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Wächter des Nichts

Eine Weltraumflotte bestehend aus vielen tausend Raumschiffen bohrte sich durch die Galaxien auf dem Weg zum Ursprungsplaneten der Ghuanoos. Gelehrte der Kaas hatten erfahren, dass es möglich war, die gesamte Population der Ghuanoos mit einem Schlag auszulöschen, wenn es gelänge, nach einem Zeitsprung weit zurück in die Vergangenheit, ihre Genesis auf dem Planeten Tahan 5 zu verhindern. Während die Ghuanoos, eher Menschenähnlich, niederen Zielen hörig waren und keine Ahnung hatten vom wahren Sein, verfügten die Kaas über weitreichendes Wissen, das sie im Laufe ihrer Entwicklung und ständig veränderten Lebenskultur nahe an die Wahrheit gebracht hatte.

Vor kurzem fühlten sie den Auftrag, der ihnen vom Nichts bestimmt worden war. Mit der Auslöschung der Seuche, die das Gleichgewicht des Nichts so empfindlich störte und sich in der Dummheit und Aggression der Ghuanoos darstellte, musste die Harmonie der Mächte wiederhergestellt werden. Eine Vielzahl von Galaxien wurde von den Tyrannen bereits beherrscht, unsagbares Leid prägte die Lebensart der Ghuanoos, nicht nur bei den Unterdrückten, sondern auch innerhalb der eigenen Spezies. Letztendlich schien es ein Zufall gewesen zu sein, der es den Kaas ermöglicht hatte, den wahren Ursprungsplaneten der Ghuanoos ausfindig zu machen, aber die Gelehrten der Kaas wussten sehr früh, dass es nicht nur ein Zufall war – es war Bestimmung.

Im Bewusstsein, nur ein Produkt des Nichts zu sein, entwickelten sich die Kaas zu körperlosen, immateriellen Wesen mit der Fähigkeit, die Energie des Nichts nutzen zu können. In dem Maße, in dem sie vom Nichts selbst bestimmt und geleitet wurden, waren sie auch Teil davon. Allerdings war es ihnen nicht möglich, die gesamte Macht des Nichts zu nutzen. So waren sie zum Beispiel nicht in der Lage, Distanz durch reine Gedankenkraft zu überwinden und eigentlich nicht fähig, ohne Hilfsmittel durch die Zeit zu reisen. Ihre Raumschiffe wurden aber angetrieben von der Energie des Nichts und jeder Kaas konnte jede beliebige Manifestation durch die reine Kraft des Nichts sehr gezielt und kontrolliert in Bewegung versetzen. Ihre Raumschiffe waren so beschaffen, dass es nicht notwendig war, Flugrouten zu berechnen, um Kollisionen mit Materie im Raum ausschließen. Sie wurden in ihrer Bewegung bereits immateriell und erreichten unvorstellbare Geschwindigkeiten – und dennoch waren die Kaas bereits seit einer Generation zum Planeten Tahan 5 unterwegs.

Auf dem Weg passierten sie eine Galaxie, die gerade von den Ghuanoos eingenommen wurde. Da die gelehrten der Kaas den gefühlten Auftrag des Nichts nicht zwangsläufig durch die reine Auslöschung der Ghuanoos erfüllt sahen, beschlossen sie, in der nahegelegenen ‚Milchstraße’ Kontakt mit ihnen aufzunehmen und sie mit der Wahrheit zu konfrontieren.

Die Ankunft stand kurz bevor, die Flotte verlangsamte die Fahrt bis zur einfachen Lichtgeschwindigkeit und näherte sich der Galaxie ‚Milchstraße’. Die Ghuanoos standen in erbitterten Kämpfen mit mehreren Spezies dieser Galaxie. Ihr Ziel war die Eroberung, bedingungslose Unterwerfung aller Lebewesen und radikale Ausbeutung aller Ressourcen. Die Milchstraße sollte die einhundertvierte Galaxie werden, die von den Ghuanoos beherrscht wurde, aber zumindest die Kaas wussten, dass es dazu nicht kommen würde.

Es war der Planet Erde im äußeren Gürtel der Milchstraße, der gerade von der Übermacht der Ghuanoos bedroht wurde. Der Hauptnavigator der Kaas konnte die Ghuanoos Befehlshaber der ‚Operation Milchstraße’ in einem ihrer Schiffe ausmachen und kurz bevor der Angriff auf die Erde beginnen sollte, nahm ein Gelehrter der Kaas Kontakt zu ihnen auf, indem er in ihren Geist eindrang. Er übermittelte diese Botschaft direkt in ihre Gehirne:

„Wir sind die Kaas, die Wächter des Nichts und die Ergebenen des Alles mit einer Botschaft an die Heerführer der Ghuanoos. Haltet ein! Das Nichts wird das entstandene Ungleichgewicht nicht länger dulden. Haltet ein! Stellt das Gleichgewicht wieder her und das Nichts wird Euch verschonen.“

Die Befehlshaber, sichtlich überrascht durch ihre plötzliche Wahrnehmung und den ungewöhnlichen Weg der Kommunikationsaufnahme, richteten die gesamte Feuerkraft ihrer Flotte sofort auf die vorderen Reihen der Kaas Raumschiffe. Ihre Sensoren meldeten keinerlei Lebewesen an Bord der Schiffe und keine Bewaffnung, was aber auch bedeuten konnte, dass die Art der Bewaffnung lediglich nicht bekannt war.

Die Schiffe der Kaas blieben gänzlich unverletzt.

Der Angriff gegen die Erde wurde zunächst abgebrochen und eine Konferenz einberufen, in der die Befehlshaber der Ghuanoos beraten wollten, wie mit der Aufforderung der Kaas umgegangen werden sollte. Die Flotte der Kaas verharrte bewegungslos im Raum.

Thomas Gardländer, erster Beobachter der primären terrestrischen Feindabwehr, meldete dem Oberbefehlshaber der irdischen Streitkräfte, Goran, das plötzliche Erscheinen einer nicht genau quantifizierbaren Anzahl unbekannter Raumschiffe, die sich zwischen dem Erdmond und dem Mars wie aus dem Nichts manifestiert hätten.

„Oberst Goran, erster Beobachter ‚Gardländer’ meldet das Erscheinen von weit über eintausend Raumschiffen, die nicht zur Klasse der Ghuanoos Raumflotte gehören. Die unbekannten Schiffe wurden zwischen dem Erdmond und dem Mars lokalisiert und bewegen sich seitdem nicht. Die Zugehörigkeit zu einer uns bekannten Spezies ist nicht möglich. Ich erbitte Anweisungen.“

„Wie sieht es mit dem Angriff der Ghuanoos Verbände auf die Erde aus, Gardländer“, fauchte der Oberst zurück, „hat sich da etwas getan?“

„Ja, Oberst“, erwiderte der Beobachter, „die gesamte Feuerkraft der Ghuanoos richtet sich jetzt gegen die unbekannten Schiffe“.

Schweigen. Dann polterte der Oberst heraus: „Was auch immer da los ist und wer auch immer sich da einmischt, es ist verdammt gut so, denn sonst wären wir Menschen bereits Geschichte. Anweisung an alle Beobachter – sofortige Meldung jeglicher Veränderung der aktuellen Situation an das Hauptquartier und die Abwehrverbände. Gott sei uns gnädig!“

Thomas schluckte schwer, es war die nackte Angst, die ihn nach wie vor zu ihrem Sklaven machte und den aufkeimenden Funken Hoffnung nicht zuließ.

Die Heerführer der Ghuanoos diskutierten auf einem ihrer Schiffe, wie sie mit der Nachricht der Kaas umgehen sollten.

Rek-Ha, ein alt gedienter Kämpfer und versierter Stratege, ergriff als Erster das Wort: „Wir stehen zweifellos einer Intelligenz gegenüber, die wir zurzeit noch nicht einschätzen können. Abgesehen von dem Unsinn, den diese Stimme uns in die Köpfe geblasen hat, schlage ich vor, unsererseits Kontakt aufzunehmen. Auch, wenn wir noch nicht wissen, wie das geschehen soll. Die Kaas hinzuhalten und zu studieren, um ihre Schwachstelle zu identifizieren und sie letztendlich zu eliminieren muss unser Weg und Ziel sein. Zur Sicherheit wäre es sinnvoll, weitere Truppen aus den anderen Galaxien in diesem Sonnensystem zusammenzuziehen, um den Druck auf die Kaas zu erhöhen und im Falle einer Auseinandersetzung in jedem Fall siegreich zu sein.“

Bis auf Jo-Nan, der junge, aufstrebende Führer der zentralen Aufklärungsflotte, stimmten alle anderen Befehlshaber durch die Geste des gesenkten Kopfes zu. Jo-Nan aber erwiderte: „Die Eroberung der Milchstraße ist so gut wie abgeschlossen und es gibt keinen erkennbaren Grund, warum wir die Kaas nicht ausradieren sollten. Unsere zur Verfügung stehende Feuerkraft reicht aus, um weitere zwei Galaxien zu erobern. Ich schlage also vor, dass wir die Schiffe der Kaas pulverisieren, uns wie geplant die Erdbewohner zu Untertanen machen und nach Hause fliegen, wo unsere Familien seit langer Zeit auf uns warten. Eine Aufnahme der Kommunikation mit den Kaas kann nur so aussehen, dass wir sie auslöschen. Wir wüssten ohnehin nicht, wie wir sonst mit ihnen sprechen sollten, oder?“

Jo-Nan erhielt keinerlei Zustimmung und baute sich zornig vor den Altgedienten auf: „Es waren nicht die Zimperlichen, die den Ghuanoos die Herrschaft über weite Teile des Universums ermöglicht haben. Ihr seid es gewesen, damals, als ihr noch einen Arsch in der Hose hattet. Ghuanoos wie ihr waren es, die uns zur mächtigsten Spezies gemacht haben, die jemals gesehen wurde. Das Geschwafel von der Macht des Nichts ist absurd und wenn ihr in Euch hineinhört, werdet ihr mir zustimmen müssen.“

Die Gelehrten der Kaas bündelten ihr kollektives Bewusstsein und verfolgten die Diskussionen der Ghuanoos Führer gespannt, ohne noch einmal in ihren Geist einzudringen. Sie erfuhren die tiefe Bösartigkeit und Verkommenheit dieser Ghuanoos, wollten sich aber nicht damit zufrieden geben, wollten auf Grund ihres ersten Eindrucks kein universelles und endgültiges Urteil über eine ganze Spezies fällen – zu groß war die Gefahr, von einigen, wenigen Kriegern auf die gesamte Population zu schließen. Sie bestimmten aus ihrem Kreis vier Gelehrte, die sich zurückziehen sollten, um über ihren Zugang zum Nichts die Gesamtheit der Ghuanoos erfahren zu können. Nur, wenn es keine Wesen reinen Herzens unter ihnen geben würde und es die Möglichkeit ihrer Veränderung hin zur Wiederherstellung des Gleichgewichts nicht gab, wollten sie den Auftrag zur Auslöschung der Ghuanoos weiterverfolgen.

So zogen sie sich zurück, wurden zu einem Kaas und wurden Teil des umfassenden Nichts. Sie nutzen unbemerkt das Bewusstsein der Ghuanoos Vertreter, die sich so eifrig mühten, zu einem Entschluss zu gelangen, um den Zugang zu allen Ghuanoos herzustellen.

Noch während die vier Gelehrten die Wahrheit über die Ghuanoos erfuhren, begannen diese, die ersten Schiffe der Kaas anzugreifen. Sie wurden von den nahegelegenen Ghuanoos Kreuzern beschossen. Tatsächlich verfügten die Kaas Schiffe über keinerlei Waffen oder Verteidigungssysteme, aber der Beschuss blieb dennoch vollkommen wirkungslos. Gerade wollten die Ghuanoos ihre ultimative Waffe, flächendeckende Antimateriestrahlung gegen die Flotte der Kaas einsetzen, als alle Kaas-Raumschiffe gleichzeitig innerhalb eines Augenschlags verschwanden und in Richtung des Planeten Tahan 5 aufbrachen.

„Ist die Antimateriestrahlung abgefeuert worden?“, vergewisserte sich Jo-Nan, nachdem die Kaas Schiffe von seinem Bildschirm verschwunden waren.

„Nein, Führer“, erwiderte der verantwortliche Kanonier, „soll ich jetzt feuern?“

„Auf wen oder was denn, du Versager? Natürlich nicht!“, schrie Jo-Nan den Kanonier an.

„Oberst Goran“, wusste Thomas Gardländer zu berichten, „die fremden Schiffe sind verschwunden und die Ghuanoos Flotte hat wieder alle Geschütze auf die Erde gerichtet. Ich erwarte Anweisung, Herr Oberst“.

Der Oberst löste die Schutzkappe des Befehlsknopfes für den Generalschlag gegen die Bedrohung durch die Flotte der Ghuanoos und sagte leise: „Wir werden alle sterben“. Kurz darauf brachte er die Schutzkappe wieder in die vorherige Position und sagte: „Ich will mit den Ghuanoos verhandeln. Stellen Sie eine Verbindung zu den Befehlshabern her und starten sie das Übersetzungsmodul. Ich muss versuchen, die Menschen zu retten.“

Thomas tat, was ihm befohlen worden war und meldete zurück: „Verbindung steht!“

„Hier spricht Goran, Oberst der Irdischen Streitkräfte“, begann er und fuhr mit bebender Stimme fort, „wir sind bereit zur Kapitulation und werden alle Waffen- und Verteidigungssysteme abschalten, wenn uns Unversehrtheit zugesichert wird.“

Es war Rek-Ha, der die oberste Befehlsgewalt für den Erstschlag gegen die Erde hatte und der sich an Oberst Goran wendete mit den Worten: „Die Erde und ihre Bewohner sind nicht interessant genug, um irgendwelche Zugeständnisse zu machen oder etwas anderes zu wollen, als die totale Vernichtung dieses Dreckhaufens. Außerdem möchte ich zu gern die Wirkung der Antimateriestrahlung auf den Erdball sehen, wo wir uns doch gerade die Mühe gemacht haben, die Strahlungswaffen hochzufahren, sie aber nicht ausprobieren durften. Kommunikation Ende!“

Wenig später verschwand der Erdball mit allem, was auf ihm lebte aus dem All – lautlos, unspektakulär und schnell. Das Gleichgewicht des Nichts blieb dadurch nahezu unbeeindruckt, weil lediglich Materie in Nicht-Materie überführt worden war. Alles, was sich auf der Erde materialisiert hatte, war ohnehin weitgehend im Gleichgewicht. Lediglich die Tatsache des Unrechts und des erneuten Verstoßes der Ghuanoos gegen die Regeln des Nichts veränderten noch einmal das Verhältnis allen Seins zueinander. Der erneute Verlust an Hoffnung, der die Harmonie des Nichts ebenfalls leicht beeinflusste, verstärkte die Sehnsucht des Nichts nach der Ausgeglichenheit aller Welten.

Es waren die Kaas, die auch diese Veränderung des Nichts auf dem Weg zum Planeten Tahan 5 spürten und die, umso mehr bestärkt in ihrem Vorhaben, die Reisegeschwindigkeit eines kleinen Teiles der Flotte noch einmal erhöhten. Eine Gruppe von zehn Schiffen löste sich aus dem Verband und steuerte auf ein Wurmloch am Rande des Hyperoida Spiralnebels zu. Kurz bevor die Schiffe in das Wurmloch eintauchten, schlossen sich die fast fünfhundert Besatzungsmitglieder zu einem kollektiven Bewusstsein zusammen und beeinflussten gemeinsam die Wurmlochausprägung so, dass sein Ende in genau der Galaxis lag, in der sich der Planet Tahan 5 befand. Direkt nach dem Austritt aus dem Wurmloch bremsten die zehn Schiffe nahezu abrupt ab und steuerten langsam auf Tahan 5 zu.

Der Planet war sehr alt und hatte schon die unterschiedlichsten Stadien durchlaufen. Aktuell existierte kein Leben auf ihm. Die Genesis der Ghuanoos, die vor unfassbar langer Zeit genau hier stattgefunden hatte, hinterließ nur spirituelle Spuren. Die Kaas gehörten zu den wenigen Spezies, die überhaupt in der Lage waren, solche Spuren zu erfahren. Nur durch diese Fähigkeit war es möglich gewesen, den Planeten zu entdecken und nur einem von Ihnen, einem der ältesten Gelehrten, war es gelungen, all sein Wissen und all seine Fähigkeiten so zu konzentrieren, dass er den Ursprung der Ghuanoos in einem Traum erleben konnte. Er träumte von Tahan 5, weil das Nichts ihn bestimmt hatte, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Er verstand alle Bilder und er fühlte, dass nur er in der Lage war, die Werdung dieser Spezies zu verhindern.

Niemand vor ihm hatte jemals einen so großen Zeitsprung gewagt und er hatte Angst davor. Lange Zeit wollte er es nicht wahrhaben, aber dann, in einem weiteren Traum, fühlte er sich in einer viele Milliarden Jahre zurückliegenden Vergangenheit als Teil einer wahren Begebenheit. Er sah Leben, wie es aus dem Nichts entstand. Er konnte die Entwicklung beobachten und wusste, dass daraus die Ghuanoos entstehen würden. Er stand direkt daneben, als es geschah und sich das Nichts in Form eines kleinen unförmigen Körpers manifestierte.

Nur sein Schiff landete auf der Oberfläche von Tahan 5, die anderen Kaas blieben im Orbit und verfolgten das Geschehen. Er war der Einzige, der das gelandete Schiff verließ. Nach einem kurzen, aber anstrengenden Fußmarsch durch wadentiefen Diamantstaub stand er genau an der Stelle, wo er auch in seinem Traum gestanden hatte. Erneut überkam ihn die Angst, denn er wusste, dass, entgegen der bekannten Lehren und des Wissens der Kaas, er die Reise in die Vergangenheit nur dann überstehen würde, wenn es Zeit in Wirklichkeit gar nicht gab. Er verließ sich auf sein Gefühl, denn nur diesem Gefühl zur Folge war der Zeitsprung, der ja eigentlich gar keiner war, ohne technische Hilfsmittel überhaupt möglich.

Nachdem er seinen immateriellen Körper auf den Boden gelegt hatte, versuchte er sich erneut in den Zustand des Träumens zu versetzen, aber es gelang ihm nicht. Das Gefühl der Angst hinderte ihn daran, den Traum zuzulassen. Er wendete sich hilfesuchend an die Kaas im Raumschiff, das auf der Oberfläche des Planeten gelandet war. Die gesamte Besatzung versuchte, ihm seine Ängste zu nehmen. Es verging noch einige Zeit, bis sein Geist zur Ruhe kommen konnte und erst, als er in völliger Geborgenheit und Zufriedenheit auf der Oberfläche des Planeten lag, verließen die anderen Kaas seinen Geist. Er empfand die Reinheit des Glücks in dem Moment, als er zum zweiten Mal in seinen Traum eintauchte, Bestandteil von ihm wurde und der körperlichen Manifestation des Nichts, die direkt vor ihm stattfand, erneut zusah.

Dieses Mal zerquetschte er den kleinen Körper, der sich gerade auf so wundersame Weise gebildet hatte und erwachte nach getaner Arbeit aus seinem Traumzustand auf einem Planeten, der über und über mit vielfältigstem Leben übersäht war. Nur die Ghuanoos, die gab es nicht mehr.

Mit seinem Erwachen waren alle Galaxien, die zuvor von den Ghuanoos erobert und unterdrückt worden waren, wieder frei und die unzähligen Spezies lebten in Frieden und glücklich, bzw. waren in Kriege untereinander verstrickt. Das Gleichgewicht des Nichts war wiederhergestellt und alle Wesen, die, wie zum Beispiel die Kaas, in der Lage waren, das Nichts zu fühlen, erlebten das umfassende Empfinden der wiederhergestellten Harmonie. Der Gelehrte selbst hatte das Gefühl einer blassen Erinnerung. Er erinnerte sich vage an eine Begebenheit, in der er die Bewohner der Erde vor dem sicheren Untergang bewahrt hatte. Damals, so kam es ihm vor, als er sich auf den Weg zurück zu seinem Raumschiff machte, durfte er sogar einen Körper mit zwei starken Fingern benutzen, um seine Mission erfüllen zu können.

Er rettete die Menschheit, aber er war nicht glücklich darüber.

In der menschlichen Terminologie existiert keine Möglichkeit, Zeit unberücksichtigt zu lassen, um Abhängigkeiten zu erklären. Die menschliche Logik und das gedankliche Fassungsvermögen lassen einfach nicht zu, Gegebenheiten zu verstehen, die sich bedingen aber dennoch nicht zeitlich aufeinander folgen. Das macht es insgesamt so schwierig, die wirklichen Zusammenhänge zu erklären, ohne die Verfälschung oder Verzerrung durch das menschliche Vokabular.

Die Reparatur der Welten, die für den menschlichen Verstand aufbereitet einer Zeitreise gleichkommt, fand und findet immer lediglich in einem anderen energetischen Umfeld statt. Da alles gleichzeitig existiert, gibt es zum Beispiel auch die menschliche Zukunft vor der menschlichen Vergangenheit. Weil eine Reise zwischen Zukunft und Vergangenheit nicht linear, geprägt von Regeln und Gesetzen, erfolgt, sondern spirituell und völlig losgelöst von allen bekannten Zusammenhängen, sind, sich im Glauben des Menschen bedingende Zusammenhänge, in Wahrheit immer in allen Ausprägungen vorhanden.

Aber schon das erzwungene Wort ‚immer’ ist Sinn verzerrend und falsch. Eine Misere, aus der es keinen Ausweg gibt, so lange der Mensch versucht, seine Gedanken in Worte zu fassen und sich über Konstrukte mitzuteilen. Allein dieses Korsett der Sprache ist maßgeblich daran beteiligt, dass das menschliche Bewusstsein viel länger auf einer Stufe verharrt als das der anderen, nicht sprechenden Manifestationen. Zudem hat er den Zugang zur eigentlichen Welt dadurch verbaut, dass er verstanden haben muss, bevor er agiert oder reagiert, aber leider Verstehen nur über seine eigenen, mangelhaften Konstrukte zulässt. Begänne der Mensch endlich zu fühlen, intuitiv zu reagieren auch Unverstandenes zuzulassen, hätte er vielleicht eine Chance, ein paar Tausend Generationen früher erkannt zu haben, was wirklich los ist. Stattdessen liegt die Befürchtung nahe, dass er diese Erkenntnis niemals erreichen wird, nicht nur, weil er sich vorher selbst ausgerottet haben wird, sondern auch, weil er von Natur aus feige und verzagt ist.

Der Mensch existiert nicht

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