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Kurze Zeit später erreichte sie den auf einer Anhöhe gelegenen Herrensitz Dellmore Manor. Jedenfalls sprach alles dafür, dass sie hier richtig war. Dunkel ragten die Mauern des Haupthauses auf. Es gab noch ein paar Nebengebäude für Stallungen und Personal.

Rebecca stellte den Wagen in unmittelbarer Nähe des mächtigen Portals ab. Noch immer regnete es sehr heftig.

Sie stieg aus, beeilte sich die fünf breiten Steinstufen hinaufzulaufen und stand dann einen Augenblick später vor der großen, zweiflügeligen Holztür.

Sie klopfte an die Tür.

Eine Klingel konnte sie nirgends finden.

Sie klopfte ein zweites Mal. In einigen Räumen des Landsitzes hatte sie Licht brennen sehen, daher nahm sie an, dass auch jemand im Haus war.

Außerdem wurde sie ja auch erwartet - wenn auch vielleicht nicht zu dieser späten Stunde.

Rebecca lauschte. Es war nichts zu hören.

Während sie geklopft hatte, war ihre Hand über eine seltsame Erhebung auf dem Holz der Tür geglitten. Sie fühlte erneut darüber. Es war zu dunkel, um genau zu erkennen, worum es sich handelte. Wahrscheinlich irgend eine kunstvolle Schnitzarbeit, so vermutete sie.

Jetzt hörte sie schleppende Schritte auf der anderen Seite der Tür.

Jemand löste einen schweren Riegel.

Einen Augenblick später wurde der rechte Flügel einen Spalt geöffnet.

"Guten Abend", sagte Rebecca und blickte in das ausdruckslose Gesicht eines kahlköpfigen Mannes, der seiner äußerst konservativen und korrekten Kleidung nach ein Butler war. Der Butler überragte Rebecca um anderthalb Köpfe, obwohl er eine leicht gebeugte Haltung hatte.

"Guten Abend", sagte er.

"Ich bin doch hier richtig - auf Dellmore Manor!"

"Das sind Sie."

"Mein Name ist Rebecca Jennings..."

"Sie werden erwartet."

Der Butler öffnete die Tür zur Gänze und Rebecca trat ein.

Sie ging in einen hohen, fast hallenartigen Empfangsraum. An den Wänden hingen düstere Landschaftsbilder. Das Licht war gedämpft. Manchmal flackerte es nach heftigen Donnerschlägen.

"Bitte folgen Sie mir!", sagte der Butler dann.

Seine Stimme klang ausdruckslos, fast automatenhaft.

Er führte Rebecca eine breite Treppe hinauf, dann einen spärlich beleuchteten Flur entlang.

Der Butler öffnete eine Tür.

Rebecca trat in einen Raum, dessen Wände fast vollständig von Bücherregalen gefüllt waren. Ein dicker, ledergebundener Foliant stand neben dem anderen. Viele der Buchrücken waren von einer feinen Staubschicht bedeckt. Im Kamin brannte Feuer. Es knisterte.

"Sir Wilfried wird Sie gleich begrüßen, Miss Jennings", erklärte der Butler.

"Gut."

"Haben Sie bis dahin noch einen Wunsch?"

"Ja, meine Haare sind ziemlich nass geworden. Wenn Sie vielleicht ein Handtuch hätten..."

"Natürlich."

Mit ausdruckslosem Gesicht ging der Butler aus dem Raum.

Kurze Zeit später kehrte er zurück und reichte Rebecca ein weißes Frotteehandtuch. Sie trocknete sich das feuchte Haar und bemerkte aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung. Ein Teil der Bücherwand glitt zur Seite. Erst jetzt wurde sichtbar, dass sich dahinter eine zweite Tür befand, durch die nun ein hagerer, hochgewachsener Mann mit falkenhaftem Gesicht trat.

Sein Alter war schwer zu schätzen, aber die fünfzig hatte er deutlich überschritten. Seine Haltung wirkte sehr würdevoll, fast etwas steif. Seinem ganzen Gebaren haftete etwas Aristokratisches an.

Er reichte Rebecca die Hand.

"Guten Abend, Miss Jennings. Es freut mich, dass Sie doch noch zu uns gefunden haben."

"Sie sind..."

"Sir Wilfried Dellmore."

Die Ahnung eines Lächelns huschte über das blasse Gesicht des Herrn von Dellmore Manor. Seine Hand fühlte sich eiskalt an. Rebecca fröstelte unwillkürlich.

"Es tut mir leid, eigentlich ist es nicht meine Art, zu spät zu kommen", sagte sie. "Schon gar nicht, bei einem so wichtigen Termin. Schließlich tritt man nicht jeden Tag eine neue Stellung an."

"Schon gut, Miss Jenning. Es trägt Ihnen niemand etwas nach. Möchten Sie etwas trinken?"

"Nein, danke."

"Ich schlage vor, Sie geben Walter Ihren Wagenschlüssel. Dann kann er das Gepäck schonmal in ihr Quartier bringen."

Rebecca drehte sich zu dem Butler um. Mit reglosem Gesicht stand er da, fast wie eine Wachsfigur. Zunächst gab sie ihm das Handtuch zurück, dann sagte sie: "Der Wagen ist offen."

Walter erwiderte nichts.

Er nickte lediglich. Eine Geste, die schon beinahe an eine Verbeugung heranreichte.

Dann wandte er sich in Richtung der Haupttür und verließ die Bibliothek.

Die Nebentür, durch die Sir Wilfried eingetreten war, hatte sich indessen von selbst geschlossen. Mit einem lauten Klacken fiel sie ins Schloss.

Sir Wilfried verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln.

"Einer meiner Vorfahren ließ diese Tür einbauen", erläuterte er dann. "Wissen Sie, im achtzehnten Jahrhundert waren diese Dinge groß in Mode..."

"Nun, ich muss gestehen, dass ich etwas überrascht war."

"Es war keinesfalls meine Absicht, Sie zu erschrecken, Miss Jennings."

"Natürlich nicht."

"Sie hatten Schwierigkeiten, hier her zu finden?"

Rebecca nickte. "Ja, das kann man wohl sagen. Ich war schon ganz verzweifelt, aber zum Glück konnte man mir in Kerryhill weiterhelfen..."

Sir Wilfried beobachtete sie sehr aufmerksam. Rebecca zuckte innerlich zusammen, als sie dies bemerkte. Lord Dellmores Blick war von geradezu hypnotischer Intensität. In seinen Augen flackerte es unruhig.

"Das sind ziemlich verschlossene und abergläubische Leute dort", meinte Sir Wilfried. Dann zuckte er die Schultern. "Aber vermutlich werden die Bewohner von Kerryhill dasselbe über mich sagen!"

"Kurz bevor ich Dellmore Manor erreichte, hatte ich eine ziemlich merkwürdige Begegnung", sagte Rebecca.

"Ach, ja?"

Sir Wilfried hob die Augenbrauen.

"Ein Reiter - wie zu einem Kostümball angezogen. Er stand mitten auf der Straße und zuerst schien es so, als ob er mich nicht weiterfahren lassen wollte..."

Sir Wilfrieds Stirn legte sich in Falten.

"Was ist passiert?"

"Nichts. Er ist davongeritten und verschwand in der Nacht. Haben Sie eine Ahnung, wer das war?"

"Es gibt eine Reihe seltsamer Gestalten in dieser Gegend. Exzentriker ist ein freundlicheres Wort dafür..."

Sir Wilfried trat zu einem der hohen Fenster und blickte hinaus in die Dunkelheit. Es wirkte fast so, als suchte er nach etwas.

Schließlich drehte er sich wieder herum. Er schluckte.

"Es ist schon spät", stellte er fest. "Sie werden müde sein. Wenn Sie wollen dann, zeigt Walter Ihnen gleich Ihr Quartier. Und sollten Sie noch hungrig oder durstig sein, so wird er Ihnen alles zubereiten, was sich in unserer Küche herstellen lässt."

"Ich danke Ihnen."

"Morgen werde ich Sie dann in Ihre Aufgabe einweisen. Sie werden sich schnell hineinfinden. Mr. Gaskell - Ihr Vorgänger - hat gute Arbeit geleistet."

"Ich habe gehört, dass er verstorben ist..."

Sir Wilfrieds Gesicht versteinerte. Es war jetzt eine starre Maske.

"Hat man Ihnen das in Kerryhill erzählt?", fragte er dann.

Rebecca nickte. "Ja."

"Mr. Gaskell ist tatsächlich verstorben. Was hat man Ihnen noch erzählt?" Sein Ton war drängend. Rebecca irritierte das.

"Das war alles", berichtete sie. "Da war ein alter Mann... Kelly!"

"Ein Schwätzer. Sie sollten keinen Penny auf das geben, was er von sich gibt!"

Gespensterfluch - 5 Romantic Thriller

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