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Ich informierte Lieutenant Diberti über die neue Sachlage.

Diberti zuckte die breiten Schultern, denen man den häufigen Besuch in einem Fitness-Studio durchaus ansehen konnte.

„Wie ihr wollt! Wenn ihr Jungs vom FBI denkt, dass wir uns um diesen Fall reißen würden, seid ihr schief gewickelt!“

Ich erwiderte: „Vielleicht bekommt ihr ihn ja doch noch früher, als euch lieb ist, wenn sich herausstellt, dass...“

„...es gar keinen Fall gibt?“, unterbrach er mich.

„Auch diese Möglichkeit ziehen wir in Betracht.“

„Wir haben zwar eine der Patronenhülsen – aber keinerlei Blutspuren!“, gab Diberti zu bedenken. „Ich meine, ich will ja nicht bestreiten, dass es auch Schusswunden gibt, die wenig oder kaum bluten – je nachdem, wie man trifft – aber andererseits gibt es hier auch keinen klinisch reinen PVC-Boden, den man einfach abwischen kann, wenn man was hinterlassen hat, dass nicht in einem Labor landen soll!“

„Vielleicht finden die Kollegen der SRD ja mit ihren Methoden etwas!“, sagte ich. Aber Diberti sprach einen wichtigen Punkt an. Es war allerdings nur eine der Ungereimtheiten in diesem Fall.

In einem Gebüsch fand einer der Männer von Lieutenant Diberti ein Handy. Es gehörte mit hoher Wahrscheinlichkeit Charles Patterson. Ich zog mir Latex-Handschuhe an, um das Menue betätigen zu können, ohne Spuren zu verwischen. Das verschwommene Bild, das Patterson vielleicht von seinem Mörder geschossen hatte, war noch gespeichert. Die zuletzt angerufene Nummer kannte ich nur zu gut. Es war die Nummer unseres Field Office.

Die Taucher blieben bei der Suche nach der Leiche erfolglos. Aber das musste nach ihrer Ansicht nichts heißen. Bei den herrschenden Strömungsverhältnissen, so die Auskunft von Branson W. McCann, dem Lieutenant der Hafenpolizei, der diesen Einsatz leitete, sei dies nicht ungewöhnlich. „Bei zurückgehendem Wasser kann ein menschlicher Körper leicht auf den Atlantik hinausgetragen werden“, meinte er. „Und genau das haben wir jetzt!“

Schließlich trafen die lang erwarteten Kollegen der SRD ein.

Von den Projektilen fanden allerdings auch sie keine Spur ebenso wie von der zweiten Patronenhülse. Es war durchaus möglich, dass sich die Kugeln ebenfalls auf dem Grund des Hudson befanden. Bei der Durchschlagskraft moderner Waffen war es selten, dass eine Kugel im Körper stecken blieb. Meistens traten die Projektile auf der anderen Seite wieder auf.

„Wenn man das verwaschene Foto auf dem Handy berücksichtigt, dann stand Patterson mit dem Rücken zum Hudson und der Täter müsste dann aus dieser Richtung gekommen sein!“, erklärte Milo und deutete in Richtung der Sträucher-Front.

„Das würde Sinn machen!“, glaubte Lieutenant Diberti. „Patterson bekam zwei Treffer und kippte die Uferbefestigung hinunter in den Fluss.“

„Und wie kommt dann das Handy in die Büsche?“, legte ich den Finger auf den wunden Punkt dieser Theorie. „Der Täter hätte es doch verschwinden lassen können!“

„Patterson könnte das Handy bis zu den Büschen geworfen haben!“, gab Milo zu bedenken.

„Ja – aber vom Ufer aus konnte er das nicht tun, ohne dass der Täter das genau sehen konnte!“, gab ich zu bedenken.

„Worauf willst du hinaus?“, fragte Milo. „Du meinst, dass jemand ein Verbrechen vorgetäuscht hat?“

„Ich gebe zu, dass ich die Möglichkeit schon in Betracht gezogen habe“, gab ich zu. „Das würde nämlich auch erklären, wieso nirgends Blutspuren zu finden waren.“

„Aber es gibt auch eine andere Erklärung dafür, dass der Täter das Handy nicht mitgenommen hat!“, sagte Lieutenant Diberti. „Zum Beispiel könnte es einfach daran gelegen haben, dass er gestört wurde. Sie beide waren doch sehr schnell hier!“

„Ja, das ist richtig“, bestätigte ich. „Allerdings wohl doch nicht schnell genug.“

„Es könnte auch die Joggerin gewesen sein, die den Täter gestört hat“, glaubte Milo.

„Jedenfalls sollten wir die vielleicht noch mal genauer befragen!“, fand ich.

Schließlich gab es da eine Differenz von einem Schuss zwischen dem, was die Kollegen im Field Office aufgezeichnet und dem, was die junge Frau gehört hatte. Auch dafür gab es allerdings mögliche Erklärungen. Vielleicht war die Verbindung bereits unterbrochen worden, als der zweite Schuss fiel.

Wir warteten ungeduldig darauf, dass die Kollegen der Scientific Research Division irgendwelche Spuren fanden. Kleinste Blutspritzer zum Beispiel, die man mit Hilfe von Luminol noch sichtbar machen konnte, obwohl kein menschliches Auge in der Lage gewesen wäre, sie wahrzunehmen.

Das in Frage kommende Areal war recht groß. Wir waren zunächst davon ausgegangen, dass das Verbrechen dort stattgefunden hatte, wo wir die Patronenhülse entdeckt hatten. Danach richteten sich letztlich auch die bislang ebenfalls erfolglosen Untersuchungen des Taucherteams, dessen Leiter Lieutenant McCann inzwischen dazu übergegangen war, mit Hilfe einiger Kollegen Berechnungen darüber anzustellen, wohin die Leiche von Charles M. Patterson gespült worden war.

Mehrere Boote der Hafenpolizei und der Küstenwache unterstützten uns bei der Suche nach dem Toten.

Ich ahnte schon, dass sich das länger hinziehen würde.

Es glich der berühmten Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.

Zur Unterstützung forderten wir vom Field Office noch unsere eigenen Erkennungsdienstler Sam Folder und Mell Horster an, um weitere Untersuchungen durchzuführen. Die SRD-Kollegen hatten alle Hände voll zu tun und brauchten Unterstützung. Außerdem kam unser Chefballistiker Agent Dave Oaktree zum Tatort.

Er sollte herauszufinden, ob es durch die Einwirkung des Geschosses tatsächlich möglich gewesen war, dass Charles Patterson die Uferbefestigung hintergestürzt wäre. Es ging letztlich um eine Rekonstruktion eines vermuteten Tathergangs, bei dem bislang noch einiges im Dunkeln geblieben war.

Ich schaute mich nach der jungen Frau um, mit der Milo gesprochen hatte. Doch sie war längst nach Hause gegangen. Einer der Kollegen vom NYPD hatte ihre Aussage und auch die genauen Personalien aufgenommen.

„Ich möchte gerne noch mal mit ihr sprechen“, sagte ich.

„Mit dieser Sara McDougal?“, fragte Milo. „Ich denke, die hat uns alles gesagt, was sie wusste und woran sie sich erinnern konnte. Wenn du mich fragst, dann hatte die in erster Linie eine Heidenangst, dass ihr selbst etwas passieren könnte.“

„Siehst du hier irgendeinen Jogger, Milo?“

„Ich nehme an, du meinst den Teil des Parks, den die NYPD-Kollegen noch nicht mit Flatterband eingegrenzt haben“, gab Milo zurück.

„Milo, schau dir diese Wege an, wer will darauf laufen? Drüben im Battery Park auf der Dewey Promenade, laufen ganze Heerscharen von Joggern daher, aber hier...“

„Sie wollte vielleicht nicht dort laufen, wo alle laufen, Jesse!“

„Ich würde gerne einfach hören, was sie selbst dazu sagt!“

Milo seufzte. „Okay“, sagte er.

Alfred Bekker Thriller: Ein Ermordeter taucht unter

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