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Hola, Überraschung

Von Barcelona nach Bordeaux

Nicht ohne Grund heißt unsere Lieblingslebensweisheit: »Genieße es, aufzuwachen, weil du ausgeschlafen hast.« Es gibt einfach nichts Gesünderes, als morgens ohne Schock aufwachen zu dürfen. Der Taxifahrer würde zwar vermutlich warten, der Pilot des Fliegers nach Bordeaux dagegen eher nicht. Glückliche Fügung, wenn der vernünftige Bereich im Unterbewusstsein schon so früh einen lichten Moment hat.

Nun sitzen wir hier auf der ins morgendliche Sonnenlicht getauchten Hotelterrasse und trinken unseren geliebten Kaffee. José Luiz, wie unser Chauffeur laut seiner Visitenkarte heißt, müsste gleich auftauchen, denkt der Herr. Gleich darauf brettert der blaue Touran mit dem Taxischild auf dem Dach schwungvoll in die Einfahrt. Ziemlich gewagt und mutig eng, wie er die Kurve schneidet. Die harte Bordsteinkante rächt sich sofort mit einem laut vernehmbaren, kräftigen »Rumms« an der Hinterachse. Den Fahrer irritiert das nicht weiter. Ohne die Geschwindigkeit zu verringern, passiert der Minivan die offene Schranke des Parkplatzes und kommt mit einem schrill quiekenden Bremsgeräusch direkt neben unserem Gepäck zum Stehen.


Der größte Luxus unseres pilgergerechten Hotelzimmers in Bordeaux ist der Blick aus dem Fenster, auf den Jugendstilbahnhof Saint-Jean.

Indes ist aber nicht José, der Matador des Jakobswegs, am Steuer, sondern eine dunkelblonde Mittdreißigerin, die uns energisch zuwinkt.

»Hola, buenos días, I’m Jovana«, grüßt sie gutgelaunt. »José meine Mann sagt, I bring you to aeropuerto.« Sie spricht ein Spanglish mit leichtem Tschechisch im Abgang.

Mit so viel Dreistigkeit war keinesfalls zu rechnen gewesen. Schickt uns dieser Latino-Gigolo seelenruhig die eigene Frau, nachdem er uns gestern ganz hemmungslos seine alljährlichen Jakobsweg-Schandtaten gebeichtet hat. Seine langjährige Vorliebe fürs Pilgern hat er seiner Liebsten mutmaßlich anders erklärt.


Auch ein Pilger-Anwärter hat gewisse Vorstellungen, was so eine Tour durch Südeuropa im Juni bedeutet. Bestimmt nicht, dass man friert.

Die acht Kilometer zum Flughafen sind nur schwer auszuhalten, ohne in Lachen auszubrechen. Mein Herr redet die Fahrt kein Wort, kann unsere hübsche »choferesa« aber nicht mal ansehen. Als unhöflich sind wir eigentlich nicht bekannt.

Trotzdem bringt uns Jovana sicher und mit freundlichem Lächeln zum Airport. Auch der Check-in funktioniert reibungslos, sodass wir eine gute Stunde nach dem Start bereits wieder auf der regennassen Rollbahn im französischen Bordeaux landen.

Wir werden den Abschnitt bis zum offiziellen Startpunkt des Camino Francés wie erwähnt durch Muskelkraft bewältigen. Zunächst bieten sich da Fahrradwege an, zirka 50 Kilometer hinüber zum Atlantik, dann führt am Ozean die sogenannte Silberküste entlang. Über die Bucht von Arcachon sollten wir nach etwa fünf bis sechs Tagen den Ferienort Biarritz erreichen.

Dann werden uns quer durchs Land die Erhebungen der Pyrenäen fordern, bevor wir zum traditionellen Startpunkt einer Jakobsverfolgung kommen, dem malerischen Saint-Jean-Pied-de-Port.

Unser heimatliches Trainingsprogramm war wirklich nicht sehr ausgiebig. Über die wenigen zur Übung absolvierten Höhenmeter sollte man besser das weite Gewand des Stillschweigens stülpen. Somit ist der exakte Fitnesslevel des bayerischen Radpilgers niemandem bekannt, nicht mal ihm selbst!

Mein Herr hat mit sich und mir abgemacht, jeden Tag nur so lange zu fahren, wie wir Spaß dabei haben. Wir werden die Tagesetappe beenden, wo immer es uns gefällt, hat er sich und mir versprochen. Unser Leib wird schon ein Zeichen senden, sobald er nicht mehr mag oder kann. Da bin ich mir sogar sicher. Kollege Körper ist da rücksichtslos.

LEKTION DES TAGES

Schlawiner sind’s schon, die Katalanen!

Der Schweinehund auf dem Jakobsweg

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