Читать книгу Phantom-Mörder - 12 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 54

Оглавление

9


Irgendwann mitten in der Nacht erwachte Linda. Sie hatte unruhig geschlafen. Träume hatten sie im Schlaf gequält, Träume, die vergessen waren, sobald sie die Augen aufschlug, die aber doch furchtbar genug gewesen sein mussten, um ihr den kalten Angstschweiß auf die Stirn zu treiben. Immer wieder hatte sie sich hin und her gewälzt und keine wirkliche Ruhe gefunden. Ein Geräusch ließ Linda vollends wach werden.

Sie brauchte einen Moment, um zu begreifen, was es war.

Schritte. Jemand ging mit tapsenden Schritten über den Flur, die sich anhörten, als hätte derjenige keine Schuhe an und würde barfuß über den gefließten Boden gehen.

Patrick! Das war ihr erster Gedanke, denn die Schritte kamen aus der Richtung, in der sein Zimmer lag. Linda stand auf. Sie fror, weil sie das Fenster offengelassen hatte. Mit wenigen Schritten war sie bei der Zimmertür und öffnete sie.

Die Tür knarrte furchtbar und Linda sah hinaus. Aber da gab es nichts zu sehen. Auch nicht, als sie das Licht im Flur angemacht hatte. Einen Augenblick lang glaubte sie schon, dass sie sich die Schritte vielleicht nur eingebildet hatte. Sie schloss die Zimmertür wieder und ging zum Fenster, um es ebenfalls zu schließen. Es war ihr jetzt einfach zu kalt geworden, so sehr sie die frische Luft auch eigentlich mochte, die vom Meer herkam.

Unten auf der Straße sah sie eine Gestalt,deren Gesicht für einen kurzen Moment vom Mondlicht beschienen wurde.

Es war Patrick.

Er war barfuß und ging mit langsamen Schritten weiter.

"Patrick!"

Sie schrie es förmlich vom Fenstersims hinunter, aber Patrick reagierte nicht. Seine Züge blieben starr, sein Kopf drehte sich nicht zu ihr herum. Und einen Augenblick später war er nur noch ein dunkler Schatten. Die Dunkelheit verschluckte ihn. Linda schlüpfte in ihre Schuhe und zog einen Pullover über ihr Nachthemd. Dann rannte sie hinaus auf den Flur. Sie eilte so schnell sie konnte die Treppe hinunter und öffnete die Haustür. Es war still draußen. Kein Lüftchen wehte und das Leben in der Stadt schien fast völlig in den Schlaf gesunken zu sein, so sehr, dass man jetzt sogar das Rauschen des Atlantiks ganz leise im Hintergrund hören konnte. Linda ließ angestrengt den Blick schweifen.

"Patrick!", rief sie noch einmal, bekam aber keine Antwort.

Sie überlegte fieberhaft, was sie tun sollte. Ihn jetzt suchen, halb angezogen in einer Stadt, die von Moslems bewohnt wurde und in der sie sich zudem nicht auskannte?

Tanger war wie ein einziges Labyrinth.

Sie ging ein Stück und rief noch einmal Patrick. Linda wandte sich in jene Richtung, in die sie Patrick hatte davongehen und verschwinden sehen. Sie rannte ein Stück, aber dann kam die nächste Kreuzung. Eine Gasse führte den Hang hinauf, eine breite Straße hinunter und eine nicht ganz so breite nach geradeaus. Und nirgends war jemand zu sehen.

Es war sinnlos. Linda atmete tief durch und fragte sich, was Patrick wohl zu dieser nachtschlafenden Zeit hier draußen suchen mochte. Noch dazu ohne Schuhe. Das war das seltsamste.

Hinter sich hörte Linda dann auf einmal Schritte herannahen.

Sie wirbelte herum und blickte direkt in den Schein einer Taschenlampe, so dass sie geblendet war. Nichts als einen dunklen, schattenhaften Umriss konnte sie erkennen.

"Wer sind Sie?", fragte sie.

Die Lampe wurde gesenkt.

"Haben Sie keine Angst, Linda", sagte dann eine warme, dunkle Stimme, die einigermaßen vertraut klang. "Ich bin es, Harald."

"Gott sei Dank."

Er kam näher. Das Mondlicht fiel in sein Gesicht, in dem sich die Verwunderung spiegelte, die er empfand.

"Ich habe Geräusche an der Haustür gehört und wollte nachsehen, was los ist", erklärte er. Seine Augen wurden schmal, als er auf Linda hinabblickte. "Sie hätte ich hier allerdings nicht erwartet, Linda. Was machen Sie hier mitten in der Nacht!"

"Patrick! Es ist wegen ihm! Er ist weggegangen!"

"Was?"

"Ich habe ihn gesehen. Er lief barfuß und völlig starr, wie ein..." Wie ein Roboter, so hatte sie sagen wollen, aber sie sprach es nicht aus, denn Harald zeigte auf einmal eine hektische Aktivität. Er ging ein paar Schritte in die eine und dann in die andere Richtung und ließ den Lichtkegel seiner Lampe kreisen.

"Wo ist er hingegangen?", fragte er knapp und aus seiner Stimme klang echte Besorgnis.

"Ich weiß es nicht!"

"Und Sie sind sich wirklich sicher, ihn gesehen zu haben und nicht irgend jemanden? Es gibt viele Menschen in Tanger, die auch in der Nacht auf der Straße leben und in Hauseingängen schlafen."

"Ich habe Augen im Kopf, Harald!"

Er atmete tief durch.

"Hoffnungslos", sagte er dann. "Gehen wir zurück, wir können nichts tun. Aber um sicher zu gehen, dass Sie sich wirklich nicht getäuscht haben, sehen wir nach, ob er nicht in seinem Bett liegt."

"Gut."

Sie gingen zurück zum Haus. Jaffar, der ebenfalls geweckt worden war kam ihnen entgegen.

"Was ist los, Mr. Storm?", erkundigte er sich.

"Jedenfalls hat niemand versucht einzubrechen", erklärte Harald düster.

Phantom-Mörder - 12 Strand Krimis

Подняться наверх