Читать книгу Aetheris Band 1-3 - Alec J. Archer - Страница 47
Zur rechten Zeit
ОглавлениеVendira nahm ein hohes Zirpen wahr. Sie wandte den Blick in die Richtung, aus der sie das seltsame Geräusch vernommen hatte.
“Was bei Lamasti ist das nun wieder?”, rief Lormun aus.
Vendira fluchte. Sie hatten nicht einmal Zeit, ihren toten Kampfgefährten zu bergen. Rechter Hand befand sich ein riesiges Heereslager. Jemand darin war offensichtlich auf sie aufmerksam geworden. Ebenso jemand vor ihnen.
“Ich kann es nicht genau erkennen”, erwiderte Vendira. “Es sieht aus, wie ein Fisch. Ein Steinbutt. Nur größer. Es fliegt.”
“Vendira”, knurrte der Orc, “Was genau hast du geraucht?”
“Warte”, Vendira hielt inne, hielt angestrengt weiter in die Richtung Ausschau, aus der das Geräusch ertönt war.
“Der Fisch hat Zügel. Er zieht etwas hinter sich her. Eine Art... Boot.”
“Ich hätte dich nicht so lange in der Sonne lassen sollen”, lachte Lormun.
Dann riss er seine Augen auf. “Ja hol mich doch der Scargoyle. Das ist Adriël mit seinem seltsamen Gefährt.”
Chan trat nach der Hand, die ihren Fußknöchel umklammert hielt. Die Gehörnten, die Lormun und Vendira in Stücke gehackt hatten, erhoben sich.
Manchen fehlten Gliedmaßen. Andere bewegten sich völlig ohne Beeinträchtigung. Æthervögel. Sie kreisten über den Verwundeten.
Eilig brachte sie die letzten Schritte hinter sich.
Pfeile schwirrten heran, als sie endlich um die Ecke rannte. Sie hatte den engen Durchgang hinter sich gelassen.
Lormun packte sie am Arm.
Alle drei rannten dem fremdartigen Gespann entgegen.
Ein Trupp aus der Dæmonenarmee näherte sich auf tiefschwarzen Pferden. Aus der Entfernung nahm Chan die glühend orangefarbenen Augen wahr. Sie erinnerten Chan an die Reiter der dunkleren Märchen aus den Geschichten aus zwölfhundertundeiner Nacht.
In diesem Moment erreichten die Bogenschützen in Begleitung von Krelynn den Ausgang der Felsschlucht. Sie legten an.
Adriël streckte seine Hand aus. Er bekam Chan zu fassen. Zog sie in den Rumpf seines Ætherschlittens, der seine Fahrt kaum verlangsamte. Der Mandori war in einer langgezogenen Kurve herangeglitten, so dass ihr Kurs das Gefährt wieder von den Reitern fort trug. Die Halbelfe sprang geschmeidig hinein, fasste den Orc an seinem Schwertgurt und zog ihn ebenfalls halb mit sich, halb schwang er sich aus eigener Kraft an Bord. Pfeile schwirrten. Bohrten sich in das Gefährt. Manche verfehlten ihre Köpfe nur knapp.
Die Verfolger auf ihren dæmonischen Pferden, ihrer sicheren Beute beraubt, verfielen in schnelleres Tempo.
“Kann dein fliegender Fisch das Tempo beibehalten?” rief Lormun ungläubig über den Fahrtwind hinweg.
“Was für eine Frage, Lador Orc”, lachte Adriël, “haltet euch lieber gut fest.”
Der nur einen Schritt lange Mandori schwang die langen Flügel kräftiger. Das seltsame Gefährt durchpflügte den Untergrund. Chan staunte nicht weniger, als Vendira und Lormun. Erst recht, als der Mandori an Tempo zulegte, während der Ætherschlitten den steilen Hang hinaufglitt.
Adriël grinste. “Ich habe zuvor noch nie einen blasseren Orc gesehen.”
Lormun grunzte. “Kann das Ding auch langsamer fahren?”
Vendira lachte befreit. “Du musst dich irgendwann entscheiden. Der arme Adriël weiß sonst nicht, wie er es dir recht machen soll.”
Chan beobachtete, wie die Lederfratzen zurückfielen. Sie hatten nicht den Hauch einer Chance, sie einzuholen.
“Danke”, seufzte Chan erleichtert. “Du bist wirklich unglaublich, Kundschafter.”
“Mein Name ist Adriël. Ich danke dir für das Kompliment, schöne Kriegerin.”
“Süßholz!” Der Orc spie über den Rand des Gefährts.
Vendira lachte.
Chan drehte verlegen den Kopf zu Seite. Sie spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss.
Vendira saß stumm neben den anderen. Tränen rannen über ihr Gesicht. Die Augen waren gerötet.
Als Chan sich ihr zuwandte, wischte sie sich die Tränen aus den Augen.
Chan legte ihr eine Hand auf den Arm.
“Ich verstehe jetzt, warum es dir so schwer fällt, dir selbst zu vergeben. Ich hätte zurückbleiben können. Dann würde er noch leben.”
Vendira legte ihr einen Arm um die Schultern.
“Er hätte nicht gewollt, dass du es ein Leben lang mit dir herumträgst. Es gibt nichts zu vergeben. Du hast ihm seinen Frieden wiedergegeben. Ich bin sicher, Borin empfängt ihn in allen Ehren.”
Chan lehnte sich an die Schulter der Halbelfe. Augenscheinlich hatte auch Vendira ihren Frieden gemacht. Wenn nur der Preis dafür nicht so hoch wäre. Sie beschloss dafür sorgen, dass Yadir und seine Tochter Arianna nie vergessen wurden.