Читать книгу Krimi Paket 9 starke Thriller im August 2021 - Alfred Bekker - Страница 69
28
ОглавлениеJane Morris konnte schon vor Zorn nicht schlafen. Sie betrachtete Larrys im Schlaf verzerrtes Gesicht, dem die Anspannung des Tages noch anzusehen war. Rita war auf einem Sessel eingeschlafen. Sie hatte ihre Beine unter den Körper gezogen und würde am nächsten Morgen sicher einen Muskelkater haben. Ron Wilson lag mit offenen Augen auf seiner Liege und starrte zur Decke. Die Mannschaft hatte sich auf die andere Seite der Messe zurückgezogen.
Am Eingang hockte der schweigsame Mann, der erst später hereingekommen war. Offensichtlich ein Amerikaner. Die beiden anderen nannten ihn Benson. Er hielt sein Gewehr über den Knien und beobachtete die Gefangenen aufmerksam.
Jane wunderte sich, dass die Gangster sich untereinander beim Namen nannten. Für diese Tatsache gab es eigentlich nur eine einzige Erklärung: Sie waren sicher, dass anschließend niemand darüber reden würde. Ihr Tod war also beschlossene Sache. Jane Morris war jedoch nicht gewillt, alles widerstandslos mit sich geschehen zu lassen.
Sicher hatte sie keine Chance gegen die bewaffneten Männer, aber es musste einen anderen Weg geben. Im Augenblick schien sie die Einzige zu sein, die außer dem Wächter nicht schlief.
„Warum beteiligen Sie sich eigentlich an einem solchen Verbrechen?“, fragte sie leise.
Bensons Kopf ruckte erschrocken hoch. Seit einer Stunde war kein Wort gefallen. Er starrte sie an und krampfte den Finger um den Abzugsbügel. Man sah dem Mann an, dass er nervös war.
„Halten Sie den Mund“, sagte er krächzend.
„Sie glauben doch nicht im Ernst, dass Sie mit so einer Geschichte durchkommen? Piraterie steht nicht hoch im Kurs. Vor ein paar hundert Jahren war das anders.“
Er richtete die Mündung direkt auf sie. „Sie sollen den Mund halten! In diesem Raum darf nicht gesprochen werden. Sie stören die anderen.“
Jane lächelte geringschätzig. „Sie lassen sich von diesen beiden Latinos in ein Abenteuer reißen, das Sie überhaupt nicht übersehen. Sie werden im Gefängnis sicher lange Zeit haben, darüber nachzudenken. Aber dann wird es zu spät sein. Wenn Sie uns jetzt aber helfen, könnten Sie aus der Sache vielleicht noch mit heiler Haut herauskommen. Denken Sie mal darüber nach.“
Benson grinste. „Mit diesem dummen Trick legen Sie mich nicht herein. Da müssen Sie schon früher aufstehen.“
Er redete wenigstens mit ihr. Das war ein Anfang. Jane Morris ballte die Hände zusammen. Sie war sich nicht sicher, wie sie weiter vorgehen sollte. Wäre doch Bount Reiniger hier! Der wusste, wie man mit solchen Typen umging. Ihre Erfahrung mit Gangstern hatte sie aus Hollywoodfilmen, und da sah alles ganz anders aus.
„Wenn Sie uns befreien, werden wir Ihnen alle sehr dankbar sein“, fuhr sie fort. „Und einen Teil des Schatzes werden Sie auch bekommen. Von Ihren Freunden sehen Sie bestimmt nichts. Die sacken die Beute ein und verschwinden. Und Sie können das ganze dann ausbaden. Wenn Sie mit uns arbeiten, bleibt für Sie ein schöner Brocken übrig. Das verspreche ich Ihnen.“
„Die Ausbeute war bisher nicht gerade überwältigend“, entgegnete er knurrend. „Damit können Sie mich nicht locken!“
Sie machte eine geringschätzige Handbewegung. „Was wir bis jetzt heraufgeholt haben, ist doch nur ein Bruchteil. In dem Wrack liegen ungeheure Schätze. Sie warten nur darauf, dass sie gehoben werden. Wir wissen, wie man das macht. Sie brauchen nur zuzugreifen, dann haben Sie die Chance Ihres Lebens. Na, was halten Sie davon?“
Benson stand langsam auf. Ein Grinsen überzog sein Gesicht. „Das ist sehr interessant, Lady. Damit ist endlich klar, dass Sie uns hereinlegen wollen. Sie spielen auf Zeit. Aber damit dürfte es jetzt vorbei sein. Meine Freunde werden entsprechende Maßnahmen ergreifen. Bisher wussten wir nicht, was tatsächlich dort unten liegt. Jetzt haben wir endlich die richtigen Informationen. Sie werden verdammt viel tauchen müssen, um die schönen Sachen ans Tageslicht zu holen.“
Jane biss sich auf die Lippen. Sie hatte viel zu viel verraten und sich und ihre Freunde in eine noch schlimmere Situation gebracht. Dabei hatte sie geglaubt, diesen Mann auf ihre Seite zu ziehen. Jedenfalls klappte das in den Filmen häufiger. Doch nun saßen sie erst recht in der Falle. Larry würde ihren Überredungsversuch nicht sehr komisch finden. Jetzt blieb ihnen keine Zeit mehr.
Sie sah zu Ron Wilson, der den Kopf herumgedreht hatte und sie anstarrte.
„Es tut mir leid“, flüstere sie. „Ich hatte gehofft, dass es klappt.“
Er schloss die Augen und drehte den Kopf wortlos zurück. Er musste jedes Wort gehört haben. Warum hatte er sie nicht unterbrochen? Vielleicht hatte er ebenfalls geglaubt, dass es klappte.
Benson war näher gekommen und sah auf sie herunter. „Das wird Ihnen noch leid tun. Die Nacht ist bald zu Ende. Ich werde dafür sorgen, dass Sie beim ersten Tauchgang dabei sind. Und ich rate Ihnen, eine schöne Ladung mit nach oben zu bringen, sonst werde ich mich ganz persönlich um Sie kümmern.“
„Sie sind ein widerliches Schwein!“
Er schlug sie über den Mund, und ihr Kopf flog zurück. Voll wilder Wut wollte sie sich auf ihn stürzen, aber darauf wartete er wohl nur. Sie beherrschte sich. Vielleicht konnte sie ihn entwaffnen, wenn sie es geschickt anstellte. Sie musste ihn noch dichter an sich herankommen lassen.
„Es ist wohl leicht, eine Frau zu schlagen“, sagte sie.
„Es ist mir völlig egal, ob Sie eine Frau sind. Ich mache meinen Job, und Sie stehen auf der anderen Seite. Pech für Sie. Aber provozieren Sie mich nicht noch einmal. Wir wollen das Gold, und wir werden es bekommen - auch wenn Sie noch ein paar Tricks versuchen.“ Jane schnellte aus ihrer Position hoch und griff nach dem M 16. Benson wich ihr locker aus und stoppte sie mit einem Tritt gegen den Oberschenkel. Sie wurde zurückgeworfen. Tränen schossen in ihre Augen.
Benson lachte. „Das war ziemlich ungeschickt. Sie sind viel zu langsam für mich.“
Jane senkte den Kopf und schluchzte. Sie hatte alles vermasselt, und jetzt war es aus. Sie würde nie wieder eine Chance bekommen.
Er griff nach ihr und zerrte sie hoch. „Jetzt werde ich mal die Initiative ergreifen. Ich zeige Ihnen, wie es ein richtiger Mann macht.“
„Lassen Sie mich los!“
„Das Spielchen fängt erst an.“
In diesem Augenblick hörten sie direkt über sich einen leisen Aufprall auf dem Deck.
Benson blieb wie erstarrt stehen. „Was war das?“, fragte er leise.
Jane hielt den Atem an. Sie hätte die Frage nicht beantworten können, aber der Zwischenfall rettete sie in diesem Moment.
Benson ließ sie los. Er war nervös. Vorsichtig öffnete er die Tür zum Gang und spähte hinaus.