Читать книгу Vom Killer gejagt: 7 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 49
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Gerighauser saß gefesselt auf der ziemlich engen Rückbank des Dienst-Porsches, während wir uns auf den Weg zum Präsidium machten.
„Ich habe niemanden umgebracht!“, behauptete er während der Fahrt.
„Vielleicht beraten Sie sich besser mit einem Anwalt, bevor Sie irgendeine Aussage machen“, sagte ich ihm. „Zumindest in einem der Fälle gibt es jemanden, der Sie gesehen hat.“
„Und wo soll das bitteschön gewesen sein?“
„Bei Udo’s Imbiss. Sie hatten eine Waffe dabei und standen unter einer Laterne. Wahrscheinlich haben Sie Rademacher angerufen, damit er mit Ihnen zur Kaimauer geht. Dort haben Sie ihn erschossen.“
Er schwieg.
„Und was Maybaum angeht...“, begann Rudi, aber Gerighauser unterbrach ihn.
„Ich habe niemanden umgebracht! Untersuchen Sie meine Waffe!“
„Das werden die Kollegen vom Labor mit Sicherheit sehr gründlich tun“, versprach ich. „Sie wollten Rache, nehme ich an. Rademacher, Maybaum und Subotitsch hatten irgendetwas gegen Sie in der Hand, womit man Sie dazu erpresste, Ihre Gang zu verraten, die ‚Killer Bandoleros’. Ihre Eltern und Ihre Schwester sind der Rache dieser Gang zum Opfer gefallen. Aber Sie haben sich die Schuld gegeben. Subotitsch wäre wahrscheinlich der dritte Tote gewesen.“
„Subotitsch wird der dritte Tote sein“, murmelte Gerighauser. „Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“
„Vielleicht reden Sie jetzt und packen alles aus, Gerighauser. Sie können nichts mehr verlieren. Eine Mordanklage ist Ihnen sicher.“
Im Rückspiegel konnte ich sehen, wie er mit sich kämpfte.
Ich konnte nur hoffen, dass er sich für das richtige entschied.
„Betreiben Sie eigentlich Kampfsport?“, fragte ich.
„Nein.“
Ich ließ ihn eine Weile in Ruhe. Wenig später hatte er sich entschieden.
„Ich packe aus“, sagte er. „Jetzt hat alles sowieso keinen Sinn mehr.“
„Wir sind ganz Ohr, Herr Gerighauser“, erwiderte Rudi.
„Wie ich schon sagte, ich habe niemanden umgebracht. Ich kannte Rademacher und Maybaum, weil ich ihnen als Informant gedient hatte. Normalerweise wäre ich nie dazu bereit gewesen. Man verrät seine Gangbrüder nicht. Das ist verachtenswert. Aber Rademacher und die anderen hatten mich in der Hand. Ich war ihnen mit etwas Rauschgift ins Netz gegangen und sie drohten, die Beweise so zu manipulieren, dass ich als Großhändler für viele Jahre in den Bau gegangen wäre. Keine Ahnung, woher sie den nötigen Stoff dafür hatten. Aber sie besaßen ihn! Kokain, Heroin – und das in Mengen, die für so eine Intrige ausreichten. Wahrscheinlich haben sie den Stoff bei anderen Operationen abgezweigt. Oder sie besaßen sehr gute Beziehungen zu anderen Drogenhändlern, bei denen Sie auch ein Auge zugedrückt hatten und die ihnen nun etwas schuldig waren. Ich glaube, die beiden machten ein richtiges Geschäft aus der Sache.“
„Die Sache mit den ‚Killer Bandoleros’ gilt als ein großer Erfolg ihrer Polizeiarbeit!“, gab ich zu bedenken.
„Es war mein Erfolg. Die Verhaftungen der gesamten Führungsriege der Gang wären nicht möglich gewesen, wenn ich ihnen nicht Ort und Zeit eines Großdeals verraten hätte. Seitdem ist ‚der King’ hinter mir her. Das ist der Spitzname von Lionel Bentz. Sein Bruder Manuel hat natürlich gleich zwei und zwei zusammengezählt und geahnt, dass er mir seinen Aufenthalt in der JVA verdankte. Und ‚der King’ hat dann erbarmungslos zugeschlagen.“ Er schluckte. Es sprudelte aus ihm heraus. Offenbar war es ihm schon lange ein Bedürfnis gewesen, diese Dinge jemandem zu erzählen. „Sie haben meine Schwester und mich gefangen genommen und in eine leere, abgelegene Lagerhalle verschleppt. Dort wurde sie vor meinen Augen erschossen und außerdem hat mir ‚Der King’ angekündigt, dass ich meine Eltern in ihrem Blut finden würde. So kam es dann auch.“
„Dieser sogenannte 'King' hat Sie offenbar am Leben gelassen“, stellte ich verwundert fest. „Warum hat er die Rache nicht an Ihnen vollzogen?“
„Weil er mich leiden lassen wollte. Ich sollte daran denken, dass es meine Schuld gewesen sei, was geschehen war. Und eines Tages, so kündigte er mir an, würde er zuschlagen und mich auch auslöschen. Ganz gleich, wo ich auch hinflüchten würde, ich könnte nie sicher sein, ob nicht hinter der nächsten Ecke jemand lauert, der das Urteil, das er über mich gesprochen hatte, vollstreckt. Aber das passt zum 'King'. Ich kenne ihn ja schon seit wir Teenager waren. Er ist ein Sadist.“
„Sie haben seinerzeit geschwiegen und die Ermittlungen der Polizei nicht gerade unterstützt“, stellte Rudi fest. „Zumindest geht das aus den Unterlagen hervor, die uns vorliegen.“
„Ich hätte mich selbst ans Messer geliefert. Schließlich hatte ich genug auf dem Kerbholz, um in den Knast zu wandern.“ Sein Gesicht verzog sich.
„Warum haben Sie sich nicht an Ihre Polizistenfreunde gewandt?“, fragte ich.
„Für die war ich uninteressant geworden, nachdem ich bei den Killer Bandoleros zu einem Ausgestoßenen geworden war. Diese Bastarde! Die haben mich fallengelassen wie eine heiße Kartoffel. Jetzt erpressen sie andere, denen sie falsche Beweismittel untergeschoben haben, um sie auspressen zu können wie eine Zitrone. Was aus mir wurde, war ihnen gleichgültig.“
„Ein Staatsanwalt könnte das als Mordmotiv ansehen“, sagte Rudi.
„Aber so war es nicht.“
„Bislang haben Sie uns nichts geboten, was Sie aus der Schusslinie nimmt!“
„Meine Aufgabe war es nur, Rademacher und Maybaum zum Tatort zu locken. Ich sollte ihnen damit drohen, alles auszupacken und ihre Machenschaften ans Licht zu bringen. Sie hatten doch gerade ihre Versetzung hinter sich und mit Mühe und Not verhindert, dass das wahre Ausmaß ihrer Geschäfte ans Licht kam. Wenn ich mich damit an die Staatsanwaltschaft gewandt hätte, hätte sie das in einem Moment erwischt, in dem sie schon ohnehin ziemlich schwach dastanden.“
„Das klingt so, als hätte Sie jemand beauftragt“, stellte ich fest.
„Ja.“
„Wen?“
„Den Namen werde ich erst nennen, wenn ich juristische Garantien habe und die Staatsanwaltschaft einen Deal mit mir macht.“
„Wenn das, was Sie sagen der Wahrheit entspricht, müssen Sie trotzdem eine Anklage wegen Beihilfe zum Mord befürchten.“
„Ich weiß“, murmelte Gerighauser. „Aber ich setze darauf, dass man mir entgegenkommt.
„Sie sollten sich nicht zuviel versprechen“, sagte Rudi.