Читать книгу Alfred Bekker Western Sonder-Edition - Ein Mann namens Bradford - Alfred Bekker - Страница 16
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Es war schon verdammt spät. Die anderen Saloon-Gäste waren längst nach Hause gegangen.
"Denkst du, man sollte sich eine solche Gelegenheit entgehen lassen?", fragte Dray an Logan gewandt.
Außer ihnen beiden war nur noch ein Mann mit Stoppelbart und geflicktem Hemd anwesend, der auf den Namen Grady hörte, sowie Johnny Swann, der Barkeeper.
"Was meinst du damit?", fragte Logan stirnrunzelnd, während ihm der Barkeeper nachschütten musste. "Willst du dem Kerl sein Geld abjagen?"
Dray machte eine Verschwörermiene.
"Warum nicht?"
"Ich finde die Idee auch nicht übel!", warf Grady ein. Er zog den Revolver hervor, den er im Holster trug und überprüfte die Ladung.
"Morgen ist dieser Kerl auf und davon...", sinnierte Dray. "Eine solche Gelegenheit kommt nicht wieder!" Er schlug mit der flachen Hand auf den Schanktisch. "Das müssen mindestens zehn- oder zwanzigtausend Dollar sein, die der Mann da in seinen Taschen hat!"
"Er wird uns den Zaster kaum freiwillig geben!", gab Logan sachlich zu bedenken.
"Dann machen wir kurzen Prozess mit ihm!", erklärte Grady.
Dray hörte überhaupt nicht hin. In seinen Augen glänzte es.
"Hm!", machte Logan nachdenklich.
Er sah in die Gesichter von Dray und Grady und wusste, dass in den Köpfen der beiden die Entscheidung längst gefallen war.
Sie sahen ihn erwartungsvoll an, hungrig wie Wölfe, die Blut geleckt hatten.
Logan faltete die Hände vor dem Gesicht zusammen und drehte die Daumen umeinander.
Es war verlockend, wer hätte das bestreiten können?
"Mach mit oder lass es bleiben, Logan!", forderte Grady. "Dazwischen gibt es nichts! Die Taschen voller Dollars oder die paar lumpigen Cents, die du hier regelmäßig versäufst und von denen du jeden dreimal umdrehst, bevor du ihn dann tatsächlich ausgibst!"
"Ich bin dabei!", rief der Barkeeper. "Verdammt, ich bin dabei!"
"Gut so, Johnny! Wer keinen Mut hat, wird nie zu etwas kommen!", meinte Dray.
"Ich werde diesen Schuppen gehörig renovieren!"
"Was, wenn wir am Ende alle in Don Millers Zelle landen?", warf Logan ein. "Habt Ihr daran auch schon gedacht?"
"Don ist unser Freund", gab Grady zu bedenken. "Der wird nichts gegen uns unternehmen!"
"Bist du dir da so sicher?"
"Logan, du bist ein alter Schwarzseher!" Dray machte eine Bewegung mit dem Kopf. "Los, statten wir dem Kerl einen Besuch ab. Johnny wird ja wohl einen Schlüssel haben, mit dem wir ins Zimmer kommen!"
"Es gibt in diesem Haus nur eine Sorte von Schlössern. Jeder von den Schlüsseln dort an den Haken passt für alle Zimmer!", sagte Johnny, während er sich die Finger an seiner Schürze abwischte.
Logan dachte angestrengt nach, obwohl ihm der Gedanke an das viele Geld den Verstand zu rauben drohte.
Ein einsamer Reiter kam daher, die Taschen voll Dollars, deren Herkunft im Dunkeln lag... War er nicht ein ideales Opfer? Wer würde schon danach fragen, unter welchem Erdhügel ein Mann wie Lawton begraben lag, wer würde wissen wollen, aus wessen Revolver die Kugel in seinem Kopf stammte?
"Wir sollten Don an der Beute beteiligen", erklärte Logan dann.
"Ich bin dagegen!", rief Dray. "Wenn Don Geld haben will, dann muss er auch mitmachen!"
"Er würde so etwas nicht mitmachen", meinte Logan. "Ich kenne ihn."
"Was schlägst du vor?", wollte Johnny, der Barkeeper wissen.
"Wir müssen Don vor vollendete Tatsachen setzen. Dann bieten wir ihm eine Summe an, die er nicht ablehnen kann." Er zuckte mit den Schultern. "Er wird schwach werden, da bin ich sicher. Letztlich ist das nur eine Frage des Preises! Don Miller ist zwar unser Sheriff, aber kein Heiliger!"