Pfefferminztee bedeckte den Boden. Vermischte sich mit Blut. Blut, das aus einer Wunde an Aëlans Hals strömte. Wieso bemerkte Meren die Verletzung erst jetzt? Sie musste tödlich sein. Aëlan lächelte. “Pass gut auf sie auf. Du musst den Schwur für mich erfüllen. Für Chan. Für mich. Für Dich. Für Elestria.” Aëlan stieß die Scherbe in Merens Oberarm. Die Worte ihrer Freundin hallten in Merens Kopf.

Meren wurde gesch üttelt. An der Schulter. Sie lag zusammengekrümmt am Boden. Auf der Seite. Eine Scherbe schnitt schmerzhaft in ihren Oberarm. Sie spürte etwas Warmes in ihren Armen, vor ihrer Brust. Meren öffnete die Augen. Sie lag am Boden der Schlafkammer. Die toten Leiber von Aëlan und Merric auf dem Bett. Grüne Scherben. Meren lag inmitten grüner Splitter. Hunderte kleiner Kristalle lagen um sie herum. In ihren Armen hielt sie einen kleinen Körper. Ein Säugling. Es war ein Mädchen. Padhoro und Araneon halfen ihr auf. Meren wickelte ihren Umhang um den Säugling. Araneon entfernte die Kristallscherbe, die in ihrem Arm steckte, mit einem Ruck. Sie hatte eine seltsame Form. Die Wunde die sie hinterließ, hatte die Form dreier Striche. Zwei senkrecht parallel zueinander. Beide Linien waren an den Enden nach außen gebogen. Ein Strich darüber, dessen Enden sich nach oben bogen. Das Zeichen Pherans.

Bei allen Höllenfeuern“, entfuhr es dem Schwertmeister. “Da ist man einmal nicht zur Stelle, und schon habt ihr ein Kind gezeugt und geboren. Wie soll ich das nur eurem Vater erklären?” Er zwinkerte und stieß Araneon einen Ellbogen in die Rippen. “Nur gut, dass ich auf dich aufgepasst habe, mein Sohn. Du kannst es nicht gewesen sein.” Araneon öffnete den Mund zum Protest. “Hört auf mit dem Unsinn“, ging Meren dazwischen. “Wir müssen dieses Kind sofort nach Lyrin-Mar bringen. Sie muss leben.”

Wie sich herausstellte, hatte keiner der Bewohner des Fuchs-Hofes überlebt. Über dreißig Menschen hatten ihr Leben gelassen. Niedergemetzelt. Die meisten mit aufgeschnittenen Kehlen. “Wahrscheinlich ist der Überfall in der Nacht erfolgt“, hatte Araneon erklärt. Padhoro nickte. “Eines ist seltsam. Es gibt keine Spuren. Die Erde vor dem Hof ist weich vom Regen der letzten Tage. Weder Pferde noch Reitkatzen noch Fußspuren.” Padhoro rieb sich grübelnd das Kinn. Nie zuvor hatte Meren den Sei-Djin so erlebt. “Ich fürchte, wir haben es mit etwas zu tun, das so schlimm ist wie die Plage der Sholo'Sa. Oder etwas weitaus Gefährlicheres. Meren schauderte. Araneon lächelte beruhigend und hielt sie an den Armen. “Wie es aussieht, hatte Aëlan ein Kind. Nur weiß niemand, wie es heißt. Nun ist es an dir. Welchen Namen soll die Kleine tragen?”

Trotz allem, was geschehen war, l ächelte auch Meren. Sie hatte ihre Freundin gesehen. Ihren Mann. Und einer der sieben Urdrachen war ihr erschienen. Pheran.

Chan“, antwortete Meren.

Sie wusste, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. In einer Sache, die weit über Geld und Handel hinausging. Sie konnte ihrer toten Freundin helfen, den geleisteten Schwur zu erfüllen. Aëlan konnte Borin gegenübertreten und in ein neues Leben eingehen.

Chan“, hauchte Meren. Sie streichelte dem Säugling zärtlich über den Kopf. Dem Mädchen, für das sie sorgen würde. Es musste im Geheimen aufwachsen. Keine dunkle Macht durfte von ihrer Existenz erfahren. So wollte es Pheran, der Urdrache.

Chan“, wiederholte Padhoro mit seine Stimme, die einem Piratenkapitän zur Ehre gereichte. “Ein guter Name. Der Name einer Kriegerin, die ehrenvoll gestorben ist.” Er streichelte über den Kopf des Säuglings.

Möge dein Arm Treffsicher und dein Leben ruhmreich sein.”


Meren zog ihre Stola enger um die Schultern. Sie fröstelte. Der Wind brachte die kühle Luft des Meeres mit sich. Hoffentlich fand die Gruppe um Araneon und Luritri das Mädchen rechtzeitig.

Meren hatte weder Kosten noch Aufwand gescheut, damit das Mädchen ein gutes Leben führte und eine solide Ausbildung erhielt. Mit Toshira, der Schwertmeisterin, hatte Luritri eine exzellente Wahl getroffen. Die Zayao hatte keine Geringere als ihre eigene Ziehtochter für dieses Unterfangen ausgewählt.

Meren war fest davon überzeugt: Chan war die wiedergeborene Kriegerin. Die Tochter und zugleich die Seele der Mutter ihrer gestorbenen Freundin.

Meren machte sich daran, die Treppe zum Anwesen emporzusteigen. Die Sonne war bereits hinter dem Horizont im Meer versunken.

Aetheris Band 1-3

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