Читать книгу Aetheris Band 1-3 - Alec J. Archer - Страница 45

Frei

Оглавление

Vendira und Lormun sprangen aus den Resten des Pritschenwagens. Sie hasteten um die Ecke, auf ein großes Zelt zu — die einzige Behausung außer den Pritschenwagen.

“Hoffen wir, dass wir unsere Waffen dort drin finden”, rief Vendira.

Chan befreite Yadir von seinen Fesseln. Er lag auf der anderen Seite des Wagens. Ansonsten hätte das herabstürzende Dach ihn getötet. Sie gab ihm mehrere Ohrfeigen. Er schlug die Augen auf.

“Was ist passiert?”

“Wir brechen aus”, flüsterte Chan. “Lormun und Vendira suchen nach Waffen”

“Dann sollten wir ihnen folgen”, antwortete Yadir.

“Stets zu Diensten.” Chan lächelte grimmig.

Yadir sah ihr eindringlich in die Augen. “Du weißt garnicht, was du für mich tust, Mädchen. Du machst einen alten Haudegen glücklich. Und das will etwas heißen. Los.”

Yadir gab ihr einen Schubs. Gemeinsam überquerten sie den freien Raum zwischen dem demolierten Wagen und dem Großzelt.

Ein bewaffneter Dæmon näherte sich.

“Halt. Was tut ihr da?”

Chan wandte sich um. Der Gehörnte kam im Laufschritt auf sie zu.

Yadir packte Chan am Arm und zog sie mit.

Vor ihnen stand Krelynn.

“Da seid ihr ja. Ich fürchte, ich muss Euch bitten, noch ein wenig zu bleiben.” Er rieb sich die Brust und verzog das Gesicht. Vendiras Stiefelsohlen hatten Abdrücke auf seiner Uniformjacke hinterlassen.

“Ich schätze, wir lehnen ab.” Lormun stand hinter dem Elfen und schlug ihn mit dem Schwertknauf nieder. “Danke für Eure Gastfreundschaft.” Er trat dem am Boden liegenden Tyrannen in die Rippen.

“Da ist noch einer”, rief Yadir. Er wies auf den heraneilenden Dæmonen.

Vendira hielt eine Handarmbrust. Sie schoss. Der Pfeil verfehlte. Sie warf ihrem Gegner die Armbrust entgegen.

Lormun bedrängte den Soldaten mit einer Serie von Hieben.

Zwei weitere Gehörnte näherten sich. Sie mussten sich in den anderen Wagen aufgehalten haben.

Vendira zog ihre Kurzschwerter.

Unterdessen suchten Chan und Yadir ihre Waffen. Achtlos auf einen Haufen geworfen lagen Klingen, Armbrüste, Bögen, Pfeile und Hämmer Auf dem Boden des Zeltes. Die Waffen derer, die in den Wagen gefangen lagen. Hatte der Hammer dort nicht Coran gehört? Vielleicht war er ebenfalls hier.

Zuerst musste sie sich mit dem nächstliegenden Problem befassen. Chan fand ihr Kasanschwert nicht.

Verdammt. Yadir hatte ihr Problem erfasst. Er zog ein langes Schwert aus dem Haufen. Der Anderthalbhänder steckte in einer kunstvollen Lederscheide. Schnell zog er die Waffe heraus und peilte vom Knauf her über die Klinge. Er führte ein paar einhändige Schwünge. “Der Bastard ist gut ausgewogen. Verzeihung. Das Bastardschwert.” Der Kämpfer wirkte verlegen. “Es heißt so, weil du es ein- oder zweihändig führen kannst. Die Arbeit eines Meisterschmiedes. Es wird dir gute Dienste leisten.” Er übergab ihr das Schwert. “Gib Acht, es ist deutlich schwerer, als ein Kasan.”

Chan nickte. “Danke.” Sie hakte die Schwertscheide an ihrem Gürtel fest. Führte selbst ein paar Probeschwünge. An das Gewicht würde sie sich erst gewöhnen müssen. Falls sie lange genug überlebte.

Das Gesicht des Orcs erschien im Eingang. “Habt Ihr euren Einkaufsbummel erledigt, oder sollen wir euch später abholen?”

Yadir wollte etwas erwidern. Doch der Orc winkte ab. “Beeilt euch einfach.”

Chan trat aus dem Zelt. Fünf weitere Lederfratzen liefen zu ihrem Heerführer, der kopfschüttelnd am Boden lag.

Vendira lief voraus.

Während sie der Halbelfe folgten, rief Chan Lormun zu: ”Wir müssen die Menschen in den Wagen befreien. Wir können sie doch nicht einfach zurücklassen. Coran könnte hier irgendwo sein.”

Der Orc schüttelte den Kopf. “Zuerst müssen wir hier weg. Wir kehren ein andermal zurück.”

Yadir nickte. “Leider hat der Orc Recht.”

Als sie die Felswand erreichten, hatte Vendira einen Weg ins Freie gefunden. Etwa zwanzig Schritt weiter drang Licht aus dem Felsspalt.

Vendira zeigte nach hinten. “Bögen und Speere. Das ist nicht gut. Yadir, Chan, ihr sichert unseren Rücken. Lormun und ich werden die da übernehmen.” Die Halbelfe wies in den Durchgang. Ein gutes Dutzend Bewaffneter näherte sich ihnen. “Wir müssen schnell sein.”

Sie lief los. Ihre Kurzschwerter blitzten in der Sonne. Lormun hielt sich neben ihr.

“Schnell, Mädchen”, rief Yadir. “Heute werden die Sieben erleben, dass ich meine Tochter schützen kann.”

Er fuhr Chan mit einer Hand über die Haare. “Ich habe sie verloren. Sie sah dir verdammt ähnlich. Ich sah sie sterben. Nicht noch einmal.”

Ein Speer flog heran. Yadir schwang seinen Klingenstab und hieb ihn durch. Brachte ihn aus der Flugbahn, so dass er harmlos gegen die Wand prallte.

“Heute werde ich sie retten. Ihr könnt uns nicht trennen!”, schrie der Hüne.

Weiter vorne fielen die Angreifer unter den Klingen des Orcs und der Halbelfe. Schritt für Schritt kämpften sie sich den Weg frei.

Chan musste sich auf die Verfolger konzentrieren. Sie stolperte über einen Dæmon der am Boden lag. Sie fiel.

Dicht über ihr zischte ein Pfeil durch die Luft.

Glück gehabt. “Noch fünf Schritt”, rief Vendira über die Schulter, während sie einem der Dæmonen den Arm am Schultergelenk abtrennte. “Wir haben es gleich.” Hinter ihnen hatten sich eilig Bogenschützen formiert. Zehn. Auch Krelynn war wieder auf den Beinen. Er hielt einen Speer.

“Macht Platz”, rief der Elf. “Meine Tochter will nicht bleiben. Sie hat ihr Leben verwirkt.”

“Ach ja”, rief er, als habe er sich erst jetzt einer Tatsache erinnert, “das Schwert, das das Mädchen trägt. Ist das nicht etwas zu groß für ein so junges Ding? Hast du dies hier etwa verloren?” Er hielt ihr Kasanschwert in seiner anderen Hand.

“Deines bringt Unglück. Lass es lieber zurück. Ich habe seinen Besitzer gestern töten müssen.”

Toshira wird mich umbringen. Die Schwerter stammten aus Sang Dei. Unbezahlbare Meisterstücke, auf Maß angefertigt.

Yadir musterte Chan eindringlich. “Mein Mädchen”, raunte er, “du musst leben. Versprich es. Für Arianna.”

Tränen traten in Chans Augen. Sie wollte widersprechen. Sah das Leid in seinen Augen. Er würde alles tun, um seinen Frieden zu finden.

Zehn Bögen. Ein Speer. Ein Klingenstab. Ein Gladiator. Ein Mädchen wie Arianna, das er an diesem Tag beschützen konnte. Kein Eisengitter hinderte ihn.

Ehe Chan nachdenken konnte, gab sie ihm einen Kuss auf die Wange.

“Für Arianna.”

Yadir lächelte.

“Das ist keine Option”, rief er dem Elfen entgegen. Deine Tochter hat sich für einen anderen Weg entschieden.”

Der Elf hob den Speer.

Chan rannte.

Lormun und Vendira sahen halb gebannt, halb entsetzt zu. Die Zeit schien langsamer zu fließen. Staub und Erde spritzten, als sich Chans Fuß vom Boden abdrückte. Ihr anderer Fuß bebte, als er auf Erde traf, abrollte, sie vorantrieb.

Der Speer senkte sich.

Zehn Pfeile.

Der erste Pfeil verfehlte den Hünen.

Der Zweite und Dritte erreichten gleichzeitig ihr Ziel. Fast. Sie wurden vom Klingenstab zerschmettert.

Der Vierte schlug in Yadirs Oberschenkel ein.

Chan rannte. Sie hatte das Ende der Schlucht fast erreicht.

Den fünften Pfeil wehrte Yadir ab.

Der Sechste traf ihn in die Schulter.

Der siebte Pfeil verfehlte den Gladiator knapp, als er den Klingenstab in die andere Hand wechselte.

Der Pfeil flog weiter. Auf Chan zu. Sie hieb das Geschoss im letzten Moment mit ihrem Bastardschwert zur Seite.

Der achte Pfeil traf den Oberarm des ehemaligen Gladiators. Sein Stab fiel zu Boden, aus kraftlosen Fingern.

Der neunte Pfeil durchschlug den Rumpf. Die Spitze trat im Rücken wieder aus.

Yadir fiel auf die Knie. Die Sonne schien. Der Geruch von Steppengras und Jasmin. Die Silhouette einer Frau, die sich vor der Abendsonne abzeichnete. Zara, seine geliebte Zara.

Chan drehte sich ein letztes Mal um. Sie hatte das Ende der Schlucht fast erreicht. Ein am Boden liegender Dæmon griff nach ihrem Fußgelenk.

Sie stürzte.

Der zehnte Pfeil traf Yadir in den Kopf.

Hinter Zara trat eine Gestalt hervor. Die Lichtstrahlen der untergehenden Sonne umspielten ihren Körper, der den Übergang vom Kind zur Frau erkennen ließ.

Arianna. Yadir war heimgekehrt.


Aetheris Band 1-3

Подняться наверх