Читать книгу Aetheris Band 1-3 - Alec J. Archer - Страница 35
Die Ehrung
ОглавлениеLuritri, die Katzenfrau, deren dunkelviolettes Fell durch den Kamin hinter ihr in eine Aura getaucht wurde, erhob sich. Ihr rotes Schwertmeistertuch trug sie um den Kopf geschlungen.
Araneon, der neben ihr saß, trug die schwarze Binde eines Schwertgesellen am linken Oberarm. Er strich über seine Augenklappe und zog seine Reituniform zurecht.
Ladhar konnte nicht sagen, was ihn an dem Mann störte. Er mochte ihn einfach nicht.
Die Beiden standen an der Stirnseite der langen Tafel. Zu beiden Seiten des Tisches hatten es sich die Teilnehmer der Besprechung in den Sesseln bequem gemacht. Die Möbel stammten aus Leonsanger Manufakturen, wie an den Löwenkopfmustern der Bezüge leicht zu erkennen war.
Am gegenüberliegenden Ende des Tisches standen Toshira und Chan. Das Mädchen sah aus, als würde es am liebsten wieder durch die Tür verschwinden. Die Schwertmeisterin hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und blickte unverwandt geradeaus.
“Bitte erhebt euch”, hob die Zayao an, deren dunkelviolettes Fell glänzte. Das Schaben der Sessel auf dem Parkettboden durchdrang den Raum, als sich die Anwesenden erhoben.
“Toshira, du hast vierzehn Jahre lang Chan, die dir von Meren Fuchspelz als Ziehtochter anvertraut wurde, beschützt und aufgezogen. Dafür hast du selten Anerkennung erhalten.”
Toshira errötete ein wenig.
Luritri wischte mit einer Hand über ihre Schnurrhaare.
“Wir alle hier sind der Auffassung, dass dieser Dienst durch die Völker Elestrias, niemals angemessen gewürdigt werden kann. Liebste Schülerin. Tochter, die ich aufzog. Gesegnete der Elemente. In Anerkennung deiner Taten knien wir vor dir nieder und legen dir unsere Schwerter zu Füßen.”
Jeder der Anwesenden stellte sich hinter seinen Sessel. In zwei Reihen sanken alle im Raum vor den beiden Frauen auf ein Knie nieder.
Ladhar schien es unpassend, sich ebenfalls niederzuknien. Eine Pranke legte sich auf seine Schulter und zwang ihn herunter. Er spürte den Atem des Leodars in seinem Nacken.
Jeder legte eine Klinge vor sich ab, während er sein Haupt senkte.
Ladhar blickte als Einziger in die Runde. Als Gelehrter fühlte er sich zwischen all den Kämpfern fehl am Platz.
Chan und Toshira standen verlegen da. Die Schwertmeisterin wirkte unschlüssig.
“Erhebt euch”, flüsterte Ladhar leise.
Chan wurde auf ihn aufmerksam. Sie hob die Schultern.
Er drehte die rechte Handfläche nach oben. Hob die Hand mehrere Male kurz an.
Das Mädchen flüsterte ihrer Ziehmutter etwas zu. Endlich.
“Erhebt euch. Mögen eure Arme treffsicher und eure Leben ruhmreich sein.”
Luritri fauchte, nachdem Toshira die traditionelle Formel beendet hatte. Es klang wie ein Lachen.
“Ich dachte schon, ich würde es hier am Boden kniend aushauchen.” Ihr Blick fand kurz den von Ladhar, der die Situation gerettet hatte. Sie deutete ein Nicken an.
Wie es das Ritual gebot, nahm Toshira die Waffe eines jeden vom Boden auf und reichte sie ihm. Ladhar reichte sie einfach die Hand. Nacheinander nahmen alle wieder Platz.
Ladhar beobachtete, wie Luritri Toshira herzlich umarmte. Sie hielt die Schwertmeisterin mit gestreckten Armen an den Schultern.
“All die Jahre. Ich bin stolz auf dich.” Die Zayao fauchte leise. “Du sprichst. Ich kann es fast nicht glauben. Es ist, als wärst du nie stumm gewesen.”
“Ja”, gab die Schwertmeisterin zurück, “das ist einer der Vorteile meiner Aufgabe.” Sie lächelte.
Im weiteren Verlauf des Treffens wurde die Halbelfe Vendira zur Schwertmeisterin ernannt. Die Prozedur verlief ähnlich wie die Vorherige.
“... Aufgrund deiner Verdienste in den Quadrell-Turnieren an der Seite Lormuns wurde eine Aufnahme Dantyrs in den Bund der Schwertmeistergilden erst möglich. Willkommen im Kreise der Sei-Djin”, hatte Luritri geendet.
Feierlich band sie der Halbelfe das Abzeichen der Schwertmeister um den Kopf. Ein rotes Seidentuch, das mit Symbolen aus Goldfäden bestickt war.
Araneon trug sein schwarzes Schwertgesellenabzeichen am Oberarm. Yadir, der Hüne, hatte das rote Tuch, das ihn als Schwertmeister auswies, um den muskulösen Bizeps geschlungen — ebenso wie Lormun, der Orc. Toshira trug ihr Tuch wie immer am Kopf, ebenso Luritri, deren Katzenohren hin und wieder zuckten.
Kurz nach der Rede stand Ladhar mehr zufällig neben Vendira, als Luritri der Halbelfe zuraunte: ”Du hast in deiner letzten Prüfung nur gegen Gereon verloren, weil dir schmutzige Tricks fremd waren.” Die Zayao grinste. “Den Anwesenden der anderen Schwertmeistergilden konnten wir nicht einfach sagen, sie sollten den Kampf vergessen und einen elften Versuch zulassen.” Vendira sah Luritri in die Augen. “Ich habe damals verloren. Also war die Entscheidung richtig.” “Gereon war sehr betrübt”, entgegnete Luritri, “wie alle wusste auch er, dass du technisch mehr als fähig warst, ihn zu besiegen.” Luritri legte der Halbelfe eine Hand auf die Schulter. “Du bist die talentierteste Kämpferin, die ich je erlebt habe. Es hätte mir keine Ruhe gelassen, dass du neunmal gegen mich angetreten bist, und erst beim letzten Versuch bereit warst, einen anderen Schwertmeister für die Prüfung zu wählen. In dieser Hinsicht hast du dich als fast genau so stur erwiesen, wie Toshira.” Sie zwinkerte Vendira zu. “Eigentlich ist das Ganze Ladhars verdienst. Er hat für mich den Codex der Schwertmeister nach einer Möglichkeit durchforstet.”
Ladhar lächelte. Er konnte kaum verhehlen, dass ihn das mit Stolz erfüllte. Er hatte der Legende einen entscheidenden Dienst erwiesen. Wer konnte das schon von sich behaupten?