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Eine Viertelstunde später betrat Commander Reilly die Brücke der STERNENKRIEGER.

Lieutenant Commander Thorbjörn Soldo, der Erste Offizier des Leichten Kreuzers, nahm Haltung an.

„Captain…“

„Rühren, I.O.“

„Willkommen an Bord, Sir“, meldete der blonde Soldo, dessen Erscheinung Reilly ein wenig an einen Wikinger denken ließ.

Der Captain der STERNENKRIEGER ließ den Blick schweifen. Ruderoffizier Lieutenant Clifford Ramirez und Kommunikationsoffizierin Lieutenant Jessica Wu blickten von ihren Konsolen auf, mit deren Hilfe sie gerade damit beschäftigt waren, die Systeme neu zu kalibrieren, was regelmäßig geschehen musste, um Systemfehler zu verhindern. Waffenoffizier Lieutenant Chip Barus ging gerade mit Fähnrich Robert Ukasi die Lieferungen an Gauss-Geschossen und Raketen durch, die jüngst auf der STERNENKRIEGER eingelagert worden waren. Beide hatten ihre Unterhaltung in dem Moment unterbrochen, als Commander Reilly den Raum betreten hatte.

„Wir haben den Befehl, sofort aufzubrechen. Zielpunkt sind Rendezvouskoordinaten in der Nähe von New Hope.“

Es war unnötig zu erwähnen, dass nicht die Stadt New Hope im Wega-System gemeint war. Schließlich war es derzeit ziemlich abwegig, dass die STERNENKRIEGER dort eine Mission zu erfüllen hatte.

„Dann geht es ins Niemandsland?“, schloss Soldo.

Reilly nickte.

„Ja.“

„Wenn Sie mir ein freies Wort gestatten: Das wurde auch Zeit, Sir!“

„Ich verstehe, weshalb man so lange still gehalten hat“, erwiderte Reilly. „Aber ich glaube auch, dass wir uns nun langsam der Gefahr stellen müssen, die da draußen auf die Menschheit lauert.“ Reilly wandte leicht den Kopf. Er war mit den Gedanken nicht hundertprozentig bei der Sache. Die Erinnerungen der letzten Tage stiegen in ihm auf. Seine Familie, Dar-el-Reilly, sein Bruder Dan, der zu Bruder Daniel geworden war und dies so verinnerlicht hatte, dass nun wohl auch Eric Reilly senior klar geworden sein musste, dass er niemals die Sirius-Linie von Reilly Ltd. übernehmen würde. Unter keinen Umständen. „Wir besprechen alle Einzelheiten in meinem Raum“, erklärte Reilly.

„Wann?“

„In zwanzig Minuten. Wenn alle Mannschaften an Bord sind, brechen wir sofort auf.“

„Unser L.I. befindet sich bei seinen Verwandten auf dem Mond. Er könnte in wenigen Stunden hier sein“, sagte Soldo. Die Rede war von Lieutenant Morton Gorescu, dem Leitenden Ingenieur der STERNENKRIEGER.

„Dann sorgen Sie dafür, dass er verständigt wird“, forderte Reilly.

„Schwieriger wird es mit unserem Schiffsarzt.“

Reilly runzelte die Stirn. „Was ist mit Dr. Rollins?“

„Er hält einen Gastvortrag an der Far Galaxy Akademie auf Sedna.“

„Wer hat das genehmigt? Wir hatten Bereitschaftsstatus!“

„Ich war das nicht, Sir. Anscheinend hat sich Dr. Rollins an die Personalverwaltung des Space Army Corps gewandt und die hat seinen Wunsch, nach Sedna zu fliegen als wichtigen Grund anerkannt.“

Reilly ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten.

Sedna war eines der zahlreichen planetengroßen Objekte, die den Kuiper-Gürtel kennzeichneten. Die Astronomie sah inzwischen auch den Pluto eher als eines dieser Kuiper-Objekte an, denn als eigenständigen neunten Planeten, aber Pluto hatte das Glück, zu einer Zeit entdeckt worden zu sein, als man die Definition des Begriffs Planet nicht so eng fasste.

Im Mittel war Sedna 290 Astronomische Einheiten von der Erde entfernt und brauchte mehr als zehntausend Jahre für einen Sonnenumlauf.

„Wir werden einen ganzen Tag durch den Flug nach Sedna verlieren“, stellte Reilly ärgerlich fest. Er wandte sich an Lieutenant Wu. „Kontaktieren Sie Admiral Raimondo und teilen Sie ihm mit, dass es entweder zu dieser Verzögerung kommen wird, oder wir für Dr. Rollins einen Ersatz brauchen. Ich nehme jedenfalls nicht an, dass Raimondo uns ohne medizinische Betreuung fliegen lässt.“

„In Ordnung, Sir!“, bestätigte Jessica Wu.

„Da ist noch etwas, Captain.“

Reilly sah Soldo erstaunt an, so als wollte er sagen: Reicht das denn nicht schon an unangenehmen Dingen, wenn man gerade aus dem Urlaub zurückkehrt?

„Worum geht es?“

„Shuttle-Pilot Bran Kolewsky hat sich von uns verabschiedet.“

„So kurzfristig?“, wunderte sich Commander Reilly.

„Er bekam ein sehr attraktives Angebot aus der freien Wirtschaft und fliegt jetzt die Sirius-Linie.“

Soldos letzte Worte versetzten Reilly einen Stich. „Doch nicht zufällig auf einem Schiff der Eric Reilly Ltd.?“, murmelte der Captain tonlos.

„Ich habe keine Ahnung, Sir. Allerdings muss das Angebot finanziell so attraktiv gewesen sein, dass er den Verlust sämtlicher Versorgungsleistungen des Space Army Corps auf sich genommen hat.“

Commander Reilly atmete tief durch.

Wüsste ich es nicht besser, dann könnte man ja durchaus auf den Gedanken kommen, das wäre Absicht gewesen, Dad!, ging es ihm durch den Kopf. Natürlich war das absurd.

„Ein möglicher Nachfolger wartet in Ihrem Raum auf Sie, Captain“, erklärte Soldo.

„Da war die Personalverwaltung des Space Army Corps ausnahmsweise mal richtig schnell!“

„Nein, Sir, Sie irren sich.“

„Wie bitte?“

„Sie wissen doch, wie knapp Piloten im Moment sind. Die Aufrüstung des Space Army Corps hat dazu natürlich erheblich beigetragen – aber das Frachtaufkommen privater Raumlinien steigt natürlich auch exponentiell mit jeder neuen Kolonie, die da draußen errichtet wird. Die Personaldecke des Space Army Corps ist in diesem Segment momentan so angespannt, dass wir nur die Wahl haben, von unserem ersten Shuttle-Piloten Jacques ein anderes Crew-Mitglied kurzfristig anlernen zu lassen…“

„Ty Jacques wird mir was husten!“, unterbrach Reilly seinen Ersten Offizier. „Und das mit Recht! Man kann auf diese Weise vielleicht jemanden rekrutieren, der regelmäßig die Linie Erde-Mond fliegt, aber keinen Fährenpiloten, der das Beiboot eines Kriegsschiffs unter Einsatzbedingungen steuern soll.“

„Da gebe ich Ihnen vollkommen Recht, Sir. So bleibt uns wohl keine andere Wahl, als Triffler zu engagieren.“

Reilly runzelte die Stirn.

„Triffler?“

„Der Mann, der da drinnen auf Sie wartet, heißt Moss Triffler. Er war Test-Pilot in den Diensten des Far Galaxy Konzerns, flog dort aber raus, nachdem ihm nachgewiesen wurde, dass er technische Daten eines Steuermoduls an die Konkurrenz verriet. An den finanziellen Folgen des Zivilprozesses wird er wohl sein ganzes Leben lang abzahlen.“

„Eine verkrachte Existenz also“, stellte Reilly fest.

Soldo nickte leicht.

„Wenn ich an Triffler Stelle wäre, würde ich mich innerhalb der Grenzen der Humanen Welten nicht mehr sehen lassen. Aber er denkt offenbar anders über diesen Punkt.“

„Gibt es da nicht irgendwelche formellen Schwierigkeiten, wenn er als zweiter Fährenpilot auf der STERNENKRIEGER anfängt?“

„Nein. Ich habe das Okay des Oberkommandos und der Personalverwaltung. Es gibt speziell zur Anstellung von Piloten seit jüngstem Sonderbestimmungen, die Seiteneinsteigern den Eintritt ins Space Army Corps erleichtern sollen. Und genau diesen Paragraphen möchte Moss Triffler jetzt für sich nutzen – vorausgesetzt, Sie sind damit einverstanden.“

Die Entscheidung ist doch längst gefallen – ohne mich!, dachte Reilly. Soldo hat alles vorbereitet und bereits die nötigen Schritte in die Wege geleitet. Und ein Testpilot dürfte ja wohl auch über jeden Zweifel an der nötigen fachlichen Qualifikation erhaben sein.

„Ich werde ihn mir mal ansehen!“, kündigte Commander Reilly an.

Reilly und Sunfrost: Chronik der Sternenkrieger 8 Romane

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