Читать книгу Gespensterfluch - 5 Romantic Thriller - Alfred Bekker - Страница 9

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Die Scheibenwischer schafften es einfach nicht, für freie Sicht zu sorgen. Rebecca Jennings saß hinter dem Steuer ihres Coupes und blickte angestrengt durch die Frontscheibe.

Es war ziemlich spät geworden.

Die Dämmerung hatte sich erst wie grauer Spinnweben über das Land gelegt und nun war es schon beinahe ganz dunkel.

Ein Blitz zuckte grell aus den tiefhängenden, dunklen Wolken.

Der Regen prasselte nur so hernieder.

Gestehe es dir endlich ein!, dachte Rebecca. Du hast dich verfahren!

Die Straße war sehr schmal. Ihr Zustand war schlecht. Ein Schlagloch folgte dem nächsten. Sie zog sich durch ein Waldstück hindurch, wodurch die Sicht noch schlechter wurde.

Rebecca Jennings atmete tief durch.

Eine Verspätung war alles andere als ein gelungener Einstand in ihrer neuen Stellung!

Aber es war nun einmal nicht zu ändern.

Die Straßen waren immer schmaler und unwegsamer geworden und die Hinweisschilder immer spärlicher.

Geschlagene anderthalb Stunden schon fuhr sie in dieser gottverlassenen Gegend herum, seit sie die Autobahn aus Richtung London verlassen hatte. Und sie war sich nicht sicher, ob sie ihrem Ziel inzwischen ein paar Meilen näher gekommen war.

Wieder zuckte ein Blitz.

Der Donner peitschte kurz hinterher. Das Gewitter musste ganz in der Nähe sein. Der Regen nahm noch einmal an Heftigkeit zu. Der Wind bog Bäume und Büsche unbarmherzig in seine Richtung. Ein knackendes Geräusch übertönte sogar den Motor. Ein dicker Ast brach aus der Krone eines knorrigen Baumes heraus. Er krachte nieder, viel zu schnell, als dass Rebecca noch hätte reagieren können. Der Ast fegte über die Kühlerhaube des Coupes, rutschte ein Stück die Frontscheibe empor und glitt dann zur Seite auf die Straße.

Der Schrecken saß tief.

Rebecca fühlte, wie ihr der Puls bis zum Hals schlug.

Mein Gott, das war knapp!, ging es ihr durch den Kopf. Sie war froh, als sie das Waldstück hinter sich gelassen hatte.

Viel hätte sie in diesem Moment dafür gegeben, wenn diese Höllenfahrt zu Ende gewesen wäre!

Ein Schild tauchte auf.

Rebecca fuhr langsamer, bremste ab und las die verblassten Buchstaben.

Kerryhill, 3 Meilen.

Immerhin etwas!, dachte Rebecca. Sie hielt an, blickte auf ihre Karte. Kerryhill war offenbar so klein, dass es gar nicht verzeichnet war. Aber vielleicht gab es dort eine Tankstelle oder ein Gasthaus, wo sie nach dem Weg fragen konnte.

Sie fuhr weiter.

Wenig später tauchte der düstere Turm einer verwitterten Kirche auf. Als drohende Silhouette stand sie da. Verwachsene Bäume erhoben sich über den angrenzenden Friedhof. Um die Kirche herum gruppierte sich eine Handvoll Häuser.

Das war Kerryhill.

Ein Flecken, kaum ein Dorf zu nennen.

Es gab keine Tankstelle, aber ein Gasthaus mit dem Namen KERRYHILL INN. Rebecca parkte das Coupe vor dem verwittert wirkenden Haus. Der Regen hatte zwar etwas nachgelassen, aber oben, in den Wolken grummelte es nach wie vor.

An einen Schirm hatte Rebecca nicht gedacht.

Sie öffnete die Tür ihres Wagens und lief so schnell sie konnte zum Eingang des KERRYHILL INNs. Das schulterlange, brünette Haar klebte der jungen Frau bereits feucht am Kopf, als sie den Eingang erreichte. Die Tür war durch einen steinernen, moosbewachsenen Bogen geschützt. Die Tür war aus dunklem Holz gefertigt und machte den Eindruck, schon Jahrhunderte alt zu sein.

Rebecca wollte die Türklinke herunterdrücken, da zuckte sie zurück.

Sie starrte auf das fratzenhafte, aus Holz geschnitzte Löwengesicht, das sie hasserfüllt anblickte. Mit den Zähnen hielt das Löwengesicht einen dunklen Metallring, der wohl zum Klopfen gedacht war.

Rebecca öffnete die Tür. Sie trat in einen halbdunklen Raum.

Der Regen prasselte gegen die kleinen, butzenartigen Scheiben.

Außer dem Wirt befanden sich nur noch zwei Männer im Schankraum. Der eine saß an der Theke, der andere an einem Tisch in der Ecke.

Rebecca ging zum Schanktisch. Der Wirt war ein hochgewachsener, hohlwangiger Mann. Er starrte sie an wie einen leibhaftigen Geist.

"Guten Abend", sagte Rebecca.

"Guten Abend, Ma'am", knurrte der Wirt.

Rebecca fühlte sogleich die Blicke aller Anwesenden auf sich gerichtet. Als Fremder fiel man hier wohl sofort auf.

Das war nicht verwunderlich.

"Was wünschen Sie, Ma'am?", fragte der Wirt. Sein Gesicht blieb völlig ausdruckslos dabei. Ein Donner krachte indessen geradezu ohrenbetäubend. Das Licht im Raum flackerte für einen Augenblick. Rebecca zuckte unwillkürlich zusammen.

"Ich fürchte, ich habe mich etwas verfahren", sagte sie dann. Sie strich sich dabei eine feuchte Strähne aus dem Gesicht.

"Wo wollen Sie denn hin?"

"Dellmore Manor!"

"Oh!"

Die drei Männer wechselten bedeutungsvolle Blicke.

Schließlich fragte der Wirt: "Dann sind Sie die neue Verwalterin?"

"Ja", erwiderte Rebecca erstaunt. Die Welt schien hier sehr klein zu sein und Neuigkeiten sprachen sich offenbar schnell herum.

"Sie wirken sehr jung für den Job!", sagte der Wirt dann. Er schien es gewohnt zu sein, seine Gedanken sehr ungeschminkt zum Ausdruck zu bringen.

Rebecca atmete tief durch.

"Nun, ich gebe zu, dass es meine erste Anstellung ist. Aber ich habe meinen Beruf gelernt. Ich bin überzeugt davon, ein Landgut verwalten zu können - und wenn Lord Dellmore anderer Meinung gewesen wäre, hätte er mich wohl kaum eingestellt!"

Der Wirt zuckte die Achseln.

"Geht mich ja nichts an", knurrte er.

"Wie gesagt, ich habe mich etwas verfahren... Wenn Sie vielleicht so freundlich wären und mir den Weg sagen würden..."

"Sie fahren die Straße entlang bis zu einer Weggabelung. Dort geht es links weiter, dann vorbei an einem See. Ist schon fast verlandet, mehr ein Sumpf als ein See. Jedenfalls können Sie es dann nicht mehr verfehlen. Dellmore Manor liegt auf einer Anhöhe, die Straße führt direkt dort hin."

"Ich danke Ihnen... Kann ich mal telefonieren? Ich habe mich nämlich verspätet und möchte..."

"Das Telefon funktioniert im Moment nicht! Muss am Gewitter liegen."

"Trotzdem, vielen Dank."

"Alles Gute, Ma'am!"

Rebecca wandte sich wieder in Richtung der Tür.

Sie hatte sie kaum erreicht, da ließ der Klang einer heiseren Stimme sie zusammenzucken.

"Gehen Sie nicht nach Dellmore Manor", murmelte die Stimme.

Ein Donner folgte - wie ein gewaltiger Paukenschlag.

Rebecca blieb stehen. Sie strich das Haar zurück und blickte zum Tisch in der Ecke. Der Mann, der dort saß war schon älter, sein Gesicht faltig. In den wässrig blauen Augen flackerte es unruhig. Er stand auf, obwohl sein Bierglas noch halb voll war. Dann fasste er den dunklen Stock, den er gegen die Stuhllehne gestellt hatte. Am Griff befand sich ein geschnitzter Hundekopf. Der Alte wankte auf Rebecca zu. Dann blieb er stehen und musterte sie einige Augenblicke lang.

"Wissen Sie, was mit Ihrem Vorgänger geschah?" Der Alte kicherte.

Rebecca schluckte.

Sie spürte plötzlich ein deutliches Unbehagen in der Magengegend.

"Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Sir", sagte sie dann etwas steif.

Der Alte verzog das Gesicht.

"Ein Mann namens Gaskell war vor Ihnen Verwalter auf Dellmore Manor... Er ist tot, Ma'am!"

"Was soll das Gerede?", fragte sie etwas schroffer, als sie ursprünglich beabsichtigt hatte. "Und vor allem: Was hat das alles mit mir zu tun?"

"Dellmore Manor ist ein verfluchter Ort, Ma'am" sagte der Alte dann in gedämpftem Tonfall. "Ein Ort des Todes und der Verdammnis... Üble Geschichten ranken sich um diesen Herrensitz..."

"Mach der jungen Lady doch keine Angst mit deinen Schauergeschichten!", mischte sich der Wirt ein.

"Es ist die Wahrheit", wisperte der Alte. Sein Blick bohrte sich förmlich in Rebeccas Augen. Ein Schauder überkam sie dabei unwillkürlich. Das ist nur das Geschwätz eines wunderlichen Alten! versuchte sie sich einzureden. Aber ihr Gefühl sagte etwas anders... Das Unbehagen blieb.

"Hör auf, Kelly!", rief der Wirt. "Sei still!"

Der Alte zuckte die Achseln.

"Niemand will etwas von der Wahrheit wissen...", murmelte er. "Niemand..." Er wandte sich wieder herum und wankte zu seinem Tisch. Der Stock klapperte dabei auf den Parkettbohlen.

Gespensterfluch - 5 Romantic Thriller

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