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Kapitel 3 – Die Fitnesseinheit

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Der Freitagmorgen beginnt für Max wie gewöhnlich. In seinem Bett befindet sich eine schöne Unbekannte, die er am Vorabend kennengelernt und mit nach Hause genommen hat. Er geht duschen und hofft, dass sie gleich nach dem Frühstück verschwindet. Je früher, desto lieber. So ein, zwei Mal hat er eine Frau auch schon ein zweites Mal getroffen, aber da musste sie schon etwas Besonderes sein.

Ein zweites Treffen ist diesmal wohl nicht notwendig.

Nach dem Duschen ist seine Eroberung schon angezogen, sie frühstücken beide, er geht zur Arbeit und sie vermutlich auch, er hat nicht weiter nachgefragt.

Sophie streckt sich im Bett, die Sonne scheint ihr auf die Nase, sie hat gut geschlafen und sie fühlt sich auch gut. Etwas betrübt ist jedoch, weil sie so ganz alleine im Bett liegen muss und da fallen ihr auch Lenas Worte von gestern wieder ein: „Das Gefühl, morgens neben dem Menschen aufzuwachen, den du liebst, ist einfach unbeschreiblich.“

Bevor ihr der Gedanke die Laune verdirbt, geht sie duschen und frühstückt. Als sie ihre Jacke holen will, bleibt sie im Flur vor ihrem Spiegel stehen und betrachtet sich kritisch vom Kopf bis zu den Zehen – wie jedes Mal, bevor sie aus der Wohnung geht. Eigentlich hat sie nichts auszusetzen. Sophie ist 1,68 m groß und hat eine zierliche Figur. Ihre Haare, die sind oft widerspenstig und manchmal artet es in einen Kampf aus, um sie zur Räson zu bringen. Sie dreht sich vor dem Spiegel, erst rechts herum, dann links herum, dann nochmal von vorne. Irgendwas ist anders, aber was? Vielleicht sollte sie doch mal ins Fitnessstudio gehen?! Ganz klar, etwas straffer an manchen Stellen würde wohl nicht schaden! Das ist es!

Google – Standort – Fitnessstudio. Sie drückt auf ihrem Smartphone auf das erste Suchergebnis die Fitnessoase, die auch noch fußläufig von der Werbeagentur entfernt ist. Sophie ruft an und macht für die Mittagspause eine Stunde Bauch-Beine-Po aus. Nach Sophies Anruf teilt Eddie die Kunden den einzelnen Fitnesseinheiten bzw. Trainern zu und schreibt Sophie in den Kurs von Max ein – zur vollsten Zufriedenheit von Paul, der die Hände über den Kopf verschränkt und sich glücklich in seinen Bürosessel zurücklehnt. Endlich kann er den Dingen seinen Lauf lassen, denn das Weitere regelt sich jetzt von selbst.

Schnell packt Sophie ihre Sporttasche, steckt ihr Fitness-Dress und ein Handtuch hinein und macht sich auf den Weg in die Arbeit. Herr Schmitt möchte sicher gleich als erstes das neu überarbeitete Haarshampoo-Konzept besprechen.

In der Agentur angekommen, wird sie überschwänglich von Frau Gabriele, der Empfangsdame begrüßt.

„Guten Morgen, Fräulein Lehmann, heute wurde für Sie etwas abgegeben.“

„Guten Morgen, Gabriele. Was haben Sie für mich? Den Haarshampoo-Auftrag? Hat Herr Schmitt schon wieder Änderungen?“

„Nein, er keine Akten, es wurden Blumen für Sie abgegeben.“

„Blumen … - für mich? Wer sollte denn ….?“

„Sie kennen doch den Floristen neben Lenas Coffee Shop, bei dem bestelle ich immer Blumen für besondere Kunden. Die Blumen, die er heute gebracht hat, sind allerdings für Sie, es ist eine Karte dabei mit Ihrem Namen.“

Frau Gabriele grinst erwartungsvoll wie ein Honigkuchenpferd, als wären es ihre eigenen Blumen.

„Danke, Gabriele, ich werde die Karte im Büro lesen.“

Etwas enttäuscht lässt sie die Empfangsdame zurück, die zu gerne gewusst hätte, von wem die Blumen sind.

„Wer schickt denn mir Blumen?“

Auf der kleinen Karte steht mit goldenen Buchstaben „Sophie Lehmann“ und weiter unten: „Neun rote Rosen für die schönste aller Rosen!“

Noch nie hat sie Blumen geschenkt bekommen und dann auch noch in die Agentur?

Nach Sophies Anruf teilt Eddie die Kunden den einzelnen Fitnesseinheiten bzw. Trainern zu und schreibt Sophie in den Kurs von Max ein – zur vollsten Zufriedenheit von Paul, der seine Arme genüsslich über den Kopf streckt und sich in seinen Sessel zurückfallen lässt. Immerhin regelt sich das Weitere nun von selbst.

Während Sophie sich kurz vor Mittag auf den Weg zur Fitnessoase macht, sitzt Max dort schon an der Theke und sieht sich seinen Trainingsplan für heute an.

Hm, im Bauch-Beine-Po-Kurs Frischfleisch. Hoffentlich ist wieder mal eine Schnecke im Kurs und nicht nur Pummelchen.

Ein neues Betthäschen käme ihm heute gerade recht.

Als er sich gerade auf den Weg in seinen Trainingsraum machen will, hört er eine bekannte Stimme hinter sich.

„Hallo, Süßer!“ ruft Frau von Wernher, die unangemeldet zwei Stunden zu früh kommt, denn ihre Stunde würde erst am Nachmittag beginnen. Sie besteht auf eine sofortige Einzelstunde mit Max. Eddie eilt herbei und bevor Max ablehnen kann, schiebt er sie gleich in den Fitnessraum hinein.

„Natürlich, Frau von Wernher, für Sie doch immer, Max macht das sehr gerne.“

Und zu Max sagt er: „In Ankes Gruppe fehlen heute vier Leute, wir können also deine Gruppe mit ihrer zusammenlegen.“

Mit einem vernichtenden Blick bestraft Max Eddie, derweil Frau von Wernher nicht hinsieht, aber dann macht er gute Miene zum bösen Spiel, lächelt tapfer und Frau von Wernher hakt sich mit Freuden bei seinem Arm ein und bevor die Stunde beginnt, kneift sie ihn gleich zum ersten Mal für heute in seinen Po.

Eddie widmet sich den neuen Kundinnen, die er zuvor in die Umkleide geschickt hat und die er an der Rezeption wieder in Empfang nimmt, um ihnen die Räumlichkeiten zu zeigen. Außer Sophie haben sich für heute zwei Damen um die 50 für den Kurs neu angemeldet.

Während Max die Stunde mit Frau von Wernher schon in dem einen Gymnastikraum begonnen hat, bringt Eddie Sophie und die anderen Neuen in den danebenliegenden Fitnessraum.

„Das kann doch nicht sein! Das kann einfach nicht sein!“

Nervös tritt Paul von einem Bein auf das andere, dann beginnt er in seinem Büro vor den Bildschirmen hin- und herzulaufen.

„Nur wenige Meter sind sie voneinander entfernt und doch nicht beisammen! Nicht einmal gesehen haben sie sich! Mit der aufgetakelten Frau von Wernher habe ich nicht gerechnet! Aber noch ist nichts verloren! Welch ein Glück, dass die Einheiten zur gleichen Zeit enden, da müssen sie sich sehen. Ja und wenn sie sich erst in die Augen gesehen haben, ist meine Arbeit beendet. Sie werden sich ineinander verlieben und glücklich sein!“

Paul ist hoffnungslos romantisch und sein liebster Augenblick ist immer der Moment, wo sich die beiden, die für einander bestimmt sind, das erste Mal in die Augen sehen. In diesem Moment brauchen das Herz und die Seele nur wenige Sekunden, um zu wissen, dass der richtige Mensch gefunden ist. Genau so, als würde eine Parade von Tausenden winzigen kleinen roten Wesen über unser Herz laufen, als wäre es eine gut duftende Blumenwiese, mit roten kleinen Fähnchen in den Hand, jubelnd und mit voller Begeisterung.

Während Anke nach der Stunde ihre Gruppe bereits zu den Umkleidekabinen entlässt, schäkert Frau von Wernher noch mit Max und Ankes Fitnessraum ist schon leer ist, als Max endlich fertig ist. Frau von Wernher verlässt auch gleich die Fitnessoase, denn mit fremden Frauen möchte sie nicht duschen, das macht sie doch lieber zu Hause. Als ihr Chauffeur vorfährt, dreht sie sich noch mal um und haucht Max mit verführerisch aufgespritzten Lippen einen Kussmund zu.

Sophie irrt zwischen den vielen Reihen in der Umkleide hin und her, bis sie nun endlich die Duschkabinen gefunden hat. Eigentlich mag sie es nicht, in der öffentlichen Räumen zu duschen, aber sie kann ja nicht verschwitzt zurück in die Agentur und nach Hause zu gehen, würde zu viel Zeit kosten.

Also schlüpft sie hinter den Duschvorhang. Im Waschraum ist sonst niemand, darum bemerkt Sophie nicht, dass sie in die Männerdusche gegangen ist. Sie genießt das warme Wasser und die müden Muskeln entspannen sich. Mit geschlossenen Augen lehnt sie sich gegen die Wand.

Wie gut dem Körper doch ein bisschen Sport tut.

Plötzlich erschrickt Sophie – Männerstimmen!!

Max ist in den Waschraum gegangen, um sich von seinem Spind ein neues T-Shirt zu holen. Eddie kontrolliert den Umkleideraum auf liegen gebliebene Kleidungsstücke und andere Dinge. Heute wurde nichts liegen gelassen und so spottet er mit Max über Frau von Wernher. Die beiden verlassen plaudernd den Umkleideraum und gehen wieder hinaus in den Empfangsbereich zur Theke.

Sophie atmet auf. Gott sei Dank ist sie nicht entdeckt worden – das wäre wohl sehr peinlich gewesen!

Schnell bindet sie sich ihr Handtuch um und geht zurück in den Damenbereich, wo sie sich mit rasantem Herzschlag abtrocknet und anzieht.

Wie ein kleines Häufchen Elend sitzt Paul an seinem Schreibtisch. Die Hände vor den Augen und den Tränen nahe.

Was ist bloß los mit den beiden? So viel Pech auf einem Haufen – wie kann es das bloß geben?

Früh am Morgen war er noch ganz stolz gewesen, als der Gedanke mit dem Fitnessstudio bei Sophie so gut einschlug – das ist nämlich keine Selbstverständlichkeit, Frauen haben ihren eigenen Kopf und ihre eigene Meinung.

Und als Sophie dann in der Fitnessoase ankam, schien alles nach Plan zu verlaufen – bis Frau von Wernher kam und das erste mögliche Treffen zunichtemachte und dann auch das zweite beim Verlassen des Fitnessraumes. Als Sophie dann aus Versehen in die Männerdusche ging, hätte sich Paul vor Lachen fast in die Hose gepinkelt, das war nämlich nicht seine Idee, das war tatsächlich ein Versehen von Sophie. Als Max dann auch noch in die Männerumkleide ging, hielt Paul den Atem an – würden die beiden ihren Weg zueinander ganz alleine finden?

Nachdem es heute aber nicht geklappt hat, ist Paul das Lachen vergangen und ihm ist zum Heulen zumute.

Ich bin ein totaler Versager! Was werden meine Kollegen sagen? Welche Meinung werden sie haben? Noch nie hat es einen Fall gegeben, den ich nicht lösen konnte.

Die Statistik ist eindeutig – so viele Fälle wie Paul hat bisher noch keiner seiner Kollegen lösen können. Außerdem ist er der schnellste. Nur wenige können – so wie er – die Zufälle und Begegnungen so wählen, dass nicht mal die Betroffenen selbst an Zufälle denken.

Werden mich die anderen immer noch achten, wenn sie von meinem Versagen hören? Was werden sie sagen? Und was noch viel schlimmer ist – was wird Charles York sagen?

Paul atmet einmal tief durch, schiebt die Sorge um den Chef vorerst mal weg und beginnt, angestrengt nachzudenken.

„Das ist der schwierigste Fall, den ich jemals hatte, aber niemand soll mir nachsagen, ich hätte nicht hart genug daran gearbeitet!“

„Nur eine weitere Begegnung alleine wird wohl nicht ausreichen, eine Liste muss her! Nichts kann mehr dem Zufall – dem ungewollten Zufall – überlassen werden!“

Paul grübelt und überlegt fieberhaft, wo er die beiden zusammenführen kann.

Auf jeden Fall im Coffee Shop bei Lena, schreibt er auf die Liste, weitere Sporteinheiten in der Fitnessoase, das ist klar. Und sicherheitshalber sollten sie sich beim Einkaufen im Supermarkt begegnen und wenn das immer noch nicht genug ist, am Abend in Jimmys Bar.

Paul atmet tief durch.

„Das reicht auf jeden Fall!“

Auch wenn Charles York nicht sofort mit ihm zufrieden sein wird, wird er seine Arbeit und seinen Fleiß doch anerkennen.

Die letzte Fitnesseinheit für den heutigen Tag hat Max durchgestanden und er ist nun auf dem Weg nach Hause. Seit heute ist die Lindengasse zwar für Fußgänger wieder freigegeben, aber Max geht über den Schubertplatz, weil er ein plötzliches Verlangen nach Kaffee verspürt und deshalb Lenas Coffee Shop anvisiert.

Sophie kommt zur gleichen Zeit von der entgegengesetzten Richtung, auch ihr Arbeitstag ist zu Ende und wie jeden Tag lässt sie ihn bei Lena ausklingen. Nur wenige Schritte trennen sie von der Eingangstür und auch Max ist nur ein paar Meter von der Eingangstür entfernt. Zeitgleich werden sie nach der Türklinke greifen.

„Ah, verdammt!“

Lenas High heels haben sich im Kopfsteinpflaster verkeilt. Sie schlüpft mit dem rechten Bein aus dem Schuh und Max erreicht alleine die Tür.

Während er im Coffee Shop einen Cappuccino zum Mitnehmen bestellt, kämpft Sophie mit ihrem Schuh. Als dieser sich endlich löst und sie ihn wieder anziehen kann, ist Max schon wieder auf dem Weg nach draußen. An der Eingangstüre laufen sie nun doch aneinander vorbei und sehen sich dabei kurz in die Augen. Ein Zeitlupenmoment, alles scheint sich zu verlangsamen, die Geräusche im Cafè sind wie gedämpft.

Welch wunderschöne Augen!

„Au, verflucht!“

Sophie knickt ein und geht in die Hocke, um nach ihrem Knöchel zu greifen. Für einen kurzen Moment scheint es so, als wolle sich Max ebenfalls hinknien, er lässt es jedoch, weil sein Handy klingelt und er geht einfach weiter.

Paul ist deprimiert. Zu kurz war der Augenkontakt für das Herz, um zu spüren, dass dies das letzte kleine Puzzlestück ist, welches die Seele erfüllt.

Max hebt an seinem Handy ab – es ist Eddie. In der Fitnessoase hatten die beiden schon besprochen, dass sie, wie jeden Freitag, in Jimmys Bar auf Schneckenjagd gehen.

„Hey, Max! Wie sieht es aus? Treffen wir uns um 20 Uhr?“

„Ich muss erst noch in den Supermarkt. Du weißt doch, dass ich für gewöhnlich Frühstück serviere!“

Siegessicher klopft er sich selbst auf die Schulter.

„Wie wäre es, wenn ich dich um 21:45 Uhr abhole?“

„Einverstanden, dann habe ich genug Zeit, um einzukaufen und meine Wohnung vorzubereiten. Früher am Abend ist sowieso nicht so viel los.“

Als Sophie an die Theke des Coffee Shops kommt, ist Lena schon sehr aufgeregt: „Hast du ihn gesehen?“

„Wen soll ich gesehen haben?“

„Na den Typ, den ich dir gestern schon zeigen wollte, der war gerade eben wieder da und hat sich einen Coffee to go geholt. Er muss dir doch begegnet sein. Nachdem er hinausgegangen ist, bist du herein gekommen.“

„Ach so, der Typ an der Eingangstür.“

„Ja, genau der. Sieht der nicht wahnsinnig gut aus? Der würde so gut zu dir passen. Was meinst du? Gefällt er dir? Er muss dir gefallen, die rehbraunen Augen, die dunkelbraunen Haare, stattliche durchtrainierte Figur. Na, sag schon, was meinst du?“

„Nun krieg dich mal wieder ein, du bist ja wie aufgezogen. Ich habe gerade meine High heels ruiniert.“

„Was? Ja, blöd gelaufen mit deinen Schuhen – aber was sagst du zu ihm??“

„Zu wem?“

„Na zu dem Adonis, der dir gerade bei der Eingangstüre begegnet ist, den ich dir gestern schon zeigen wollte und von dem wir schon fünf Minuten lang reden!!“

„Ach so. Na ja, ich weiß nicht recht. Ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.“

„Was muss man denn da nachdenken – du hast ihn gesehen und dann weiß man doch auch schon, ob einem jemand gefällt oder nicht!“

„Lass es gut sein, Lena, ich will nicht verkuppelt werden!“

„Ich will dich nicht verkuppeln, ich will nur wissen, ob er dir gefällt und dann gebe ich auch schon Ruhe!“

„Na gut, damit ich meinen Frieden habe und wir uns über wichtigere Dinge unterhalten können – kann schon sein, dass er gut ausgesehen hat. Ich habe nicht genau hingesehen.“

„Aber das, was du gesehen hast, hat dir gefallen?“

„Ja-a, das bisschen, was ich gesehen habe, war glaub ich, nicht so übel. Bist du nun zufrieden?“

Ja, nun war Lena zufrieden. Kein durchschlagender Erfolg, aber immerhin ein Anfang! Langsam in winzigen Schritten versucht sie schon lange, Sophies Mauer, die sie um sich herum gebaut hat, zum Zerbröckeln zu bringen.

Außerdem hatte heute Lena Zeit, Max genau zu betrachten, während sie ihm den Kaffee zubereitet hat. Eigentlich sieht er aus wie ein Macho, aber hinter der Fassade steckt bestimmt ein anständiger Mensch.

Sie schiebt ihre Gedanken beiseite, als Lukas in den Coffee Shop kommt und übers ganze Gesicht strahlt. Lukas ist 12 Jahre alt und der Sohn von Elke, die zusammen mit ihrem Mann Christian das Blumengeschäft nebenan führt. Fast täglich kommt er herüber und holt Kaffee für seine Eltern oder Kuchen für sich selbst. Heute bestellt er einen Schokomuffin.

„Ich nehme ihn heute nicht mit nach Hause, ich esse ihn bei dir“, sagt er entschlossen und setzt sich an die Theke neben Sophie.

Unterdessen führen Sophie und Lena ihre Unterhaltung fort und verabreden sich für heute Abend, 21 Uhr, in Jimmys Bar. Nachdem Sophie einen Schinken-Bagel gegessen und einen Cappuccino getrunken hat, verabschiedet sie sich schnell von Lena. Sie muss sich beeilen, wenn sie noch einkaufen und duschen will, bevor sie sich am Abend wieder treffen.

Kurze Zeit später füllt sich langsam Sophies Einkaufskorb mit Vollkornbrot, einem Glas Nutella und Früchtemüsli. Im Vorbeigehen greift sie noch nach einem Liter Milch, den sie zu den anderen Waren legt. Duschgel fehlt noch.

Max steht indessen schon in der Schlange an der Kassa im Supermarkt, er hat das übliche Frühstück für „den Morgen danach“ schon in der Hand – Orangensaft, etwas Schinken, Käse und Marmelade, als ihm plötzlich einfällt, dass seine Kondomschublade zu Hause leer ist. So drängelt er die Menschenschlange zum Unmut der anderen Wartenden zurück, um nochmals den ganzen Laden zu durchlaufen. Endlich erreicht er den Gang mit den Hygieneartikeln und geht zielstrebig auf die Kondome zu. Die Marke, die er gewöhnlich benützt, ist heute leider ausverkauft, sodass er sich nicht entscheiden kann, welche er kaufen soll.

Sophie steht mit dem Rücken zu Max, zirka zwei Meter weiter unten im Gang. Sie kann ihr Lieblingsduschgel nicht finden. Alles sieht heute im Regal anders aus, offenbar wurde es neu eingeräumt. Konzentriert blickt sie im Real auf und ab, als plötzlich einen Meter von ihr entfernt eine Flasche Haarshampoo neben ihr aus dem Regal fällt.

Wie konnte das passieren? Niemand hat die Flasche angegriffen? Was soll man denn davon halten?

Max hört zwar das Aufschlagen der Flasche, kümmert sich aber nicht weiter darum.

Paul ist genervt.

„Eine Erziehung haben die jungen Männer heutzutage. Na egal, dann helfe ich ein bisschen nach!“

Er packt Max den Schultern, dreht ihn sanft um und übt einen leichten Druck aus, damit er sich bückt und die Shampoo-Flasche aufhebt. Max kann Pauls Berührung nicht spüren, aber ohne es zu wollen, bückt er sich nun und hebt die Flasche auf. Er gibt sie Sophie, weil er glaubt, sie hätte sie fallen gelassen.

Eigentlich wollte sie sagen, dass sie es gar nicht war, die die Flasche runter geworfen hat, aber die Worte kommen einfach nicht über ihre Lippen, statt dessen purzelt ein unbeholfenes Dankeschön aus ihrem Mund.

Paul ist für den Moment zufrieden. Ein weiteres Treffen in Jimmys Bar hat er für heute sowieso noch geplant.

Immer noch verdutzt, sieht Sophie Max nach und erst als er aus ihrem Blickfeld verschwunden ist, fängt sie sich wieder und findet sogar noch ihr Lieblingsduschgel. Nach dem Bezahlen macht sie sich am Nachhauseweg schon Gedanken darüber, was sie heute Abend anziehen soll. Sie möchte gut aussehen, aber nicht zu sexy, weil sie ja keine Männer anlocken möchte. Es sollte aber auch nicht zu langweilig aussehen, bloß nicht langweilig!

Der Mensch denkt - Paul lenkt

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