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Verschleppt

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Die kleine Gruppe befand sich auf dem Weg zur Kommandantur. Dort befand sich der Waffenschrank mit Pfeilen und Bolzen, die sie benötigten, um sich nach Moran durchzuschlagen. Außerdem steckte dort Chans zweites Kasanschwert. Im Dæmon. Dem Sesselwerfer.

Chan wurde von Lormun und Vendira flankiert. Yadir ging voraus.

Vendira lief rückwärts.

Adriël, der Späher, machte sich parallel dazu gemeinsam mit Tarodrim, dem Leodaren, daran, die durchgegangenen Pferde wieder einzufangen. Die meisten der Tiere waren unbarmherzig von den Angreifern abgeschlachtet worden.

Reitkatzen aufzuziehen war mühsamer als Pferdezucht, dafür bot es viele Vorteile. Über den Ceonskontakt blieben Reiter und Katze auch über größere Distanzen in Verbindung. Chan konnte sich mit Navar, ihrem Nachtjäger, durch die Übermittlung von Sinneseindrücken verständigen.

Die armen Katzen, dachte Chan. Es hieß, wenn ein Reiter starb, lebte auch seine Reitkatze nicht mehr lang. Egal ob Geparden, Pumas, Leoparden oder eine der selteneren Rassen wie Luritris Reitsäbler. Viele Reiter hatten heute ihr Leben gelassen.

Ladhar befand sich mit den anderen im Gesindehaus. In seinem Studierzimmer sollte der Bannzirkel ausgelegt werden, für ein sicheres Quartier. Er wollte dort weitere Holztafeln anfertigen.

Lormun, der Orc, und Vendira, deren spitze Ohren sich deutlich vor ihrem roten Schwertmeister-Kopfband, abzeichneten, waren zu ihrem Schutz von Luritri abkommandiert worden.

Yadir hatte sich ihnen angeschlossen.

“Dein Verhalten würde einem Orc zur Ehre gereichen.” Lormun sah Chan an.

“Lass sie in Ruhe, Dicker.” Vendira feixte.

“Ich meine es ernst”, entgegnete der Orc schnaubend. Er sah kurz zu Chan herüber. “Gerade eben hattest du eine tiefe Wunde am Bein und jetzt humpelst du nicht mal.”

Sie nickte. “Ich verstehe es selbst nicht ganz. Aber es ist praktisch.”

Lormun grunzte. Vendira nickte. “Das auf jeden Fall.”

Yadir sah Chan an. Er grinste. “Um diese Fähigkeit beneiden dich alle.”

“Der alte Haudegen hat einen Narren an dir gefressen”, flüsterte die Halbelfe ihr zu. So leise, dass Chan es selbst gerade noch verstehen konnte. “Seine Tochter ist gestorben. Ich habe sie gekannt. Sie sah dir ziemlich ähnlich.”

Chan sah Vendira an. “Das wusste ich nicht.”

“Sie ist damals auch in der Arena gewesen. Taran Deshi, der Stadtfürst von Lyrin-Kuppe, hat sie gezwungen dort zu kämpfen. Ebenso wie Yadir. Sie war eine Schwertgesellin. Sie hatte das Zeug zur Schwertmeisterin.”

“Was ist passiert”, erkundigte sich Chan.

“Yadir wollte sie dort rausholen. Er war mit einem Trupp Schwertmeister aus Dantyr dort, um die festgesetzten Kämpfer zu befreien. Es verstößt gegen die Gesetze des Städtebundes. Sklaverei ist verboten.”

“Was ist dann geschehen?”

“Die Schwertgilde Lyrin-Kuppes verhielt sich neutral. Neutral.” Vendiras Gesicht verzog sich vor Abscheu. “Nur ein Schwertmeister half uns. Deshi ließ ihn später verhaften. Der Sei-Djin starb in der Arena.” Vendira seufzte leise. “Wir standen vor der Zelle, in der Arianna festgehalten wurde. Ihr nächster Kampf sollte kurz darauf beginnen.” Die Halbelfe trat gegen einen Holzpfahl. “Wir tappten eine Falle. Als wir die Tür öffnen wollten, krachte hinter uns ein Fallgitter herunter. Wir konnten weder zu Arianna vordringen noch zurück.” Eine Träne schimmerte in Vendiras Auge. “Ich hatte erst ein halbes Jahr vorher meine Prüfung abgelegt. Lormun wurde kurz zuvor nach Lyrin-Mar abkommandiert.” Vendira holte tief Luft. “Yadir stand neben mir. Wir sahen zu, wie Arianna in die Arena geführt wurde. Wir hofften, dass sie den Kampf gewann.” Vendira ballte die Fäuste. “Sie haben ihr keine Chance gelassen. Es war ein abgekartetes Spiel. Zwei hungrige Tiger. Fünf Gladiatoren. Arianna stand allein.” Sie atmete durch. “Sie ließen die Tür zur Arena offen. Sie tötete zwei der Gladiatoren und einen der Tiger. Sie hatte das Herz eines Löwen. Wir sahen Arianna sterben. Zerfetzt von den Klauen der Tiger. Sie war zu jung. Zu jung, um es mit diesen Gegnern aufzunehmen. Zu jung um zu sterben.” Vendira sah verstohlen zu Yadir hinüber, der die andere Seite des Platzes sicherte. “Er hat nie wieder darüber gesprochen. Das einzige, das er an diesem Tag sagte, galt mir. Er sagte, ich sollte mir keine Vorwürfe machen.” Chan erwiderte den Blick der Halbelfe. “Das solltest du auch nicht.” Vendira lächelte schwach. “Wie könnte ich das nicht tun? Ich habe einen tödlichen Fehler begangen. Ich bin es Yadir schuldig. Und mir.” Chan legte einen Arm auf Vendiras Hand. “Ich glaube nicht, dass er es will.” Vendira hob eine Braue. Chan breitete die Hände aus. “Dass du dich schuldig fühlst.”

Yadir kam näher.

“Sie hat es dir erzählt, ja?”

Chan nickte. Sie schämte sich.

“Entschuldige. Ich hätte dich um Erlaubnis fragen müssen.”

Er lächelte schief. “Nein. Es ist passiert. Ich muss damit leben - es ist verdammt hart. Jeden Tag muss ich mich zwingen, aufzustehen und weiterzuleben.”

Er klopfte Vendira auf die Schulter.

“Du solltest endlich anfangen, dir selbst zu vergeben. Arianna hat es getan. Hätte es getan. Wenn etwas zu vergeben wäre.”

Die Halbelfe sah auf.

“Du hast es erst möglich gemacht”, erklärte der Hüne in aufmunterndem Ton. “Du hast Gereon überzeugt, sofort eine Einheit zusammenzustellen. Ohne dich wäre Arianna dort allein gestorben. Ich habe meine Tochter wenigstens noch einmal gesehen. Du hast alles richtig gemacht.”

Vendira erwiderte das schiefe Lächeln. Eine Träne rann ihre Wange herab.

“Fast alles. Es hat nicht gereicht.”

Yadir strich Vendira eine rotbraune Strähne aus dem Gesicht. Ernst sah er ihr in die Augen.

“Es ist vorbei. Fürst Deshi ist tot. Man munkelt, dass seine Frau und sein Sohn ihn selbst töteten und in den Lyrin warfen. Er hat seine Strafe erhalten. Nun muss er sich vor Borin für seine Taten verantworten.”

Yadir straffte sich.

“Genug geredet. Wir müssen auf unsere Umgebung achten. Darum sind wir bei ihr.” Er deutete auf Chan.

Als Chan den Blick wieder nach vorne wandte, bildeten sich braune Ætherschlieren vor ihr. Bevor sie eine Warnung rufen konnte, manifestierten sich bereits ein Dutzend Dæmonen um sie herum.

Sofort zogen Vendira, Lormun und Yadir ihre Schwerter. Chan brauchte einen Moment länger.

Bevor sie ihr Kasan blank ziehen konnte, war es bereits geschehen.

Die Angreifer schwangen Metallgewichte an den Enden langer Lederschnüre. Sie ließen los. Gleichzeitig.

Es verschlug Chan den Atem, als die eisernen Kugeln am Ende der Schnüre mit einem dumpfen Aufprall auf ihrem Oberkörper einschlugen.

Auch Yadir konnte mit seinem Klingenstab nichts mehr ausrichten. Seine Arme waren ebenso wie Chans direkt am Körper gefesselt.

Lormun hatte seinen Waffenarm seitlich ausgestreckt, sodass nur der andere gefesselt war.

“Bolas!”, rief er. “Waffen für Feiglinge.”

Vendira hatte sich um die von allen Seiten heranfliegenden Schnüre herum gewunden, ihren Leib gebogen.

Sie griff den ersten Gegner an. Der Stich traf den Körper eines massigen Dæmons.

Als hätte er nur darauf gewartet, sprang er vor und wurde von einem seiner Mitstreiter gedreht und zu Boden geworfen. Ein Beben lief durch seinen Körper.

Der Orc wurde von zwei Bolas getroffen. Die Erste fesselte seine Beine. Die Zweite band den Waffenarm an den Rumpf. Er stürzte.

Navar, Chans Reitpanther, stürmte heran. Einer der Dæmonen sank unter seinen Bissen und Klauen nieder. Er stand nicht wieder auf.

Vendira hatte ihr Kurzschwert loslassen müssen, das im Körper des Dæmons steckte. Sie vollführte einen Rückwärtssalto, um zwei weiteren heranfliegenden Bolas zu entgehen. Ein Gehörnter, der hinter der Halbelfe stand, schleuderte ein drittes Wurfgeschoss. Die Schwertmeisterin wurde von einem der Gewichte am Kopf getroffen und ging zu Boden.

Navar duckte sich erneut zum Sprung, als ihn zwei Bolas erwischten. Eine an den Vorderläufen, die andere hinten. Eine dritte traf ihn am Kopf. Navar lag reglos im Staub.

Das Reittier des Orcs stakte auf seinen acht Beinen heran. Es hatte einen Gehörnten verfolgt, der nicht mit seinen Gefährten verblasst war. Der Scargoyle kam zu spät. Chan wurde grob von einem der Gehörnten gepackt, ebenso Yadir. Dann verblasste das Fort vor ihren Augen.

Sie wurde von einer der Lederfratzen über die Schulter geworfen und in einen seltsamen hohen Holzkarren gebracht. Er sah beinahe aus, wie ein Haus auf Rädern. Dutzende dieser Karren standen nebeneinander. Chan sah sich um, während sie in den Wagen getragen wurde. Hohe Felswände bildeten eine etwa hundert Schritt durchmessende natürliche Arena, deren Boden aus Fels und Erde bestand. Ein großes Zelt stand den Wagen gegenüber.

Ihr Häscher warf sie auf eine Pritsche. Chan stieß sich den Hinterkopf. Ihr wurde schwarz vor Augen, doch sie kämpfte dagegen an. Die Welt wurde wieder klar.

Neben ihr wurden die anderen drei Gefährten ebenso wie sie auf Pritschen geschnallt. Je ein dicker Ledergurt fesselte den Brustkorb samt Armen, ein weiterer die Beine auf Höhe der Knie.

Als die Dæmonen ihr Werk vollbracht hatten, trat eine Gestalt ein. Sie hatte keine Hörner sondern spitze Ohren.


Aetheris Band 1-3

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