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Das Projekt Speed

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Dass Marcel auch im Speed-Bereich, also in den schnellen Disziplinen Abfahrt und Super-G, herausragende Fähigkeiten und riesiges Potenzial hat, ist unbestritten. Sonst wäre es nicht möglich, dass er trotz – im Vergleich zur Konkurrenz – minimalstem Trainingsaufwand einen Weltcup-Super-G gewinnt (Beaver Creek 2015) und im Super-G-Weltcup 2015/16 den sechsten Endrang belegt – als zweitbester Österreicher. „Es war nie eine Frage des Trauens, sondern der mangelnden Vorbereitung und des mangelnden Trainings“, erinnert sich Marcel. „Eigentlich war’s immer eine gewisse Hassliebe.“ Angesichts des dichten Trainings- und Rennkalenders mit den beiden Hauptdisziplinen Slalom und Riesentorlauf bleibt Marcel einfach zu wenig Zeit, um auf den längeren Ski ernsthaft zu trainieren. Ein Schlüsselerlebnis gibt’s 2009 bei der WM in Val d’Isere. Da sieht der ÖSV die Chance, dass Marcel in der Kombi eine Medaille holt, und will den damals 19-Jährigen unbedingt ins Rennen schicken. „Ich hab mich extrem unter Druck gesetzt gefühlt.“ Kein Wunder, wenn man sich die raren Speed-Einsätze ansieht, die Marcel zu diesem Zeitpunkt auf dem Konto hat: vier FIS-Abfahrten (2005, 2006), eine Europacup-Abfahrt (2006) und vier Rennen bei österreichischen Meisterschaften (2006, 2007). Mit dieser Speed-Vorgeschichte in eine WM-Abfahrt gehen?

Vor dem ersten Training erhält Marcel dann einen Trainertipp, er solle bei einem gewissen Sprung „vorspringen“. „Das hab ich gemacht und bin dadurch so weit gesprungen, dass ich quasi im Gegenhang gelandet bin. Mir hat’s das Kreuz verrissen, ich bin mit dem Hinterkopf in den Schnee gekracht.“ Im Ziel folgt dann der große Ausbruch der Gefühle. „Ich hab mich hingelegt und zu weinen begonnen, weil ich mich einfach heillos überfordert gefühlt hab. Wenn du auf der Abfahrt nur mehr Passagier bist und nicht mehr Pilot, dann ist das kein sehr angenehmes Gefühl.“ Marcel verpasst in Val d’Isere eine Kombi-Medaille. Aber nicht wegen der Abfahrt, sondern weil er im Slalom auf dem Weg zu Edelmetall ausscheidet.

Es gibt aber einige andere Beispiele, bei denen sich das Risiko für Marcel und sein Team sehr wohl bezahlt gemacht hat. Siehe Kombi-Gold bei der WM 2015 in Beaver Creek. Oder Kombi-Gold bei der WM 2017 in St. Moritz. Oder natürlich Kombi-Gold bei Olympia 2018 in Pyeongchang. „All diesen Erfolgen sind aber stundenlange Diskussionen unseres Teams vorausgegangen. Wenn ich an die Vorabende vor den Kombis zurückdenke, unglaublich … Und ich hab meistens gesagt: Nein, lass mas, ich fahr nicht! Weil mir einfach die Trainingskilometer gefehlt haben und ich mich immer wieder von Neuem erinnern musste: ‚Okay, Marcel, wie geht das mit dem Springen nochmal?‘“ Es war stets eine Gratwanderung, ein Tanz auf der Rasiermesserklinge. „Okay, es ist alles gut ausgegangen. Aber eigentlich war das Risiko nicht verantwortbar, das wir eingegangen sind. Richtig vogelwild.“

Marcel Hirscher

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