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Gegner des Nationalstaates
ОглавлениеDabei ist die Bindung des Konservativismus an die Nation und ihre kulturelle Mission eine unzulässige Verkürzung seiner Ideenwelt, die geistesgeschichtlich die längste Zeit ein Gegner des Nationalstaates in Deutschland war. Metternich, Gentz und die Brüder Gerlach vertraten den Status quo gegen die revolutionären Ansprüche der nationalen Bewegungen. Sie verteidigten den Universalismus einer europäischen Rechts- und Friedensordnung gegen die Sprengkraft des heraufziehenden Nationalismus. Und da diese Sprengkraft auch die deutsche Staatenwelt zu zerstören drohte, waren die Konservativen zugleich die Verteidiger des Regionalismus wie des Föderalismus. Heimatgefühl und Weltgefühl bedingten einander. Beides konnte nur in den lockeren Formen des alten Reiches und des Deutschen Bundes gedeihen. In diesem Sinne war auch Goethe ein Konservativer, als er die berühmte Warnung vor dem französischen Vorbild niederschrieb:
Weh jedem, der nach falschem Rat
und überfrechem Mut
Das, was der Corse Franke tat,
Nun als ein Deutscher tut.
Er spüre spät, er spüre früh
Es sei ein ewig Recht:
Ihm geh’ es, trotz Gewalt und Müh,
Ihm und den Seinen schlecht.
Wie Goethe, so verfocht auch Humboldt die Übernationalität des Deutschtums, das die naturhaften Schranken anderer Nationalcharaktere nicht kenne, sondern reiner und freier zum allgemein Menschlichen sich erhebe.
Die Einigung der Nation war eine Angelegenheit der Linken und der bürgerlichen Mitte, die sich in der Paulskirchenbewegung zusammenfanden. Die Konservativen fürchteten den Nationalstaat französisch-revolutionärer Prägung.
Konservative Stimmungen hatten sich in Deutschland gerade in Abwehr des universalen Nationalismus der Französischen Revolution herausgebildet. Sie beriefen sich auf einen Mann, der wie kein zweiter konservatives Denken in England und später in Amerika geprägt hat, und der noch immer die zentrale Erscheinung eines zeitgenössischen wie zeitgemäßen Konservativismus ist, ganz gleich, ob es um die zunehmende Ökonomisierung, den Multikulturalismus oder die Globalisierung von Markt und Menschenrechten geht – Edmund Burke.