Читать книгу Der Mensch denkt - Paul lenkt - Alexandra Felleitner - Страница 7

Kapitel 5 – Max und Eddie in Jimmys Bar

Оглавление

Max stellt seinen Einkauf auf seinen Küchentisch und dreht das Radio an. Er räumt den frischen Schinken und den Orangensaft in den Kühlschrank, die gekauften Kondome legt er in die obere Schublade seines Nachtkästchens. Auf dem Weg ins Bad zieht er schon das T-Shirt aus und beginnt, sich die Hose aufzuknöpfen. Feinsäuberlich räumt er alles in den Wäschekorb im Bad, schließlich erwartet er heute noch Besuch – die neue Eroberung, die er sich heute angeln möchte, soll sich nicht in einer typischen Junggesellenbude wiederfinden. Laut Max` persönlichen Erfahrungswerten liegen die Chancen, dass die Mädchen über Nacht bleiben, besser, wenn es zumindest halbwegs sauber und aufgeräumt aussieht.

Als Max aus der Dusche steigt und nach dem Handtuch greift, klingelt es an der Tür. Max blickt auf die Uhr, die im Bad oberhalb der Zimmertüre angebracht ist. Es ist 21 Uhr.

Das wird doch nicht schon Eddie sein, eine dreiviertel Stunde zu früh?

Max wickelt sich das Handtuch um die Hüften und geht zur Haustür. Gerade als er sagen will: „was machst du denn schon hier?“, bleiben ihm die Worte im Hals stecken.

„Wir bringen Ihnen den wahren Frieden und Sicherheit auf Erden. Geben Sie sich Gott hin und Sie werden ins Paradies aufgenommen. Bereuen Sie Ihre Sünden, ändern Sie Ihren Lebenswandel, dann werden Sie gerettet und ewiges Leben erfahren!“

„Es tut mir sehr leid, ich bin heute genauso wenig interessiert wie gestern.“

„Es bereitet große Freude, ein Diener Jerosas zu werden und ewiges Leben zu erlangen. Satan benutzt die falsche Religion, um Menschen in die Irre zu führen. Wir dürfen Satan nicht die Oberhand gewinnen lassen!“

„Hören Sie, ich will nicht unhöflich sein, aber ich bin wirklich nicht interessiert!“

Max wartet keine Antwort ab, als er die Türe schließt, aber er hört noch deren Stimmen im Chor: „Alle Menschen werden miteinander in Frieden und Eintracht leben. Dient dem Herrn! Dient dem Herrn!“

Unglaublich, wie hartnäckig die sein können!

Max ist zufrieden mit seinem Spiegelbild – das neue Hemd, Jeans, Segelschuhe aus Leder, zum Schluss noch etwas Aftershave. Eine Viertelstunde bleibt ihm noch, bis Eddie kommt. In dieser Zeit dekoriert er den Wohnzimmertisch mit zwei Kerzen, Sektgläsern, einer kleinen Vase mit einer roten Seidenrose und losen Rosenblättern. Der Flaschenkühler, den er schon mit Eis gefüllt hat, stellt er neben den Tisch mit einer Flasche Birnenschaumwein. In die Stereoanlage legt er eine CD mit Liebesliedern ein.

In der Küche deckt er den kleinen Tisch schon mit dem Frühstücksgeschirr - zwei weiße Teller, zwei Kaffeetassen, rote Servietten, eine kleine Vase mit einer roten Seidenrose und dazu zwei rote Duftteelichter. Auch hier streut er ein paar lose Rosenblätter und betrachtet sein Kunstwerk.

Was man nicht alles für Frauen machen muss!

Eddie klingelt pünktlich um 21:45 Uhr an der Tür.

Perfektes Timing!

Ein letzter Blick in den Spiegel, dann öffnet er die Tür.

“Auf in Jimmys Bar!“

Barkeeper Joe winkt seinen beiden Stammgästen zu. Eddie deutet mit zwei hochgestreckten Fingern zurück. Er schuldet Max einen Drink für die ungeplante Einzelstunde mit Frau von Wernher. Am Tresen angelangt, stellt ihnen Joe auch schon zwei Flaschen Bier hin. Sie stoßen an und lassen den heutigen Arbeitstag in der Fitnessoase Revue passieren.

Max ist begeistert von der heutigen exquisiten Auswahl. Besonders gut gefällt ihm eine hübsche Blondine, geschätzte 22 Jahre alt, ca. 55 kg leicht – genau seine Kragenweite!

„Eddie, schau mal, eine 22/55 - die wird es heute!“

„O.K., leg los!“

Für Eddie ist es immer ein Erlebnis, Max bei neuen Eroberungen zuzusehen, es ist fast schon wie eine Kunst. Frauen werden mit seinen Worten zu willenlosen Geschöpfen – und die scheinen es auch noch zu genießen! Egal, ob jung, alt, groß, klein, dick oder dünn – er wickelt jede Frau um den kleinen Finger, mit einer lockeren Art, die andere Männer ehrfurchtsvoll zu ihm aufblicken lässt.

Als Joe die neue Flasche Bier bringt, schnappt sie Max Eddie vor der Nase weg. „Kumpel, heute bist du dran! Immerhin stehen nächste Woche weitere Einzelstunden mit Frau von Wernher an.“

„Na gut, aber dann sind wir quitt!“

Max lehnt sich an die Bar, beobachtet Eddie und trinkt genüsslich sein Bier, während sein Freund sich langsam an die Hübsche heran pirscht. Er setzt sich zuerst neben sie. So, als wenn er mit sich selbst reden würde, fängt er zu plaudern an, zuerst ohne direkten Blickkontakt.

„Meine Schwester bekommt ein Baby“, fängt Eddie etwas schüchtern an.

„In vier Monaten ist es so weit und ich weiß einfach nicht, was ich ihr schenken soll.“

Aus den Augenwinkeln heraus kann er sehen, dass er ihre Aufmerksamkeit gewonnen hat. Genauso schüchtern, aber mit kurzem Blickkontakt spricht er weiter.

„Entschuldige, mein Name ist Eddie, ich will dich nicht belästigen, aber ich hoffte, du würdest mir helfen. ….. Meine Schwester ist schwanger, ich will nichts falsch machen, aber ich möchte ihr unbedingt etwas kaufen. Ich soll auch der Taufpate werden. Zuerst dachte ich, ich kaufe einen Windelvorrat für ein Jahr, weil ich mich mit Kinderkleidung und Kuscheltieren nicht auskenne. Einen Kinderwagen braucht sie aber auch oder sollte ich als Taufpate doch das Babybett kaufen?“

„Ein Baby - wie süß! Wird es ein Mädchen oder ein Junge? Wie wird es heißen? Hat es schon Geschwister? Nein, wie aufregend!“

Es ist wirklich unglaublich, dass das jedes einzelne Mal funktioniert!

„Entschuldige, ich habe mich nicht vorgestellt – mein Name ist Claudia. Ich liebe Babys über alles. Meine Schwester hat vor 6 Monaten eines bekommen. Ein Mädchen. Sie heißt Sonja Christina. Bei der Geburt war sie 52 cm lang und 3225 g schwer. Jetzt ist sie aber schon ziemlich gewachsen. Außerdem hat sie das süßeste Lächeln auf der ganzen Welt.“

Claudia zwinkert mit dem rechten Auge. „Ich bin übrigens ihre Taufpatin.“

„Heißt das, du würdest mir ein paar Tipps geben?“

„Ich könnte dir erzählen, was ich für meine süße Sonja Christina gekauft habe und wie die Taufe war. Das war ja ein Erlebnis, sag ich dir!“

„Damit würdest du mir sehr helfen, da bin ich richtig erleichtert!“

Max, der alles aus kurzer Entfernung beobachtet hat, drängt sich dazwischen, bevor Claudia die beiden zu sehr in das Gespräch vertieft sind, denn dann würde sein Plan nicht funktionieren.

„Eddie, du kannst doch dieses hübsche Wesen nicht für dich alleine beanspruchen!“

Um Claudias empörten Gesichtsausdruck zu entschärfen, sieht er ihr nun ganz dreist direkt in die Augen.

„Dein Vater ist ein Dieb! Er hat die Sterne vom Himmel geklaut und sie dir in die Augen gelegt!“

Er beobachtet sie nun genau. Das ist der entscheidende Moment, ob der Anmachtrick funktioniert hat oder nicht. Ist sie noch verärgert oder konnte er sie mit seinem Kompliment für sich gewinnen? Ihre Gesichtszüge werden etwas weicher, unsicher blickt sie jedoch zu Eddie. Bevor sie selbst weiß, was sie von der ganzen Sache halten soll, legt Max schon nach, damit sie sich wieder auf ihn konzentriert.

„Entschuldige, macht es dir was aus, wenn ich die anstarre – ich möchte mich in meinen Träumen an dich erinnern!“

Er lächelt, weil er jetzt ihre ganze Aufmerksamkeit hat. Das ist das Zeichen für Eddie, unauffällig zu verschwinden. Auf der anderen Seite der Theke bestellt er sich ein Bier und wundert sich, warum seine überaus gute Laune plötzlich weg ist und er sich etwas verloren fühlt.

Wow, der sieht ja richtig gut aus – knackig, jung, gepflegt – und das entscheidende - er weiß genau, was er will!

„Du bist so wunderschön! Wo warst du nur mein ganzes Leben lang? Würdest du mir die Richtung zu deinem Herzen zeigen?“

Nervös kichert Claudia. Sie kann ihren Ohren kaum trauen. So viele schöne Worte auf einmal – und alle nur für sie. Das ist ihr noch nie passiert. Aber es muss ja stimmen, sonst würde er so etwas nicht sagen.

„War es für dich auch Liebe auf den ersten Blick? Stell dir eine Welt nur mit Sonnenschein und Liebe vor, dann weißt du, wie es in mir aussieht, wenn du mich ansiehst!“

Claudias Handy klingelt und sie wird aus ihren Glücksgefühlen gerissen.

„Tut mir leid, das ist meine beste Freundin, ich muss kurz mit ihr sprechen. Sie wurde vor ein paar Tagen von ihrem Freund verlassen.“

„Das verstehe ich sehr gut, telefoniere mit deiner Freundin, solange es nötig ist, ich werde genau hier voller Sehnsucht auf dich warten.“

„Danke für dein Verständnis!“

Claudia schlängelt sich durch die Menschenmenge Richtung Ausgang, um draußen im Freien zu telefonieren. Max zeigt Eddie den hoch gestreckten Daumen als Zeichen, dass er fast am Ziel ist. Dieser ist so auf sein Bier konzentriert, dass er Max gar nicht zu sehen scheint. Mit einem Zug leert er die Flasche Bier, stellt sie mit Schwung laut auf den Tresen und geht, ohne sich zu verabschieden.

Was ist denn mit dem los? Egal, morgen in der Arbeit ist sicher wieder alles beim Alten!

Sein Blick schweift durch die Bar. Ganz hinten in der Ecke sitzt eine „alte Bekannte“ oder besser gesagt, eine „kurze Bekanntschaft“ von ihm. Schnell sieht er weg, bevor sie ihn bemerkt. Eine Szene kann er nicht brauchen, wo er bei Claudia schon so weit gekommen ist.

Mittlerweile sind 10 Minuten vergangen und Claudia ist immer noch nicht zurück. Eddie hätte schon aufgegeben, aber Max ist immer noch siegessicher und wartet erstmal ab.

Er beobachtet, wie eine hübsche Frau mit blonden langen Haaren, 29/55, mit knackigem Hintern und einer Handvoll Oberweite, auf die Theke zukommt und sich neben ihm an die Bar stellt.

Hm, ein Flirt zum Zeitvertreib ist immer okay.

Ihm gefällt was er sieht, schmal geschnittene Jeans, weißes enges T-Shirt, schwarze Stiefeletten – genau sein Typ. Leicht verärgert stellt er fest, dass sie ihn noch gar nicht bemerkt hat. Sein geschulter Blick wandert über ihren Busen ins Gesicht und direkt in ihre Augen. Die junge Frau bemerkt, dass sie beobachtet wird und ihre Blicke treffen sich, schüchtern schaut sie kurz weg und gleich wieder hin. Sie kann seinem intensiven Blick nicht standhalten und schaut noch einmal weg. Immer noch fasziniert und gebannt, kann Max den Blick nicht von ihr lassen, da schaut sie ihn noch mal an, diesmal aber direkt in die Augen und versinkt nun so wie er in das andere Augenpaar. Plötzlich sind alle seine Gedanken verschwunden, alles andere verstummt mit einem Mal, die Musik, die Stimmen der anderen Gäste, die gesamte Geräuschkulisse. Es scheint, als würde nichts mehr existieren, nur mehr die Augen dieser geheimnisvollen Frau, und welch schöne Augen das sind! Azurblau, scheinbar endlos tief mit langen schwarzen Wimpern. Immer noch befangen durchfährt ein Blitz seinen Körper, der einen ungewohnten Schmerz und einen tiefen Eindruck hinterlässt. Es scheint unmöglich, sich von diesen Augen zu lösen und für eine Sekunde spürt er, dass auch sie ihren Blick nicht lösen kann. Ganz langsam neigt sich sein Kopf zu ihr während er einen Schritt auf sie zugeht. Sie neigt ihren Kopf zur Seite und etwas nach vorne, die Augen halb geschlossen, die Lippen ganz leicht geöffnet. Nur mehr wenige Zentimeter ist sein Kopf von ihrem entfernt, als ihr plötzlich eine andere junge Frau von hinten an die Schulter tippt.

Der Mensch denkt - Paul lenkt

Подняться наверх