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Kapitel 2 – Paul

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Zur selben Zeit sitzt Paul an seinem Schreibtisch in seinem Büro. Er fühlt sich wohl in seinem weißen Anzug mit weißem Hemd und weißer Krawatte. Das obligatorische Weiß findet man auch am Schreibtisch, am Boden, an den Wänden und der himmelhohen Decke.

An Pauls Arbeitsplatz stehen mehrere Monitore, die ihm einen Einblick in das Leben seiner Schützlinge erlauben. Das Beobachten der Schutzbefohlenen ist aber keine Kontrolle, sondern ein Miterleben ihrer Gefühle und das Analysieren und Verstehen ihrer Gedanken und Taten. Gefühlvoll werden sie ganz zart geleitet, indem für sie maßgeschneiderte mehr oder weniger zufällige Begegnungen und Situationen erschaffen werden, in denen sie mit dem jeweils richtigen Lebenspartner zusammentreffen. Nach dem ersten intensiveren Blickkontakt ist der Fall für Paul oft schon abgeschlossen, denn das Sich-Ineinander-Verlieben klappt dann meist von selbst, denn die Betroffenen spüren in ihrem Innersten, dass das richtige Gegenstück zum eigenen Herz gefunden ist. Nur bei sehr hartnäckigen Fällen – das sind Menschen, die Gefühle schwer zulassen können, muss dann noch nachgeholfen werden – das ist Pauls Job.

Sein Büro befindet sich auf der Verwaltungsebene 1 in der sogenannten grauen Zone. Diese Ebene befindet sich über unserer Welt, aber noch unterhalb der letzten, der höchsten Ebene des Seins. Diese ist das Ziel unserer Reise als Mensch, die wir dort als Seele ohne Körper beginnen und nachdem wir sie beendet haben, dort verweilen dürfen, nachdem wir unsere menschliche Hülle abgegeben haben.

Die ganze Nacht sitzt Paul schon an seinem Schreibtisch und denkt über die missglückte Begegnung zwischen Sophie, Lena, Peter und Max nach. Schön langsam wird er etwas nervös, denn in fünf Minuten beginnt die Besprechung mit Pauls Chef – Charles York. Jede Woche müssen alle Engel über ihre aktuellen Fälle und deren Fortschritte berichten. Paul hat aber noch keine Erfolge bezüglich Sophie und Max vorzuweisen. Alle Engel versammeln sich um den großen, weißen, ovalen Tisch im Besprechungsraum. Zuerst unterhalten sich noch Paul und seine Kollegen, aber als sich die Tür öffnet und Charles York den Raum betritt, wird es sofort mucksmäuschenstill. Charles York duldet keine Verzögerungen bei der wöchentlichen Besprechung. Der Reihe nach berichten nun alle über ihre aktuellen Fälle. Als Paul dran ist, druckst er umher, er hat ja nicht viel vorzuweisen. Im Coffee Shop haben sich Sophie und Max verpasst, auf dem Weg zum Mexikaner hat Max Peter angerempelt statt Sophie. Es sieht nicht gut aus für Paul und tatsächlich bekommt er zum ersten Mal eine Rüge von seinem Chef.

Nach der Besprechung trottet Paul tief traurig und niedergeschlagen zu seinem Schreibtisch zurück. Jetzt muss er sich aber wirklich etwas Überragendes einfallen lassen. Er kommt zu dem Entschluss, dass unauffällige Begegnungen alleine bei Sophie und Max nicht ausreichen. Beide sind zu verschlossen und können sich momentan nicht auf Gefühle einlassen.

Manchmal wachsen erste zarte Gefühle schon, wenn zwei Menschen nur für kurze Zeit hintereinander stehen wie zum Beispiel in einer Warteschlange; extrem feinfühlige Menschen überkommt dann schon ein Gefühl von Wohlbehagen, Wärme oder gute Laune, weil diese sensiblen Menschen die Gefühle zwar spüren, aber noch nicht zuordnen können. Sophie und Max gehören nicht dazu. Paul beschließt daher, härtere Maßnahmen zu ergreifen.

Plötzlich hat er die Idee schlechthin, er schickt Sophie einfach ins Fitnessstudio. Sophie ist zwar nicht dick, im Gegenteil, sie ist schlank, aber Frauen glauben ja immer, dass sie zu dick sind. Es dürfte somit einfach werden, Sophie den Gedanken zu schicken, sie müsste mehr für ihre Figur tun. Dort wird sie Max begegnen und verliebt sich in ihn. Paul ist glücklich, gleich heute wird er ihr den Gedanken schicken. Charles York wird mit ihm zufrieden sein, schon bald kann er ihm positive Ergebnisse liefern.

Der Mensch denkt - Paul lenkt

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