Читать книгу Romantic Thriller Sommer 2020: 9 Romane um Liebe und Geheimnis - Alfred Bekker - Страница 18
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Seine Lordschaft, Reginald of Glencraven, saß in seinem Arbeitszimmer. Hier verbrachte er die meiste freie Zeit des Tages, wenn seine Anwesenheit nicht gerade bei der Verwaltung der ausgedehnten Güter gebraucht wurde. Er hatte jedoch tüchtige Leute, die recht gut in der Lage waren die anfallenden Arbeiten zu erledigen und auch mit ungewöhnlichen Situationen fertig zu werden. Er selbst hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Familiengeschichte aufzuarbeiten. Vor einiger Zeit war ihm durch Zufall eine alte Chronologie in die Hände geraten, und wenig später hatte er in einer Nacht Kontakt mit den drei Geistern gehabt, die seltsame Andeutungen machten. Er wusste mittlerweile, dass seine Vorfahren auf nicht ganz rechtmäßige Weise in den Besitz von Rosemont Hall gelangt waren, aber das spielte natürlich heutzutage keine Rolle mehr, die Besitzurkunden waren rechtens verbrieft und gesiegelt. Aber wissen wollte seine Lordschaft schon, was damals geschehen war, und so hatte er begonnen zu forschen.
Das erwies sich als gar nicht so einfach, und mehr als einmal hatte er sich schon gefragt, ob er nicht einem Hirngespinst nachjagte. Geister, die Kontakt mit ihm aufnahmen! War das nicht total verrückt?
Und doch, ein untrügliches Gefühl sagte ihm, dass seine Tochter Jessica ein ähnliches Erlebnis gehabt haben musste, denn sie benahm sich neuerdings genauso verstört wie er selbst nach dem ersten Besuch aus der Vergangenheit. Und dann dieser überraschende Besuch eines Historikers. Nie zuvor hatte Jessica aus heiterem Himmel einen Mann eingeladen. Ihm war nicht einmal bekannt gewesen, dass seine Tochter außer Professor Hagen jemanden kannte. Die beiden hatten auch nicht gerade den Eindruck gemacht, als würden sie sich schon länger kennen oder besonders viel füreinander empfinden. Aber Sympathie war vorhanden, es bestand also Hoffnung, dass sich da etwas entwickeln würde, auch wenn es noch längst nicht soweit war.
Natürlich hätte Lord Reginald für seine Tochter nur den besten aller Männer gewünscht, es lag jedoch nicht in seiner Macht darüber zu bestimmen.
Eine innere Unruhe erfüllte den Mann, er spürte, dass irgendetwas vorging, vor allem war er plötzlich sicher, dass etwas nicht stimmte.
Jessica!
Das Bild seiner Tochter stand unvermittelt vor seinem geistigen Augen. Sie war in Gefahr. Wild schaute er sich um, doch alles wirkte harmlos und friedlich. Der Duft einer Blume stieg im Raum auf, eine Rose. Aus dem Nichts erschien tatsächlich eine schwarze Rose auf dem Schreibtisch, verblasste gleich darauf aber wieder, als wäre sie niemals da gewesen. Das war ein Zeichen, doch was hatte es zu bedeuten?
„Alles in Ordnung“, entstand ein Gedanke im Gehirn des Mannes, und der Anflug von Panik verflog. Wieder so ein Vorfall, für den es keine Erklärung gab.
Doch Lord Reginald hatte mittlerweile gelernt diesen Stimmen aus dem Nichts zu vertrauen. Bisher hatten sie sich noch nie geirrt und ihn auch noch nie belogen. Ganz im Gegenteil.
Trotzdem – wo zum Teufel steckte Jessica mit dem jungen Mann? Ein einfacher Spaziergang draußen im Garten konnte doch schließlich nicht gefährlich sein, oder? Und vor allem würde der nicht so lange dauern.