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Es war ein seltsames Gefühl, als ich in Begleitung einiger Diener des Rajas zu meinem Hotel zurückkehrte, um meine Sachen abholen zu lassen.

Ich hatte darauf bestanden, die Diener nicht allein gehen zu lassen, wofür der Raja kaum Verständnis zu haben schien.

Schließlich gab er allerdings meinem Ansinnen nach.

Im Tharr Desert Hotel versuchte ich, zu telefonieren. Ich wollte Tante Lyn über die Entwicklung der Dinge unterrichten.

Schließlich konnte niemand ausschließen, dass sich meine eigene Spur in kürzester Zeit ebenso im Nichts verlor, wie es vorher bereits mit der Gardners geschehen war.

Aber ich bekam keine Verbindung nach London. Sanpur sei ein abgelegener Ort und das Telefonnetz ständig überlastet, so versuchte mich der Wirt zu trösten.

Als wir den Palast erreichten, wurde ich dort in einem äußerst luxuriös eingerichteten Raum einquartiert. Es lag in einem der oberen Geschosse des Haupthauses und hatte einen eigenen kleinen Balkon, von dem aus man eine traumhafte Aussicht über den Palast hatte.

Eine Dienerin kümmerte sich um meine Sachen.

Sie hieß Marana und trug einen bunten Sari. Das dicke schwarze Haar trug sie zu einem Zopf nach hinten gebunden.

Ihr Gesicht war feingeschnitten und ihre Bewegungen voller Anmut und Grazie.

Ich schätzte ihr Alter auf zwanzig Jahre und musste unwillkürlich an Venja, die Mutter des Rajas denken. Die beiden hätten Schwestern sein können...

Marana hatte zwar eine sehr bescheidene, zurückhaltende Art und vielleicht hatte man ihr auch gesagt, dass sie nicht zuviel mit mir reden sollte, aber ich sah ihren Blicken an, dass da noch etwas anderes war. Etwas, das ich noch nicht so recht einzuordnen wusste...

"Haben Sie noch Wünsche, Miss Dark?", fragte sie, als sie meine Sachen in den Schrank geordnet hatte.

"Ja, vielleicht könnten Sie mir eine Frage beantworten, Marana!"

"Welche Frage?"

Die Aussicht schien ihr nicht zu gefallen. Und wieder sah ich dieses eigentümliche Blitzen in ihren dunklen Augen. Ich hatte das untrügliche Gefühl, dass Marana mich nicht sonderlich mochte, auch wenn sie sich alle Mühe gab, mir das nicht allzu deutlich zu zeigen.

"Venja, die Mutter des Raja..."

"Was ist mit ihr?", unterbrach sie mich. Ihr Englisch war recht gut, wenn auch mit hörbarem Akzent beladen.

"Sie sieht sehr schön aus..."

"Ja, Miss Dark. Das ist wahr."

"Marana, wissen Sie, wie alt sie ist?"

"Nun, sie ist die Mutter des Raja..."

"Aber sie wirkt wie eine Frau, die kaum älter als Sie oder ich ist!"

"Menschen altern sehr unterschiedlich, Miss Dark."

"Ja", murmelte ich. "Da haben Sie zweifellos recht."

"Kann ich jetzt gehen?", fragte Marana.

Sie war meiner Frage geschickt ausgewichen.

Ich nickte.

"Ja."

"Wenn Sie etwas brauchen, können Sie jederzeit nach mir rufen!"

"Gut."

Sie schien froh darüber zu sein, mein Zimmer verlassen zu können. Als sie die Tür öffnete, um hinaus auf den Flur zu gehen, schrak sie ein wenig zusammen, als sie die Gestalt des Rajas erblickte.

Die beiden wechselten einen kurzen Blick, den ich nicht zu deuten vermochte, dann drückte Marana sich an dem Raja vorbei, der ihr kurz nachsah.

Er drehte den Kopf in meine Richtung, lächelte und trat ein.

"Ich hoffe, alles ist zu Ihrer Zufriedenheit, Miss Dark!"

Ich nickte. "Ja, ich kann mich wirklich nicht beklagen!"

"Ich bin froh, dass Sie auf mein Angebot eingegangen sind, Miss Dark..." Er sah mich dabei an und sein Blick schien dabei tief in mein Bewusstsein zu dringen. Es war ein unangenehmes Gefühl und ich versuchte, diesem Blick so gut es ging standzuhalten. Plötzlich fragte er in die Stille hinein: "Warum trauen Sie mir nicht, Miss Dark?"

"Vielleicht bin ich einfach nur vorsichtig", erwiderte ich.

Er nickte langsam. Sein Lächeln hatte jetzt etwas Gefrorenes an sich.

"Gut", sagte er. "Wenn es nur das ist..."

Ich wandte mich ab und ging auf den Balkon. Ein heißer Wind wehte aus der Tharr-Wüste herüber und ließ in mir ein leichtes Schwindelgefühl aufkommen.

Der Raja folgte mir.

Ich brauchte mich nicht umzudrehen, um seine Anwesenheit zu spüren.

"Ihr Palast ist beeindruckend", sagte ich, während ich den Blick über die Kuppelbauten und Rundbögen schweifen ließ. "Wie aus aus einem Märchen..."

"Ja, es gibt auf der Erde nicht viele Orte wie diesen", hörte ich dicht hinter mir die samtene Stimme des Rajas. Ich spürte seine Hand an meiner Schulter, was mir einen eigentümlichen Schauer einjagte.

Dann bemerkte ich, dass wir beobachtet wurden.

Ein dunkles Augenpaar ruhte auf uns. Es war kaum zu sehen und schaute verstohlen hinter einem bunten, halb durchsichtigen Vorhang hervor, der eines der anderen Palastfenster zierte.

Den bunten Sari erkannte ich sofort wieder.

Es war Marana.


Die große Halloween Horror Sammlung November 2021

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