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Tinte ist stärker

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Ladhar zog die Klinge aus Chans Körper. Er warf sie von sich. Klappernd landete das Metall am Boden. Soviel Blut. Wieso musste immer er alles machen? Sollte es dafür nicht Heiler oder so was geben? Er wuchtete Chans Körper mit Mühe auf den Panther, der zum Glück keine Anstalten machte, ihn zu beißen. Er knurrte nicht einmal. War es nicht immer so? Er - der Schreiber - musste natürlich seine Schülerin retten, weil diese nutzlosen Kämpfer da vorne... ihr Leben retteten. Also schön. Nicht ganz nutzlos.

Hatte da jemand gerufen? Als er sich umsah, nahm Ladhar links von sich eine Bewegung wahr.

Oh nein. Einer von diesen gehörnten Burschen. Bei Ceon! Dafür waren die Kämpfer zuständig. Wieso war eigentlich nie einer da, wenn man ausnahmsweise mal einen von ihnen brauchte? Die Waffe, die er aus Chans Körper gezogen hatte, lag am Boden. Sie lag genau zwischen ihm und dem Gehörnten, der langsam näher kam. Ladhar griff panisch in seine Tasche. Das Einzige, das er darin fand, war ein kleines Tintenfass, das er bei seinem überhasteten Aufbruch hineingestopft hatte. Er fragte sich, wieso in aller Welt er sich dieser Unternehmung angeschlossen hatte. Er wusste es besser. Das Mädchen. Sie hatte seine Beschützerinstinkte geweckt. Mehr als das. Es durfte nicht sein. Sie war sein Schützling. Ein Mädchen und noch keine Frau. Er war zweiundzwanzig.

Ein Schatten riss ihn in die Gegenwart zurück. Der Gehörnte holte zum Streich aus.

Ladhar öffnete das Fässchen und schüttete es dem Angreifer ins Gesicht.

Die Feder ist stärker, als das Schwert. So hatte es Encleus in seinem Werk Betrachtungen geschrieben. Der hatte gut reden. Sicher hatte er eine Straußenfeder und einen Kobold mit einem Zahnstocher als Waffe im Kopf, als er das niederschrieb. Ladhar schloss die Augen und wartete auf sein Ende.

Nach einem Augenblick blinzelte er vorsichtig. Er lebte noch. Und Chan auch. Der Angreifer war dunkel im Gesicht vor Tinte. Ha! Die Tinte ist stärker als das Schwert. Ladhar trat gegen den reglosen Körper seines Angreifers. Ein Pfeilschaft, ragte aus dem Hals des Gehörnten. Die braunhaarige Kämpferin warf gerade ihren Kurzbogen von sich.

Sie zog ihre Kurzschwerter vom Rücken und half, die Angreifer weiter zurückzutreiben.

Also gut, die Tinte war nutzlos. Wäre ja auch zu schön gewesen.

Chans Katze war mit ihrer Fracht bereits losgetrabt. “He, warte! Miez, miez.”

Der Panther sah zurück und wartete. Zögerlich näherte er sich. “Braves Kätzchen”. Er nahm seinen Mut zusammen und schwang sich hinter Chan in den Sattel.

Er würde es sich nie verzeihen, wenn sie seinetwegen starb. Meren würde es ihm nie verzeihen. Die Schwertmeisterin, Toshira, würde ihn in Stücke hacken. Er dachte lieber an das was vor ihm lag. Ein Lazarett. Ein Königreich für ein Lazarett!


Aetheris Band 1-3

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