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Später sprach ich noch mit Shane Van Heusen, einem der Leibwächter, die Patterson angestellt hatte. Während Milo bei der Witwe und Monahan blieb, bestand ich darauf, mit dem Bodyguard ein Vier Augen Gespräch zu führen und dafür einen anderen Raum zur Verfügung gestellt zu bekommen.

Mrs. Patterson hatte keine Einwände.

„Ich werde daran teilnehmen“, verlangte Monahan.

„Nein“, lehnte ich ab.

„Aber Mister Van Heusen hat das Recht auf einen Anwalt. Sie können ihm das nicht verwehren!“

„Mister Van Heusen wird nicht als Beschuldigter, sondern als Zeuge vernommen!“

„Da gilt dasselbe! Wenn Mister Van Heusen einen Anwalt will, müssen Sie dessen Anwesenheit dulden!“ Monahan wandte sich Shane Van Heusen. „Shane, sagen Sie einen Ton dazu und...“

Shane war ein breitschultriger, körperlich gewiss sehr kräftiger und durchtrainierter Kerl, der wahrscheinlich mit dem kleinen Finger einen Gegner kampfunfähig machen konnte. Aber jetzt wirkte er ziemlich verschüchtert und in sich zusammengesunken. Mir war klar, dass Van Heusens Aussage nur die Hälfte wert war, wenn sie unter Monahans Kontrolle stattfand.

„Sie irren sich Mister Monahan!“, erklärte ich. „Mister Van Heusen hat zwar das Recht auf einen Anwalt und wenn er das wünscht, kann er jederzeit einen Rechtsbeistand seiner Wahl herbeirufen....“

„Na, also!“

„Aber Sie können das nicht sein, Mister Monahan. Schließlich vertreten Sie die Interessen von Mrs. Patterson, wenn ich das richtig verstanden habe. Interessenkonflikte sind da nicht auszuschließen. Sollte ich Sie jedoch falsch verstanden haben und Sie in Zukunft auf die Vertretung von Mrs. Patterson verzichten, dann wäre der Fall natürlich anders gelagert!“

Monahan lief rot an.

Es ärgerte ihn, dass ich in auf seinem Terrain geschlagen hatte.

„Kommen Sie, Mister Van Heusen!“, sagte ich. „Sie kennen sich ja hier aus und werden mir schon einen Raum zeigen, wo wir uns unterhalten können.“

„Gehen Sie in die Bibliothek“, sagte Mrs. Patterson.

„In Ordnung“, murmelte Shane.

Ich nickte Milo kurz zu, bevor wir den Raum verließen.

Wenig später hatten wir die Bibliothek erreicht. Ich schloss die Tür. Die Wände waren über und über mit Büchern bedeckt. Es gab einige freie Stellen, an denen wohl einmal Gemälde gehangen hatten. Jedenfalls deuteten rechteckige Abdrücke an der Tapete darauf ebenso hin wie Nagellöcher an entsprechender Stelle.

Shane Van Heusen ließ sich in einem der Sessel nieder.

Ich zog es vor zu stehen.

„Erzählen Sie mir alles darüber wie Sie Mister Patterson zum La Guardia Flughafen gebracht haben“, verlangte ich.

Er zuckte die Schultern.

„Wenn’s weiter nichts ist. Ich habe Mister Patterson zum Flughafen La Guardia gebracht und ihn dort bis vor den Schalter von PanAm begleitet. Dann hat er gesagt, dass ich wieder gehen könnte. Sie wissen ja, wie viel Wert heute in den Flughäfen auf Sicherheit gelegt wird, da fand er es wohl überflüssig, dass ich ihn wie einen Schatten begleite.“

„Vor wem hatte Mister Patterson Angst?“, brachte ich die Sache auf den Punkt.

„Keine Ahnung. Ich denke, die größte Angst war die, dass ihm jemand seine Reichtümer stiehlt oder entführt, um Lösegeld zu erpressen. Ja genau! Von dieser Idee war er richtig besessen.“

„Und sonst noch?“

„Ich weiß nicht...“

„Ihr Arbeitgeber ist vermutlich tot, Mister Van Heusen. Sie können ihm nicht mehr schaden, wenn Sie die Wahrheit über er ihn aussagen – aber vielleicht helfen uns auch wenig schmeichelhafte Details, seinen Mörder zu fassen.“

Shane Van Heusen atmete tief durch. Er wich meinem Blick aus. „Naja, in der Textilbranche herrschen raue Sitten, das ist für Sie ja vielleicht auch nichts Neues.“

„Wurde Mister Patterson von irgendwelchen Banden bedroht?“

„Ich weiß nicht, was für Typen es waren, aber sie konnten sehr lästig werden. Ich denke, es war gut, dass er Begleitung hatte. Mehr weiß ich wirklich nicht. Diese Kerle haben Mister Patterson nichts getan – und alles andere ist Spekulation.“

„Haben Sie ihn danach gefragt?“, wunderte ich mich.

Shane lachte auf. „Natürlich. Aber Mister Patterson war in dieser Hinsicht nicht sehr gesprächig. ‚Machen Sie Ihren Job’, hat er dann normalerweise geantwortet! Und das habe ich getan.“

„Sie haben ihn doch auch sonst durch die Gegend kutschiert, oder?“

„Ja. Überall hin, wo er wollte.“

„Haben Sie irgendeine Ahnung, was er im Robert F Wagner Jr Park gesucht haben könnte?“

„Ist das am Battery Place, südlich von diesem Museum... Wie hieß das noch?“

„Das Museum of Jewish Heritage“, half ich ihm.

Er schnipste mit den Fingern. „Ja, genau!“, stieß er hervor. „Das war’s!“

Ich nickte. „Sie waren schon mal dort mit ihm?“

„Ja. Ich sollte im Wagen warten und dann ist er hinter der nächsten Ecke verschwunden.“

In meinem Hirn schrillten sämtliche Alarmglocken. Ich dachte an Sara McDougal und daran, dass die Joggerin in der ganzen Angelegenheit wohl doch vielleicht eine größere Rolle spielte, als wir ursprünglich gedacht hatten. Mein Instinkt hatte mich also nicht getrogen.

„Und weiter?“, fragte ich.

Shane Van Heusen hob die Schultern und machte ein etwas ratloses Gesicht. „Nichts und weiter“, sagte er. „Diskretion gehört zu meinem Job. Ich habe etwa eine halbe Stunde gewartet, genau wie er mir zuvor gesagt hatte. Dann kam er zurück, stieg ein und sagte mir, wo er als nächstes hin will.“

„Wie lange ist das her?“

„Das erste Mal war das vor drei oder vier Monaten. Und dann regelmäßig so alle drei bis vier Wochen.“

„Ich danke Ihnen, Mister Van Heusen. Sie haben uns sehr geholfen.“ Ich gab ihm meine Karte. „Sollte Ihnen noch irgendetwas einfallen, dann lassen Sie es mich bitte wissen.“

Alfred Bekker Thriller: Ein Ermordeter taucht unter

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