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Fünf Qriidia-Stunden später hatte die KRALLE DER GLÄUBIGEN soweit abgebremst, dass sie ihr Beiboot ausschleusen konnte. Dabei war es nicht Tan-Balos Absicht, in ein Orbit einzuschwenken. Stattdessen ließ er die KRALLE DER GLÄUBIGEN auf einem Tangential-Kurs an Korashan V vorbei schnellen. Das Qriid-Schiff hatte zwar seit seinem Austritt aus dem Zwischenraum mit vierzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit bereits auf die Hälfte dieses Wertes abgebremst, wäre aber noch immer viel zu schnell gewesen, um in eine stabile Umlaufbahn einschwenken zu können. Stattdessen sollte das Mutterschiff möglichst viele Daten über die anderen Planeten des Systems zusammentragen und auf zwei von ihnen weitere Beiboote absetzen.

Die KLEINE KRALLE, wie das Beiboot unter dem Kommando von Tanjaj-Nom Bras-Kon hieß, wurde bei 0,2 LG ausgesetzt und anschließend von der Gravitation des Eisplaneten eingefangen.

Nirat-Son hatte einen der letzten von einem Dutzend Plätzen innerhalb der Passagierkabine eingenommen. Er blickte durch das Sichtfenster an seiner rechten Seite. Das Licht der Sonne Korashan wurde durch die weiße, schneebedeckte Oberfläche des Planeten stark reflektiert, sodass man ständig das Gefühl hatte, dass von dieser Welt ein eigentümliches Leuchten ausging.

Denk nicht mehr an Anré-Sé!, ging es dem Tanjaj-Rekruten durch den Kopf. Das ist die einzige Möglichkeit, um den Weg des Schmerzes zu verlassen und den Zustand innerer Läuterung zurückzuerlangen, der für jeden Tanjaj die Voraussetzung ist, um seinen Dienst für den Aarriid zu tun…

Die Reinigungsrituale beim Bordpriester hatte Nirat-Son hinter sich gebracht. Allerdings hielt sich die spirituelle Wirkung auf die innere seelische Stabilität des Tanjaj-Rekruten diesmal in ziemlich eng umrissenen Grenzen.

Vielleicht um sich ablenken zu können, hatte Nirat-Son sich umso intensiver in die Vorbereitung zu dieser Mission gestürzt. Er hatte buchstäblich jedes Datenfile geöffnet, das es über diese Raumregion in den Speichern des Bordrechners der KRALLE DER GLÄUBIGEN gab.

Besonders interessierten ihn die barbarischen Säugetierabkömmlinge, die auf Korashan V hausten. In gewissen Grenzen hatte er sogar Respekt für die Tapferkeit dieser Heiden, nach allem, was man über den Verbleib der ersten Expedition auf den Schneeplaneten wusste.

Es fiel Nirat-Son schwer anzunehmen, dass die primitiven Säugetierabkömmlinge tatsächlich etwas damit zu tun hatten. Mit ihren schnabellosen „Verwandten“, die in die Kämpfe gegen die spinnenartigen Wsssarrr verwickelt gewesen waren, konnten die Barbaren dieser Eiswelt nicht viel zu tun haben. Natürlich hatte sich auch Nirat-Son das aufgezeichnete Bildmaterial angesehen und ihm war die Ähnlichkeit zwischen den Eiswelt-Bewohnern mit jenen Fremden, die in einer Distanz von schätzungsweise ein paar Dutzend Lichtjahren über ein gewaltiges Sternenreich geboten, genauso aufgefallen wie jedem anderen Betrachter.

Wenn beide Spezies etwas miteinander zu tun hatten, dann handelte es sich bei den Eisweltlern vielleicht um degenerierte Nachfahren derselben Spezies, die wahrscheinlich vor sehr langer Zeit hier gelandet waren.

Nach und nach waren sie dann auf eine Stufe zurückgefallen, die der Barbarei sehr nahe kam.

Auf jeden Fall besaßen sie nicht den rechten Glauben und dementsprechend waren sie auch kaum gewillt, sich aus freien Stücken der Göttlichen Ordnung des Aarriid zu unterwerfen.

Also muss man da etwas nachhelfen!, dachte Nirat-Son.

Ohne, dass er es hätte verhindern können, waren seine Gedanken trotz der priesterlichen Läuterung, die er hinter sich hatte, immer wieder einmal zu der schönen Eierlegerin zurückgekehrt, von der er träumte, dass sie ihm durch ein höchstpriesterliches Urteil als die für ihn bestimmte Gefährtin zugesprochen worden wäre. Aber das war reines Wunschdenken und in dieser Form für sich genommen schon eine Sünde. Schließlich war Gott die lenkende Macht des Universums und keine primitive Wunscherfüllungsmaschine, die sich durch Gebete oder – noch schlimmer! – durch magische Praktiken beeinflussen ließ.

„Was ist los mit dir?“, fragte ihn jetzt sein Sitznachbar Re-Lim. Er war ein Tanjaj-Rekrut im selben Ausbildungsjahr. Sie kannten sich seit der Zeit auf der Tanjaj-Akademie. Auch davor waren sie sich bereits im Rahmen verschiedener Förderprogramme zur Erkennung von Tanjaj-Talenten im Schlüpflingsalter immer wieder einmal begegnet.

„Teile deine Gedanken mit mir“, forderte Re-Lim seinen Nachbarn auf. „Du weißt doch, was die Schriften sagen…“

„Tut mir leid, im Moment habe ich keine Ahnung, worauf du anspielst!“, behauptete Nirat-Son, der gehofft hatte, dadurch die Unterhaltung möglichst schnell beenden zu können.

Aber das Gegenteil war der Fall.

Wer sich verschließt wird ein Ärgernis für die Sache der Gläubigen“, zitierte Re-Lim die Überlieferung.

Gerade dieser Satz hallte in Nirat-Sons Hinterkopf dutzendfach wieder. Nirat-Son hatte an sich selbst immer wieder die Tendenz festgestellt, sich von anderen abzugrenzen und über sein Inneres zu schweigen. Genau das aber war von Übel, wie die höchsten Repräsentanten des Glaubens von der Priesterschaft bis hinauf zum Aarriid immer wieder betonten.

Ein Außenstehender hätte darin vielleicht eine Kontrollabsicht der geistlichen Instanzen vermutet, die offenbar nicht nur das Territorium, sondern auch die Seelen aller Bewohner des Heiligen Imperiums genauestens kontrollieren wollte.

Nirat-Son hingegen empfand dies vielmehr als eine Aktion allumfassender Fürsorge der Gemeinschaft.

Aber nicht irgendeiner Gemeinschaft, sondern der Gemeinschaft jener, die dem Glauben an Gott folgten und ebenfalls von der göttlichen Mission des Qriid-Volkes überzeugt waren.

Reilly und Sunfrost: Chronik der Sternenkrieger 8 Romane

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