Читать книгу Aetheris Band 1-3 - Alec J. Archer - Страница 44

Gefangen

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“Willkommen”, ertönte eine wohlklingende Stimme. “Da ist uns ein beeindruckender Fang gelungen.” Der Elf rieb sich die Hände.

“Ich hätte es mir schwerer vorgestellt, dich”, dabei sah er Chan unverwandt an, “einzufangen. Das macht es uns leichter, dich Tyria zu überstellen.”

Chan sah sich um. Zwei weitere Menschen, ein Mann und eine Frau, lagen ebenso wie sie selbst auf Holzpritschen festgeschnallt. Auf der Brust der beiden Gefangenen hockten bräunliche formlose Gestalten. Sie erinnerten an überdimensionale Maden. Das wellenförmige Pulsieren ließ Chan würgen. Die Kreaturen gaben schaurige, schlürfende Laute von sich.

Yadir lag bewusstlos auf eine der Pritschen geschnallt. Ein dunkler Fleck auf seiner Stirn kündete von der Anwendung roher Gewalt. Hoffentlich war er nur bewusstlos. Chan sah wieder zu dem Elfen.

“Ah, wie ich sehe habe ich jetzt deine Aufmerksamkeit.” Das Spitzohr schmunzelte. “Das sind Ætherlarven. Sie beziehen die Energie für ihr Wachstum direkt aus den Körpern ihrer Wirte. Ein ungemein praktischer Vorgang.

Wenn man es richtig anstellt, hält der Wirt jahrelang durch, eher er nutzlos geworden ist. Aber ich schweife ab.”

Vendira schrie ihn an. “Widerwärtiger Bastard. Lass die anderen gehen. Hast du noch nicht genug Unheil angerichtet?”

“Vendira? In der Tat, du bist es, Tochter.” Der Elf strich ihr zärtlich über die Wange. “Ist es dir mittlerweile gelungen, dich von den Einflüssen menschlichen Abschaums zu lösen? Mir gelang es erst, als ich deine Mutter von meinem Buttermesser kosten ließ.” Er lächelte grausam.

Vendira schrie. Sie zitterte, bäumte sich auf, doch die breiten Lederriemen hielten sie unbarmherzig an ihrem Platz.

“Du Shrukh!”. Tränen traten in die Augen der Halbelfe. “Ich verfluche dich!”

“Aber, aber”, erwiderte der Elf gelassen. Dir mangelt es an Manieren. So ist das, wenn die Geborgenheit der Mutter und die starke Hand des Vaters fehlt.” Er schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Vendira starrte ihn trotzig an.

“Siehst du, so ist es doch gleich viel besser.”

Chan hätte ihm am liebsten mit einem Gerbmesser das süffisante Grinsen vom Gesicht gezogen. Das sollt Vendiras Vater sein?

“Apropos Manieren”, fuhr der Elf fort. “Ich habe mich noch garnicht vorgestellt. Krelynn ist mein Name. Feldherr der Dæmonenarmee, Vater dieses liebreizenden Halbblutes und - wie es aussieht - Heimbringer der Zerstörerin.” Er legte den Kopf schräg, als er sich Chan zuwandte. Sein liebevoller Blick ekelte sie an. Sie sah weg.

“Sei doch nicht gleich beleidigt, Kleines. Weißt du eigentlich, weshalb unser Feldzug stattfindet? Nein? Ich schätze es hat niemand für nötig gehalten, es dir zu sagen. Es geht um das Gleichgewicht.”

Er zog einen Dolch aus einem Futteral am Gürtel. Balancierte ihn auf seinem Zeigefinger aus.

“Nur wenige Dæmonen werden geboren. Weshalb?” Der Dolch verlor die Balance. Er fiel polternd zu Boden.

“Nun, es ist ganz einfach. Die Menschen haben sich vermehrt, wie die Karnickel. Das hat sämtlichen Erd-Æther beider Sphären abgezogen. Jetzt müssen dafür so viele Menschen wieder in Tyrias Hallen geschickt werden, bis das Gleichgewicht wieder hergestellt ist. So einfach ist das.”

Krelynn bückte sich, hob den Dolch auf und steckte ihn in sein Futteral zurück.

“Als ich einen Weg in die Sphäre der Dæmonen fand, war es ein Leichtes, sie davon zu überzeugen, einen Feldzug gegen die Menschen zu starten.”

Krelynn fuhr fort: “Aber ich bin kein Unelf. Es müssen nur so viele Elestrier sterben, wie nötig. Viele, wie zum Beispiel unsere Ætherlieferanten, werden später freigelassen.”

Der Elf setzte ein trauriges Gesicht auf. “Leider wollte sich bisher keiner freiwillig ergeben, ich habe es ja probiert.”

Seine sich windende Tochter ignorierte er. Jedesmal, wenn sie ihn anschrie, schlug er ihr mit der flachen Hand ins Gesicht, sodass ihr Kopf zur anderen Seite flog. Blut rann aus Vendiras Mundwinkel.

“Und nun zu dir. Du - meine Tochter - könntest mich unterstützen, wenn du nur erkennen würdest, dass dies dem höheren Wohl unserer Welten dient.”

Vendira war mittlerweile wieder ruhig geworden. Lormun knurrte.

“Deine Mutter”, der Elf starrte nachsinnend in die Ferne und schien nicht wahrzunehmen, wie sich Vendira abermals aufbäumte und gepeinigt aufschrie, “starb, weil sie mich verraten wollte. Menara teilte meine Überzeugung hinsichtlich des Gleichgewichtes nicht. Merke dir, meine Tochter: Dies ist keine Option.”

“Mörder!” Tränen rannen aus den Augenwinkeln der Halbelfe. Sie sagte es leise. Bestimmt. Endgültig.

“Für dich wäre es zu gefährlich gewesen, da wo ich hinging.” Er sprach weiter, als hätte er sie nicht gehört. Vielleicht hatte er sie wirklich nicht wahrgenommen. “In die Sphäre der Dæmonen. Aber jetzt kann ich dich mitnehmen. Du bist stark geworden. Nicht mehr so verweichlicht wie früher, als deine Mutter dich verhätschelte.”

Der Elf schien zu wachsen, als er seine Arme ausbreitete.

“Schließ dich mir an! Gemeinsam können wir über ganz Elestria herrschen!

Lormun lachte verächtlich auf. “Weißt du was, Spitzohr? Diese Ich-Bin-Dein-Vater-Nummer geht mir langsam auf den Sack. Du hast sie doch schon vor langer Zeit sitzen lassen. Sie der Fürsorge von Orcs und Menschen überlassen. Dein Gewinsel stößt bei ihr auf taube Ohren, wenn Euer Einfältigkeit mir die spitze Bemerkung verzeihen mag.”

Krelynn schlug dem Orc brutal mit der Faust ins Gesicht. “Ach findest du?” Ein Hauer brach an der Spitze ab.

Krelynn wandte sich Chan zu. “Wie ich schon sagte: dich in unsere Gewalt zu bekommen, war viel leichter, als angenommen. Das macht unsere Pläne einfacher. Du wirst das Reich der Dæmonen kennenlernen. Es lieben lernen. Du weißt es noch nicht, aber du bist eine von ihnen.”

“Niemals!”, schrie Chan. ”Ich bin ein Mensch.”

“Niemals ist so ein endgültiges Wort. Viele Menschen benutzen es, weil sie nicht wissen, dass nichts endgültig ist. Ich habe lange genug gelebt, um es besser zu wissen.”

“Ja”, bestätigte Chan. “Damit habt Ihr Recht. Ihr habt lange genug gelebt.”

Krelynn nahm eine Ætherlarve aus einem Beutel, der an einem Haken in der Wand hing. Liebevoll setzte er das Wesen auf Chans Bauch. “Bisher mussten wir uns mit normalem Æther zufrieden geben. Jetzt kannst du uns vorläufig als Lieferant echten Dæmonen-Æthers dienen. Ich hoffe, du weißt diese Ehre zu schätzen.”

Chan sah angewidert auf die Kreatur, die auf ihrem Bauch lag. Langsam glitt die Gestalt in Richtung ihres Brustkorbes. Chan zappelte, drückte den Rücken durch. Doch es gelang ihr nicht, das Ding abzuschütteln.

“Nimm das weg!”, schrie sie.

“Das ist keine Option”, entgegnete Krelynn. “Wehre dich nicht, dann ist es für euch beide leichter.

Lormun hatte mit seinem zerstörten Hauer den Lederriemen bearbeitet, der seinen Oberkörper an die Pritsche fesselte. Die Abbruchkanten des langen Zahns wiesen scharfe Zacken auf. Der Riemen riss mit einem Knall.

Krelynn schlug nach dem Orc. Lormun hielt die Hand des Elfen fest.

Der Feldherr zog seinen Dolch mit der anderen Hand. Er rammte die Klinge in Lormuns Bein. Der Orc Knurrte und trieb dem Elfen seine Faust mitten ins Gesicht.

Vendiras Vater taumelte.

Lormun zog den Dolch aus seinem Oberschenkel und schnitt den zweiten Gurt entzwei, der seine Beine fesselte.

Krelynn schlug ihm den Dolch aus der Hand.

Während Lormun mit dem Elfen rang, wand sich Vendira aus dem Beingurt.

“Vendira!”, schrie Chan.

Die Larve hatte sich quer über ihren Brustkorb platziert. Sie hatte aufgehört, zu wandern.

Die Halbelfe bog sich und beförderte die Ætherlarve mit einem gezielten Tritt auf den Boden.

“Wenn du nicht für mich bist, werde ich dich vernichten”, schrie Krelynn seine Tochter an.

Sie antwortete, indem sie ihre befreiten Beine scherenartig verschränkte und um den Hals des Elfen schlang. Ihre Fersen drückten auf seine Schlagadern.

Krelynn landete unterdessen einen Hieb auf Lormuns Beinwunde.

Der Orc schrie auf.

In einer geschmeidigen Drehung befreite Vendiras Vater sich aus der Beinklammer seiner Tochter.

Der Halbelfe war es unterdessen gelungen, sich auch aus dem Brustgurt zu winden.

Vendira kam in einer fließenden Bewegung auf die Füße.

Krelynn holte zu einer gewaltigen Rückhandohrfeige aus.

Ansatzlos trat Vendira einen Schritt nach vorn, lief an der Wand hoch und vollführte einen Salto.

Der Elf drehte sich mit. Er vollführte den Rückhandschlag vor der leeren Wand.

Seine Tochter verpasste ihm von hinten einen Fausthieb in die Nieren.

Krelynn fuhr herum. Er platzierte einen kraftvollen Tritt, der auf die Schläfe seiner Tochter zielte.

Sie blockte die Wucht des Beins mit beiden Unterarmen.

Vendira schrie vor Schmerz auf. Sie wurde gegen die Seitenwand des Wagens geschleudert.

Lormun sprang von hinten auf seinen spitzohrigen Gegner zu und hielt ihn mit Armen und Beinen umklammert.

Der Elf sprengte den Griff mit einer kraftvollen Bewegung auf.

Vendira sprang auf Krelynn zu. Sie hatte beide Knie angezogen.

“Für Mutter!”

Lormun ließ sich zu Boden fallen. Die Halbelfe streckte ihre Beine durch. Traf den Brustkorb des Elfen mit voller Wucht. Katapultierte ihn durch die Rückwand des Wagens.

Eine Wache erschien im Eingang.

Lormun packte den Säbel der Wache, entwand ihn seiner Hand. Die Klinge fiel zu Boden. Der Orc wirbelte den Dæmon über seine Schulter und streckte sich wie ein Kugelstoßer.

Der Gehörnte durchbrach die Seitenwand des Wagens. Das Dach stürzte auf Chan herunter.

Lormun riss sie samt Pritsche von der Wand weg. Einen Wimpernschlag später krachte die Kante des Wagendachs auf die Stelle, an der sie kurz zuvor noch gelegen hatte. Der Orc löste ihre Fesseln.


Aetheris Band 1-3

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