Читать книгу Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband - Alfred Bekker - Страница 13
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ОглавлениеSusanne hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war. In der absoluten Dunkelheit hatte sie das Gefühl dafür verloren. Aber irgendwann hörte eine Stimme zwischen den uralten Mauern widerhallen. Eine Stimme, die ihren Namen rief.
"Susanne!"
Sofort erwachten in ihr wieder die Lebensgeister.
"Wilfried!", rief sie. "Ich bin hier!"
Sie erhob sich. Dann hörte sie Schritte und wenige Augenblicke später sah sie den Schein einer Taschenlampe.
Der Lichtkegel wanderte suchend den Gang entlang.
"Susanne!", hörte sie Wilfrieds Stimme.
"Oh, Wilfried, ich hatte solche Angst..."
Wilfried nahm Susanne in den Arm und sie schmiegte sich an ihn.
"Susanne, was um alles in der Welt suchst du hier unten?"
"Ich weiß, was für eine Närrin ich war, aber..."
"Was glaubst du, was für Sorgen ich mir gemacht habe, als du nicht zum Essen erschienst..."
"Es tut mir leid, Wilfried. Aber als sich plötzlich die Geheimtür hinter dem Spiegel öffnete, da konnte ich einfach nicht widerstehen."
Ihre Blicke begegneten sich.
"Ich verstehe nicht, wie das geschehen konnte", murmelte Wilfried dann. "Johann hatte die Anweisung, sämtliche Zugänge zu den Geheimgängen zu verschließen... Die Gefahr ist doch viel zu groß, dass sich jemand verlaufen kann!" Wilfried nahm ihre Hand. "Komm jetzt", fuhr er dann sanfter fort. "Wir wollen froh sein, dass nichts passiert ist!"
Sie ließ sich von ihm den Gang entlangführen.
Warum hat er so heftig reagiert?, fragte sich Susanne. Nur aus Besorgnis um mich? Oder fürchtete er am Ende gar, dass man hier unten etwa finden konnte. Etwas, das Christianes Anschuldigungen vielleicht weitere Nahrung gab?
Susanne erschrak über ihre eigenen Gedanken.
"Was ist los?", fragte Wilfried, der ihre Verkrampfung durchaus wahrnahm.
"Nichts", behauptete sie.
Einige Augenblicke lang schwiegen sie, dann stellte Wilfried plötzlich fest: "Du hast über Christianes Anschuldigungen nachgedacht, nicht wahr?"
"Nun, vielleicht ein bisschen..."
"Bist du deswegen hier unten gewesen? Um zu überprüfen, ob nicht doch etwas an ihren Worten dran ist?"
"Wilfried!", stieß Susanne hervor. Sie wollte noch etwas sagen, aber kein Laut kam über ihre Lippen. Hat er nicht im Grunde genommen recht?, ging es ihr durch den Kopf.
Wilfrieds letzte Worte hatten ungewohnt scharf geklungen.
In deutlich sanfterem Tonfall fuhr er nun fort: "Ich kann es dir nicht verdenken, Susanne. Vielleicht würde ich an deiner Stelle genauso handeln..."
"Ich vertraue dir!"
"Aber du zweifelst auch! Ich wünschte, ich könnte etwas tun, um dich wirklich zu überzeugen..."
"Das brauchst du nicht, Wilfried."