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Pascal Bruno
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ОглавлениеEs war kaum ein Jahr seit den Ereignissen verflossen, welche wir in den vorhergehenden Kapiteln erzählt haben, und ganz Sizilien, von Messina bis Palermo, von Cefalu bis zum Vorgebirge Passaro, war bereits voll von den Gerüchten der Heldentaten des Banditen Pascal Bruno. In Ländern wie Spanien und Italien, wo die schlechte Einrichtung der Gesellschaft immer darnach strebt, das nach unten zurückzuweisen, was unten geboren ist, und wo die Seele keine Flügel hat, um den Körper zu erheben, wird ein überwiegender Verstand gar häufig ein Unglück für eine niedrige Geburt; da er immer aus dem politischen und geistigen Kreise hervorzutreten trachtet, in den der Zufall ihn eingeschlossen hat, da er beständig einem Ziele zuschreitet, von dem ihn Tausend Hindernisse trennen, da er ohne Unterlass das Licht sieht, das er nicht bestimmt ist, zu erreichen, so fängt er damit an, zu hoffen, und endigt damit, zu verwünschen. Dann empört er sich gegen diese Gesellschaft, welche Gott seiner Meinung nach so blind in zwei Hälften geteilt hat, die eine für das Glück, die andere nur zu Leiden; er lehnt sich gegen diese himmlische Parteilichkeit auf, und macht sich aus eigener Macht zum Verteidiger des Schwachen und zum Feinde des Mächtigen. Deshalb ist der spanische und der italienische Bandit zugleich so poetisch und so volkstümlich, weil es zuvörderst fast immer ein großer Schmerz ist, der ihn von der rechten Bahn abgebracht, und weil später sein Dolch und seine Büchse das Göttliche durch die menschlichen Satzungen verfälschte Gleichgewicht wieder herzustellen streben.
Man wird sich daher nicht verwundern, dass Pascal Bruno mit seinen Familienschicksalen seinen verwegenen Charakter, seiner außergewöhnlichen Geschicklichkeit und Stärke, die wunderliche Person geworden ist, welche er werden wollte. Es kam dies daher, weil er sich, wenn man so sagen darf, zum Richter der Gerechtigkeit gemacht hatte, es kam daher, weil in ganz Sizilien, und besonders in Bauso und seiner Umgegend, kein Act der Willkür begangen wurde, der seinem Richterstuhle zu entgehen vermochte; und da seine Urteile fast immer die Starken trafen, so hatte er alle Schwachen für sich. So, wenn ein übertriebener Pacht von einem reichen Herrn irgend einem armen Pächter auferlegt worden war, wenn eine Heirat auf dem Punkte stand, durch die Habgier einer Familie fehl zuschlagen, wenn ein ungerechtes Urteil einen Unschuldigen treffen sollte, so nahm Pascal Bruno auf die Nachricht, welche er davon erhielt, seine Büchse, ließ vier korsische Hunde los, welche seine einzige Bande bildeten, bestieg sein Pferd von Val-de-Noto, das wie ein halber Araber und ein halber Gebirgsbewohner war, verließ die kleine Feste Castel-Nuovo, die er zu seiner Residenz gemacht hatte, suchte den Herrn, den Vater oder den Richter auf, und die Pachtsumme ward verringert, die Heirat ward geschlossen, der Gefangene freigegeben. Man wird daher leicht einsehen, dass alle diese Leute, denen er zu Hilfe gekommen war, ihm ihr Glück durch treue Ergebenheit vergalten, und dass jedes gegen ihn gerichtete Unternehmen an der dankbaren Wachsamkeit der Landleute scheiterte, welche ihn durch verabredete Signale sogleich von den ihn bedrohenden Gefahren benachrichtigten.
Dann begannen wunderliche Erzählungen in dem Munde aller zu kreisen, denn je schwächer der Verstand ist, desto mehr ist er geneigt, an das Wunderbare zu glauben. Man sagte, dass Pascal Bruno in einer Gewitternacht, in welcher die ganze Insel gebebt, ein Bündnis mit einer Hexe geschlossen und von ihr gegen seine Seele erlangt hätte, unsichtbar zu sein, die Gabe zu haben, sich in einem Augenblicke von einem Ende der Insel zu dem andern zu begeben, und weder durch Blei, noch durch Eisen, noch durch Feuer besiegt werden zu können. Das Bündnis sollte, wie man sagte, drei Jahre dauern, da es Bruno nur eingegangen war, um eine Rache zu vollziehen, zu welcher dieser Termin genügte, so beschränkt er auch schien. Weit davon entfernt, diesen Verdacht zu zerstören, sah Pascal ein, wie günstig er ihm sei, und trachtete im Gegenteil, ihm Glaubwürdigkeit zu geben. Seine vielfachen Verbindungen hatten ihm so oft Mittel geliefert, an seine Unsichtbarkeit glauben zu lassen, indem sie ihn mit Umständen bekannt machten, von denen man annehmen musste, dass sie ihm gänzlich unbekannt waren. Die Schnelligkeit seines Pferdes, mit dessen Hilfe er sich am Morgen in unglaublichen Entfernungen von den Orten befand, wo man ihn am Abend zuvor gesehen, hatte von seiner Gabe, den Ort zu wechseln, überzeugt, endlich hatte ein Umstand den er mit der Geschicklichkeit eines Mannes von höherem Verstand benutzt, durchaus keinen Zweifel über seine Unverwundbarkeit mehr übrig gelassen. Es war folgender:
Der Mord Gaëtanos hatte großes Aufsehen gemacht, und der Fürst von Carini hatte allen Hauptleuten Befehle erteilt, dass sie sich des Mörders bemächtigen sollten, der übrigens durch die Verwegenheit seines Benehmens denen ein leichtes Spiel bot, welche ihn verfolgten. Sie hatten dem zu Folge diese Befehlt ihren Untergebenen mitgeteilt, und der Landrichter von Spadafora wurde eines Morgens benachrichtigt, dass Pascal Bruno die Nacht in dem Dorfe zugebracht hatte, um nach Divicto zu gehen. Er legte die beiden folgenden Nächte Männer an der Straße in den Hinterhalt, in der Hoffnung, Pascal werde auf demselben Wege zurückkehren, den er eingeschlagen hatte, um hinzu« gehen, und für seine Rückkehr die Dunkelheit benutzen.
Ermüdet, zwei Nächte gewacht zu haben, versammelten sich am Morgen des dritten Tages, der ein Sonntag war, die Soldaten in einer zwanzig Schritte weit von der Straße gelegenen Schenke; sie waren eben mit ihrem Frühstück beschäftigt, als man ihnen meldete, dass Pascal Bruno ruhig den Berg auf der Seite von Divicto herab käme. Da sie nicht mehr Zeit hatten, sich wieder in ihren Hinterhalt zu legen, so erwarteten sie ihn da, wo sie waren, und als er nur noch fünfzig Schritte weit von dein Wirtshaus entfernt war, stellten sie sich vor der Tür auf, ohne dass sie indessen auf ihn zu achten schienen. Bruno sah alle diese Angriffsvorbereitungen, ohne sich scheinbar darum zu bekümmern, und statt wieder umzukehren, was ihm ein Leichtes gewesen wäre, setzte er sein Pferd in Galopp, ohne seinen Weg zu unterbrechen. Als die Soldaten sahen, was seine Absicht war, bereiteten sie ihre Waffen vor und die ganze Compagnie begrüßte ihn in dem Augenblicke, wo er vor ihr vorüberkam, mit einer allgemeinen Salve, aber weder das Pferd noch der Reiter wurden davon getroffen, und Mensch und Tier verließen unversehrt den Dampfwirbel, in den sie einen Augenblick lang gehüllt gewesen waren. Die Soldaten sahen sich einander kopfschüttelnd an, und erzählten dem Landrichter von Spadafora, was ihnen begegnet war.
Das Gerücht von diesem Abenteuer verbreitete sich am selben Abend in Bauso, und einige weit erfinderische Köpfe, als die andern, begannen zu glauben, dass Pascal Bruno bezaubert wäre, und dass Blei und Eisen, wenn es gegen ihn gerichtet wäre, sich abplatteten und stumpf würden. Am folgenden Tage wurde diese Behauptung durch einen unverwerflichen Beweis bestätigt, man fand an der Tür des Richters von Bauso die Jacke Pascal Brunos aufgehängt, die von dreizehn Kugeln durchbohrt war, und die in ihren Taschen die dreizehn abgeplatteten Kugeln enthielt. Einige Freigeister behaupteten wohl, und unter diesen war Cäsar Alletto, Notar von Calvaruso, aus dessen Munde wir diese Umstände haben, dass der dem Gewehrfeuer wundervoller Weise entkommene Bandit, indem er diesen Umstand benutzen wollte, selbst seine Jacke an einen Baum gehängt, und die dreizehn Schüsse auf sie getan, deren Spuren sie trug, aber die Mehrzahl blieb nichtsdestoweniger von der Bezauberung überzeugt, und die Furcht, welche Pascal bereits einflößte, vermehrte sich dadurch beträchtlich. Diese Furcht war so groß, und Bruno war so überzeugt, dass sie von den unteren Klassen zu den höheren übergegangen wäre, dass, da er einige Monate vor der Zeit, zu welcher wir gelangt sind, für eines seiner philanthropischen Werke (es handelte sich um die Wiederaufbauung eines abgebrannten Wirtshauses) zwei Hundert Unzen Gold nötig hatte, er sich an den Fürsten von Butera wandte, um diese Summe von ihm zu entleihen, indem er ihm einen Ort des Gebirges andeutete, wo er es abholen würde und ihn aufforderte, es dort pünktlich zu vergraben, damit er es während einer Nacht, die er dem Fürsten bezeichnete, abholen könnte; im Falle der Nichtausführung dieser Aufforderung, welche für einen Befehl gelten konnte, benachrichtigte Bruno den Fürsten, dass es zum offenen Kriege zwischen dem Könige des Gebirges und dem Herrn der Ebene kommen würde; wenn aber dagegen der Fürst die Gefälligkeit hätte, ihm diese Summe zu leihen, so würden ihm die zwei Hundert Unzen Gold getreulich von der ersten Summe zurückerstattet werden, die er dem königlichen Schatz nähme.
Der Fürst von Butera war einer jener Männer, wie es deren in unsern modernen Zeiten eben keine mehr gibt, er war ein Überrest des alten sizilianischen Adels, verwegen und ritterlich wie jene Normannen, von denen er abstammte. Er nannte sich Herkules, und schien nach dem Vorbild seines altertümlichen Patrons gebaut. Er schlug mit einem Faustschlag ein widerspenstiges Pferd zu Boden, zerbrach auf seinem Knie eine einen halben Zoll dicke Eisenstange und verbog einen Piaster. Ein Ereignis, in welchem er Beweis von großer Kaltblütigkeit abgelegt hatte, hatte ihn zum Abgott des Volkes von Palermo gemacht. Im Jahre 1770 hatte das Brot in der Statt gefehlt, ein Aufstand war ausgebrochen; der Gouverneur hatte das ultimo ratio geltend machen wollen, eine Kanone war in der Straße Toledo aufgefahren worden, das Volk marschierte gegen die Kanone, und der Artillerist stand, die brennende Lunte in der Hand, im Begriffe, auf das Volk zu schießen, als der Fürst von Butera sich auf die Mündung des Stückes setzte, wie er es auf einen Sessel getan haben würde, und von dort aus eine dermaßen beredsame und vernünftige Rede hielt, dass das Volk sich augenblicklich zurückzog, und der Artillerist, Lunte und Kanone ungebraucht in das Zeughaus zurückkehrten. Aber das war nicht der einzige Grund, dem er seine Volkstümlichkeit verdankte.
Alle Morgen ging er auf der Terrasse spazieren welche den Marineplatz übersah, und da die Türen seines Palastes von Tagesanbruch an für Jedermann offen standen, so fand er daselbst immer eine zahlreiche Versammlung armer Leute; er trug für diese Runde gewöhnlich eine große Weste von Hirschleder, deren ungeheure Taschen alle Morgen von seinem Kammerdiener mit Carlins und halben Carlins gefüllt werden mussten, die während dieses Spazierganges bis auf den letzten verschwanden, und zwar mit einer Weise zu verfahren und zu sprechen, die nur ihm angehörte, so dass er immer bereit schien, die niederzuschlagen, denen er Almosen gab.
– Exzellenz, sagte eine arme, von ihrer Familie umgebene Frau, haben Sie Erbarmen mit einer armen Mutter, die fünf Kinder hat.
– Ein schöner Grund! antwortete der Fürst zornig, habe ich sie Dir etwa gemacht?
– und mit einer drohenden Gebärde ließ er eine Hand voll Münzen in ihre Schürze fallen.
– Signor Principe, sagt ein anderer, ich habe nichts zu essen.
– Einfaltspinsel! antwortete der Fürst, indem er einen Faustschlag nach ihm führte, der ihn für acht Tage satt machen konnte, backe ich etwa Brot? scher Dich zu dem Bäcker.4
Wenn der Fürst durch die Straßen kam, so entblößten sich daher auch alle Köpfe, wie wenn Herr von Beaufort durch die Hallen ging; aber noch weit mächtiger als der französische Frondeur, hätte er nur ein Wort zu sagen gehabt, um sich zum Könige von Sizilien zu machen; es war ihm jedoch niemals eingefallen, und er blieb Fürst von Butera, was wohl eben so viel wert war.
Diese Freigebigkeit hatte indessen einen Tadler gefunden, und das in dem Hause des Fürsten selbst! Dieser Tadler war sein Haushofmeister. Man wird begreifen, dass ein Mann von dem Charakter, den wir anzudeuten versucht haben, besonders auf seine Mahlzeiten jenen Luxus und jene Pracht verwenden musste, die ihm so natürlich waren; er hielt daher auch im buchstäblichen Sinne des Wortes offene Tafel, und er hatte täglich zum Mindesten fünf und zwanzig bis dreißig Gäste zu Tische, unter denen sieben oder acht ihm immer unbekannt waren, während andere sich dagegen mit der Regelmäßigkeit von Kostgängern einer Table d’hote daran setzten. Unter diesen Letzteren war auch ein gewisser Hauptmann Altavilla, der seine Epauletten erlangt hatte, indem er dem Kardinal Russo von Palermo nach Neapel folgte, und der mit einem Jahresgehalt von Tausend Dukaten von Neapel nach Palermo zurückgekehrt war. Unglücklicher Weise hatte der Hauptmann den Fehler, ein wenig Spieler zu sein, was seine Pension für seine Bedürfnisse unzulänglich gemacht hätte, wenn er nicht zwei Mittel gefunden, durch welche sein Vierteljahresgehalt der am wenigsten wichtige Teil seines Einkommens geworden wäre, das erste dieser Mittel, und dieses stand, wie ich gesagt, zur Verfügung von Jedermann, das erste dieser Mittel war, täglich bei dem Fürsten zu Mittag zu essen, und das zweite, pünktlich jeden Tag. wenn er vom Tische aufstand, sein silbernes Besteck in seine Tasche zu stecken. Dieses Manöver dauerte einige Zeit lang, ohne dass diese tägliche Entwendung bemerkt wurde; aber so gut die Schenktische des Fürsten auch versehen sein mochten, so fing man doch an zu bemerken, dass eine Leere in ihnen entstand. Der Verdacht des Haushofmeisters fiel sogleich auf den Santa-Fede;5 er belauerte ihn aufmerksam, und es bedurfte nur einer Aufsicht von zwei bis drei Tagen, um seinen Argwohn in Gewissheit zu verwandeln. Er benachrichtigte sogleich den Fürsten davon, der einen Augenblick lang überlegte und dann antwortete, dass, so lange der Hauptmann nur sein Besteck nehmen würde, er Nichts dagegen zu sagen hätte; wenn er aber die seiner Nachbarn in seine Tasche stecke, er dann schon einen Entschluss zu fassen wissen würde. Der Hauptmann Altavilla war daher einer der häufigsten Gäste seiner Exzellenz des Fürsten Herkules von Butera geblieben.
Dieser letztere befand sich in Castrogiovanni, wo er eine Villa besaß, als man ihm den Brief Brunos überbrachte; er las ihn und fragte, ob der Bote die Antwort erwarte. Man antwortete ihm mit nein und er steckte den Brief mit derselben Kaltblütigkeit in seine Tasche, als ob es ein gewöhnliches Schreiben wäre.
Die von Bruno festgesetzte Nacht kam herbei, der Ort, den er bezeichnet hatte, lag auf dem südlichen Rücken des Ätna, neben einem jener Tausend erloschenen Vulkane, welche ihre eintägige Flamme seiner ewigen Flamme verdanken, und deren vorübergehendes Dasein genügt hat, um Städte zu zerstören. Man nannte diesen den Monlebaldo; denn jeder dieser schrecklichen Hügel hat einen Namen erhalten, sobald er aus der Erde hervortrat. Zehn Minuten Weges weit von seinem Fuße erhob sich ein riesenhafter und allein stehender Baum, den man den Kastanienbaum der Hundert Pferde nannte, weil um seinen Stamm herum, der Hundert und acht und siebzig Fuß Umfang hat, und unter seinem Laube, das für sich allein einen Wald bildet, man Hundert Reiter mit ihren Pferden unterstellen kann. In der Wurzel dieses Baumes kam Pascal das Pfand zu suchen, welches ihm anvertraut werden sollte. Er brach dem zu Folge gegen elf Uhr von Centorbi auf, und begann gegen Mitternacht bei dem Scheine des Mondes den riesenhaften Baum und das kleine zwischen seinen verschiedenen Stämmen erbaute Haus zu erblicken, welches dazu dient, die unermessliche Ernte seiner Früchte aufzunehmen. In dem Maße, als er näher kam, glaubte Pascal einen Schatten zu unterscheiden, der gegen einen der fünf Stämme gelehnt stand, welche ihren Saft aus derselben Wurzel schöpften. Bald nahm dieser Schatten einen Körper an, der Bandit blieb stehen und spannte seine Büchse, indem er ausrief:
– Wer da?
– Ein Mensch, bei Gott! sagte eine starke Stimme; hast Du geglaubt, dass das Geld von selbst kommen würde?
– Nein, gewiss nicht, erwiderte Bruno, aber ich hätte nicht geglaubt, dass der, welcher es überbrachte, kühn genug wäre mich zu erwarten.
– Dann kanntest Du den Fürsten Herkules von Butera nicht.
– Wie! Sie sind es selbst, gnädiger Herr? sagte Bruno, indem er seine Büchse wieder auf seine Schulter warf, und mit dem Hut in der Hand auf den Fürsten zuschritt.
– Ja, ich bin es, Schelm; ich bin es, der gedacht hat, dass ein Bandit eben so gut Geld nötig haben könnte, wie ein anderer Mensch, und ich habe meinen Geldbeutel nicht einmal einem Banditen verweigern wollen. Nur habe ich den Einfall gehabt, es ihm selbst zu überbringen, damit der Bandit nicht glauben möchte, dass ich es ihm aus Furcht gäbe.
– Eure Exzellenz ist ihres Rufes würdig, sagte Bruno.
– Und Du, bist Du des Deinigen würdig? antwortete der Fürst.
– Das kommt auf den an, den man mir bei Ihnen gemacht hat, gnädiger Herr; denn ich muss mehr als einen haben.
– Nun denn, fuhr der Fürst fort, ich sehe, dass es Dir weder an Verstand noch an Entschlossenheit fehlt; ich liebe die Leute von Herz überall, wo ich sie antreffe. Höre, willst Du diesen calabresische n Anzug gegen eine Uniform als Hauptmann vertauschen und gegen die Franzosen kämpfen? ich übernehme es, Dir eine Compagnie auf meinen Gütern zu errichten, und Dir die Epauletten zu kaufen.
– Ich danke, gnädiger Herr, ich danke, sagte Bruno; Ihr Anerbieten ist das eines großmütigen Fürsten; aber ich habe eine gewisse Rache zu vollziehen, die mich noch für einige Zeit lang in Sizilien zurückhält, nachher wollen wir sehen.
– Es ist gut, sagte der Fürst, Du bist frei, aber glaube mir, Du würdest besser thun, es anzunehmen.
– Ich kann nicht, Exzellenz.
– So nimm hier die Börse, welche Du von mir verlangt hast, Pack Dich damit zum Teufel, und hüte Dich, Dich nicht vor der Tür meines Hotels hängen zu lassen.6
Bruno wog die Börse in seiner Hand.
– Wie mir scheint, gnädiger Herr, ist diese Börse sehr schwer.
– Weil ich nicht gewollt habe, dass ein Schuft, wie Du, sich rühme, der Freigebigkeit des Fürsten von Butera eine Summe bestimmt zu haben, und ich statt der zwei Hundert Unzen, welche Du von mir verlangt hast, drei Hundert hineingetan habe.
– Welches die Summe auch sein möge, die es Ihnen beliebt hat, mir zu überbringen, gnädiger Herr, sie wird Ihnen getreulich wieder zurückerstattet werden.
– Ich schenke, aber borge nicht, sagte der Fürst.
– Und ich borge oder ich stehle, aber ich bettle nicht, sagte Bruno.
Nehmen Sie Ihre Börse zurück, gnädiger Herr, ich werde mich an den Fürsten von Ventimille oder von le Cattolica wenden.
– Wohl an! es sei, sagte der Fürst.
Ich habe niemals einen eigensinnigeren Banditen gesehen, als Dich; vier Schelme Deiner Art würden mich um meinen Verstand bringen und um d Leb wohl!
– Leben Sie Wohl, gnädiger Herr, und möge die heilige Rosalie Sie in ihren Schutz nehmen!. . .
Der Fürst entfernte sich, die Hände in den Taschen seiner hirschledernen Weste, und sein Lieblingslied pfeifend. Bruno blieb regungslos, indem er ihn sich entfernen sah, und erst, als er ihn aus dem Gesicht verloren hatte, zog auch er sich nach seiner Seite zurück, indem er einen Seufzer ausstieß.
Am folgenden Tage empfing der abgebrannte Gastwirt aus den Händen Alis die drei Hundert Unzen des Fürsten von Butera.
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Um nähere Umstände über diesen seltsamen Mann zu erhalten, dessen Andenken ich so lebendig in Sizilien gefunden, dass man glauben konnte, er sei erst gestern gestorben, lese man die so geistreichen und so unterhaltenden Erinnerungen Palmieris von Micciché.
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Man nannte Santa-Fede die, welche den Kardinal Russo bei der Eroberung von Neapel begleitet hatten.
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Auf dem Platze der Marine, der Tür des Fürsten von Butera gegenüber, finden die Hinrichtungen in Palermo statt.