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Als Bridger in sein Hotel zurückkehrte und vom Portier den Schlüssel forderte, erwartete ihn eine unangenehme Überraschung.

Der Portier hatte wieder einmal gewechselt. Diesmal stand ein junger Mann mit fast schulterlangem hinter dem Tresen. Er war es auch gewesen, der Bridger bedient hatte, als dieser sich vor ein paar Tagen hier einquartierte.

Der Langhaarige ging zum Schlüsselbrett.

Aber der Schlüssel mit Bridgers Nummer war nicht da.

"Vielleicht haben Sie ihn gar nicht abgegeben!", meinte der Langhaarige. Er hatte einen hispanischen Akzent, wie es Bridger schien.

"Ich habe ihn abgegeben. Ihrem Vorgänger." Er zuckte mit den Schultern.

"Meine Schicht hat gerade erst begonnen, ich kann dazu nichts sagen."

Bridger wurde wütend.

Er war ohnehin schon gereizt genug. Seine Nerven waren bis fast zum Zerreißen gespannt.

Er packte den jungen Kerl am Kragen, der sich schon wieder herumgedreht hatte, um sich seiner Lektüre zuzuwenden und zog ihn halb über den Tresen.

"Hey, was soll das?"

"Ich bin schon ein paar Tage hier, mein Junge und ich weiß, dass deine Schicht bereits mehr als zwei Stunden geht!"

"Ich..."

"Hör zu! Ich will jetzt von dir wissen, ob es so ist, wie ich vermute!"

Ein unterdrückter, gurgelnder Laut kam aus dem Langhaarigen heraus, sein Gesicht verlor zusehend die Farbe, aber Bridger ließ nicht locker.

"Okay, okay..."

"Jemand hat dir ein paar Dollar gegeben und du hast ihm dafür den Schlüssel ausgehändigt. So ist es doch, oder?"

"Ja... Er sagte, sein Name sei Bridger..."

"...und jetzt wartet der Kerl dort oben auf mich, nicht wahr?" Der Portier nickte leicht.

"Ja..."

Bridger ließ ihn los und stieß ihn zurück, so dass er gegen die Wand in seinem Rücken taumelte und ein paar Ordner vom Regal riss.

Bridger fühlte nach der Waffe in seiner Parkatasche und entsicherte sie. Ohne sich noch einmal nach dem Portier umzudrehen, ging er dann die Treppe hoch.

"Er sagte, er sei ein Freund von Ihnen, Mister!", krächzte der Portier.

Hoffentlich stimmt das auch!, dachte Bridger.

Er blieb auf dem Absatz stehen und drehte sich dann um, nachdem er eine Sekunde lang gar nichts getan hatte.

"Schon gut!", brummte er. "Vergessen Sie's!"

"Okay, Sir!"

Ein paar Augenblicke danach stand Bridger dann vor der Tür seines Zimmers. Er zog die Waffe aus der Parka.

Wer zum Teufel konnte ihn hier aufgestöbert haben?

Es gab nur zwei Menschen, die wissen konnten, wo er sich befand. Und mit denen hatte er ausgemacht, dass sie ihn hier niemals aufsuchen würden!

Wenn es aber jemand anders war...

Bridger stieß die Tür auf und hatte seine Pistole schussbereit im Anschlag.

Im Zimmer war kaum Licht.

Es war sparsam eingerichtet und hatte außer dem großen Bett und dem Nachttisch keinerlei Einrichtungsgegenstände. Das Bad war auf dem Flur.

Bridgers Blick ging blitzartig durch den Raum und blieb dann bei der Gestalt hängen, die am Fenster im Halbdunkel stand. Es war ein kleiner, etwas dicklicher Mann.

Bridger senkte seine Waffe, sein Gegenüber blieb völlig ruhig, gerade so als schien er kaum überrascht darüber zu sein, plötzlich einen Kerl mit Pistole im Anschlag durch die Tür stürmen zu sehen.

Der dicke Mann rauchte Zigarette und diese nahm er jetzt aus dem Mund.

"Tun Sie endlich das Ding weg!"

Bridger senkte die Waffe und schloss die Tür hinter sich. Dann machte er Licht.

"Ein effektvoller Auftritt, Mister Dickson! Aber was soll das Theater! Sie gefährden damit nur alles!"

"Hören Sie...", wollte der Mann am Fenster beginnen, aber Bridger schnitt ihm das Wort ab. Er versetzte der Tür einen wütenden Schlag mit der flachen Hand.

"Verdammt noch mal, was soll das, Dickson! Wir hatten doch abgemacht, dass es keinerlei Treffen zwischen uns geben soll! Und schon gar nicht, dass Sie mich hier aufsuchen!" Dicksons blasses, aufgedunsenes Gesicht blieb fast völlig unbewegt.

Er kam einen Schritt vor und zuckte mit den Schultern.

"Wo wir schon bei effektvollen Auftritten sind, Follet... Sie stehen mir in dieser Hinsicht ja wohl nicht nach! Glauben Sie vielleicht, ich käme ohne Grund?"

Bridger runzelte die Stirn.

"Was soll das heißen?"

Arthur Dickson holte eine Zeitung unter dem Arm hervor und warf sie auf das Bett.

Bridger holte tief Luft.

"Vielleicht erklären Sie mir mal...

"Heute schon Zeitung gelesen?"

"Nein."

"Es ist ein schönes Bild von Ihnen drin!"

"Was?"

"Ja. Eine Phantomzeichnung. In der Regel ist auf solchen Dingern ja nicht allzuviel zu sehen, aber wegen Ihrer Narbe ist das in diesem Fall etwas anderes..."

"Aber...", Bridger stockte und schüttelte energisch den Kopf.

"Das ist doch völlig unmöglich!"

"Jemand muss Sie gesehen haben, als Sie Brady erschossen haben!"

"Nein!"

"Stecken Sie nicht den Kopf in den Sand, Mann!" Bridger dachte an die Frau, die ihn so angestarrt hatte. Es war ihm unmöglich gewesen, das richtig zu deuten, aber jetzt verstand er...

Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen!

Und er begriff auch, dass ihn bald noch mehr Menschen anstarren würden, wenn er sich auf der Straße zeigte.

"Wie ist es übrigens heute gelaufen?", hörte er dann Dickson fragen.

Bridger nahm es kaum wahr.

Das Monster Krimi Paket Februar 2019 - 1300 Seiten Spannung

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