Читать книгу Das Super Krimi Paket Dezember 2021: 12 Romane in einem Buch - 1800 Seiten Thriller Spannung - Alfred Bekker - Страница 99

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Ich bekam über die Vermittlungsstelle heraus, dass es in Chicago insgesamt ein Dutzend Personen mit dem Namen Gilbert Sullivan gab, die ein Telefon besaßen. Aber nur einer von ihnen hatte etwas mit der Baubranche zu tun. Den Rest der Telefonate ließ ich Kitty führen. Ich war überzeugt davon, dass ihre kommunikative Art dafür sorgen würde, dass sie noch einiges mehr an Informationen herausbekam. Ich setzte mich in der Zwischenzeit hinter das Steuer meines Plymouth und fuhr in die West Side.

Die West Side von Chicago war ein typisches Arbeiterviertel.

Mietskasernen wechselten mit weitläufigen Industrieanlagen ab, die immer weitere Zuwanderer in die Stadt lockten.

In welche der schnell hochgezogenen Wohnblocks George McCormick das Geld der Steuerzahler hatte fließen lassen, stand inzwischen sogar in der Chicago Tribune.

Ich klapperte sie der Reihe nach ab. An einem der Blocks wurde noch gearbeitet. Der Rohbau war fertig gestellt.

Vor dem Bau gab es eine Tumult artige Versammlung. Ich stellte den Plymouth in der Nähe ab, um mir das aus der Nähe anzusehen.

Ein ziemlich bemitleidenswerter Bauleiter hatte gerade die unangenehme Aufgabe, seinen Leuten zu verkünden, dass es im Moment keinen Job für sie gab.

Ich konnte mir denken, wie das alles zusammenhing. McCormicks Verschwinden hatte das ganze Kartenhaus der Finanzierung dieses einmaligen Renditeobjekts zum Einsturz gebracht. Jeder versuchte jetzt zu retten, was noch zu retten war. Die Geldgeber zogen ihre Einlagen zurück und die Baufirmen stellten die Arbeit ein, weil sie sich nicht sicher sein konnten, dass am Ende nicht sie auf den aufgelaufenen Material und Lohnkosten sitzen blieben.

„Die Situation wird sich in den nächsten Tagen klären!“, versuchte der Bauleier die wütenden Männer zu beschwichtigen.

„Was soll sich da klären?“, rief einer. „Glauben Sie vielleicht, wir lesen nicht auch Zeitung?“

„Ja, dieser McCormick hat sich aus dem Staub gemacht und genießt jetzt irgendwo das Leben – und wir stehen auf der Straße!“

Ich sah mir den ganzen Zirkus eine Weile an.

Der Bauleiter hatte ein bemerkenswertes Durchhaltevermögen.

Hier und da wurden Fäuste geballt. Mir war klar, dass diese Männer jetzt in einer schlimmen Lage waren. Se mussten ihre Familien ernähren und standen plötzlich ohne Job und das bereits einkalkulierte Einkommen dar.

Kurzschlussreaktionen waren angesichts dieser Verzweiflung nicht völlig auszuschließen.

Dann rollten plötzlich mehrere Fahrzeuge an. Ein Packard, ein Ford und ein Dodge.

Ein Dutzend Männer stiegen aus. Alle kräftig gebaut und mit Baseballschlägern bewaffnet.

Ich war gerade damit beschäftigt, mir eine Lucky Strike anzuzünden und verbrannte mir fast die Finger am brennenden Streichholz. Einen der Kerle, die zu diesem Rollkommando gehörte, kam mir nämlich ziemlich bekannt vor.

Es war niemand anderes als Buddy Kavanaugh.

Die Schläger verteilten sich. Etwa fünfzig aufgebrachte Arbeiter gegen ein Dutzend Bluthunde. Einige Augenblicke lang hing alles in der Schwebe, aber dann reichten die Drohgebärden von Buddy Kavanaugh und seinen Komplizen aus, um die aufgebracht Meute auseinander zu treiben. Hie und da gab es ein paar Handgreiflichkeiten und blaue Flecken, dann war die Sache für Kavanaugh und die anderen Schläger erledigt. Wahrscheinlich einer der leichteren Jobs, die diese Burschen zu erledigen hatten.

Die Kerle begannen die Werkzeuge einzusammeln und in einen Wagen zu laden. Eine geschlagene halbe Stunde musste ich mir das ansehen. Zeit genug, sich zu überlegen, wie ich jetzt vorging.

Ich blieb zunächst in meinem Wagen und wartete einfach ab. Der einzige, der mich hätte erkennen können, war Buddy Kavanaugh.

Aber der war schwer beschäftigt. Als die Werkzeuge eingeladen waren, stieg die Schlägermannschaft wieder ein. Der Bauleiter nahm in dem Packard Platz, während Buddy Kavanaugh im Packard zu finden war. Ich musste mich entscheiden, wem ich folgte, falls die Wagen nicht dasselbe Ziel hatten und entschied mich für Kavanaugh.

Er war der entscheidende Mann. Bei ihm hatte ich schließlich die Klunker gefunden. Ich war froh meine Waffe dabei zu haben.

Andernfalls hätte ich einer weiteren Begegnung mit dem Riesen mit sehr gemischten Gefühlen entgegen gesehen.

Die drei Wagen starteten. Ich ließ sie anfahren und gab ihnen einen kleinen Vorsprung, ehe ich meinen Plymouth startete und ihnen folgte, ich holte sie schon wenige Blocks weiter wieder ein.

Anschließend ging es kreuz und quer durch die West Side. Vor einem mehrstöckigen Gebäude aus roten Ziegelsteinen, dessen Fassade teilweise von Wein zu gewuchert war, hielt der Ford vom Typ Model T an.

Ich verlangsamte das Tempo.

Kavanaugh stieg aus. Er ging auf das Haus zu, dessen Nummer ich mir merkte. Es war immer noch Zeit, Kavanaugh einen Besuch abzustatten. Ob er sich in meinem Fall darüber freute, war ohnehin höchst fraglich.

Ich folgte den beiden anderen Fahrzeugen. Der Ford überholte meinen Plymouth schließlich und holte zu den anderen beiden Fahrzeugen auf.

Ich versuchte einigermaßen unauffällig den drei Fahrzeugen zu folgen.

Schließlich hielten sie bei einem Firmengelände. Madison & Sons hieß die Firma und sie gehörte unzweifelhaft dem Baugewerbe an.

Das war schon anhand der säuberlich geschichteten Stapel an Ziegeln und Sandsteinen zu sehen. Dort wurden die Werkzeuge abgeladen.

Ein Mann mit heller Schiebermütze begrüßte sie. Seine Gehabe nach war er der Chef auf dem Gelände. Ein paar weitere, zumeist recht junge Männer halfen beim Ausladen der Werkzeuge.

Als das erledigt war, fuhren die Wagen samt Insassen wieder davon.

Feine Helden seid ihr!, dachte ich bitter. Welche Kunst gehörte schon dazu, eine Mannschaft anzuheuern, die mit Baseballschlägern dafür sorgt, dass die Unzufriedenheit nicht offen geäußert wird.

Ich wartete, bis alle weg waren. Den Plymouth hatte ich am Straßenrand geparkt. Er wurde halb von einem wuchernden Strauch verdeckt. Außerdem verhielt ich mich so unauffällig wie möglich.

Ich stieg aus und ging auf das Firmengelände.

Ein junger Mann sprach mich an.

„Hey, was wollen Sie hier?“

„Wo finde ich Mister Madison?“, fragte ich.

„Ich bin Mister Madison, Mister Greg Madison junior. Was wollen Sie?“

„Haben Sie den Namen Gilbert Sullivan schon mal gehört?“

Er erschrak sichtlich und sah mich plötzlich an wie ein exotisches Tier.

Ich hatte das Gefühl, in ein Wespennest gestochen zu haben. aber schließlich war ja auch hier, um Wind zu machen.

„Mister Sullivan schickt Sie? Aber...“

Ich widersprach ihm nicht.

„Aber was?“

Er schluckte. „Diese Dinge regelt mein Dad. Ich werde ihn am besten holen gehen.“

„Und ich werde Sie am besten zu ihm begleiten.“

Er schluckte erneut. Der letzte Rest an Gesichtsfarbe war jetzt verschwunden. Der arme Kerl war nicht einmal mehr zu einer Antwort fähig, sondern nickte nur noch stumm. Mister Sullivan musste einen überwältigenden Ruf besitzen.

Madison junior führte mich in das Büro.

Der Seniorchef saß an einem Schreibtisch und ordnete Belege in eine Akte ein.

„Mister Madison?“, fragte ich.

„Das ist ein Mann, den Sullivan schickt!“, sagte der Sohn.

Madison senior war Anfang fünfzig, hatte graues, schütteres Haar, das noch etwas rot durchwirkt war und grüne Augen. Die Sommersprossen um die Nase wirkten ziemlich verblasst. Vor zehn oder zwanzig Jahren hatte er wahrscheinlich wie ein Bilderbuch-Ire ausgesehen. Eine selbst gedrehte Zigarette steckte in seinem rechten Mundwinkel und qualmte vor sich hin. Der volle Aschenbecher verriet, dass der Begriff Zigarettenpause in seinem Fall wahrscheinlich die kurze Pause zwischen zwei Zigaretten bezeichnete.

Seine Augen wurden schmal, als er mich musterte.

„Ich kenne Sie nicht.“

„Es geht um den Block, zu dem Sie gerade Ihr Rollkommando geschickt haben...“

„Ja und? Ich verstehe das jetzt nicht. Mister Sullivan hat mir doch selbst angeboten, dass er seine Jungs schickt, um Ärger zu vermeiden...“

Mir war inzwischen einiges klarer. Sullivan hatte offenbar den Daumen auf Madison & Sons. Es hätte mich gewundert, wenn das die einzige Baufirma gewesen wäre, die unter seiner Kontrolle stand.

Ob Sullivan in direktem Auftrag von Seamus O’Donovan handelte oder einfach nur mit dessen wohlwollender Duldung, kam letztlich auf dasselbe hinaus. Dies und die Tatsache, dass er wahrscheinlich genauso wie McCormick und Flaherty Geld in demselben Wohnungsbauprojekt stecken hatte, schuf eine deutliche Verbindung.

Einer war tot, einer verschwunden.

Der Gedanke lag da nicht ganz so fern, dass ich mich besser beeilte, wenn ich mit Nummer drei noch sprechen wollte.

„Am besten Sie beruhigen sich, Mister Madison“, schlug ich vor.

Die Devise konnte für mich im Moment nur lauten: Nichts Falsches sagen und mein Gegenüber nicht beim reden unterbrechen. Madisons Nerven waren so angespannt, dass mit etwas Glück so einiges aus ihm einfach herausplatzte, was er sich in gemütlicheren Zeiten vielleicht dreimal überlegt hätte.

„Beruhigen?“, echote er.

„Nützt doch keinem was, wenn Sie einen Herzkasper kriegen, oder?“

Madison atmete schwer. „Beruhigen? Sie sind gut!“ Am Rande seines Schreibtischs lag eine zusammengerollte Ausgabe der Chicago Tribune. Er warf sie mir entgegen, ich fing sie auf. „Da steht drin, dass die Stadt die Beträge, die McCormick illegal in die Beteiligungsgesellschaft hat einfließen lassen, zurückfordern wird.

Das Projekt, an dem wir gerade arbeiten, wird nie über den Rohbau hinauskommen und das, was wir schon fertig gestellt haben, wird vermutlich die Hälfte nicht mehr bezahlt werden können.“

„Die Zeiten sind hart“, sagte ich. „Da muss jeder sehen wie er durchkommt!“

„Ja, und das hat dieser McCormick wohl am besten von uns allen verstanden, indem er sich einfach aus dem Staub gemacht hat, dieser Bastard.“

„Wären Sie denn besser dran, wenn er jetzt hinter Gitter säße?“

Madison hatte inzwischen einen hochroten Kopf. „Vermutlich nicht. Es ist immer dasselbe. Leute wie ich bleiben auf dem Mist sitzen und die feinen Herren sehen zu, dass sie irgendwie ungeschoren aus der Sache herauskommen. Ich weiß nicht, ob Sie sich vorstellen können, was diese Pleite für mich bedeutet! Ich hatte mich auf das Projekt verlassen! Jetzt musste ich meine Leute nach Hause schicken und am Ende darf ich Mister Sullivan auch noch dafür bezahlen, dass er mir sein Rollkommando zur Verfügung gestellt hat!“

Ich zündete mir eine Lucky Strike an. Zwar war der Sauerstoffgehalt von Madisons Büro bereits auf einen Minimalwert gesunken und es hing so viel Rauch in der Luft, dass ich eigentlich nur kräftig atmen brauchte, um genug zu inhalieren, aber irgendwie mag ich Dinge nicht, die aus zweiter Hand sind.

„Mister Sullivan hat die gegenwärtige Krise auch tief getroffen“, sagte ich. „Davon bin ich überzeugt.“

„Seine Krokodilstränen soll er sich sparen und mir stattdessen die Sicherheitsgebühr für die nächsten drei Monate erlassen.“

„Dad!“, versuchte der Junior seinen Vater zu mäßigen.

Aber bei dem waren inzwischen ein paar Nervenstränge gerissen, die wohl nicht so einfach wieder zu flicken waren und ihn jedwede Vorsicht vergessen ließen.

„Ist doch wahr!“, fauchte er. „Schließlich bekomme ich ja auch keine Aufträge mehr von der Stadt, seit McCormick weg ist. Ich schätze, da stehe ich jetzt erstmal auf der schwarzen Liste!“

„Ich werde Mister Sullivan Ihr Anliegen ausrichten“, versprach ich. „Allerdings weiß ich nicht, wie er darauf reagiert.“

„Soll das 'ne Drohung sein?“

„Ich habe nichts dagegen, wenn Sie zur Polizei gehen!“

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