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Das Beiboot hieß KLEINE KRALLE, was sich natürlich auf den Namen des Mutterschiffs bezog. Der Pilot ließ es in die Atmosphäre des Eisplaneten eintauchen, der im Übrigen von drei rötlich schimmernden Monden umkreist wurde. Mond Nummer zwei hatte dabei eine sehr eigenartige, irreguläre Form. Sie glich einem Ellipsoid, der in seiner Vergangenheit durch schnelle Rotation beinahe zylinderförmig geworden war. Die Distanz der Pole zueinander betrug fast 5000 Kilometer, während der Durchmesser am Äquator kaum 600 Kilometer betrug.

Irgendwann im Laufe seiner Geschichte musste Korashan V diesen Sonderling eingefangen haben.

Seine Eigenrotation war immer noch beachtlich, wie Nirat-Son sich auf dem Display anzeigen ließ, das zu seiner Konsole gehörte.

Immer tiefer sank die KLEINE KRALLE, überwand dabei die Stratosphäre und tauchte schließlich in die Troposphäre ein, die einen Sauerstoffgehalt von 20 Prozent aufwies. Dieser recht hohe Sauerstoffgehalt wies darauf hin, dass die Vereisung des Planeten noch nicht allzu lang zurückliegen konnte. Maximal ein paar Millionen Qriidia-Jahre. Jedenfalls gab es zurzeit an der Oberfläche so gut wie keine Vegetation auf dem Planeten. Aber das war gewiss in früheren, klimatisch günstigeren Epochen seiner Entwicklung anders gewesen.

„Ich frage mich wie diese schnabellosen Barbaren auf Korashan V überleben konnten – wenn ich mir die planetaren Daten so ansehe!“, äußerte sich der Tanjaj Ni-Vad, der vor Nirat-Son Platz genommen hatte. „Ich meine, die haben weder pflanzliche noch tierische Nahrung auf diesem Planeten.“

„Sie scheinen wahre Künstler darin zu sein“, war der Kommandant überzeugt. „Was auch immer ihre verborgenen Nahrungsquellen sein mögen – auf die Dauer werden sie sich mit ihren primitiven Waffen nicht gegen unsere Traser durchsetzen können. Und darauf kommt es einzig und allein an.“

„Besteht der Plan, die säugetierartigen Urbewohner zu vernichten?“, fragte Nirat-Son.

„Unsere Mission besteht glücklicherweise nur in der Erkundung“, erwiderte Ni-Vad. „Falls man diese Ureinwohner umsiedeln oder vernichten sollte, wird uns das Oberkommando schon Bescheid geben.“

Begeistert klingt das nicht!, überlegte Nirat-Son. Fehlte es dem Tanjaj Ni-Vad etwa an der richtigen Einstellung oder gar dem nötigen Glaubensfeuer? Oder waren auch seine Gedanken bei irgendeiner Eierlegerin?

Obwohl Ni-Vad und Nirat-Son sich auf der KRALLE DER GLÄUBIGEN sogar eine Kabine teilten, hatten sie sich nie über diesen Punkt ausgetauscht. Nirat-Son hätte schon gerne mit jemandem über die Dinge gesprochen, die ihn bewegten. Aber er wusste auch, dass die Gefahr groß war, an die Spitzel der Priesterschaft verraten zu werden. In gewissen Intervallen trieb die Angst der Priesterschaft und des Tanjaj-Mar, wie der Oberkommandierende der Gotteskrieger und höchste Militärrang des Heiligen Imperiums genannt wurde, vor dem Aufkommen einer Ketzerbewegung skurrile Blüten. Nichts fürchteten die im Namen des Aarriid regierenden Würdenträger so sehr wie eine abweichende Meinung in Glaubensfragen. Insbesondere dann, wenn die Notwendigkeit des Heiligen Krieges und der permanenten Expansion der göttlichen Ordnung in Frage gestellt wurde, wie es in der Vergangenheit immer wieder geschehen war.

Gerade die Zeiten eines Interregnums nach dem Tod eines Aarriid und vor der Bestimmung seines Nachfolgers schienen in dieser Hinsicht gefährlich zu sein. Umso hysterischer wurde die Verfolgungswut der Geheimpolizei und der allgegenwärtigen Tugendwächter, die inzwischen sogar an Bord von Kriegsschiffen zu finden waren.

Niemand konnte sicher sein, von ihnen nicht wegen tatsächlicher oder vermeintlicher Glaubensabweichung angeklagt zu werden.

Ein Klima der Angst hatte sich in den letzten Qriidia-Jahren innerhalb der Tanjaj-Flotte ausgebreitet. Niemand konnte sich vor einer Denunziation sicher sein.

Es war besser, seine Gedanken für sich zu behalten. Das hatte Nirat-Son schon früh verinnerlicht.

Vielleicht hing die gegenwärtige Ketzer-Hysterie auch damit zusammen, dass der amtierende Aarriid schon sehr alt war und man die Zeit absehen konnte, dass ein weiteres Mal die Geschichte des Heiligen Imperiums von einem Interregnum gezeichnet sein würde.

Einer Zeit des Innehaltens und Atemholens.

Die Priester ließen manchmal Jahrzehnte vergehen, ehe sie unter Millionen von Schlüpflingen denjenigen bestimmt hatten, der die Merkmale des göttlichen Stellvertreters in sich trug.

Immer dann, wenn der Heilige Krieg eine Unterbrechung erfuhr, wurde er von ein paar Weichlingen in Frage gestellt. Aber Nirat-Son gehörte nicht zu diesen Sympathisanten. Im Gegenteil. Er verachtete sie und ordnete sie den Reihen des Feindes des Imperiums zu. Sie waren fast so verabscheuungswürdig wie die geheimnisvolle Rasse von Säugetierabkömmlingen, auf die man vor etwa zwei Qriidia-Jahren gestoßen war, als man die ebenso abscheulichen achtbeinigen Wsssarrr vernichtete.

Reilly und Sunfrost: Chronik der Sternenkrieger 8 Romane

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