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Die Quartiere

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Nachdem sie die frische Kleidung angezogen hatte, die der Quartiermeister bereitgelegt hatte, fühlte sich Chan wohler. Für eine gründliche Wäsche war keine Zeit, da Luritri eine Besprechung angesetzt hatte. In fünf Minuten.

Da die Zimmer mit kleinen Sanduhren ausgestattet waren, fiel es ihr leicht, die Zeit einzuhalten. Sie war nach Ladhar die Erste, die den Vorraum der Gästequartiere betrat. Es war noch Sand in der oberen Hälfte der Uhr verblieben, als sie ihr Zimmer verlassen hatte.

Ohne ihre Waffe fühlte sie sich unwohl. Noch vor einer Woche hatte sie umgekehrt empfunden. Sie hatte es nicht gemocht, eine Klinge bei sich zu tragen.

“Deine Schulter...” fragte der Gelehrte.

Zur Antwort zog Chan ihr weit geschnittenes, rüschenbesetztes Oberteil an der Schulter etwas herab. Eine schwache Narbe war zu sehen. Als wäre die Verletzung vor Jahren entstanden.

Ladhar errötete. “Meine Güte! Also ich meine die Wunde, nicht Eure...”

“Brüste?” Lormun klopfte dem Gelehrten auf den Rücken. Er lachte.

“Haut wollte ich sagen”, erwiderte Ladhar empört. “Ich habe die Haut gemeint.”

“Ein angeborener Reflex.” Der Orc zuckte entschuldigend die Schultern, als Chan ihn wütend anstarrte.

“Ich habe gelernt, bei offener Deckung zuzustoßen.”

“Auch, wenn ein Freund dadurch verletzt wird?” Vendira trat in den Vorraum ein. Ihre Augen funkelten.

Der Orc knurrte. “Wenn er spitze Ohren hat.” Herausfordernd drehte er sich zu der Halbelfe herum.

Tarodrim erschien. Er trug ein langes weißes Gewand. “Es gab wohl nichts anderes in meiner Größe.” Er zeigte seine Reißzähne. “Was haben die Schürfer-Clans eigentlich zu dem Reitkatzen-Rudel gesagt, Welpe?” Der Leodar legte ihr fürsorglich eine seiner großen Pranken auf die Schulter.

“Nichts”, antwortete Chan. “Navar ist mit den anderen Großkatzen vor der Stadt geblieben. Sie werden dort auf Jagd gehen und mir melden, falls Dæmonen auftauchen.”

Der Leodar ließ ein leises Grollen vernehmen. “Ein guter Einfall. Wie geht es deiner Schulter, Welpe?”

Araneon erschien. Kurz darauf betraten auch der Zayao Amaru und der Heiler Menon den Vorraum. Luritri trat zu Araneon. Leise wechselte sie ein paar Worte mit ihm.

Kurz darauf gesellte sich Adriël hinzu. Als er das Gewand des Leodaren erblickte, brach er in schallendes Gelächter aus.

Der Leodar ließ ein tiefes Grollen vernehmen. “Lach du nur, Blauhaut.”

Genau das tat Adriël. Bis er eine Pranke im Nacken spürte. “Verzeih, Tarodrim.” Er rieb sich die Tränen aus den Augen. “Aber mit einem solchen Anblick hatte ich wirklich nicht gerechnet.” Der Späher rang sichtlich mit seiner Fassung. Er verlor.

Demonstrativ wandte sich der Leodar ab und verschränkte die Arme. “Pah.”

Nachdem Chan allen versichert hatte, dass ihre Wunde vollständig verheilt war, bat Vendira um Ruhe.

“Ich habe die letzten drei Jahre in dieser Stadt verbracht”, begann sie. “Sieben Schürferclans bilden den Rat der Stadt. In einer festgelegten Folge stellt jeder Clan nacheinander für drei Jahre den Obersten Rat. Vor einem Jahr übernahm Finola Meda den Vorsitz. Sie ist intelligent und hat ehrbare Absichten. Aber die meisten Clans sind unzufrieden. Sie wünschen sich eine Politik, die mehr auf das Erzschürfen ausgelegt ist, als auf die Förderung des Waisenhauses oder die Abschaffung der Sklaverei für Dunkelgnome.” Die Halbelfe band ihr Schwertmeisterabzeichen am Hinterkopf zusammen. “Wir müssen auf der Hut sein. Auch Chai, der Oberste Schwertmeister Morans, könnte Probleme machen. Der Sei-Djahar ist nicht gut auf mich zu sprechen, da ich viele der Gardisten des Sheriffs ausgebildet habe. Die Schwertmeister sehen das als Einmischung Dantyrs. Außerdem habe ich damit eine wichtige Einnahmequelle der Gilde zum Versiegen gebracht.” “Warum haben die Schwertmeister die Wachen nicht selbst ausgebildet?”, wollte Chan wissen. “Weil Sei-Djahar Chai eigene Ziele verfolgt. Er hatte bisher die Stadtwachen aus den Reihen der Gilde gestellt. Da nur vier Schwertmeister und sieben Schwertgesellen in Moran leben, gab es eine hohe Verbrechensrate. Duelle, Schießereien mit Handarmbrüsten und andere Gewalttaten waren an der Tagesordnung.” Vendira wartete, bis ein Bediensteter den Gang passiert hatte und außer Hörweite war. “Im letzten Jahr fragte mich die neu gewählte Oberste Rätin, ob ich bereit wäre, Leute auszubilden, um die Verbrechensrate zu senken. Ich willigte ein.” Vendira breitete die Arme aus. “So wurde das Amt des Sheriffs eingeführt. Ihr habt sie eben kennengelernt. Das Ausbilden der neuen Gardisten hat mir unter den Mächtigen der Stadt keine Freunde eingebracht, wie Ihr Euch vorstellen könnt.”

Araneons Hand folgte dem Verlauf seiner Narbe, die von der Klappe vor seinem rechten Auge bis zum Halskragen verlief und darunter verschwand. “Du hast sicher gute Arbeit geleistet, aber dein Auftrag war, unauffällig zu bleiben.”

“Stimmt”, Luritri legte dem Strategen eine Hand auf den Arm. “Jemand, der nicht auffallen will, würde niemals Partei ergreifen, wie es Vendira getan hat. Mit dieser doppelten Täuschung haben wir den Sholo’Sa-Kriegen erfolgreich Thororns Machtzentren infiltriert.” Araneon straffte sich. “Nun, Sei-Djin, dann danke ich für die lehrreiche Lektion.”

Adriël gesellte sich zu Chan. “Was ist mit deinen Augen los”, flüsterte er. “Jetzt sind sie wieder braun.”

“Wirklich? ”Chan war überrascht. “Ich bin froh darüber. Ich hoffe, dass es so bleibt.”

“Mir gefällst du auch in orange”, gab der Halb-Lordrianer zurück.”

Der Orc wollte etwas sagen. Mit einem strengen Blick brachte Chan ihn zum Schweigen.

Der Diener der Obersten Rätin erschien. “Der Rat ist zusammengekommen. Wenn Ihr mir folgen wollt.”


Aetheris Band 1-3

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